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Normtest

Ricoh XR-7

Quartz in schwarz

Eines der wichtigsten Beine für Ricoh im deutschen Markt stellt die XR-7 dar. Wir prüften, wie sicher das Bein steht.

Nachdem Ricoh einige Jahre lang seine Produkte auf dem bundesdeutschen Markt über fremde Kanäle vertreiben ließ, hat man den Vertrieb seit geraumer Zeit selbst in die Hand genommen. Eine neuen Technologien gegenüber aufgeschlossene Modellpolitik half Ricoh bei der zweifellos nicht einfachen Profilierung im hartumkämpften Spiegelreflex-Markt, So zählten zwei Ricoh-Produkte zu den wenigen aufsehenerregenden Spitzlichtern der photokina'80. Das war zum einen das Autofocus-Objektiv 2/50 mm für SLR-Kameras mit K-Bajonett und zum anderen die Ricoh XR-S, eine Spiegelreflex mit Energieversorgung über Solarzellen. Die jetzt in den Schaufenstern zu findende Ricoh XR-7 wartet nicht mit derart spektakulären Features auf, bietet aber dennoch ein Novum in der SLR-Technik.

Funktionen

Die Ricoh XR-7 ist grundsätzlich für den Automatikbetrieb mit Blendenvorwahl und automatischer Zeitenbildung konzipiert. Die Bewältigung auch komplizierterer Lichtverhältnisse ist dabei entweder mit Hilfe der Meßwertspeicherung oder der Beeinflussung der Automatik über den Belichtungskorrekturring möglich. Als Alternative zur automatischen Belichtungssteuerung bietet die Ricoh XR-7 die manuelle Belichtungssteuerung über Nachführmessung. Dazu wird der Verschlußzeitenring aus der verriegelten Automatikposition auf eine der weiß markierten Zeiten inklusive der roten 1/125 s gestellt.
Die manuelle Zeiteneinstellung bzw. die Belichtungskorrektur ist besonders auch bei Mehrfachbelichtungen erforderlich, die bei der XR-7 mit einem separaten Mehrfachbelichtungsknopf leicht zu bewerkstelligen sind.
Die "B"-Einstellung am Verschlußzeitenring dient wie üblich für Langzeitbelichtungen, in Position "L" ist der Auslöser verriegelt.
In dieser Stellung läßt sich auch das Belichtungsmeßsystem nicht aktivieren. Dies geschieht im Normalfall über eine spezielle Taste auf der Vorderseite der Kamera. Sobald man die Kamera anfaßt, hat man sie auch schon fast automatisch eingeschaltet, denn diese Taste liegt genau dort, wo der Mittelfinger der rechten Hand landet, wenn man die Kamera in Aufnahmehaltung anfaßt. Einmal eingeschaltet, bleiben das Meßsystem und die Sucheranzeigen für acht Minuten aktiviert. Wird zwischendurch fotografiert, erfolgt die Abschattung acht Minuten nach der letzten Aufnahme.
Beim Blitzen mit den Ricoh-Systemblitzgeräten Speedlite 180 und 240 kann die Automatikeinstellung an der Kamera beibehalten werden. Die Einstellung der X-Synchronisationszeit und die Blitzbereitschaftsanzeige erfolgen dann automatisch.

Belichtungsautomatik

Die Meßkurve der Belichtungsautomatik zeigt einen sehr ausgeglichenen Verlauf. Das ist sicher nicht zuletzt das Verdienst der Quartzsteuerung. Allerdings liegt der Kurvenverlauf durchweg um 1/3 Blendenstufe unter der Null-Linie. Auffallender war diese Tendenz noch bei zwei anderen gemessenen Ricoh XR-7-Gehäusen, die beide 2/3 Blendenstufe zu knapp und damit außerhalb der Toleranz lagen. Da alle Kameras aber sehr gleichmäßig arbeiten, ist es in der Praxis kein Problem, leichte Belichtungsdifferenzen über die Veränderung der Filmempfindlichkeitseinstellung auszugleichen. Die automatische Steuerung der Belichtungszeiten erfolgt bei der XR-7 nicht ganz stufenlos, sondern in 1/6 Blendenstufe entsprechenden kleinen Sprüngen.
In der Handhabung der Meßwertspeicherung zur gezielten Belichtungssteuerung bei schwierigeren Motiven hat sich Ricoh an der XR-7 etwas Praktisches einfallen lassen. Die Meßwertspeicherung erfolgt bei Druck auf den Knopf. Dann kann man wieder loslassen, und der Wert bleibt gespeichert, entweder bis zur Auslösung oder bis ein zweiter Druck auf die Speichertaste die Speicherung wieder löscht.
Der Belichtungskorrekturring rastet in 1/3 Stufen, ist aber in keiner Stellung arretiert. Die Korrekturmöglichkeit bei den extremen Empfindlichkeiten ist - wie bei vielen Modellen - eingeschränkt.
Sowohl der Arbeitsbereich des Meßsystem von EV 0 bis 18 wie auch die Zeitspanne von 1/1000 s bis 16 s weisen die XR-7 als eine Kamera aus, die Anspruch darauf geltend machen kann, in die gehobene Mittelklasse eingeordnet zu werden. In dieses Bild paßt auch die Blitzautomatik der XR-7. So kann die Kamera zum Blitzen' in Automatikeinstellung Hier bleiben, wenn mit den Ricoh Systemblitzgeräten fotografiert wird. Die Synchronisationszeit stellt sich bei erreichen der Blitzbereitschaft automatisch ein.

Nachführmessung

Auch wer mit der XR-7 manuelle Zeiteneinstellung vornimmt, profitiert von der Genauigkeit der Quartzsteuerung. Die Zeiten von 16 s bis 1/125 s liegen genau auf der Ideallinie, und die Abweichungen bei den drei kürzesten Zeiten sind nur meßtechnisch feststellbar. Noch genauer geht es kaum.
Die Nachführmessung ist allerdings nur mit den kürzeren Zeiten bis maximal 1 s möglich. Für die längeren, auf dem Verschlußzeitenring gelb markierten Zeiten, gibt es keine Anzeige im Sucher.
Da sämtliche Zeiten, auch "B", elektronisch gesteuert werden und auch der Auslöser elektrisch arbeitet, funktioniert die XR-7 nur mit Batterien. Ein mechanischer Betrieb ist bei manueller Zeiteneinstellung nicht möglich.

Sucher/Anzeigen

Die XR-7 ist serienmäßig mit einer Diagonal-Schnittbild / Mikroprismen - Einstellscheibe ausgestattet. Unterhalb des Sucherbildes wird, direkt vom Blendenring des Objektivs, die Blendenzahl eingespiegelt. Am rechten Rand des Sucherbildes, etwas in dieses hineinragend, finden sich die weiteren Anzeigen. Die Zeitenskala mit Werten von 1/1000 s bis 1 s und "LT" für längere Zeiten sieht auf den ersten Blick konventionell aus, arbeitet die XR-7 doch mit einer Nadelanzeige. Diese ist aber alles andere als konventionell, denn es handelt sich um eine Flüssigkristall (LCD)Anzeige, die das althergebrachte Drehspulinstrument mit seiner mechanischen Zeigernadel ersetzt. Das ist eine sinnvolle Lösung, auf die die vielen Freunde einer analogen Anzeige sicher schon lange gewartet haben. Neben dem Bereich von 1/30 s bis "LT" erinnert ein orangefarbener Balken an die Verwacklungsgefahr. Die LCD-Anzeige bietet noch mehr Möglichkeiten, die Ricoh hier auch genutzt hat. So "blinkt` die Meßnadel zum Zeichen dafür, daß die Meßwertspeicherung eingeschaltet ist. Gleichzeitig erscheint über der Zeitenskala ein "±"-Zeichen, das bei gespeichertem Meßwert ebenfalls blinkt, während es bei eingeschaltetem Korrekturfaktor diesen einfach durch sein Erscheinen signalisiert. Bei Überbelichtung verschwindet die Zeigernadel und über der "1000" erscheint ein pulsierender Pfeil nach oben.
Derselbe Pfeil zeigt auch bei manueller Messung an, daß Überbelichtung droht. Sein Gegenstück am unteren Ende warnt in diesem Fall vor Unterbelichtung. Wenn keiner der beiden Pfeile mehr zu sehen ist, stimmt die Belichtungseinstellung. In jedem Fall signalisiert bei manuellem Betrieb ein pulsierendes "M" über der Zeitenskala, daß keine automatische Belichtungssteuerung erfolgt.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das gilt auch für die normalerweise gut ablesbare LCD-Anzeige. Ist nämlich ein Polfilter vor dem Objektiv, dann verdunkelt sich die LCD-Anzeige je nach Stellung des Filters, bis sie unter ungünstigen Umständen nicht mehr erkennbar ist. Außerdem haben LCD-Elemente bekanntermaßen tiefe Temperaturen nicht besonders gern. Sie stellen dann ihren Dienst ein. Das dürfte aber erfahrungsgemäß in unseren Breiten nur äußerst seiten zum Problem werden. Die Blitzbereitschaft wird über eine rote Leuchtdiode angezeigt. Außerdem erlaubt die Abblendtaste der XR-7 die visuelle Kontrolle der Schärfentiefe im Sucher. Eine automatische Batteriekontrolle signalisiert im Sucher eine abnehmende Batteriespannung. Sie zeigt an, wenn die Spannung unter 2,7 V sinkt. Die Kamera funktioniert dabei noch. Erst bei 2,5 V erscheint die LCD nicht mehr und die Kamera läßt sich nicht mehr auslösen.

Sonstiges

Die Ricoh XR-7 ist ein ausgesprochener Energiesparer. Der Stromverbrauch von 0,2 mA für die Belichtungsmessung, 11 mA bei offenem Verschluß und 5 mA für den elektronischen Selbstauslöser liegt ganz beträchtlich unter dem Durchschnitt.
Der Objektivanschluß erfolgt bei der Ricoh XR-7 ebenso wie bei allen anderen Ricoh SLRs über K-Bajonett. Ricoh war der zweite Hersteller, der dieses erstmals von Pentax eingeführte Bajonett übernommen hat. Die mechanische Ausführung bietet keinerlei Anlaß zur Kritik, der Objektivwechsel geht schnell und problemlos vonstatten. Auch nach oftmaligem Objektivwechsel waren keine Abriebspuren festzustellen, wie verschiedentlich bei anderen Kameras mit K-Bajonett.
Das Filmeinlegen bei der XR-7 ist dank einer Aufwickelspule mit mehreren Kunststoffstäbchen in Art der von Pentax bekannten "magic needles" gut gelöst. Die Filmlasche wird einfach zwischen zwei beliebige Stäbchen geschoben und dann mit einem Transporthebelschwung aufgespult. Die Ricoh XR-7 verfügt über eine Mehrfachbelichtungseinrichtung in Form eines einzudrückenden Knopfes an der Kamerarückseite unterhalb des Transporthebels. Ricoh spricht von einer arretierbaren Einrichtung. Diese Arretierbarkeit bezieht sich aber nur auf den Schutz vor versehentlichen Betätigung, nicht aber für mehrere Belichtungen hintereinander. Dazu muß der Knopf bei jedem Verschlußaufzug mit dem Finger eingedrückt werden.
Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen der XR-7 gehören noch die abnehmbare Standardrückwand, die keinen Memohalter besitzt sowie die Anschlußmöglichkeit für den Ricoh XR-Winder 2.

Fazit

Insgesamt präsentiert sich die Ricoh XR-7, die mit dem 1,4/50mm-Objektiv in die 800-DM-Klasse einzuordnen ist, als eine umfassend ausgestattete SLR. Sie verrichtet richtig justiert - tadellos ihre Dienste, Kritik an einigen kleinen Details kann den guten Gesamteindruck nicht

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