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Normtest
Mamiya ZE-X
Fortschritt Punkt für Punkt
Schon lange ist Mamiya als Hersteller hervorragender Objektive bekannt. Die Kleinbildkameras selbst führten dagegen bisher eher ein Schattendasein. Das wird mit der ZE-X in Zukunft sicher anders.
Die vielen Kontaktpunkte der neuen Mamiya Sekor E-Objektive, die vor rund einem Jahr zusammen mit der Mamiya ZE vorgestellt wurden, erregten großes Aufsehen. Versprachen Sie doch sehr viel mehr Möglichkeiten, als die ZE bietet. Es wurde reichlich spekuliert, auch die ZE-2 brachte nur eine von vielen erwarteten Antworten. Ein paar mehr gibt jetzt die schon seit einiger Zeit erwartete ZE-X. Und obwohl auch bei dieser Kamera immer noch nicht alle Möglichkeiten der Kontaktpunkte ausgereizt sind, gibt es dazu jetzt Objektive, die Sekor EF heißen. Das zusätzliche "F" gegenüber den Sekor E-Objektiven steht für "Flash" und einen weiteren Goldkontakt, der neuen Bedienungskomfort beim Blitzen bringt. Freilich nur mit den beiden ebenfalls neuen Mamiyalite MZ Blitzgeräten, die uns aber leider noch nicht zur Verfügung standen. Aber auch so bietet die ZE-X eine ganze Reihe interessanter Features.
Funktionen
Die Mamiya ZE-X bietet dem Fotografen die Wahl zwischen vier automatischen Belichtungsprogrammen, nämlich Blendenautomatik mit Zeitvorwahl, Zeitautomatik bei Blendenvorwahl, Programmautomatik mit Zeit- und Blendenwahl durch die Kamera und eine Blitzautomatik mit automatischer entfernungsabhängiger Blitzsteuerung. Außerdem ist die freie Wahl von Zeit- und Blendeneinstellung ohne Belichtungsmessung möglich. Eine Besonderheit der Mamiya ZE-X ist ein übergreifendes Automatikprogramm, von Mamiya als "Crossover" bezeichnet. Es erlaubt der Kamera ein Übergreifen zwischen den vier Automatikprogrammen, wenn eines dieser Programme an eine Grenze stößt. Dann wird automatisch das bestgeeignete andere Programm gewählt. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein gewähltes Programm die richtige Zeit oder Blende nicht erreichen läßt. Das bisher Einzigartige an der ZE-X ist dabei die Berücksichtigung der brennweitenabhängigen Freihandgrenze bei der Verschlußzeit, die noch unverwackelte Aufnahme ermöglicht. Das machen bei der Mamiya-ZE-X die elektrischen Kontakte erstmals möglich. So steuert die Zeitautomatik mit dem 50-mm-Standardobjektiv keine Zeit länger als 1/30 S, sondern die Crossover-Automatik bewirkt ein Öffnen der Blende. Sinkt die Verschlußzeit bei eingeschaltetem Mamiya MZ-Blitzgerät unter die Freihandgrenze, so wird automatisch geblitzt. Selbstverständlich kann die Crossover-Automatik abgeschaltet werden. Das erfolgt über einen kleinen Schieber auf der Oberseite der Kamera.
Die Bedienung der ZE-X ist denkbar einfach. Beim Fotografieren mit Blendenautomatik wird eine beliebige Zeit zwischen 1/1000 und Freihandgrenze vorgewählt und der Blendenring des Objektivs auf die mit einem weißen Punkt markierte, arretierte Position gedreht. Reicht die größte oder die kleinste Blende des eingesetzten Objektivs nicht aus, tritt Crossover in Funktion. Bei der Zeitautomatik wird umgekehrt verfahren und der Verschlußzeitenring in die arretierte "A"-Position gebracht und die Blende variiert. Reicht die kürzeste Verschlußzeit nicht aus oder wird die Zeit für eine Aufnahme aus freier Hand zu lang, verändert Crossover automatisch die Blendeneinstellung. Die Programmautomatik wird einfach eingestellt, in dem sowohl am Objektiv wie am Verschlußzeitenknopf die Automatikeinstellung gewählt wird.
Die Blitzautomatik mit den neuen Geräten Mamiyalite MZ18R und MZ36R bewirkt die automatische Eingabe der an der Kamera eingestellten Filmempfindlichkeit in das Blitzgerät sowie die Einstellung der X-Synchronisationszeit von 1/60 s bei Erreichen der Blitzbereitschaft. Wird mit einem der ebenfalls neuen EF-Objektive fotografiert, so wird die abgegebene Lichtmenge in Abhängigkeit von der Entfernungseinstellung am Objektiv dosiert. Ist der Motivabstand für die eingestellte Blende zu groß, tritt wieder Crossover in Funktion und öffnet die Blende auf den erforderlichen Wert. Ist die Verschlußzeit kürzer als 1/60 S, so wird nicht geblitzt. Mit den Mamiya Sekor-E Objektiven erscheint im Sucher nur die Blitzreichweite. Liegt das Motiv außerhalb, so muß die Blende von Hand geöffnet werden.
Die Einstellung von Zeit und Blende in beliebiger Kombination kann an der ZE-X auch von Hand ohne Belichtungsmessung vorgenommen werden. Die Steuerungsmöglichkeiten der ZE-X werden komplettiert durch einen Meßwertspeicherknopf, der das Festhalten eines gemessenen Wertes erlaubt. Allerdings hätte dieser Knopf ruhig etwas größer ausfallen können, denn in der jetzigen Form ist er umständlich zu bedienen. Außerdem verfügt die ZE-X noch Über einen in 1/3 Stufen rastenden Korrekturring, der Ober- bzw. Unterbelichtung bis jeweils 3 Blendenstufen erlaubt. Durch die Korrekturmöglichkeit um 3 Stufen fällt die Einschränkung bei den extremen Empfindlichkeiten weniger ins Gewicht als bei den Kameras mit nur ± 2 Stufen.
Belichtungsmessung
Das Belichtungsmeßsystem der ZE-X arbeitet mit einer schwachen Mittenbetonung. Die als lichtempfindliche Elemente verwendeten Gallium-Fotodioden verhelfen der ZE-X zu dem umfangreichen Meßbereich von LW -3 bis LW 18. Auch der Einstellbereich der Filmempfindlichkeiten von 6-3200 ASA/9-36 DIN ist groß genug für praktisch alle Eventualitäten.
Zeitautomatik
Die Zeitautomatik bildet im Normalbetrieb, wie man ihn auch von anderen Kameras kennt, also ohne "Crossover", die Verschlußzeiten im Bereich von 1/1000 S bis zu 22 s. Ober diesen gesamten Bereich arbeitet die Zeitensteuerung sehr genau und gleichmäßig. Die Abweichung von Sollwert ist nie größer als 1/3 Blendenstufe.
Blendenautomatik
Die Kurve der Blendenautomatik ist, wie für diesen Automatiktyp charakteristisch, nicht ganz so ausgeglichen wie die der Zeitautomatik. Allerdings werden auch hier die Toleranzen bei weitem nicht ausgenutzt, die Genauigkeit ist gut. Der Arbeitsbereich der Blendenautomatik ist mit einem Objektiv der Blendenreiche 1,4 bis 16 nur 7 LW-Stufen groß, wie die gegenüber der Zeitautomatik deutlich kürzere Kurve zeigt. Diese theoretische Überlegenheit der Zeitautomatik vor der Blendenautomatik wird aber in der Praxis relativiert durch die Freihandgrenze, ab der aus der Hand keine unverwackelten Aufnahmen mehr möglich sind.
Programmautomatik
Wer mit Programmautomatik fotografiert, braucht sich um die Größe des Arbeitsbereiches keine Sorgen zu machen. Durch die Kombination von Zeit- und Blendenautomatik steht der gesamte Bereich von LW -3 bis LW 18 zur Verfügung. Der ausgeglichene Verlauf mit maximalen Abweichungen von ca. ± 1/3 Blende stellt der ZE-X ein sehr gutes Zeugnis aus.
Zeitautomatik mit Crossover
Übergreifende Zeitautomatik ließe sich die Schaltung auch nennen, mit der Mamiya bei der ZE-X dafür sorgt, daß keine Fehlbelichtung entsteht, wenn bei der vorgewählten Blende der Zeitenbereich nicht mehr ausreicht. Ein ähnliches Prinzip ist von der Minolta XD-7 bekannt, allerdings hat Mamiya es noch weiter verfeinert. Und zwar mit Hilfe der goldenen Elektrokontakte. Ober die wird der Automatik mitgeteilt, welche Brennweite gerade eingesetzt ist. Denn davon hängt es ab, bei welcher Zeit die Verwacklungsgefahr anfängt. So öffnet die Crossover-Automatik die Blende, sobald diese Verschlußzeit erreicht ist. Die Grenze liegt bei Objektiven mit Brennweiten von 60 mm und kleiner bei 1/30 s, den Brennweiten 61 bis 140 mm bei 1/80 s, 141 bis 300 mm bei 1/200 s und für längere Brennweiten als 300 mm bei 1/500s. Wie die Kurve im Diagramm zeigt, funktioniert auch diese Steuerung tadellos. Der Verlauf der im Diagramm nur bis LW 0 gezeichneten Kurve entspricht zwischen LW 0 und -3 genau dem der Programmautomatik.
Blendenautomatik mit Crossover
Wie auch schon bei der Kurve der Blendenautomatik ohne Crossover ist die Abweichung hier (Kurve B) ebenfalls bei den hohen Lichtwerten etwas größer, liegt aber mit maximal -1/2 Blende innerhalb der Toleranz. Durch die Crossover-Einstellung wird so praktisch auch der Arbeitsbereich der Blendenautomatik erweitert.
Eine erste ZE-X, die wir vorab erhielten, lag in einigen Werten bei den verschiedenen Betriebsarten außerhalb der Toleranz.
Manuelle Zeiteneinstellung
Die manuell einstellbaren Verschlußzeiten reichen von 1/1000 s bis 8 s. Sie werden sehr präzise eingehalten. Die geringfügigen Abweichungen bei 1/500 s und 1/1000 s sind praktisch bedeutungslos.
Sucher/Anzeigen
Die Mamiya ZE-X besitzt eine Einstellscheibe normaler Helligkeit mit kombiniertem Schnittbild/Mikroprismenraster. Das Sucherbild ist frei von irgendwelchen störenden Anzeigeelementen. Sämtliche Anzeigen erscheinen unterhalb des Bildfeldes. Die Zeit- und Blendenwerte werden von digitalen roten Leuchtdioden angezeigt. Die vollen Sekunden werden durch zwei kleine zusätzliche Strichelchen markiert. Wenn Crossover in Aktion tritt, leuchtet neben der Blendenzahl ein kleiner Kreis, ähnlich einer Gradangabe, auf. Bei Zeit- und Blendenautomatik werden jeweils beide Werte angezeigt. Wird mit Automatikbetrieb ohne Crossover fotografiert, so blinkt bei drohender Über- oder Unterbelichtung der von der Automatik gesteuerte Wert.
Bei Programmautomatik leuchtet nur "P" auf, es sei denn, die gesteuerte Zeit ist länger als die Freihandgrenze. In diesem Fall wird die Belichtungszeit dann angezeigt.
Ein am Belichtungskorrekturring eingestellter Wert wird im Sucher durch ein leuchtendes "v" signalisiert.
Beim Blitzen mit den beiden Systemgeräten wird das Erreichen der Blitzbereitschaft und die automatisch erfolgte Einstellung der 1/"O s durch Aufleuchten von "EF" angezeigt. Daneben ist dann bei Sekor-EF-Objektiven die von der eingestellten Entfernung abhängige Blende sichtbar, bei Sekor-E-Objektiven die Grenze der Blitzweite, neben der Zahl durch ein kleines "m" gekennzeichnet. Ein großes "M" schließlich leuchtet bei manuellem Betrieb.
Liegt die Belichtung genau zwischen zwei Anzeigestufen, so kann es zu irreführenden Zeichen kommen. So kann aus den Zeichen für "2" und "4" zusammengesetzt eine "8" werden.
Die Helligkeit der LED-Anzeige ändert sich mit der Helligkeit des Sucherbildes, so daß es immer deutlich zu erkennen ist. Leider bleibt die Sucheranzeige nur so lange eingeschaltet, wie der Finger den Auslöser antippt. Eine Dauerschaltung eventuell auch zeitlich begrenzt wäre wünschenswert. Eine mögliche Begründung dafür, warum die Mamiya-Konstrukteure so eine Schaltung nicht vergessen haben, sondern vielleicht absichtlich darauf verzichteten, gibt das folgende Kapitel.
Batterien/Verbrauch
Anders als die ZE und die ZE-2 kommt die ZE-X mit nur zwei Knopfzellen a 1,5 Volt aus. Und das, obwohl sie sehr viel mehr Strom verbraucht. Das gilt vor allem für die Belichtungsmessung mit Digitalanzeige. Sie verbraucht zwischen 27 und 40 mA, der NORMTEST-Durchschnitt liegt bei 14 mA. Die Verschlußöffnung erfordert mit 35 mA nur geringfügig mehr als die durchschnittlichen 28 mA.
Auch der Selbstauslöser mit LED und akustischem Signal braucht bis zu 50 mA. Wenn die Batteriespannung nachläßt, d. h. auf 2,2 Volt abgesunken ist, blinkt die LED Anzeige mit schneller Frequenz (etwa 8 mal pro Sekunde).
Sonstiges
Die Mamiya ZE-X erlaubt den Anschluß des Winders ZE. Demnächst wird auch eine zwischen Kamera und Winder einzusetzende Rückspulvorrichtung, Rewinder genannt, die motorische Filmrückwicklung ermöglichen.
Mehrfachbelichtungen sind mit der ZE-X dank eines kleinen Schiebers an der Kamerarückseite einfach durchzuführen. Der elektronische Selbstauslöser ist auf 10, 6 und 2 s Vorlaufzeit einstellbar. Sein Ablauf wird vom Blinken einer roten LED und einem Signalton begleitet. Links oben an der Kamera-Frontseite finden' sich hinter einem Abdeckschieber 4 Kontakte. Dort kann ein elektrisches Fernauslösekabel oder auch ein Auslöseknopf für Linkshänder angesetzt werden. Diese werden so eine Möglichkeit zu schätzen wissen.
Daß die Mamiya-Konstrukteure auch an Kleinigkeiten gedacht haben, zeigt nicht zuletzt auch die eingebaute Okularabdeckung zur Verhinderung von Streulichteinfall durch den Sucher.
So präsentiert sich die Mamiya ZE-X insgesamt als eine Kamera, die sowohl für den engagierten Fotografen wie den Anfänger adäquat ausgestattet ist. Bei einem Preis von rund 1000,- DM mit 1,7/50 mm Standardobjektiv kommt bei Fortgeschrittenen höchstens noch der Wunsch nach einer Abblendtaste zur Scharfentiefekontrolle und auswechselbaren Einstellscheiben auf, die in dies,-" Preisklasse eigentlich zum Standard gehören.
Plus und Minus
Plus
genaues und "narrensicheres" Belichtungssystem
elektrische Kontakte zwischen Kamera und Objektiv
Entfernungsgesteuerte Blitzautomatik (mit Mamiyalite MZ)
Minus
keine Abblendtaste
hoher Energieverbrauch
Belichtungsmessung nur bei dauerndem Druck auf den Auslöser.
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