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Artikel

2001

Kameras Neuvorstellung

Kamera mit Charakter

Pentax MZ-S

Mit der MZ-S meldet sich Pentax IN DER Ersten SLR-Liga Zurück. Horst Gottfried konnte erste praktische Eindrücke vom neuen Pentax-Flaggschiff gewinnen.

Auf der letzten photokina machte die Pentax MZ-S auf ihrem Sockel hinter Glas nicht nur überzeugten Pentax-Fans den Mund wässrig. Die ungewöhnliche Form des Prototyps mit seiner nach hinten abgeschrägten Oberseite symbolisierte schon optisch einen Neuanfang in der Oberklasse. Der war auch dringend nötig, denn während diverse handlich-schnuckelige MZ-Modelle seit einiger Zeit vor allem Spiegelreflex-Ein- und Aufsteiger erfreuen, begeisterte die in die Jahre gekommene Pentax Z-1P kaum ambitionierte Amateure und schon gar keine Profis.
Obwohl mit wichtigsten Hightech-Raffinessen gesegnet, ist die MZ-S nie verwirrend und zeichnet sich besonders durch die schnelle Zugriffsmöglichkeit auf wichtige Funktionen aus. „Hybrid Control" nennt Pentax den Mix aus Tastendruck und analogen Bedienungselementen.
Nach dem Einschalten über den griffgünstig am Auslöser gelegenen Hauptschalter präsentiert sich alles Nötige jetzt wie auf einem Armaturenbrett. Filmtransportschalter auf Einzelbild, Belichtungsartenschalter auf 6-Feld-Messung das dürfte im Normalfall die Grundeinstellung der kleinen, aber griffigen Drehschalter oben rechts sein. Beim Filmtransport stehen Serienbelichtung mit 2,5 B/s oder Selbstauslöser zur Wahl, bei der Belichtung mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Der direkte Zugriff auf die Mess- und Filmtransportart sorgt gleichzeitig dafür, dass das LC-Display weniger überfrachtet wird, weil so schon mal sechs Symbole weniger dort auftauchen.
Jetzt reicht ein Blick auf den großen Drehknopf links vom Sucherprisma der Pentax MZ-S zur Kontrolle, ob sich die beiden grünen Nullen gegenüber stehen, dann kann das Fotografieren normalerweise losgehen. Gut, dass die Nullen grün und einigermaßen groß sind, so dass Brillenträger und über 50-jährige sie problemlos erkennen können. Das lässt sich von einigen anderen am linken Rad versammelten Symbolen nicht so ohne weiteres sagen.

Autofokus

Nach Antippen des Auslösers erscheint jetzt im LC-Display und im Sucher die von der Programmautomatik gewählte Zeit-/Blenden-Kombination. Zugleich schnurrt der Autofokus schnell und präzise wie noch nie zuvor bei Pentax zum scharfen Bild. Aus fünf waagerecht nebeneinander angeordneten Messfeldern und einem sechsten oberhalb des zentralen Felds sucht sich das AF-System seinen Schärfepunkt. Für welchen es sich entschieden hat, kann der Fotograf in einer Anzeige unterhalb des Sucherbildes erkennen. Die automatische Messfeldwahl entschied sich zumeist für das mittlere oder das darüber liegende Feld. Damit sie sich für eines der seitlichen Felder entscheidet, musste ein Motivdetail dort schon mit höherem Kontrast auf sich aufmerksam machen. Hier dürfte die MZ-S in klassischen Porträt-Situationen ein bisschen mehr Mut zu einer dezentralen Entscheidung zeigen. Ansonsten ließ sich der Autofokus trotz Verzicht auf einen Kreuzsensor von schwierigen Motiven nur selten irritieren.
Das Konzept der schnellen Direktwahl gilt auch für den Autofokus. Einzelbild-AF mit Schärfepriorität und kontinuierliche Fokussierung mit Schärfenachführung stehen zur Wahl. Auch bei letzterer blieb das AF-System gerne bei den mittleren Messfeldern, eine Übergabe von einem Messfeld zum anderen bei einem schräg durchs Bild fahrenden Objekt war nicht feststellbar, und Pentax verspricht dies in seinen Unterlagen zur MZ-S auch nicht. Wer die Wahl des Fokuspunktes nicht der Automatik überlassen will, kann selbst schnell ein AF-Feld vorwählen. Findet der Sensor dort die Schärfe nicht, versucht es die MZ-S mit einem benachbarten AF-Feld.

Programmautomatik

Die Programmautomatik der MZ-S wird prinzipiell brennweitenabhängig gesteuert. Der Fotograf kann jedoch wählen, ob er eine kurze Zeit oder Schärfentiefe bevorzugt. Wer sich da nicht entscheiden kann, wählt am besten das MTF-Programm, bei der sich die MZ-S an dem orientiert, was ihr der Chip jedes einzelnen FA-Objektivs als jeweils am besten geeignet für die optimale Qualitätsausnutzung vorgibt.
Einen klassischen Programmshift sucht man bei der MZ-S vergebens. Das macht aber nichts, denn wer es mit einem Dreh an dem rechten Einstellrad versucht, findet sich unversehens bei Blendenautomatik mit Zeitvorwahl wieder, was praktisch denselben Effekt hat. Ein kleiner Druck auf die Taste mit dem grünen Punkt zwischen Einstellrad und Auslöser bringt einen, falls gewünscht, sofort zur Programmautomatik zurück. Der Weg zur Zeitautomatik mit Blendenvorwahl geht ebenfalls direkt ohne Umweg über ein Menü, in dem man, wie seit zig Jahren bewährt, den großen Blendenring des Objektivs aus der arretierten „A"-Position auf den gewünschten Blendenwert dreht. In allen Arten umfasst der Zeitenbereich 1/6000 s bis 30 s. Und ganz gleich, welche Belichtungssteuerung man nutzt, die Abblendtaste zur Schärfentiefenkontrolle funktioniert immer, und dank ihrer günstigen Positionierung direkt am Auslöser ist es ein Vergnügen, sie öfter mal zu benutzen.
Mit Belichtungs- und Fokus-Speichertaste, deren Funktion über die Individualfunktionen ebenfalls variiert werden kann, stehen dem MZ-S-Nutzer weitere klassische Instrumente fotografischer Selbstverwirklichung zur Verfügung. Als besonders gelungen erweist sich in der Praxis die Belichtungsreihenautomatik, die im sofortigen Zugriff am linken Einstellrad in halben oder ganzen Lichtwertstufen aktiviert und zudem logisch mit einem Belichtungskorrektur-Faktor kombiniert werden kann. Per Individualfunktionen ist vorher wählbar, ob drei oder fünf Belichtungsvarianten gemacht werden sollen. Alles, was in diesem Zusammenhang passiert, kann auf der praktischen Analogskala für Belichtungsabweichungen im Sucher kontrolliert werden. Beim Blitzen mit dem integrierten Mini-Blitz fallen die 24-mm-Weitwinkel-Ausleuchtung sowie die ausgewogene und gleichmäßige Blitzbelichtung positiv auf. Dazu kommt noch die Möglichkeit zum kabellos gesteuerten TTL-Blitzen mit externem Systemblitzgerät. Die kürzeste X-Synchronisationszeit von 1/180 s ist in dieser Klasse allerdings knapp unter Durchschnitt. Darüber tröstet auch die Möglichkeit zur High-Speed-Synchronisation bis zu 1/6000 s nicht hinweg.
Ergänzt wird die Ausstattung der MZ-S durch insgesamt 19 mehr oder weniger sinnvolle Individualfunktionen zur persönlichen Kamerakonfiguration. Ungewöhnlich ist die MRC-Rückspulfunktion, die die Filmlasche außerhalb der Patrone lässt und den Wechsel teilbelichteter Filme mit späterem automatischen Wiedervorspulen zu einer vom Fotografen einzugebenden Bildnummer ermöglicht. Intelligent ist die Lösung, Zeit, Blende, Mess- und Belichtungsart, -korrektur und -reihe fein säuberlich am Filmrand zwischen die Perforation einzubelichten.
Abgerundet wird die saubere Leistung der Pentax MZ-S durch ein Metallgehäuse, das auch mal gröbere Behandlung nicht gleich übel nimmt. So sind bei einem Preis von knapp 2000 Mark gute Voraussetzungen gegeben, dass das präzise, trockene Auslösegeräusch der MZ-S demnächst bei ambitionierten Fotografen öfter zu hören sein wird.

Plus UND Minus

Plus 

+ vielseitige und sichere Belichtung 

+ zügiger Autofokus 

+ überzeugendes Bedienkonzept (Belichtungsmessung/-steuerung; AF- und Filmtransport-Wahl; Belichtungskorrektur und -reihenautomatik; Schärfentiefenkontrolle) 

+ kabellose TTL-Blitzsteuerung 

+ Belichtungsdaten-Aufzeichnung am Filmrand und Databack serienmäßig

Minus 

- kein AF-Kreuzsensor 

- max. 2,5 B/s (serienmäßig) 

- kürzeste X-Synchronzeit 1/180 s 

- kleine Schrift am Belichtungskorrekturrad

Fazit

Horst Gottfried

Mit der MZ-S knüpft Pentax wieder an bewährte Traditionen aus besseren Zeiten an. Das neue Pentax-Topmodell im eigenständigen, handlichen Gehäusedesign überzeugt mit einem Konzept, das zum aktiven Fotografieren animiert. Dabei brilliert die MZ-S nicht mit technologisch wegweisenden Pionierleistungen, sondern präsentiert sich als praxisgerecht aktuell ausgestattete Kamera, die kaum Wünsche offen lässt. Dem Praktiker bringt das durchdachte Bedienungskonzept mehr, als es ein Dutzend AF- und Belichtungsmessfelder zusätzlich tun würden oder eine Schärfeverfolgung quer durch das Bildfeld, die doch meist aussteigt, wenn sich ein Radfahrer auf weniger als fünf Meter nähert. Für zusätzliche Attraktivität sorgen neue Objektive wie das 3,5-5,6/24-90-mm-Zoom.

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