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Neuvorstellung

Pentax ME-F

Autofokus wie noch nie

Im Zeitalter der Systempflege und der vielen kleinen Verbesserungen gibt es eine echte Sensation zu vermelden. Sie heißt Pentax ME-F und bietet ein Autofokussystem besonderer Art.

Die Sensation kommt in einem unscheinbaren Gewand daher. Was auf den ersten Blick wie eine altbekannte ME super aussieht, bietet auch all die bekannten Möglichkeiten dieser Kamera. Was sie aber äußerlich von diesem Modell unterscheidet - die Bezeichnung ME-F und ein zweites Steuertableau links neben dem Sucherprisma - deutet nur unvollkommen an, weiche neuen Qualitäten in ungewohntem japanischen Understatement daherkommen.
Alle bisher bekannten Autofokussysteme bei Sucher- und Spiegelreflexkameras weisen in irgendeiner Form eine oder zwei Öffnungen auf, hinter denen sich Spiegel oder Ultraschall- bzw. Infrarot-Signalquellen verbergen. Bei den Objektiven mit Autofokus für Spiegelreflexkameras vergrößern gerade die beiden Öffnungen des Entfernungsmeßsystems mit den zugehörigen Strahlengängen das Volumen und die Abmessungen erheblich. Daran führt bei diesem Prinzip auch kein Weg vorbei, denn eine möglichst breite Basis ist wegen der erforderlichen Genauigkeit unerläßlich.
Die ME-F hat es dagegen im wahrsten Sinne des Wortes in sich - nämlich das automatische TTL-Entfernungsmeßsystem. Damit werden mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Das wird deutlich wenn man sich das Ganze etwas genauer ansieht. Vorgestellt wurde die ME-F mit dem neuen Autofokus-Zoom SMC Pentax AF 2,8/35-70 mm. Um die Möglichkeiten des Systems der Entfernungsmessung durch das Objektiv deutlich werden zu lassen, ist es sinnvoll, sich erst einmal auf das Gehäuse allein mit seiner Entfernungsmeßelektronik zu beschränken. Die durch das Objektiv kommenden Lichtstrahlen werden zu 35% von dem teildurchlässigen Rückschwingspiegel im Zentrum des Bildes durchgelassen. Sie treffen auf den am Rückschwingspiegel angelenkten Sekundärspiegel, der sie auf den - im Kameraboden in einer dem Weg zur Filmebene entsprechenden Distanz liegenden Sensor reflektiert. Das hört sich komplizierter an als es ist.

Der Sensor des von Asahi entwickelten Systems besteht aus einer Silizium-Multizellengruppe mit vorgeschaltetem Infrarotfilter. Der ganze Sensor ist nur 2,5 mm lang und so gelegt, daß seine Meßkante mit der Kante des Schnittbildentfernungsmessers übereinstimmt. Damit ist das gezielte Anmessen auch kleiner Motivdetails möglich. Die Messung erfolgt mit einem Prinzip, das dem menschlichen Auge abgeguckt wurde. Der Sensor reagiert nämlich nicht auf irgendeine "Schärfe`, sondern auf den Kontrast des aufprojizierten Bildes. Und der ist am größten, wenn das Linsensystem richtig fokussiert ist. Diese Art der Entfernungsmessung hat den praktischen Vorteil, daß sie sich auch nicht durch einen Gartenzaun irritieren läßt, der die mit sich überlagernden Bildern arbeitenden Konkurrenzsysteme in Verwirrung stürzt, und auch Glasscheiben stören das System nicht weiter, wie das etwa bei einem Ultraschallsystern der Fall ist. Wichtig für das Pentax TTL-Entfernungsmeßsystem ist dagegen, daß das Abbild des Motivs genügenden Kontrast aufweist. Das ist Pentax zufolge der Fall, wenn die Helligkeit über Lichtwert 4 liegt und die Blende des Objektivs einen Wert von 5,6 oder lichtstärker aufweist. Die Ansprechempfindlichkeit des Systems ist in zwei Stufen geregelt. Ein Schalter auf der Kameraoberseite links neben dem Prisma besitzt eine mit "2,8" markierte Einstellung für lichtstarke Objektive, die mit kontrastreichen Motiven eine optimale Einstellgenauigkeit gewährleistet.
Die Einstellung "3,5" findet bei lichtschwächeren Objektiven und Motiven mit geringerem Kontrast Verwendung.

Die vom Sensor in die Elektronik eingegebene Information über Schärfe bzw. Unschärfe wird dort weiterverarbeitet. Die Elektronik Übermittelt die entsprechenden Signale auf zwei Wegen weiter. Der eine führt über die neuen elektrischen Kontakte am ansonsten unveränderten Pentax K-Bajonett in das neue AF-Objektiv. Das 35-70 mm Zoom ist etwas bauchiger geworden. Der Bauch enthält einen Mikromotor, der das Objektiv gemäß den von der Elektronik kommenden Signalen fokussiert. Die Energie für den Motor stammt aus vier Mikrozellen ä 1,5 Volt (AAA, z. B. Mallory MN 2400). Sie sitzen ebenfalls im Bauch des Objektivs. Wenn das Objektiv eingeschaltet ist, erfolgt die automatische Fokussierung, sobald sie auf einen der beiden Fokussierknöpfe am Objektiv drücken. Die Folkussierzeit hängt von der erforderlichen Einstellung ab, liegt aber im Durchschnitt unter 112 Sekunde. Im Gegensatz zu den bisher bekannten Autofokusobjektiven erfolgt die Fokussierung permanent, solange man auf den Knopf drückt. Man kann also ein bewegtes Motiv mit dem Objektiv verfolgen, ohne immer wieder mit erneutem Knopfdruck und damit verbundenem Zeitverlust nachfokussieren zu müssen. Eine praktische Sache. Der zweite Weg, den die aus der TTL-Autofokuselektronik kommenden Signale nehmen, führt zu einer Leuchtdiodenanzeige im Sucher der Pentax ME-F. In der Mitte des unteren Sucherbildrandes finden Sie drei LEDs, zwei rote Pfeile und ein grünes Sechseck dazwischen. Die grüne LED leuchtet auf, wenn die Entfernung richtig eingestellt ist. Leuchtet ein roter Pfeil, so stimmt die Entfernungseinstellung nicht, der Fokussierring des Objektivs wird vom Mikromotor des Aufofokusobjektivs in Pfeilrichtung gedreht.

Der Clou an der ME-F ist aber, daß diese Leuchtdioden-Lichtwaage ja systembedingt unabhängig von der Art des eingesetzten Objektives arbeitet, genau wie die TTL-Belichtungsmessung. Das bedeutet aber in der Praxis, daß mit Hilfe dieser Lichtwaage auch mit allen bisherigen Pentax K-Bajonett-Objektiven, ja über den K-Adapter sogar auch mit den alten Pentax M42-Objektiven, eine Art halbautomatischer Entfernungseinstellung möglich ist. Bei falscher Entfernungseinstellung zeigt die rote pfeilförmige LED an, in welcher Richtung der Entfernungseinstellring am Objektiv gedreht werden muß. Leuchtet es grün auf, stimmt die Einstellung. Damit bietet die ME-F eine völlig neue Art von Fokussierhilfe auch mit Nicht-Autofokus-Objektiven. Diese Einrichtung werden nicht nur Brillenträger und andere, die mit den herkömmlichen Einstellhilfen Schwierigkeiten hatten, zu schätzen wissen. Das Aufleuchten der grünen LED ist deutlicher als jede Mattscheibenschärfe, Mikroprismenklarheit und Schnittbildanzeige. Das funktioniert auch mit Shift-Objektiv und Fisheye genauso wie mit einem Makro-Objektiv und einem 300-mm-Tele. Bei ersten Versuchen mit einem 80-200 mm Zoom bei 200 mm Brennweite wurde die richtige Entfernungseinstellung präzise angezeigt. Auch hier deutet sich eine Überlegenheit dieses TTL-Autofokussystems gegenüber den bisher bekannten anderen optischen Autofokussystemen an. Deren Genauigkeit begrenzte die Länge der Brennweite auf maximal etwa 135 mm. Darüber hinaus ist eine ausreichende Einstellgenauigkeit nicht mehr gewährleistet.
Die richtige Scharfeinstellung wird übrigens bei der ME-F nicht nur von der grünen LED signalisiert, sondern auch mit einem der bei japanischen Kameraherstellern so beliebten Piepstöne. Glücklicherweise ist dieses Signal bei der Pentax ME-F abschaltbar. Das sollte man zweckmäßigerweise auch tun, und es dann ein für alle Mal vergessen.

Neben den beschriebenen technischen Vorzügen des neuen Pentax TTL-Autofokussystems darf ein weiterer praktischer Vorteil nicht vergessen werden. Er liegt auf ökonomischen Gebiet. Dadurch, daß die Autofokuseinrichtung in der Kamera liegt, braucht sie auch nur einmal bezahlt zu werden, und nicht, wie bei anderen Systemen, mit jedem weiteren Objektiv wieder neu. Auch darin dürfte ein wesentlicher Grund für den voraussichtlichen Markterfolg der ME-F liegen. Einen definitiven Termin für die Einführung der ME-F auf dem deutschen Markt konnte Pentax noch nicht nennen. Wenn aber alles so klappt, wie man es sich in Hamburg vorstellt, dürfte die Kamera wohl im nächsten Frühjahr auch bei uns zu haben sein. Ober den möglichen Verkaufspreis hüllt man sich in Hamburg noch in Schweigen. Es ist aber zu erwarten, daß der Preis in Deutschland knapp 40% über dem der ME super liegen wird, das wären derzeit etwa 750-800 DM. Natürlich kann man heute noch nicht absehen, welche Schwankungen die Währungskurse bis nächstes Frühjahr noch erleben, und welche Auswirkungen diese auf den Preis haben. Insofern ist auch der vermutliche Preis von rund 900,- DM für das Autofokus-Zoom nur ein Anhaltswert. Alles in allem handelt es sich bei diesem neuen TTL-Autofocussystem um eine sinnvolle Neuerung, die auch durchaus ihre Berechtigung in einer Spitzenkamera wie der LX haben würde.

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