← Zurück
Artikel
Normtest
Canon AE-1 Programm
Alles Program-gemäß
Ob nun das Bessere des Guten Feind ist oder ein Verkaufshit der Modellpflege bedarf, damit er es auch weiterhin bleibt, sei dahingestellt. Wie die Aufwertung mit "Program" der AE-1 bekommen ist, untersucht dieser Test.
Als 1976 die Canon AE-1 vorgestellt wurde, ahnte wohl kaum jemand, weiche wichtige Rolle gerade diese Spiegelreflex im Laufe der Jahre einnehmen würde. Aber dieses Modell, das elektronische Bauelemente in einem bis dahin im Kamerabau nicht gekannten Maße verwendete, wurde zum Vorbild einer neuen Kamerageneration. Nicht zuletzt auch deswegen, weil Elektronik und modernste Fertigungsmethoden eine attraktive Preisgestaltung ermöglichen. So kam die Canon AE-1 bis dato auf über 4 Millionen verkaufte Exemplare und wurde damit zum meistverkauften Spiegelreflex-Modell überhaupt. Da aber auch die Konkurrenz nicht schlief, sah Canon nach nunmehr fast 5 Jahren den Zeitpunkt für eine Überarbeitung und Modellpflege gekommen. Mit der AE-1 Program wird jetzt eine Kamera angeboten, die all das von der AE-1 bekannte bietet und darüber hinaus vieles, was das Fotografenleben leichter und angenehmer macht. Damit hofft Canon, die mit der AE- 1 begonnenen Tradition ebenso erfolgreich fortsetzen zu können.
Funktionen
Kern des Belichtungssystem der AE-1 Program - die wir der Kürze wegen im folgenden als AE- 1 P bezeichnen wollen -ist, wie auch schon bei der AE-1, die Blendenautomatik. Am Blendenring des Objektivs wird die Einstellung "A" gewählt und am Verschlußzeitenring die gewünschte Verschlußzeit eingestellt. Die Belichtungsautomatik regelt dabei die Blende in ca. 1/8 Blendenstufen. Neu hinzugekommen ist die grün markierte "Program"-Einstellung am Verschlußzeitenring. Damit steuert die AE-1 nicht nur die Blende automatisch, sondern auch die Verschlußzeit. Dabei erfolgt die Programmsteuerung in der Weise, daß einer bestimmten Motivhelligkeit, ausgedrückt im Lichtwert (LW oder EV), eine ganz bestimmte Kombination von Zeit und Blende zugeordnet ist, natürlich in Abhängigkeit von der Filmempfindlichkeit. So ist z. B. die Blende 5,6 immer mit der 1/125 s gekoppelt. Diese Kombination wählt die AE-1 P mit 100 ASA/21 DIN-Film bei Lichtwert 12, während die gleiche Kombination mit 400 ASA/27 DIN Film bereits bei LW 10 automatisch eingestellt wird. Diese Art ist schon von der Canon A-1 bekannt.
Ergänzt werden Blenden- und Programmautomatik durch eine Belichtungskorrekturmöglichkeit über eine sogenannte Speicher- oder Memory-Taste. Wenn das Meßsystem durch Druck auf den Auslöser eingeschaltet ist, genügt ein Antippen der Speichertaste. Der in diesem Moment gemessene Wert bleibt dann gespeichert, solange der Auslöser gedrückt bleibt.
Eine weitere Möglichkeit der Belichtungsbestimmung bei der AE-1 P besteht mittels manueller Einstellung von Zeit und Blende, einer Art Nachführmessung. Dazu wird der Blendenring nach Druck auf einen Entriegelungsknopf aus seiner "A"-Position gedreht und die gewünschte Blende gewählt.
Auch eine Blitzautomatik gehört zu den Funktionen der AE- 1 P. Bei Verwendung eines entsprechenden Systemblitzgerätes wird die Blitzbereitschaft im Sucher angezeigt und die X-Synchronisationszeit von 1/60 S eingestellt. Die am Blitzgerät vorgewählte Blende wird daher auf die Kamera übertragen, wenn das Objektiv auf "A" steht.
Belichtungsmessung
Der Arbeitsbereich des Meßsystems der AE- 1 P wird von Canon mit EV 1 bis EV 18 angegeben. Bei der Testkamera reichte er sogar bis EV 0. Damit bleibt die AE-1 P geringfügig hinter der älteren AE-1 zurück, deren Meßbereich bis EV-2 reichte. Die Messung erfolgt mit einer gemäßigten Mittenbetonung, wie das Sucherdiagramm zeigt. Der Filmempfindlichkeitsbereich von 12 bis 36 DIN ist für die allermeisten Ansprüche völlig ausreichend.
Programmautomatik
Die Programmautomatik liefert im gesamten Arbeitsbereich gute bis sehr gute Belichtungsergebnisse. Mit dem Canon FD 1,4/50 mm beträgt die maximale Abweichung bei den niedrigen Belichtungswerten -1/3 Blendenstufe, bei den hohen +1/3 Blendenstufe. Damit sind die Abweichungen so gering, daß sie in der Praxis kaum ins Gewicht fallen Da die Verschlußzeiten sehr genau eingehalten werden, ergeben sich die Abweichungen in erster Linie aus der Blendenautomatik.
Blendenautomatik
Für die Genauigkeit der Blendenautomatik gilt ähnliches wie bei der Programmautomatik. Auch hier beträgt bei niedrigen Lichtwerten die Abweichung maximal -1/3 Blende, bei Blende 4 und kleineren Öffnungen liegt die Abweichung konstant bei nur 1/6 Blende. Der Vergleich der Kurvenlänge von Programmautomatik, Blendenautomatik und manuellen Verschlußzeiten macht noch einmal sehr schön deutlich, wieviel kleiner der Arbeitsbereich einer Blendenautomatik gegenüber einer Zeitautomatik ist.
Manuelle Verschlußzeiten
Der Kurvenverlauf im Diagramm der manuellen Verschlußzeiten zeigt, wie präzise der elektronisch gesteuerte Verschluß der AE-1 P arbeitet. Selbst die "größten` Abweichungen bei 1/500s (1/10 Blendenstufe) und 1/1000 S (l/6 Blendenstufe) sind nur meßtechnisch feststellbar.
Bei der manuellen Meßmöglichkeit der AE-1 P handelt es sich nicht um eine Nachführmessung im eigentlichen Sinne - diesen Anspruch erhebt Canon korrekterweise auch nicht - denn im Sucher wird bei manueller Zeitenwahl immer nur deutlich, weiche Blende die Automatik wählen würde, nicht aber, weiche Zeit und Blende effektiv eingestellt sind. So kann man nur eine Zeit einstellen, im Sucher sehen, welche Blende angezeigt wird, dann die Kamera vom Auge nehmen und die Blendeneinstellung außen am Objektiv vornehmen. Die Vorwahl einer Blende mit anschließender Zeitennachführung ist nur einem kleinen Kopfrechenkunststück möglich. Insofern ist es treffender, von einer manuellen Meßmöglichkeit statt von einer Nachführmessung zu sprechen, will man nicht allen echten Nachführmeßkameras unrecht tun.
Sucher/Anzeigen
Das vorher gesagte hängt natürlich untrennbar mit den Sucheranzeigen zusammen. Es ist bei der AE- 1 P die Folge davon, daß von den Belichtungsparametern im Sucher immer nur ein Blendenwert angezeigt wird, und zwar gerade der, der zur momentan eingestellten Zeit gehört. Die Skala der digital mit roter LED angezeigten Blendenwerte reicht dabei von 1 bis 32. Ist die Programmautomatik eingestellt, so leuchtet über der rechts außerhalb des Sucherbildes liegenden Blendenanzeige ein "P" auf grünem LED-Feld auf. Bei manueller Messung steht dagegen ein "M" auf rotem LED-Feld. Blitzbereitschaft schließlich wird durch ein Blitzsymbol auf grünem LED-Feld unterhalb der Blenden signalisiert, das nach erfolgter richtiger Belichtung mit den Canon Speedlite 188 A auch noch blinkt. Die Zeit ist in keinem Fall im Sucher zu sehen. Auffallend bei der AE-1 P und auch eine ihrer Stärken ist die neue Einstellscheibe. Von Mattscheibe kann man hier kaum noch reden. Sie ist in ihrer Helligkeit in Verbindung mit dem 1,4/50-mm-Objektiv durchaus Sucherkameras der Spitzenklasse vergleichbar. Hinzu kommt, daß bei der serienmäßigen Schnittbild/Mikroprismen-Einstellscheibe der Schnittbildindikator auch bei Blende 5,6 funktioniert. Wenn man sich Mühe gibt und genau in der optischen Achse in den Sucher blickt, tritt selbst bei Blende 16 die bekannte Abdunkelung einer Schnittbildhälfte nicht ein. Die Einstellscheiben sind auswechselbar. 8 verschiedene Typen stehen zur Verfügung, darunter eine völlig neuartige mit einem Kreuz-Schnittbildindikator, dessen senkrechte und horizontale Schnittkanten eine verblüffend sichere Fokussierung bei unterschiedlichsten Motivstrukturen erlauben. Das Auswechseln geschieht auf eine etwas ungewöhnliche Art und Weise mit Hilfe eines in der Form an einen Naßrasierer erinnernden Hilfsmittels. Das liegt der als Zubehör erhältlichen Einstellscheibe nebst ausführlich bebilderter Austauschanleitung bei.
Eine verriegelbare Abblendtaste erlaubt die visuelle Kontrolle der Schärfentiefe über die Einstellscheibe im Sucher.
Batterien/Verbrauch
Zur Energieversorgung sind bei der Canon AE- 1 P immer noch Batterien vom Typ PX-28 erforderlich. Bei der Entwicklung der Batteriepreise in den letzten Jahren erscheint das nicht mehr zeitgemäß. Vergleichbare andere Kameras begnügen sich - bei etwa gleicher Batterielebensdauer - mit nur zwei Knopfzellen, die nur die Hälfte kosten. Notwendig wird die PX-28 bei der Canon AE-1 P durch den überdurchschnittlich hohen Stromverbrauch. Die Werte liegen deutlich über dem NORMTEST-Mittelwert. Bei der Belichtungsmessung sind es 28 mA gegenüber durchschnittlich 14 mA, bei offenem Verschluß werden 35 mA gegenüber 28 mA verbraucht.
Die Batteriekontrolle erfolgt über einen kleinen Testknopf. Solange die Batterie über ausreichende Leistung verfügt, piept's, wenn man ihn drückt. Zum Schutz vor Fehlbelichtungen verfügt die AE-1 P noch zusätzlich über eine automatische Batteriekontrolle. Bei zu niedriger Spannung die LEDs leuchten noch - erfolgt keine Auslösung.
Canon ist fast nahtlos in das bereits bestehende A-System integriert. Es können nicht nur alle vorhandenen Objektive und Zubehörteile mit Canon-Bajonett verwendet werden, sondern auch ein eventuell schon vorhandener Winder A oder Motor Drive MA. Neu ist der zusammen mit der AE-1 P erschienene Winder A 2. Gegenüber dem Winder A zeichnet er sich durch getrennte Einzel- und Serienbelichtungsschaltung, Anschluß für Fernauslösemöglichkeit und Verwendungsmöglichkeit von wiederaufladbaren NC-Akkus aus. Durch seine relativ flache, dafür aber mehr in die Tiefe gehende Form gibt er der Kamera auch mit dem schweren 1,4/50 mm-Standardobjektiv noch einen sicheren Stand. Der Winder A 2 kann auch an den anderen Canon A-Modellen verwendet werden. Bei Winderbetrieb ist das Motorgeräusch deutlich vernehmbar. Das uns zur Verfügung stehende Testgerät erreichte nicht ganz die angegebene Maximalfrequenz von 2 Bildern pro Sekunde bei Serienbelichtung.
Auch die anderen Canon Speedlite-Blitzgeräte außer dem 188 A können unter Erhalt ihrer Funktionen an der AE- 1 P eingesetzt werden.
Das gleiche gilt auch für die Datenrückwand Data Back A, die anstelle der normalen Rückwand an der AE- 1 P verwendet werden kann.
Eingeschränkt ist die Systemintegration nur bei den Sucherscheiben. Hier passen nur die speziellen für die AE-1 Program.
Der Ablauf des elektronischen Selbstauslösers wird durch ein nicht abschaltbares Akustik-Signal hörbar. Der Blinker der AE-1 ist verschwunden.
So stellt sich die Canon AE-1 Program als eine gut ausgestattete SLR der oberen Mittelklasse dar, wo sie auch preislich einzuordnen ist.
Plus und Minus
Plus
+ hohe Belichtungsgenauigkeit in allen Funktionen
+ helle Einstellscheibe mit sehr gutem Schnittbild-Indikator
Minus
- Fotografieren mit manueller Messung umständlich
- hoher Energieverbrauch und teure Batterie
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}