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Artikel
2003
KAMERAS Test
Die Nobelmarke
Vergleichstest: Contax NX gegen N1
Contax N1
Plus
+ Funktionsvielfalt
+ gute Sucheranzeigen
+ schneller AF/MF-Wechsel
+ super-solide Bauweise
Minus
- langsamer Autofokus
- Bedienungsanleitung nicht optimal
Contax NX
Plus
+ sehr übersichtliche Bedienung
+ gute Sucheranzeigen
+ schneller AF/MF-Wechsel
+ Vorzugs-Funktionskombination speicherbar
Minus
- langsamer Autofokus
- keine automatische AF-Feld-Wahl
- geringe Batteriekapazität
Contax präsentiert seine dritte Kleinbildkamera mit Autofokus. Die neue NX, eine abgespeckte N1, bietet die klassischen Contax-Tugenden zum halben Preis. Horst Gottfried klärt, welches Modell der bessere Einstieg in das Edelprogramm ist.
Mit der AX wagte Contax 1996 den ersten Schritt in die Autofokustechnik. Durch ihre bewegliche Rückwand ermöglichte sie eine automatische Scharfstellung mit konventionellen MF-Objektiven. Dennoch wurde die AN kein großer Erfolg, da das System zu langsam arbeitete. 2000 brachte Contax deswegen die N 1 mit konventionellem Autofokus heraus. Sie verschob nicht mehr die Rückwand, sondern stellte ganz klassisch das Objektiv selbst schart - was allerdings nur mit den neuen AF-Objektiven funktionierte. Nun ist mit der Contax NX das nächste AF-Modell auf dem Markt. Sie arbeitet mit dem gleichen Autofokus wie die N1, verzichtet jedoch auf ein paar Funktionen und kostet statt 1850 Euro „nur" 900 Euro. In unserem Test vergleichen wir NX und N1.
Die N1 folgt der vielen Profi-Modellen eigenen konservativen Art, bei der jeder Funktion ihr eigenes Bedienungselement zugeordnet ist. Ihre große Funktionsvielfalt fuhrt allerdings dazu, dass das Prinzip nicht ganz durchgehalten werden kann.
Links oben dominiert ein großes Verschlusszeitrad mit Werten von 1/8000 bis 4 Sekunden die N1. Wem die Arbeit damit zu umständlich ist, der stellt das Zeitenrad auf seinen grünen Index und wählt die Zeiten - bis hin zu 32 Sekunden - über das Rad im Handgriff. Unter dem Verschlusszeitenring liegt konzentrisch der Wählschalter für die Art der Belichtungssteuerung. Die manuelle Blendenvorwahl erfolgt bei der N1 wie auch der NX konsequent wie eh und je am Blendenring des Objektivs. Rechts vom großen Prisma der N1 erlaubt ein griffiges Rad schnelle Belichtungskorrekturen bis zu +/- 2 EV in 1/3, oder 1/2-EV-Schritten, ohne dass man sich mit Doppelfunktionstasten erst durch irgendwelche Menüs hangeln muss. Gleich darunter liegt ebenso schnell aktivierbar die Wahl der Belichtungsreihenautomatik. Viele Funktionen sind an den Fokussierfunktions-Elementen hinten rechts auf der Kamera gebündelt.
Funktionswahl
Mit der NX bietet Contax erstmals eine Spiegelreflexkamera mit integriertem Blitzgerät an. Bei dieser Kamera erfolgt der Zugriff auf einzelne Funktionen im Wesentlichen in zwei Bedienungsschritten. Man druckt erst die gewünschte Funktionstaste, meist die „Mode„-Taste, und wählt dann den gewünschten Menüpunkt per Zeigefinger oder Daumen am vorderen bzw.. hinteren Einstellrad. Nicht so schön ist die weniger wertige Plastik-Anmutung der Walze sowie des Wählschalters links auf der Kamera. Seine nicht auf den ersten Blick erkennbare Hauptfunktion: unter dem grünen und dem weißen Kringel lasst sich eine bevorzugte Kombination von Autofokus-, Belichtungsmess- und -Steuer- sowie Filmtransport-Funktionen einstellen und speichern: die dann mit einfachem Umschalten schnell abrufbar ist. Das erlaubt in der Praxis das Speichern einer Lieblingskombination aus den erwähnten Funktionen, die sich aber nach Bedarf immer nieder neu kombinieren lassen.
Die zuletzt gewählten Einstellungen bleiben beim Ausschalten erhalten und stehen nach dem Wiedereinschalten sofort zur Verfügung. Im Vergleich arbeiten Sie mit den separaten Knöpfen der NX jedoch schneller.
Die Übersichtlichkeit des Sucherbildes könnte für Brillenträger etwas besser sein. Das fällt vor allem auf, wenn man die praktischen Analogskalen unterhalb des Bildfeldes nützen will, an denen man Belichtungsabweichungen bei Wahl eines Korrekturfaktors, manueller Nachführmessung oder zwischen Mehrfeld- und Integral- oder Spot-Messung ablesen kann.
Das Wichtigste schnell im Griff
Der integrierte Mini-Blitz leuchtet maximal den Bildwinkel eines 28mm-Weitwinkels aus. Direkt einstellbar ist die Synchronisation mit dem 2. Verschlussvorhang an dem kleinen Schalter, der bei aufgeklapptem Blitz sichtbar wird. Bei hochgeklapptem Blitz ist zudem nach Drücken der „ABC"-Taste ein Korrekturfaktor von -3 bis +1 EV vorwählbar, nur für die Blitz-Belichtung, ohne Einfluss auf die Belichtung mit vorhandenem Licht. Die Anti-„Rote Augen"-Funktion ist dagegen umständlich hinter der Individualfunktion Nr. 16 versteckt, Blitzen mit Langzeitsynchronisation ist nur bei manueller Zeitenvorwahl mit „Tv" oder „M" möglich. Leider hat Contax der NX trotz des blitzbedingt höheren Stromverbrauchs nur die kleineren Batterien des Typs CR2 zugedacht. Obwohl die Stromverbrauchsmessungen in allen Punkten ähnliche Werte wie bei der N1 ergaben, kommt die NX, selbst wenn nicht geblitzt wird, nur auf 29 Filme mit einer Batterieladung, wahrend die N1 52 Filme schafft. Da hei einer Aufnahme mit Blitz fast dreimal soviel Strom wie ohne Blitz verbraucht wird, dürfte die Zahl der Filme in der Praxis noch darunter liegen, so dass die NX in dieser Disziplin keine Punkte sammeln konnte.
Stärken bei der Belichtung
Eine überzeugende Vorstellung lieferten beide Modelle in punkto Verschluss- und Belichtungsgenauigkeit ab. Mit ihrer, abgesehen von der Programmautomatik bei LW 6, praktisch nicht vorhandenen Belichtungsabweichung, kommt die N1 dem Ideal sehr nahe Auch die NX zeigt eine vergleichbar hohe Konstanz in der Belichtungsgenauigkeit von LW 15 bis LW 6, belichtet allerdings insgesamt etwa um 0,3 LW knapper. Praktisch ist die Gleichmäßigkeit unter verschiedenen Belichtungsbedingungen wichtiger als die geringe Abweichung. die im Rahmen einer möglichen Serienstreuung liegt und Dia-Fotografen wegen den damit verbundenen kräftigeren Farben sogar entgegenkommen dürfte.
Die Ausstattung mit Mehrfeld-, mittenbetonter und Spot-Messung, dazu die Belichtungsreihen-Automatik und eine entsprechend qualifizierte Sucheranzeige runden bei beiden Modellen das positive Bild im Kapitel Belichtung ab.
Schwächen beim Autofokus
N1 und NX arbeiten grundsätzlich mit dem gleichen Autofokus-System. Die Anordnung der fünf AF-Messfelder in Art der Augen eines Würfels, mit einem Kreuzsensor in der Mitte, erweist sich als praxisgerecht. Die automatische Messfeldanwahl der N1 würde bei der NX eingespart. Das ist aber kein großer Nachteil, denn die Messfeld-Automatik der N1 zeigt sich nicht besonders entscheidungsfreudig. Sie tendiert im Zweifel zum zentralen Messfeld. Da die manuelle AF-Feld-Wahl bei NX wie auch N1 sehr schnell und präzise über eine Art kleinen Joystick erfolgt, kann der NX-Fotograf sein Wünsch-Messfeld schnell selbst festlegen, während die N1 noch überlegt, welches sie nehmen soll.
Womit wir beim kritischsten Punkt wären, der die beiden Modelle in der nüchternen Punktewertung weit zurückwirft: die Autofokus-Geschwindigkeit. Vom Antippen des Auslösers bis zum Öffnen des Verschlusses verging bei N1 wie NX sowohl mit dem Planar 1,4/50 mm als auch mit dem Macro-Sonnar 2,8/100 mm jeweils rund eine Sekunde - so lange wie bei keinem
anderen bislang aktuell getesteten Modell. Zwar wird der langsamere Autofokus viele Fotografen nicht stören, doch kann man bei 900 bzw. 1850 Euro teuren Kameras deutlich schnellere Systeme erwarten.
Sonstiges
Nicht mess-, aber fühlbar sind die Qualitäten in Material und Verarbeitung beider Kameras. Sie fallen bei der N1 - wie von einer Kamera professionellen Anspruchs zu erwarten - deutlich hochwertiger aus als bei der NX. Dafür muss der N1Fotograf allerdings auch schwerer tragen und deutlich mehr bezahlen. Aber besonders kompakte und leichte Bauweise wurden bei Contax und auch Carl Zeiss seit jeher als Sekundärtugenden gesehen, die gegenüber Präzision und Robustheit zurückzustehen hatten. Daran hat sich auch bei den jüngsten Modellen und Objektiven nichts grundsätzlich geändert.
Fazit
Horst Gottfried
Die NX ist eine hochwertige Kamera mit übersichtlichem Bedienkonzept. Im Vergleich zur N1 kann der Hobbyfotograf die 950 Euro Differenz durchaus sparen und in Objektive investieren. Schließlich sind zahlreiche Zeiss-Rechnungen nicht nur sehr gut, sondern auch teuer. Bleiben vor allem zwei Kritikpunkte. Zum einen steckt in der NX eine deutlich schwächere Batterie als in der N1. Zum zweiten arbeitet der Autofokus beider Modelle zu langsam. Wenn vom Druck auf den Auslöser bis zur Belichtung eine Sekunde vergeht, dann entspricht dies nicht dem Stand der Technik und führt zu deutlichen Punktabzügen. Dies ist um so bedauerlicher, da es sich ansonsten um Top-Kameras handelt.
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