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Normtest

Minolta CLE

Exklusives Unikum

Aus dem Rahmen fällt die Minolta CLE als Sucherkamera mit Leuchtrahmen, Meßsucher und Wechselobjektiven.

Sie kann ihre Abstammung nicht verleugnen und versucht es auch gar nicht erst. Wozu auch, wenn sie sich der nicht zu schämen braucht. Auf Ahnen mit gutem Ruf kann man stolz sein und dazu noch davon profitieren. So erinnert bei der neuen Minolta CLE das "CL" an die Abstammung von der Leitz/ Minolta CL und das "E" steht für die neu hinzugekommene Elektronik. So hat Minolta mit der CLE eine Kamera geschaffen, die in der Summe ihrer technischen Details mit keiner anderen Kamera vergleichbar, also ein Unikum ist.
Hinterließ das Ende der Leitz/Minolta CL schon eine schmerzliche Lücke für die Liebhaber, umsomehr wurde von vielen das Fehlen einer derartigen Kamera, kombiniert mit den neusten technischen Finessen, bedauert. In diese Lücke will Minolta mit der CLE stoßen und hofft, daß damit nicht nur Prestigegewinn, sondern auch ein in Mark und Pfennig zahlbarer erzielt wird. Denn Kamera und Preis sind - derzeit zumindest gleichermaßen prestigeträchtig.

Funktionen

Bei der CLE handelt es sich um eine Meßsucherkamera mit elektronisch gesteuertem Schlitzverschluß, Lichtmessung durch das Objektiv, automatischer Belichtungszeitensteuerung nach Blendenvorwahl, manueller Zeiteinstellmöglichkeit, automatischer TTL-Blitzsteuerung (mit entsprechendem Systemblitzgerät) und, last not least, Wechselobjektiven. Die Einstellung auf Automatik oder von festen Verschlußzeiten erfolgt mit dem von anderen Minolta-Kameras bekannten Verschlußzeitenring, der den ebenfalls bei anderen Minoltas zu findenden "touch-switch"-Auslöser umgibt. Dieser aktiviert bei leichter Berührung mit dem Finger auch das Belichtungsmeßsystem und die Zeitenanzeige im Sucher. Am Verschlußzeitenknopf wird durch Anheben des äußeren Rändelringes auch die Filmempfindlichkeit eingestellt. Außerdem dient er noch, nach Entriegelung der Automatikposition, als Belichtungskorrekturring. Die automatische TTL-Blitzsteuerung mit dem Auto-Electroflash CLE funktioniert nur in der A-Einstellung, nicht bei abgeschalteter Kameraautomatik. Die zentrale Ein- und Ausschaltung erfolgt über einen Schieber an der Frontseite der Kamera, über den auch der Selbstauslöser eingeschaltet wird.

Belichtungsautomatik

Die Zeitautomatik der CLE arbeitet nach dem Direkt-Meßprinzip auf der Filmebene, wie es bei den Spiegelreflexkameras die Olympus-Modelle OM-2 und OM-1 0 sowie die Pentax LX tun. Bei der Zeitautomatik (und auch bei der Blitzautomatik) mißt eine Silizium-Fotodiode mit vorgeschalteter Sammellinse/Spiegel-Kombination mittenbetont integral bei Arbeitsblende auf dem Reflexpunktmuster und bei entsprechend langen Belichtungszeiten - auch auf der Filmoberfläche. Die Wirkungsanteile bei den einzelnen Zeiten werden von Minolta wie folgt angegeben:

Diese Werte bestätigten sich auch bei den NORMTEST-Messungen. Die Automatikzeiten werden stufenlos im Bereich zwischen 1/1000 s und 1/2 s gebildet. Ober diesen vom Hersteller angegebenen Rahmen hinaus steuert die CLE auch noch Zeiten bis 4 s innerhalb der DIN-Norm, aber mit zunehmender Tendenz zur Unterbelichtung. Im angegebenen Bereich arbeitet die Automatik sehr gradlinig, bei der Testkamera rund 1/3 EV-Stufe unter dem Sollwert. Damit werden die zulässigen Toleranzen nur bis zu Hälfte ausgenutzt. Kürzere Zeiten als 1/1000 s werden nicht gebildet. Mit ihrem Meßbereich (bei [SO 100/21xGRADx und f/2) von EV 3 - 18 und der Filmempfindlichkeitseinstellung von ISO 25/15xGRADx bis 1600/33xGRADx liegt die CLE im Rahmen des mittlerweile üblichen. Der Belichtungskorrekturring erlaubt die gezielte Ober- oder Unterbelichtung bis zu je 2 Stufen in 1/2 EV-Stufen. Diese Möglichkeit besteht auch bei den höchsten und niedrigsten Empfindlichkeiten. Damit hebt sich die CLE positiv von vielen anderen Kameras ab.
Die Belichtungskorrektur funktioniert auch bei der Blitzbelichtung. Überhaupt ist das Blitzgerät Auto-Electroflash CLE in das Belichtungssystem integriert. So erfolgt die Blitzauslösung nur, wenn die von der Automatik ermittelte Verschlußzeit 1/60 s oder länger ist. So die Herstellerangabe. Die effektive Blitzsynchronisationszeit beträgt allerdings 1/42 S und ist damit zu lang. Die Belichtung wird über die Blitzdauer gesteuert. Diese liegt zwischen 1/40000 und 1/3000 S.

Manuelle Verschlußzeiten

Von Hand sind an der CLE die Zeiten von 1/1000 s bis 1 s und "B". Dabei handelt es sich um eine reine Zeiteneinstellung, nicht um eine Nachführmessung. Die Zeiten werden sehr genau eingehalten, die Abweichung beträgt maximal 1/6 EV-Stufe und ist damit in der Praxis nicht mehr feststellbar. Die am Verschlußzeitenknopf rot markierte X-Synchronisationszeit 1/60 s ist, wie die X-Zeit bei vielen Kameras, zur Sicherheit etwas länger gehalten.

Sucher

Der Sucher macht die eigentliche Besonderheit der Minolta CLE aus. Denn einmalig wird die Kamera durch die Verbindung der übrigen Ausstattung - die an Spiegelreflexkameras erinnert - mit einem Leuchtrahmen-Meßsucher. Das bedeutet, das Motiv wird nicht durch das Objektiv betrachtet, sondern durch einen zusätzlichen Sucher. Das bringt im Vergleich zu SLRs einige Besonderheiten mit sich.
So fällt zuerst das leise Auslösegeräusch auf. Der laut und deutlich hörbare Spiegelschlag der SLRs entfällt. Der Sucher ist immer gleichmäßig hell, unabhängig von der Lichtstärke des verwendeten Objektivs oder der eingestellten Blende. Das macht die CLE besonders geeignet für Aufnahmen unter schlechten Lichtverhältnissen. Der Nachteil der Sucherkamera: der Sucher zeigt immer das gleiche Bild, unabhängig vom verwendeten Objektiv. Daher wird die Bildfeldbegrenzung durch Leuchtrahmen markiert. Bei der CLE ist der äußere Rahmen für das 28-mm-Weitwinkelimmer im Sucher sichtbar. Wird statt des 28ers das 40-mm-Standardobjektiv oder das 90-mm-Tele eingesetzt, so wird die jeweilige Bildfeldbegrenzung automatisch eingespiegelt. Beim Einsetzen der kurzen Brennweiten ist darauf zu achten, daß die Entriegelungstaste nicht gedrückt wird, weil sonst bei 'Drehung der Objektive bis zum Anschlag die Bildfeldbegrenzung für 90mm Brennweite eingeblendet wird. Die Sichtbarkeit der Leuchtrahmen läßt manchmal zu wünschen übrig, vor allem bei hellen Motivbereichen. Das gilt besonders für die spärlichen 90-mm-Begrenzungsecken. Die Übereinstimmung der Sucherrahmen mit dem tatsächlich erscheinenden Bild auf dem Film ist sehr gut. Gute Übereinstimmung auch bei kurzen Entfernungen ist auch durch den automatischen Parallaxenausgleich gewährleistet. Das Fokussieren geschieht mit Hilfe eines Mischbildentfernungsmessers. Der Motivbereich in dem kleinen zentralen Feld wird seitlich versetzt doppelt abgebildet, solange die Entfernung nicht richtig eingestellt ist. Bei Motiven mit markanten Linien am oberen und unteren Meßfeldrand kann man sich wie bei einer SLR am Schnittbild orientieren, ansonsten zeigt das Verschwinden der Doppelkonturen im Meßfeld die richtige Entfernungseinstellung an. Das kann allerdings Schwierigkeiten mit sich bringen, wenn der Motivbereich fein oder regelmäßig strukturiert ist, z.B. bei Laub oder einem Gartenzaun. Für den Mischbildentfernungsmesser besitzt die CLE eine zweite Fensteröffnung rechts oberhalb des Objektivs. Durch diese große Meßbasis von 49,6 mm (effektiv 28,9 mm) ist eine sehr gute Einstellgenauigkeit gegeben. Bei Hochformataufnahmen kann es dabei leicht passieren, daß das Meßfenster mit dem Finger verdeckt wird.
Links oberhalb des Sucherbildes zeigen 10 rote LEDs die Automatikverschlußzeiten sowie die Bereichsüber- bzw. unterschreitung an. Beim Blitzen mit dem Electroflash CLE signalisiert das Blinken der LED für 1/60 S die Blitzbereitschaft.

Objektive/Anschluß

Für die CLE bietet Minolta derzeit drei Objektive an, für die auch die Leuchtrahmen im Sucher sichtbar sind. Der Anschluß der M-Rokkor-Objektive erfolgt über das Leitz/Minolta-CL-Bajonett mit einer 30' Drehung. Alle drei besitzen das gleiche Filtergewinde von 40,5 mm, Die kürzeste Aufnahmeentfernung liegt mit dem 90-mm-Tele bei 1 m, mit dem 40-mm- und dem 28-mm-Weitwinkel-Objektiv bei 0,8 m. Kürzere Entfernungen wären wegen der zu großen Sucherparallaxe nicht sinnvoll.
Da die Objektive im Gegensatz zu SLR-Objektiven keine Übertragungselemente für die automatische Springblende und Blendensimulation benötigen, können sie sehr viel leichter gehalten werden. So wiegen alle drei Objektive zusammen nur wenig mehr als 500 Gramm. So kommt eine komplette Ausrüstung von Kamera mit Objektiven auf weniger als 1000 Gramm.
Vorhandene Objektive zur Leica CL und zu M-Leicas können zum großen Teil auch an der Minolta CLE verwendet werden, einige allerdings mit Einschränkungen, z. B. Sucherbild-Beschnitt oder kein Leuchtrahmen. Genaue Auskünfte sind auf Anfrage bei Minolta erhältlich.

Sonstiges

Der Filmtransport der CLE ist nur manuell möglich. Ein Winderanschluß ist nicht vorgesehen. Der Transporthebel ist in Areitsposition um 30xGRADx ausgewinkelt, der Transportschwung selbst wird mit einer 130xGRADx-Bewegung ausgeführt. Die Rückspulkurbel sitzt im Kameraboden und öffnet die Rückwand, indem sie herausgezogen und zusätzlich kurz in Rückspulrichtung gedreht wird. So wird unbeabsichtigtes Öffnen vermieden.
So modern die CLE auch insgesamt ist, an der Konstruktion der Filmaufwickelspule ist die technische Entwicklung spurlos vorübergegangen, Der Ausdruck "Fummelei" ist zwar in keiner Norm festgehalten, beschreibt aber die Prozedur beim Filmeinlegen in die CLE sehr treffend. Der Auslöseweg des "touch-switch" ist mit 1 mm recht kurz. Da der Knopf aber nicht hervorragt, besteht kaum die Gefahr einer versehentlichen Auslösung steht der Hauptschalter auf "Off", ist das sowieso nicht möglich.

Plus und Minus

Plus

präzise Belichtungsautomatik
kleine und leichte Systemkamera
heller Sucher
leise

Minus

Leuchtrahmen für 90 mm schlecht erkennbar
Mischbild-E-Messer nicht immer deutlich
Filmeinlegen umständlich

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