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Alexander Borell Kommentar

Ricoh AD-1

Zu Lande, zu Wasser und überall

Sie, die neue Ricoh AD-1, ist ein frappanter Knirps und keineswegs nur eine leichte Taschenkamera, was sie obendrein ist. Drei Merkmale sind besonders interessant und - einmalig funktionell!

Manche von Ihnen erinnern sich noch an die inzwischen schon fast legendäre Robot-Kamera: sie war - für damalige Verhältnisse - sehr klein und besaß einen "Federwerk-Motor". Man zog dieses Federwerk einfach auf und hatte rund ein Dutzend Aufnahmen hintereinander in schneller Folge. Selbstverständlich war der ganze Motor samt Feder in die Kamera integriert, und da man so gut wie alle 12 Aufnahmen hintereinander verschoß, hatte man zwischendurch Zeit genug, das Federwerk wieder zu spannen. Alles, was sich heute zugunsten des Winders sagen läßt - von der Serie bis zum raschen zweiten Schuß - hatten wir damals schon im Robot, nur ohne Batterien, ohne zusätzlichen Anbau. Offensichtlich war den Japanern ein Federwerk zu einfach, sie wollten's lieber technischer und komplizierter, weshalb sie uns mit dem Winder beglückten, den allerdings kein Fotograf heute mehr missen möchte. Aber wieviel einfacher das - und wieviel Raum- und Geld sparender! mit einem Federwerk-Motor erreichbar gewesen wäre, zeigt uns jetzt rund dreißig Jahre nach der Robot Kamera, die Firma Ricoh, hierzu lande weniger wegen großer Umsätze bekannt, als vielmehr wegen einiger intelligenter Einfälle. An einem griffigen Rändelrad unter der Kamera ziehen Sie das Federwerk auf, wie eine Uhr, hin und zurück, ohne abzusetzen und bis zum geht nicht mehr.
Den zweiten Pluspunkt bekommt Ricoh für den kleinen "Betriebsartenschalter" an der Kamera-Vorderfront: Steht er oben, wird ein "S" frei für "single", und der Motor stoppt nach jeder Aufnahme, der Film wird sofort transportiert, was sich ganz nach "Winder" anhört. Stellen Sie den Schalter hingegen nach unten, wird ein rotes "C" frei, (continous!), und Sie lösen eine Serie von ca. 10 Aufnahmen aus (2 pro Sekunde!). Den dritten Pluspunkt bekommt die Ricoh AD-1 für die Möglichkeit, ohne jeden Aufwand als Data-Kamera verwendet werden zu können:
Sie programmieren ihre Daten mittels kleiner Rädchen ein, und wenn Sie einen gelben Schieber auf "Date" stellen, wird Jahr, Monat und Tag rechts unten auf Negativ oder Dia einbelichtet, was man selbstverständlich auch lassen kann.
Haben Sie das Datum eingestellt, leuchtet im Sucher ein rotes "D", um Sie zu warnen, falls Sie es lieber ohne Datum hätten. Dieses "D" leuchtet übrigens auch dann, wenn Sie auf den Testknopf drücken und die Batterien (2 Knopfzellen 1,5 Volt) in Ordnung sind.
Die Batterien speisen die Belichtungsautomatik, die sich von 1/30 Sekunde bis zur 1/250 automatisch reguliert. Das bedeutet, daß diese kleine Kamera keine langen Zeiten bringt, also für Nachtaufnahmen kaum in Frage kommt, aber mit einem 400 ASA-Film schafft sie noch trübes Wetter. Wenn das Licht nicht mehr reicht, leuchtet es rot im Sucher, dann muß man blitzen.
Wenn Sie das Ricoh Speedlite 120 verwenden, stellt sich beim Einschieben der Verschluß selbsttätig auf 1/30 Sekunde; Sie schätzen dann die Entfernung, stellen Sie am Objektiv ein, (unten, -oben stellen Sie nach Entfernungs-Symbolen ein) und blitzen. Liebenswürdigerweise hat Ricoh das so konstruiert, daß Sie - bei gleicher Automatikfunktion jedes Blitzgerät verwenden können, das Leitzahl 12/21 DIN hat. Wollen Sie ein anderes Blitzgerät verwenden, finden Sie in der handlichen und deutlichen Übersicht der Bedienungsanleitung die entsprechenden Daten.
Der Leuchtrahmen in dem hellen Sucher ist deutlich zu erkennen, ebenso die Parallaxe-Markierung für Aufnahmen bei 1 Meter Distanz. Das Zählwerk zählt aufwärts bis 37, bei Filmende bleibt der Motor stehen. Im Auslöser findet sich das Gewinde für einen Drahtauslöser; der mechanische Selbstauslöser schnurrt ca. 10 Sekunden lang, und wenn Sie die Kamera auf dem Stativ - den Schalter versehentlich auf "C" stehen haben, bekommen Sie etwa 1 0 perfekte Überraschungsaufnahmen von sich und Ihrer Familie.
Die Aufnahmen mit dem Rikenon (wenn sich nur wüßte, warum man Ricoh mit "c" schreibt, und Rikenon mit "k"!) sind scharf und farbrichtig, man kann sie ohne weiteres in Serien von Spitzen-SLR-Kameras hineinschmuggeln, niemand merkt etwas. Zusätzlich gedacht: Der Federwerkaufzug zeigt an, welche Federspannung noch vorhanden ist; zum Filmrückspulen müssen Sie eine rote Marke einstellen, den Rückspulknopf drücken, und dann läuft u. U. das Federwerk sirrend ab. Kein Grund zu erschrecken.
Soviel über diese kleine Ricoh AD-1 zu Lande. Es macht Spaß, mit ihr zu fotografieren, und es wird manchen Fotografen geben, der sie sich schon deshalb anschafft - oder als bequeme Zweitkamera zulegt - weil sie das gleiche kann, wie die Winder-Kollegen, aber keine Batterien frißt. Nun aber wird's interessant, wir gehen ins Wasser!

Ricoh Marine AD

Direkt zu der AD-1 und ausschließlich für sie hat Ricoh ein Unterwassergehäuse geschaffen, ebenso pfiffig wie die Kamera.
Es ist zwar in der Hand ein ganz schöner Brocken, aber dafür können Sie mit Ihrer Kamera 30 Meter (!) tief tauchen, ohne daß Ihnen der Angstschweiß die Brille beschlägt.
Die Handhabung des Gehäuses ist denkbar einfach: 
Sie öffnen es, klappen es auseinander und legen die AD-1 hinein, nachdem Sie an der Kamera den Übertragungsring für die Entfernungseinstellung angebracht haben. Sie schrauben dann die Kamera fest und schieben den Federwerk-Aufzug so hinein, daß er mit dem der Kamera kuppelt. Dann schließen Sie das Gehäuse und stecken den Unterwassersucher auf, der solide mit einer Schraube fest angezogen wird. Und nun können Sie ins Wasser!
Die Auslösung erfolgt so, wie Sie es vorher an der Kamera programmiert haben, also entweder Serie oder Einzelbild. Im Wasser können Sie also nicht umprogrammieren. In der Regel wird man deshalb auf "S" einstellen, um Einzelbilder zu erhalten. Die Entfernung läßt sich an dem griffigen Gehäusering so schwer einstellen, daß sich auch bei hartem Gebrauch nichts zufällig verstellen kann.
Zusätzlich ist an dem Gehäuse ein Blitzanschluß vorgesehen. Ricoh wird in absehbarer Zeit einen Spezialblitz dazu liefern können. Die Unterwasseraufnahmen werden einwandfrei; werden sie es nicht, liegt die Schuld entweder am trüben Wasser, an Überforderung der Belichtungsautomatik oder am Labor, das Ihre Bilder nicht richtig gefiltert hat, weshalb ich hochempfindlichen Dia-Film empfehle. Sie müssen für die Kamera AD-1 und das UW-Gehäuse Ricoh Marine ca. je DM 250,- rechnen.
Zugegeben: Nikon macht's noch besser und komfortabler, aber dafür auch erheblich teurer. Und die "Weathermatic" von Minolta ist billiger, aber dafür versaut Ihnen natürlich gelegentlich das Labor die kleinen Pocket-Negative. Somit liegt Ricoh mit diesem "Set" etwa genau richtig für Leute, die gern eine nette Kamera möchten, die hin und wieder schnorcheln oder tauchen, ohne darin ihren Lebenszweck zu finden. Und schließlich kann man mit dieser Kombination haufenweise Leute erschrecken, wenn man mit ihr auf dem Sportplatz im strömenden Regen unbekümmert Aufnahmen macht.

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