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2003
KAMERAS BERATUNG
Fein abgestuft
CANON: EIN SYSTEM FÜR SPORT UND FREIZEIT
Foto-Einsteiger sehen sich mit einer unübersehbaren Auswahl an Kameras konfrontiert. ColorFoTo hat die Kleinbild-Spiegelreflexsysteme namhafter Hersteller unter die Lupe genommen und hilft so bei der Orientierung. In der ersten Folge geht es um Canon und das EOS-System.
Jede EOS-Kamera von Canon bietet den Anschluss an ein umfangreiches und spezialisiertes Objektiv- und Zubehörprogramm. Das Objektivangebot umfasst 37 Festbrennweiten von 14 bis 600 mm; 22 Zooms, darunter ein Zehnfachzoom mit einem Brennweitenbereich von 35-350 mm, sind im Handel. Das Objektivsortiment umfasst zwei Leistungsklassen: einmal für Amateure und Einsteiger, einfach und preislich erschwinglich, zum anderen die meist hochlichtstarke L-Baureihe für Profianwender.
Die technische Handhabung der Canon-EOS-Kameras ist dreifach abgestuft: Die Vollautomatik gewährleistet gute Bildergebnisse für Einsteiger, die fotografisch noch nicht so versiert sind. Mit den Motivprogrammen lassen sich gezielt fotografische Schwerpunkte setzen, ohne dass man den Vollautomatik-Modus verlassen muss. So stellt die Kamera beispielsweise im Programm „Landschaft" automatisch kleine Blenden bei längeren Verschlusszeiten für maximale Schärfentiefe ein. Die Halbautomatik und die manuelle Wahl von Blende und Belichtungszeit bieten dem versierten Hobbyfotografen alle Möglichkeiten der gezielten Bildgestaltung.
EOS 3000N und 300 - die Einsteigerkameras
Die EOS 3000N und die EOS 300 haben viele Gemeinsamkeiten: Sie sind sehr kompakt und auch für zierliche Hände ergonomisch gut gebaut. Da die Kameragehäuse hauptsächlich aus Kunststoff gefertigt werden, sind beide Leichtgewichte - sie wiegen nur 350 Gramm. Die Sucher zeigen 90 Prozent des Bildfelds, sind aber für Brillenträger etwas unübersichtlich. Ein zentrales Einstellrad links oben am Kameragehäuse ermöglicht dem Fotografen elf Belichtungs- und Programmvarianten. Wer auf P für Programmautomatik oder auf das Symbol „grünes Rechteck" (Vollautomatik mit automatischer Blitzzuschaltung) stellt, kann direkt nach dem Einspulen des Films loslegen und durch vollautomatische Technik schnell scharfe und gut belichtete Fotos erzielen. Bei den mit Symbolen gekennzeichneten Motivprogrammen (Vollautomatik mit Priorität für bestimmte Aufnahmesituationen, wie zum Beispiel Sport mit kurzer Verschlusszeit) schaltet sich der eingebaute Blitz mit Leitzahl 12 automatisch zu. Bei den Belichtungsprogrammen im Kreativbereich wie Zeit- oder Blendenautomatik (Tv, Av) kann der Blitz manuell zugeschaltet werden. Die kürzeste Synchronzeit beträgt 1/90 Sekunde. Nur mit Canon-Blitzgeräten wie den Speedlites 550 EX und 420 EX sind Synchronzeiten bis 1/2000 Sekunde möglich. Allerdings verringert sich die Blitzreichweite bei diesen Zeiten erheblich.
Unterschiedlich ist die Zahl der AF-Sensoren: drei bei der EOS 3000N und sieben bei der EOS 300, davon jeweils ein Kreuzsensor, der auf waagrechte und auf senkrechte Strukturen scharf stellt. Die AF-Sensoren sind bei beiden Kameras auch einzeln anwählbar. Bei der EOS 3000N sind die AF-Sensoren in der Bildmitte in einer Linie angeordnet. Bei der EOS 300 arbeiten fünf Sensoren linear und zusätzlich zwei mittig - jeweils einer oberhalb und unterhalb der Linie. So kann auch auf Details außerhalb der Bildmitte scharf gestellt werden.
Das Sucherdisplay beider Kameras zeigt im unteren Bereich übersichtlich die aktuelle Blende, Verschlusszeit und die bei einer Aufnahme aktiven AF-Messfelder an. Beide Kameras stellen automatisch die Messart ein: Selektivmessung (entsprechend einer Großspotmessung mit zirka acht Prozent der Bildfläche) hei Messwertspeicherung, mittenbetonte Integralmessung bei manueller Betriebsart und Mehrfeldmessung bei Automatik. Das ermöglicht unbeschwertes Fotografieren.
Die EOS 300 bietet gegenüber der EOS 3000N eine Abblendtaste zur Schärfentiefenkontrolle und Belichtungsreihen mit drei Aufnahmen in einer Abstufung von 0,5 Lichtwerten. Das Bajonett ist bei beiden Einsteigermodellen aus Kunststoff, die Filmandruckplatte aus Metall.
Fazit: Wer keine fotografischen Vorkenntnisse besitzt und einfach fotografieren möchte, trifft mit der EOS 3000N oder der EOS 300 eine gute Wahl. Ihre Preise sind mit 249 bzw. 299 Euro moderat. Kompaktheit und geringes Gewicht machen die beiden Modelle zu sympathischen immerdabei-Kameras. Für härtere Einsätze wie Gebirgstouren oder Trecking sind sie nicht gedacht.
EOS 30 und EOS 33 - die Mittelklasse
Wer fotografisch mehr in die Bildgestaltung eingreifen möchte und des Öfteren die Objektive wechselt, ist mit der nächst höheren Klasse besser beraten.
Die EOS 30 ist mit einem ergonomisch vorteilhaften Griffwulst ausgestattet, das Gehäuse besitzt eine Alu-Abdeckung und das Objektivbajonett ist aus Metall. Die Blitzsynchronzeit der EOS 30 beträgt 1/125 Sekunde, die Verschlusszeiten reichen bis zu 1/4000 Sekunde. Bei der EOS 30 ist obendrein ein vollautomatisches Blitzgerät eingebaut. Sie besitzt einen Autofokus mit sieben Feldern, die entweder durch Augensteuerung, manuelle Vorwahl oder automatisch aktiviert werden. Drei AF-Betriebsarten sind wählbar: Oneshot für statische Motive, AI-Servo mit Schärfenachführung für bewegte Motive und AI-Fokus mit automatischer Umschaltung von Oneshot auf AI-Servo. Der Filmtransportmotor arbeitet mit vier Bildern pro Sekunde deutlich schneller als bei der EOS 300 mit 1,5 Bildern. Die drei Belichtungsmessarten Großspot- (Selektiv-), Mehrfeld- oder mittenbetonte Integralmessung kann der Fotograf hier frei wählen und so gezielt für die jeweils gewünschte Bildwirkung einsetzen. Sehr angenehm ist der extrem leise Filmtransport und der gut gedämpfte Spiegelschlag. Leider vermissen wir eine richtige Spotmessung mit zwei Prozent mittiger Wertung der Bildfläche, die bei Diafilmen und bei extremen Lichtsituationen wie Gegenlicht sehr nützlich sein kann. Bei der EOS 30 sind die Individualfunktionen über das Einstellrad links oben und einen Druckknopf an der Kamerarückseite (beide mit „C.Fn" gekennzeichnet) programmierbar. Über die Individualfunktionen lässt sich zum Beispiel einstellen, ob bei der Filmrückspulung der Film ganz eingespult wird oder die Lasche außerhalb der Filmpatrone verbleibt. Und die Rückspulung kann auf schnell (dafür etwas lauter) oder leise (dafür etwas langsamer) eingestellt werden. Als besonderes Highlight bietet bereits dieses Mittelklassemodell die Möglichkeit zur Spiegelvorauslösung. So werden Restschwingungen durch den Spiegelschlag bei längeren Verschlusszeiten (ab ca. 1/30 Sekunde) vermieden.
Die EOS 33 ist baugleich mit der EOS 30, aber ohne den augengesteuerten Autofokus. Sie kostet 499 Euro und ist damit 100 Euro billiger als die EOS 30.
Fazit: Geeignet sind diese beiden Kameras für Fotografen, die die technischen Möglichkeit des EOS-Systems nutzen wollen und Objektive öfters wechseln. Sie bieten eine sehr gute Relation von Preis und technischer Ausstattung.
EOS 3 und EOS IV - die Formel-1-Klasse
Wer gerne Sportfotografie betreibt oder eine technisch hochwertige und robust verarbeitete Kamera möchte, ist mit der EOS 3 oder der EOS 1V am besten beraten. Das helle Sucherbild zeigt bei der EOS 3 97 Prozent und bei der EOS 1V 100 Prozent des Bildformats. Der Autofokus arbeitet bei langen Brennweiten deutlich schneller als bei den Einsteigermodellen, und der Filmtransport lässt sich durch einen ansetzbaren Power-Booster (PB-E2) auf sieben (bei der EOS 3) bzw. neun (bei der EOS 1V) Bilder pro Sekunde beschleunigen. Die Blitzsynchronzeiten sind Mit 1/200 bzw. 1/250 Sekunde erheblich kürzer. Bei diesen beiden Profimodellen findet sich auch eine Spotmessung mit zwei Prozent der Bildfläche. Beide Kameras bieten zusätzlich eine Multispotmessung (bis zu acht Werte), was die Bestimmung des Kontrastumfangs eines Motivs durch Anmessen von hellen und dunklen Bildstellen ermöglicht. Dies kann besonders bei der Verwendung von Diafilmen nützlich sein.
Der Verzicht auf Motivprogramme kommt der Überschaubarkeit der Bedienungselemente zugute. Ein Fotograf mit Vorkenntnissen kann sich durch Probieren die wichtigsten Kamerafunktionen schnell erschließen.
Zur Ausstattung gehören bei beiden Kameras wechselbare Einstellscheiben, jeweils insgesamt neun für die EOS 3 und die EOS-1V. Dazu gehören Gittermattscheiben für die Architekturfotografie und Mess-Skalenscheiben für Mikroskop-Aufnahmen. Die verwendeten Kunststoffe sind bei beiden Kameras laut Hersteller vorwiegend aus glasfaserverstärktem Polycarbonat. Bei der EOS 1V wird für das Gehäuse Leichtmetall-Druckguss verwendet und für den Einsatz unter widrigen Bedingungen sind die Bedienungselemente mit speziellen Silikondichtungen gegen Staub, Schmutz und Feuchtigkeit geschützt. Besonderes Augenmerk hat Canon auf die Ergonomie gelegt. Die EOS 1V liegt gut in der Hand. Ihr Gewicht von 945 Gramm macht sich auch beim mehrstündigen Fotografieren während einer Sportveranstaltung kaum bemerkbar.
Sowohl die EOS 3 wie auch die EOS 1V verfügen über 45 Autofokus-Messfelder. Sieben davon sind Kreuzsensoren, geeignet zur Scharfstellung bei senkrechten und waagrechten Strukturen. Auch kleinere Motive innerhalb des Bildes können mit diesen vielen Kreuzsensoren besser erfasst werden. Laut Hersteller arbeiten sie in ihrer speziellen Funktion als Kreuzsensoren nur bei einer Lichtstärke der verwendeten Objektive bis 2,8. Wir konnten aber in der Praxis auch mit lichtschwächeren Objektiven gute Scharfstellergebnisse feststellen.
Dass die professionellen Kameras sehr schnell in der Scharfstellung sind, zeigten bereits unsere Tests über Autofokusgeschwindigkeit in ColorFoTo 11/2001. Bei unserem Vergleichstest liegen sowohl die EOS 3 als auch die EOS 1V mit 19 bzw. 18 Punkten deutlich vor der EOS 30 wie auch der EOS 33 mit 12,5 bzw. 11,5 Punkten. 17 bzw. 19 einstellbare Individualfunktionen erlauben bei der EOS-3 bzw. EOS-1 V eine nach persönlichen Wünschen programmierte Kamera.
Fazit: Zwei Kameras der technischen Spitzenklasse zum Preis von 1300 bzw. 2300 Euro. Übersichtliche Bedienung, gute Verarbeitung und eine moderne technische Ausstattung machen sie zu zuverlässigen Profiwerkzeugen.
Die Objektive des EOS-Systems
Das Angebot an Zoomobjektiven ist mit 22 Stück breit gefächert. Die Universalzooms, die vom Weitwinkel bis in den Telebereich reichen, werden in fünf Varianten angeboten. Zur Auswahl stehen Brennweitenbereiche von 24-85 mm, 28-90 mm, 28-105 mm, 28-135 mm und 28-200 mm.
Aber auch das Angebot an Festbrennweiten ist komplett. Für nahezu jede Festbrennweite gibt es ein Modell für den engagierten Amateur und ein entsprechendes hochlichtstarkes Modell der L-Serie für den professionellen Fotografen. So werden als Universalweitwinkel ein EF 2,8/24 mm und ein EF 1,4/24 mm L USM angeboten. Bei den kurzen Teles, die speziell für Porträtaufnahmen geeignet sind, gibt es zum einen das EF 1,8/85 mm USM und zum anderen das EF 1,2/ 85 mm L USM mit anderthalb Blenden mehr. Bei der Standardbrennweite mit 50 mm stehen drei Modelle mit einer maximalen Lichtstärke von 1,8, 1,4 und 1,0 zur Auswahl. Available-Light-Fotografen und Sportfotografen greifen besonders gern zu den hochlichtstarken L-Objektiven, weil sie bei schlechten Lichtverhältnissen, wie zum Beispiel bei Konzerten oder Fußballturnieren, Aufnahmen ohne Einsatz von Blitzlicht erlauben.
Moderne Techniken
EOS steht für Electronic Optical System, und meint das Prinzip der automatischen Scharfstellung. Der Antrieb erfolgt bei allen Autofokusobjektiven von Canon durch einen ins Objektiv eingebauten Motor. Die Scharfstellung, die Bewegung einzelner Linsengruppen innerhalb des gesamten Linsensystems, erfolgt direkt und schnell. Dies ist besonders bei Brennweiten im mittleren und höheren Telebereich (ab ca. 180 mm) ein deutlicher Vorteil. Die Ultraschallmotoren, 1987 entwickelt, stellen in den Objektiven der USM-Baureihe fast geräuschlos scharf. Mittlerweile sind die USM-Motoren nahezu Standard in allen Objektiven des EOS-Systems. Die Informationsübertragung zwischen Kamera und Objektiv erfolgt bei der EOS-Reihe ausschließlich elektronisch, d. h. mechanisch verschleißfrei. 1995 brachte Canon Objektive mit IS-(Image Stabilizer)-Funktion heraus. Objektive mit dieser Technologie ermöglichen eine um zwei bis zweieinhalb Stufen verlängerte Belichtungszeit gegenüber herkömmlichen Brennweiten (siehe Kasten „So arbeitet der Bildstabilisator").
EOS - ein System (fast) ohne Grenzen
Mit dem Canon-EOS-System kann sich der ambitionierte Fotograf Spezialbereiche der Fotografie erschließen: Für Architekturaufnahmen gibt es drei TS-Objektive mit Brennweiten von 24 mm, 45 mm und 90 mm, die die Möglichkeit zur Perspektivenkorrektur und Schärfedehnung bieten. Bei Gebäudefotografien wirken parallele Gebäudelinien bei gekippter Kamera wie stürzende Linien, d. h. sie verjüngen sich zum oberen Bildrand hin: Das Gebäude scheint nach hinten zu kippen. Ein optischer Effekt, wie er auch bei Zuggleisen auftritt, die scheinbar am Horizont zusammenlaufen. Bei TS-(Tilt Shift)-Objektiven, kann diese Wirkung durch eine Höhenverstellung der vorderen Linsengruppe des Objektivs ausgeglichen werden (eine Dezentrierung der optischen Achse), was Shift-Funktion genannt wird. Die Tiefenschärfe kann verlagert werden durch eine Schwenkung (seitliche Verstellung) des Objektivs aus seiner optischen Achse - Tilt-Funktion genannt. So wird eine Schärfedehnung nach dem Prinzip der optischen Bank möglich, wie sie sonst Großbildkameras vorbehalten ist. Drei Makroobjektive mit Festbrennweiten von 50 mm, 100 mm und 180 mm erweitern die Fotografiermöglichkeiten für den Nahbereich bis zum Maßstab 1:1. Das Speedlite 420 EX und das Speedlite 550 EX sind lichtstarke, aufsteckbare Blitzgeräte. Sie sind handlich und bieten eine Leitzahl von 55 bzw. 42 (jeweils bei 105 mm Brennweite). Sie verfügen über Funktionen wie E-TTL-Belichtungsmessung (Evaluative through the Lense), auf Deutsch: Mehrfeld-Blitzinnenmessung, die das Blitzlicht automatisch dosiert. Bei beiden ist drahtlose Synchronisation mehrerer Blitzgeräte möglich. Eine Blitzbelichtungskorrektur erlaubt beim 550 EX Feinabstufungen in Drittel-Lichtstufen, Blitzbelichtungs-Reihenautomatik sowie manuelles Dosieren der Blitzleistung. Ein Ringblitz, der MR-14 EX mit Leitzahl 14, ergänzt die Nutzung für den Makrobereich. Seit 1987 sind innerhalb des EOS-Systems weit über 60 Objektive mit ca. 20 Kameras kompatibel.
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