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Normtest
Pentax ME super
Elektronischer Zeitensuchlauf: Tastendruck genügt
Als Pentax mit der ME 1977 eine Kamera auf den Markt brachte, die auf den gewohnten Verschlußzeitenknopf verzichtete, wurde diese Kamera teils erstaunt, teils etwas belächelt zur Kenntnis genommen. Der Erfolg der ME im Markt bewirkte, daß das Lächeln verschwand und dafür eine Reihe weiterer Kameras mit gleichem oder ähnlichem Konzept auftauchte. Obwohl die ME in der bekannten Form den meisten fotografischen Aufgabenstellungen gerecht wurde, blieben doch immer noch Wünsche nach weitergehender technischer Ausstattung offen. Auf den Kreis dieser Fotografen zielt Pentax mit der ME super. Nachdem mit MV und MV 1 vorwiegend Einsteiger angesprochen wurden, nun also eine Pentax für Aufsteiger. Da wir im Interesse größtmöglicher Aktualität die Kamera so früh wie möglich getestet haben (unser Testmuster stammt aus einer Vorserie), kann es sein, daß Sie sich noch ein paar Tage gedulden müssen, bevor Sie die Kamera im Handel zu sehen bekommen. Auf dem deutschen Markt soll die Einführung der ME super im März/April erfolgen. In Japan ist die Kamera seit der Jahreswende erhältlich.
Um die ME super von der ME zu unterscheiden, muß man zweimal hinschauen, so geringfügig sind die äußeren Differenzen. In den Gehäuseabmessungen 134,5 x 83 x 51,5 mm sind beide Modelle identisch, mit ihrem Gewicht von 445 g ist die ME super trotz dem "Mehr an Technik um 15 g im Vorteil. Auf den zweiten Blick bemerkt man den kleinen Schriftzug "super" neben der Bezeichnung "ME" und zwei unscheinbare schwarze Knöpfe neben dem um den Auslöser angebrachten Betriebsarten-Einstellring. Und diese Knöpfe machen den wichtigsten Unterschied zur ME aus.
Die Funktionen
Der Betriebsarten-Einstellring der ME super weist 5 Positionen auf:
1) AUTO für Zeitautomatik
2) M für manuelle Messung und Zeiteinstellung
3) 125 X für Blitzsynchronisation
4) B für Langzeitbelichtungen
5) L für Zentralverriegelung
Automatische Zeitensteuerung nach Blendenvorwahl
Das Einschalten des Belichtungsmeß- und Steuerungssystems erfolgt durch leichten Druck auf den Auslöser. In Stellung "AUTO" leuchtet dann die Leuchtdiode auf, die der effektiven stufenlos gesteuerten Belichtungszeit am nächsten kommt, z. B. "l 25", wenn die Automatik 1/137 steuert. Die LED-Anzeige für die Verschlußzeiten ist zweckmäßig zweifarbig gehalten. Die Zeiten von 1/2000 (!) bis 1/60 Sekunde werden grün angezeigt, was problemloses Fotografieren aus freier Hand signalisiert (natürlich bezogen auf Standard- und Weitwinkelobjektive). Zur Warnung vor der bestehenden Verwackelungsgefahr ist Anzeige der Zeiten von 1/30 bis 4 Sekunden in gelb-orange gehalten. Würde die vorgewählte Blende zu einer Ober- oder Unterbelichtung führen, so leuchtet die entsprechende rote LED für "OVER" oder" UNDER" warnend auf. Bei den angegebenen Verschlußzeiten von 1/2000 - 4 Sekunden handelt es sich um den "offiziellen" Bereich. In der Praxis kann man es durchaus wagen, auch bei "UNDER" auf den Auslöser zu drücken, da die Automatik erfahrungsgemäß auch längere Zeiten so steuert, daß man zu brauchbaren Resultaten kommt. Allerdings werden dann die Toleranzen sowohl der Kamera wie auch des Filmmaterials größer. Besonders hervorzuheben bei einer Kamera dieser Klasse ist die 1/2000 Sekunde als kürzeste Verschlußzeit, eine willkommene Zugabe für Action- und Sportfotografie.
Damit sind die Funktionen der ME super in Position "AUTO" noch nicht erschöpft. Die praxisgerechte Anzeige eines eingestellten Belichtungskorrekturfaktors über eine blinkende rote Leuchtdiode im Sucher ist kaum zu übersehen. Dies wird jeder zu schätzen wissen, der einmal bei Bild 32 festgestellt hat, daß noch die Belichtungskorrektur eingestellt ist, die bei Bild 7 nötig war. Was nicht nur Amateuren passiert. Der Korrekturbereich beträgt ± 2 Lichtwerte. Am oberen und unteren Ende der Filmempfindlichkeitseinstellung ist die Korrekturmöglichkeit wie bei den meisten Automatikkameras eingeschränkt, da beide Parameter über den gleichen Widerstand gesteuert werden.
Noch eine weitere Automatikfunktion der ME super erschließt sich bei Verwendung von Pentax Spezialblitzgeräten. Mit dem bereits bekannten AF 200S und dem angekündigten AF 160 braucht die Einstellung des Betriebsartenschalters zum Blitzen nicht verändert werden, sondern verbleibt auf AUTO". Nach dem Einschalten des Blitzgerätes wird im Sucher von der grünen "l25 X"-LED die automatisch erfolgte Einstellung der 1/125 Sekunde Blitzsynchronistationszeit angezeigt. Ist der Blitzkondensator geladen und das Gerät damit blitzbereit, wird dies durch das Blinken der grünen "M"-LED signalisiert, die normalerweise die Einstellung des Betriebsartenschalters auf "Manuell" anzeigt.
Nachführmessung und manuelle Zeitensteuerung
Interessant wird es bei der ME super in der Position "M" des Betriebsartenschalters. Hier muß unterschieden werden zwischen den prinzipiellen Möglichkeiten dieser Einstellung zum einen und der völlig neuartigen technischen Verwirklichung.
"M" steht gleichermaßen für "manuell" und "messen". In dieser Einstellung besteht nicht nur die Möglichkeit, eine bestimmte Zeit fest einzustellen und die Blende mit Erfahrung oder besser noch einem Handbelichtungsmesser zu bestimmen, sondern mit der ME super ist eine echte Nachführmessung möglich. Sie bietet damit die vielgefragte abschaltbare Automatik. Sie können den Erfordernissen des Motivs entsprechend zuerst die Blende einstellen und dann die Zeit bis zum richtigen Wert nachführen oder umgekehrt zuerst die Zeit und dann die Blende einstellen.
Die Messung wird, genauso wie bei Automatik, durch Antippen des Auslösers eingeschaltet. Im Sucher angezeigt wird die eingestellte Zeit über eine grüne oder gelbe LED. Ergibt die gewählte Kombination von Zeit und Blende eine Fehlbelichtung, so blinkt die entsprechend rote LED zur Ober- oder Unterbelichtungswarnung (im Gegensatz zum Dauerleuchten bei "AUTO"). Ist die richtige Kombination eingestellt, so leuchte nur die zur gewählten Zeit gehörende LED auf. Leider hat Pentax bei de ME super aus unverständliche Gründen auf die Einspiegelung de Blende in den Sucher verzichtet, obwohl dies, wie die MX zeigt, ohne viel Aufwand machbar und auch bei einer ME "super" zu erwarten wäre.
Völlig neu und bis dato einmalig ist die Art und Weise, in der bei der ME super die Zeiteinstellung erfolgt. Trotz der beschriebenen Möglichkeiten kommt die ME super nach wie vor ohne den konventionellen Verschlußzeitenknopf aus. Die Fummelei mit spitzen Fingern am Zeitenknopf, besonders mühsam, wenn die Kamera am Auge gehalten wird, entfällt. Möglich wird das durch zwei neben dem Auslöser gelegene Impulstasten. Diese Funktionieren ähnlich, wie man es z. B. von der Zoom-Einstellung bei Super-8-Kameras kennt. Tippt man mit dem Finger leicht auf die vordere Taste, kann man im Sucher über die LED-Anzeige verfolgen, wie die Verschlußzeiteneinstellung von den längeren zu den kürzeren Zeiten wandert. Wird auf den hinteren Impulsgeber gedrückt, läuft die Verschlußzeit abwärts, von der kürzeren zur längeren Zeit. Eine bestimmte Zeit wird fixiert, in dem man die Taste losläßt, sobald die LED die gewünschte oder vom Belichtungsmesser als "richtig" signalisierte Zeit anzeigt. Eine kleine technische Delikatesse ist die Speicherschaltung, die bewirkt, daß die eingestellte manuelle Verschlußzeit erhalten bleibt, auch wenn zwischendurch auf Automatik geschaltet wird oder sich die Belichtungsmessung automatisch nach ca. 25 Sekunden zur Vermeidung übermäßigen Batterieverbrauchs abschaltet. Diese Art der Verschlußzeiteneinstellung erweist sich auf Anhieb als praxisgerecht. Der Verschlußzeitenbereich umfaßt ebenso wie mit Automatik 1/2000 bis 4 Sekunden, allerdings in den genormten festen Schritten im Gegensatz zur stufenlosen Automatiksteuerung.
Auch bei der "M"-Einstellung bleibt die bereits beschriebene Blitzautomatik mit Pentax Spezialblitzgeräten in Funktion, d. h., man braucht die Betriebsarteneinstellung "M" ebensowenig zu verändern wie bei "AUTO", wenn man mit diesen Geräten arbeitet.
Belichtungsmessung
Bei der ME super findet sich die gleiche mittenbetonte Integralmessung wieder, die sich schon in MX und ME praktisch bewährt hat. Als Meßelemente werden Galliumarsenid-Phosphor-Fotodioden, kurz GPDs genannt, verwendet. Der Meßbereich umfaßt LW 1 bis LW 1 9 (bei ASA 100/21 DIN und 1,4/50 mm Objektiv). Filmempfindlichkeiten von ASA 12/12 DIN bis ASA 1600/33 DIN. Bei Verwendung von Pentax-Zubehör, das nur für Arbeitsblendenmessung geeignet ist, wie z. B. M42-Objektive über K-Adapter oder das SMC Pentax Shift, erfolgt beim Einsetzen automatisch die Umschaltung der Kamera auf Arbeitsblendenmessung.
Die Funktion der Belichtungsautomatik bzw. Nachführmessung wird davon nicht beeinflußt. Bei Stativaufnahmen und anderen Situationen, in denen das Sucherokular nicht vom Auge abgeschaltet wird, sollte bei Aufnahmen mit Belichtungsautomatik die mitgelieferte Okularabdeckkappe verwendet werden. Diese geht allerdings leicht verloren, so daß in diesen Zusammenhang der Wunsch nach einer internen Okularabdeckung aufkommt.
Verschluß
Bei dem senkrecht ablaufenden Metall-Lamellenschlitzverschluß der ME super handelt es sich um eine Weiterentwicklung des bekannten Seiko MFC, der nun durch die zusätzliche Bezeichnung "E 2" gekennzeichnet wird. Zeitenbereich 1/2000 sec. bis 4 sec., elektronisch gesteuert, mechanisch ablaufend 1/125 Sec (gemessen 1/95 sec.) X-Synchronisationszeit 1/125 sec. (gemessen 1/89 sec.) X-Kontaktverzögerung 0,3 msec., Verschlußoffenzeit 4,8 msec., Vorhanggeschwindigkeit 3,7 m/sec. Die manuell eingestellten Verschlußzeiten werden mit geringen Abweichungen von ziemlich konstant + 1/6 LW bei den längeren Zeiten bis 1/60 und von - l', LW bei 1/1000 und 1/2000 gut eingehalten. Lediglich die 1/125 Sec fällt mit einem effektiven Wert von 1/89 (elektronisch) und 1/95 (mechanisch) etwas aus der Norm. Wir vermuten, daß diese Zeit aus Sicherheitsgründen etwas länger ausgelegt wurde.
Sucher und Sucherinformation
Sehr heller fest eingebauter Prismensucher (durch neuartige Mattscheibe etwa 30 % heller als bei der ME), Sichtbarkeit der Bildfeldecken für Brillenträger leicht eingeschränkt. Prisma silberbeschichtet, kombinierte Schnittbild/Microprismen-Einstellscheibe, 91 % des Bildformates bzw. 85 % des Filmformates sichtbar, Vergrößerung 0,95 x mit 50 mm Optik, Okular - 1 Dioptrie. Anzeigen: Zeiten, Ober- und Unterbelichtung, Belichtungskorrekturfaktor, manueller Betrieb, automatische Blitzsynchronisation und Blitzbereitschaft (in den einzelnen Abschnitten im Detail beschrieben). Außer der Blendeneinspiegelung vermißten wir eine Abblendtaste zur visuellen Kontrolle der Schärfentiefe im Sucher.
Auslöser
Leichtgängiger, mechanischer Auslöser, batterieunabhängig. Auslöseweg zum Einschalten der Belichtungsmessung 1 mm, Druck 1,7 N, bis zur Auslösung 2 mm, Druck 2,5 N. Selbstauslöser ebenfalls mechanisch, Vorlaufzeit ca. 9 sec. Drahtauslöseranschluß. Elektrische Fernauslösung mit Winder möglich.
Energieversorgung und Stromverbrauch
Die ME super erweist sich als relativ sparsamer Energieverbraucher. Das drückt sich schon darin aus, daß zum Betrieb nur 2 Silberoxid-Zellen a 1,5 Volt erforderlich sind. Der Verbrauch des Belichtungsmessers beträgt bei AUTO 5,2-7,4mA, bei "M" 7,49,8 mA. Dabei spielt auch die Zahl der aufleuchtenden LEDs eine Rolle. Der geöffnete Verschluß zieht 16,5 mA. Bei ausgeschalteter Messung fließt, bedingt durch die Memory-Schaltung für die elektronisch eingestellte und gespeicherte Festzeit, ein minimaler Strom von 0,01 mA. Das dürfte praktisch keinen Einfluß auf die Lebensdauer haben. Die minimale Betriebsspannung liegt bei 2 V. Die positiv zu erwähnende automatische Batteriekontrolle signalisiert schon bei einer Spannung von 2,45 V durch das Blinken einer der Verschlußzeiten-LEDs (die anderen kommen nicht in Betracht, da sie in bestimmten Funktionen blinken müssen), daß es an der Zeit ist, neue Batterien einzulegen. Solange das Blinken anhält, ist noch eine einwandfreie Funktion gewährleistet.
Weitere Ausstattung
Die Standardrückwand mit Memohalter der ME super ist gegen ein Rückteil "Dial Data ME" zur Dateneinbelichtung austauschbar. Das Filmeinlegen geht schnell und problemlos dank der sogenannten "Magic Needle"-Aufwickelspule.
Winderanschlußmöglichkeit besteht sowohl für den bekannten Winder ME wie für den neuen, verbesserten Winder ME II (2 Bilder/sec., Einzel- und Serienbelichtung, elektrischer Fernauslöseranschluß. Betriebsspannung 6 Volt).
Der Mittenkontakt-Blitzschuh weist einen zusätzlichen Kontakt für die Blitzautomatik auf.
Filmtransport und Spannen des Verschlusses geschieht mit einem 135xGRADx Schwung. Der Transporthebel hat eine Arbeitsposition von 20xGRADx und ermittelt durch seinen angenehm sanften und geschmeidigen Gang einen soliden Eindruck. Dieser Eindruck von der Kamera wird auch durch das relativ leise, aber satte Geräusch beim Auslösen betätigt, ein Verdienst der verbesserten Dämpfung der Spiegelbewegung. Eine zusätzliche Filmtransportkontrolle für beide Laufrichtungen rundet das Bild ab. Mehrfachbelichtungen sind nur nach der etwas umständlichen "3-FingerMethode" durch Entriegeln der Filmtransportwalze über den Rückspulkopf möglich. Fast überflüssig, noch zu erwähnen, daß die Pentax ME super über das bewährte K-Bajonett verfügt. Die zur Verfügung stehenden Brennweiten reichen von 15 mm bis 2000 mm.
Schlußkommentar
Mit der ME super ist Pentax zweifellos eine Aufwertung der erfolgreichen ME gelungen. Die Kamera macht einen gediegenen grundsoliden Eindruck und läßt bis auf wenige Details, die keine unbedingte Notwendigkeit sind und vermutlich aus Marketinggründen einem teurerem Pentax Spitzenmodell vorbehalten bleiben, keine Wünsche offen. Das Konzept der elektronischen Verschlußzeiteneinstellung über Impulsgeber ist ein echter Fortschritt und könnte durchaus genauso Schule machen wie die ME ohne Verschlußzeitenknopf.
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