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Artikel
2003
KAMERAS BERATUNG
Für alles gerüstet
13 FOTO-KOMBIS FÜR 500 BIS 12000 EURO
Für alle, die fototechnisch optimal ausgestattet sein wollen: Horst Gottfried präsentiert 13 Ausrüstungen für unterschiedlichste Zwecke - von der Einsteigerlösung um 500 Euro bis hin zu Traumkombinationen für 12 000 Euro.
Das Zusammenstellen einer optimalen Foto-Ausrüstung ist ein faszinierendes Puzzlespiel mit fast beliebig vielen Kombinationsmöglichkeiten. Auf der einen Seite soll für jede Situation das am besten geeignete Werkzeug greifbar sein. Auf der anderen Seite erlaubt nur eine kompakte Ausrüstung ein mobiles Agieren, wenn es mal schnell gehen soll, man auf Reisen oder sonst länger unterwegs ist. Eine weitere entscheidende Rolle spielt der Preis: Ist eine günstige Universalausrüstung gefragt, oder darf sie von professionellem Kaliber sein? Darüber hinaus frönen gerade viele ambitionierte Hobby-Fotografen ganz speziellen Motivbereichen. Und besondere Aufgaben erfordern besondere Mittel, will man sie möglichst gut in den Griff bekommen. Für die haben wir die Angebote der führenden Hersteller auf Spezialitäten und Exoten abgeklopft die weiterhelfen wenn die Universalisten an ihre Grenzen stoßen. Manche Lösung bietet nur ein Hersteller, vieles aber auch die Mitbewerber in ähnlicher Form. Verstehen Sie diese Auswahl deshalb als Anregung. Zehn Ausrüstungen bleiben im Preisrahmen von 450 bim 6400 Euro. Hinzu kommen zwei Traumkombinationen zu Preisen über 10 000 Euro.
Einsteiger-Kombis
Flexibilität ist in jedem Fall bei Kamera und Optik gefragt. Das heißt Automatikkomfort und manuelle Einstellmöglichkeiten bei der Kamera, viel Brennweite bei der Optik sowie ein Blitz - und das alles möglichst preisgünstig. Wer den Schritt vom Knipsen zum Fotografieren machen will und sich für eine Spiegelreflexkamera entscheidet, ist mit rund 400 Euro dabei, wenn er etwas Handfestes haben will. Für Einsteiger bietet Olympus eine reizvolle Option, obwohl sich dieser Anbieter aus dem klassischen SLR-Markt zurückgezogen hat. Olympus setzt nur noch auf sein „All-in-one-Konzept", und das kann sich sehen lassen, vor allem in seiner jüngsten Form als IS-5000 QD.
Alles in einer
Mit seinen 28-140 mm deckt das fest integrierte Zoom der IS-5000 einen Brennweitenbereich ab, in dem wohl mehr als 90 Prozent aller Aufnahmen gewöhnlich entstehen. Mit 28 mm steht genügend Weitwinkel zur Verfügung, die 140 mm Tele mögen zwar nicht safaritauglich sein, den Graben zwischen dem Fotografen und dem Löwen im Zoo überbrücken sie aber allemal eindrucksvoll.
Das AF-System wird bei Bedarf durch einen Hilfsblitz unterstützt. Mehrfeld-, mittenbetonte Integral- oder Spot-Messung bestimmen die Belichtung; die Zeiten reichen von
1/2000 bis 4 s. Motivprogramme für Sport, Porträt, Nacht und Landschaft stehen über die normale Programmautomatik hinaus zur Wahl. Zeit- und Blendenautomatik sowie manuelle Zeit-/Blendenwahl und Belichtungskorrektur bis ±2 EV erlauben dem Fotografen gestaltendes Eingreifen. Makroaufnahmen sind bis zur formatfüllenden Aufnahme einer Postkarte aus 60 cm Entfernung möglich. Das kompakte Doppelblitzsystem mit einem Blitz mit Leitzahl 20 für Teleaufnahmen sowie Leitzahl 13 für Weitwinkel- und Makroaufnahmen hat sich schon in früheren IS-Modellen bewährt. Mehr dem Komfort als echter Action-Fotografie dient die Serienbildfunktion mit 1,2 Bildern pro Sekunde. Dank ihres griffgerecht geformten Gehäuses liegt die IS-5000 sicher in der Hand. Mit 87 x 125 x 124 mm und rund 700 g Gewicht bleibt sie bei Leuten, die Fotografie nicht als Selbstzweck, sondern eher begleitend zu anderen Aktivitäten betreiben, wahrscheinlich seltener zu Hause liegen als manche umfangreichere Ausrüstung.
Die Sorglos-Kombi
Ein Einstiegsmodell mit Eigenschaften, wie sie früher der Luxusklasse vorbehalten war, präsentiert Minolta mit der superkompakten Dynax 4. Nur 127 x 87 x 60,5 mm groß und 315 g leicht ist das von der Dynax 5 abgeleitete Gehäuse. Die dort schon bewährten, übersichtlichen Bedienelemente wurden beibehalten. Das AF-System der Dynax 4 soll deutlich schneller als das der Dynax 505si arbeiten. Die Belichtungsmessung erfolgt normalerweise mit einer 14-Segment-Wabenfeld-Mehrzonenmessung, die das AF-Messergebnis bei der Motivanalyse berücksichtigt. Spotmessung und manuelle Belichtungskorrektur werden durch eine Belichtungsreihenfunktion ergänzt, auch Mehrfachbelichtungen sind möglich. Vorbildlich, nicht nur in der Einsteigerklasse, ist die 4-Feld-TTL-Blitzmessung. Kabellose TTL-Arbeit ist mit den Minolta-Programmblitzgeräten möglich. Zwölf Custom-Funktionen erlauben eine individuelle Kameraprogrammierung. Tasten für die Basisfunktionen gestatten direkten und schnellen Zugriff. Viele kreative Einstellungen werden über ein übersichtliches Funktionsrad vorgenommen.
Die Motivprogramme Porträt, Landschaft, Nahaufnahme, Sport/ Action und Nachtporträt machen die Bedienung einfach wie bei einer Kompakten. Praktisch: kreatives Programmshift zur Veränderung von Zeit oder Blende. Zeit- und Blendenautomatik sowie manuelle Belichtungseinstellung lassen dem Fotografen mit wachsender Erfahrung Raum für bewusstere Bildgestaltung. Die ideale Ergänzung zur Kamera ist das AF 24-105 mm/ 3,5-4,5 (D). Obwohl mit 71x69 mm äußerst klein und handlich, stellt es mit 84xGradx-23xGradx einen universellen Bildwinkelbereich zur Verfügung. Besonders die kürzeste Brennweite 24 mm macht sich gut. Die Kombination mit der Dynax 4 kostet mit 530 Euro für das Zoom und 230 Euro für die Kamera rund einen Euro pro Gramm. Als geeignete Erweiterung dieser Basis-Ausstattung empfiehlt sich von der Brennweite wie vom Preis her das Telezoom AF 4,5-5,6/ 100-300 mm Apo (D) für 520 Euro.
Die High-Tech-Kombi
Mit der EOS 33 hat Canon eine High-Tech-Kamera im Angebot. In Kombination mit dem bewährten, wegen des optischen Bildstabilisators und des Ultraschall-Fokussiermotors immer noch hochaktuellen EF 3,5-5,6/ 28-135 mm IS USM gibt sie ein Werkzeug ab, mit dem allein man eine ganze Reisereportage bestreiten kann. Die EOS 33 ist ein gelungener Kompromiss zwischen der semiprofessionellen und doppelt so teuren EOS 3 und dem Bestseller EOS 300. Belichtungsmessung in 35 Zonen, gekoppelt mit sieben Autofokus-Sensoren sorgen sicher für richtige Schärfe und Belichtung. Viele manuelle Einstellmöglichkeiten lassen Raum für Experimente. Das Canon-E-TTL-Blitzsystem gehört zu den raffiniertesten seiner Art. Mit maximal 4 Bildern/s eignet sich der außergewöhnlich leise Filmtransport auch für Sport und Action. Am 28-135 mm IS USM fasziniert nicht nur der praxisgerechte Brennweitenbereich, sondern gleichermaßen der optische Bildstabilisator. „IS" steht für Image Stabilizer. Wer einmal damit fotografiert hat, wird ihn bei anderen Objektiven immer vermissen. Das Anti-Wackel-System arbeitet so sicher, dass sich die noch aus freier Hand zu bewältigenden Verschlusszeiten um zwei Stufen verlängern.
Externe Ergänzungen
Die vorgestellten Ausrüstungstipps lassen sich, von einigen Spezialitäten abgesehen, auch in anderen als den hier besprochenen Kamerasystemen realisieren, vielleicht nicht exakt identisch, wohl aber in der Tendenz. Kamerabesitzer aller führenden Systeme profitieren zudem von den Angeboten unabhängiger Objektivhersteller. Vor allem Sigma und Tamron bieten auch ausgefallenere Konstruktionen an, und das teils preislich günstiger als die Systemhersteller. So gibt es bei Sigma mit dem 2,8/15 mm EX ein dem formatfüllenden Minolta Fisheye vergleichbares Objektiv schon für 650 Euro. Noch einen Tick extremer als einige Originalzooms ist das Sigma 3,5-4,5/15-30 mm EX Aspherical. In der aufwendigen Konstruktion korrigieren Asphären in der vorderen und hinteren Linsengruppe die sphärische Aberration und Verzeichnung. Sigma empfiehlt dieses 950 Euro teure Objektiv auch für den Einsatz an digitalen SLR-Kameras. Das Sigma 4/100-300 mm APO IF HSM gehört mit 84 Punkten im ColorFoto-Objektivtest zu den Besten seiner Klasse. Wer sich jetzt beim Vergleich mit Originalzooms gleicher Brennweiten etwa von Canon oder Minolta über den Sigma-Preis von 1500 Euro wundert, sollte berücksichtigen, dass die hervorragende optische Leistung des Sigma-Zooms über den gesamten Brennweitenbereich bei gleich bleibender Blende erzielt wird (bis 4/300 mm) und dass ein Ultraschallmotor in der Canon-, Nikon- und Sigma-Version für schnelle Fokussierung sorgt. Die Sigma-Objektive sind jeweils mit Canon-, Minolta-, Nikon-, Pentax- und Sigma-AF-Bajonett lieferbar. Ein spezieller Tipp: das Tamron-Zoom mit einem bislang von keinem Originalhersteller in einem Objektiv erreichten Brennweitenbereich. Das Tamron 3,5-5,6/24-135 mm AD Asph. IF (Macro) vereint für 613 Euro so viele Brennweiten, wie sie früher bestenfalls in eine große Fototasche passten. Im ColorFoto-Test konnte das Superzoom mit einer Punktzahl von 75 überzeugen.
Mit professionellem Anspruch
Keine Kamera macht aus einem Knipser einer Profi. Wer aber professionell mit seiner Kamera arbeiten will oder zumindest ambitioniert danach strebt, braucht eine Ausrüstung mit Reserven. Das gilt sowohl hinsichtlich Robustheit und Zuverlässigkeit der Geräte wie auch seiner technischen Möglichkeiten im Grenzbereich. Hier zwei typische Kameras samt Objektivkombinationen.
Lange hat es gedauert, bis Pentax mit der MZ-S wieder eine Kamera professionellen Zuschnitts auf dem aktuellen Stand der Technik anbieten konnte. Dennoch führt die MZS in einem Markt, wo die Marktanteile traditionell seit Jahrzehnten ziemlich festgelegt sind, nun ein unverdientes Nischen-Dasein. Allen, die nicht schon durch ein vorhandenes Objektivsystem festgelegt sind und etwas für das Motto „mehr sein als scheinen" übrig haben, sollten diese gelungene SLR-Kamera ins Kalkül ziehen. Ein begeisterter MZ-S-Fotograf ist beispielsweise Visum-Fotograf und Foto-Professor Rolf Nobel: „Die MZ-S bietet so viel Technik wie nötig und so wenig wie möglich. Dadurch bleibt sie klein und handlich." Das zählt für ihn bei seinen Reportagen jenseits des aktuellen Tagesgeschehens.
Wer es sich bequem machen will, ist mit dem Pentax-Weitwinkelzoom 3,5-4,5/24-90 mm bestens bedient. Dieses 24-90er bietet in kompakter Form genügend Brennweiten für gelungene Reportagen. Wer dagegen den gestalterischen Umgang mit Schärfe und Unschärfe durch große Blendenöffnungen schätzt, findet bei Pentax die Limited Edition, die auch Rolf Nobel bevorzugt: "Sie gestatten das Fotografieren mit offener Blende als Gestaltungsmittel. Und anders als mit auffälligen Riesen-Optiken kann man damit dezenter Geschichten dicht am Menschen fotografieren."
In die Vollen
Die F5 führt die fast fünf Jahrzehnte währende Nikon-Tradition fort, „die" Profikamera überhaupt zu bauen. In Ausstattung und Ausführung ist die F5 so perfekt wie möglich auf professionelle Anforderungen abgestimmt. Hierzu gehören die Schärfenachführalgorithmen des Autofokus, die Belichtungsmessung per Farbsensor, aber auch klassische Details wie Wechselsucher oder der schnelle Filmtransport.
Bei den Objektiven empfehlen sich die Varianten in der S-Version, wie sie abgesehen vom 2,8/14 mm zur Verfügung stehen. In ihnen sorgt ein Ultraschallmotor für besonders schnelle Fokussierung, die professionell gefordert ist. Quasi Standardobjektiv der professionellen Universalausrüstung ist das 28-70 mm, das dank seiner Lichtstärke von 1:2,8 auch schlechten Lichtverhältnissen gewachsen ist und für ein Zoom relativ großen Gestaltungsspielraum bietet. In Brennweite und Lichtstärke schließt sich das klassische 2,8/ 80-200-mm-Telezoom nahtlos an, idealerweise in der Kombination mit einem Zweitgehäuse, das schnelle Schussbereitschaft ohne Objektivwechsel über einen breiten Brennweitenbereich erlaubt. Dabei kann die Kamera für die längere Brennweite zur Sicherheit mit höher empfindlichen Film bestückt werden. Um professionell nahe an die Motive herangehen zu können und trotzdem den Überblick nicht zu verlieren, empfiehlt sich das 2,8/17-35mm-Zoom, bei dem ebenfalls asphärische und ED-Linsen selbst bei der kürzesten Entfernung von 28 cm dafür sorgen, dass die Bildqualität nicht leidet. Sparsam dosiert eingesetzt, sorgt schließlich das formatfüllende Superweitwinkel 2,8/14 mm mit rund 100xGradx horizontalem und knapp 80xGradx vertikalem Bildwinkel immer wieder für Eyecatcher.
Für Spezialisten
Wer sich fotografisch auf einen Motivbereich konzentrieren will, findet in den Systemen der Hersteller entsprechende Objektive, die in unterschiedlichen Einsatzgebieten ganz spezifische Stärken entwickeln. Leider sind auch die Preise dafür überdurchschnittlich.
Landschaft
Wer Landschaften mit extremen Brennweiten fotografiert, wird immer wieder mit ungewöhnlichen Perspektiven verblüffen. Zu unserem Vorschlag gehören zwei Spezialisten und ein Standardzoom - damit die Effekte nicht zur Masche werden. Besonders reizvoll ist das AF 8/500 mm, eine Minolta-Spezialität. Dieses Spiegelobjektiv arbeitet neben Linsen mit gekrümmten Spiegeln und ist dank seines „gefalteten" Strahlengangs nur 118 mm lang, bei 89 mm Durchmesser und 700 g Gewicht. Mit seinem Bildwinkel von 5xGradx hebt es Details heraus, die sonst in ihrer Umgebung verschwinden. Dabei ist das Minolta AF 8/500 mm Reflex das einzig Spiegeltele mit Autofokus. Typisch für Reflexobjektive ist die kreisförmige Wiedergabe von Reflexionen im Motiv, an denen man solch Aufnahmen erkennen kann. Wegen der festen Blende 8 ist beim Fotografieren mit diesem Supertele reichlich Licht, hochempfindlicher Film oder ein Stativ unerlässlich. Das gilt besonders, wenn man die Nahgrenze von 4 m ausnutzen will. 750 Euro müssen für diese Brennweite als moderat gelten. Einen Gegenpol kann man mit einem 2,8/16-mm-Fisheye setzen, wie es nicht nur bei Minolta zu finden ist. Die Konstruktion bildet das Motiv über einen diagonalen Winkel von 180xGradx formatfüllend ab, also nicht als kreisrundes Bild. Besonders wirksam lässt sich dieser Effekt zur Vordergrund- oder Horizontgestaltung einsetzen. Als Gehäuse empfiehlt sich die Dynax 7, deren Möglichkeit, die Helligkeit für jedes der 14 Messwabenfelder anzuzeigen, gerade bei der Bewältigung der in der Landschaftsfotografie oft hohen Kontraste hilfreich sein kann.
Architektur
Ein Problem bei Architekturaufnahmen vor allem mit kurzen Brennweiten sind die berühmt-berüchtigten stürzenden Linien. Dagegen helfen Shift-Objektive, bei denen das Linsensystem parallel zur Filmebene verschoben werden kann.
Canon bietet gleich drei solche Objektive mit 24 mm, 45 mm und 90 mm an, die eine Dezentrierung bis zu 11 mm erlauben. Die Besonderheit dieser TS-E-Objektive ist die zusätzliche Schwenkmöglichkeit um 8xGradx, die eine gezielte Verlagerung der Schärfeebene nach dem so genannten Scheimpflug-Pinzip erlaubt. Damit lässt sich eine Schärfe von vorne bis hinten erzielen, wie sie selbst mit stärkstem Abblenden nicht erreichbar wäre. Umgekehrt kann damit die Schärfe gezielt auf einen Punkt gelegt werden, ohne die Blende zu verändern. Dank der rein elektrischen Kopplung zwischen EOS-Kameras und Objektiven bleibt die automatische Blendensteuerung mit den TS-E-Objektiven erhalten. Eine sinnvolle Ergänzung einer Architektur-Ausrüstung ist das Superweitwinkel Canon EF 2,8/20 mm USM. Es hilft nicht nur bestens bei Innenräumen und engen Gassen, sondern eignet sich auch, um aus der Not eine Tugend zu machen. Stürzende Linien, wenn sie sich schon nicht vermeiden lassen, können damit in dramatisch zugespitzte Architektur-Perspektiven verwandelt werden. Da gerade bei Architekturaufnahmen eine Gittermattscheibe die Motivausrichtung wesentlich erleichtert, empfiehlt sich ein Modell, das den Einsatz einer solchen Mattscheibe erlaubt, wie im Canon-System die EOS-3, der Kauftipp aus ColorFoto 11/2001.
Porträt I
Vorzugsweise im Porträtbereich kommen „Soft"-Objektive zum Einsatz. Sie sorgen durch optische Tricks für einen schmeichelhaften Weichzeichnereffekt. Eines der preisgünstigsten dieser Art ist das Pentax SMC-FA 2,8/85 mm Soft. Je weiter es über Blende 5,6 hinaus aufgeblendet wird, desto deutlicher fällt der Unschärfeeffekt aus. Nutzt man die Blenden von 8 bis 32, entspricht das Pentax „Soft" dagegen optisch einem ganz normalen Tele. Da die Blendenwahl den Grad der Weichzeichnung bestimmt, ist dieses Objektiv nicht für automatische Blendensteuerung vorgesehen. Es funktioniert also nur mit Zeitautomatik und manueller Nachführmessung. Das ist mit der unabhängig vom Motivprogramm „Porträt" ansonsten sehr vielseitigen Pentax MZ-6 kein Problem.
Porträt II
Eine Alternative zum Softobjektiv ist ein lichtstarkes 85er wie das Zeiss N-Planar 1,4/85 mm. Bei offener Blende schrumpft die Schärfentiefe zur dünnen Scheibe. Im Porträtbereich garantieren 75- oder 85-mmObjektive eine angenehm neutrale Perspektive; Kopf- und Halbporträts erscheinen wohl proportioniert. Die optisch aufwendige Neukonstruktion weist mit zehn Linsen vier Linsenelemente mehr als der bisherige MF-Typ des beliebten Porträt-Klassikers 1,4/85 mm von Zeiss auf. Ein Ultraschallmotor unterstützt die schnelle Fokussierung ab 0,83 m. Darüber hinaus werden gerade Porträtfotografen die schnelle Umschaltmöglichkeit zwischen automatischer und manueller Fokussierung zu schätzen wissen, wie sie die Contax NX und N1 bieten. Für die Vorzüge eines 1,4/85 mm müssen allerdings nicht nur Contax-Fotografen bereit sein, deutlich mehr an Gewicht und Kosten in Kauf zu nehmen.
Makro/Table-Top I
Die schon bei der Architekturfotografie angesprochenen Vorzüge von Tilt-/Shift-Objektiven, nämlich Perspektivkorrektur und Schärfevariation, sind bei der Sachfotografie, bei Table-Top und Makro-Aufnahmen genauso nützlich. Dem trägt Nikon mit seinem PC Micro Nikkor 2,8/85 mm D Rechnung, einer Kombination von Tilt/Shift- und Makroobjektiv. Verschiebungen um ±12,4 mm sind möglich und Schwenkungen um ±8,3xGradx. Die Fokussierung erfolgt manuell und erlaubt bei einer kürzesten Entfernung von 39 cm Abbildungen in halber Originalgröße. Das Abstandssignal für die 3-D-Matrixmessung und 3-D-Multi-SensorAufhellblitzsteuerung z. B. der F80 wird trotz manueller Fokussierung übertragen.
Für den Einsatz mit diesem Objektiv empfiehlt sich die Nikon F80, Testsieger in ColorFoto 12/2001, speziell durch die Möglichkeit, Gitterlinien über dem Sucherbild einzublenden, die das Bild vertikal und horizontal dritteln. Diese am „Goldenen Schnitt" orientierte Einteilung erweist sich bei der Ausrichtung gerader Linien wie auch der gesamten Bildaufteilung als sehr praktisch.
Makro/Table-Top II
Eine andere empfehlenswerte Ausrüstung für ambitionierte Nah- und Makro-Fotografen stammt von Minolta. Das Makro-Tele 2,8/100 mm funktioniert auch als vollwertiges 100-mm-Tele, das sich mit seiner großen Blende von 2,8 bestens als Porträtobjektiv einsetzen lässt. Minolta hat die achtlinsige Makro-Tele-Konstruktion nicht nur mit einem langen Tubusauszug versehen, sondern mit „Double Floating Elements". Das sind zwei variabel zueinander verschiebbare Linsengruppen im Inneren des Objektivs. Diese trickreiche Konstruktion gewährleistet eine automatische Fokussierung bis hin zum Abbildungsmaßstab 1:1 bei praktisch gleich bleibend hoher Bildqualität. Die verglichen mit einem 50-mm-Makro doppelt so große Aufnahmeentfernung hat den Vorteil größerer Freiheiten bei der Motivausleuchtung und geringerer Gefahr, schreckhafte Tiere, die fotografiert werden sollen, zu verscheuchen. Alle, die es noch größer mögen, werden bei Minolta mit einer ganz speziellen Konstruktion bedient. Das AF-Macro-Zoom 3x-lx ist das erste und einzige Makrozoom mit stufenlos variablem Vergrößerungsmaßstab und dringt mit 1:1 bis 3:1 bei Aufnahmeabständen von 40 bis 25 mm in den Bereich der Lupen-Fotografie vor. Die aufwendige Konstruktion arbeitet mit einem internen Elektromotor, der bei Veränderung der Maßstabseinstellung die vorderen und hinteren Linsen verschiebt. Da der Autofokus wie eine Innenfokussierung arbeitet, gestaltet sich das Arbeiten wegen der gleich bleibenden Abstände zwischen Objekt und Kamera/Objektiv sehr angenehm. Mit seinem Preis von 2000 Euro lohnt sich das Makrozoom allerdings nur für Intensiv-Nutzer. Die sollten dann gleich das spezielle zugehörige Makro-Stativ und das Makro-Blitz-Set mit kaufen. Auch im Nah- und Makro-Bereich ist die Minolta Dynax 7 aus den schon im Zusammenhang mit der Landschaftsfotografie genannten Gründen die bevorzugte Wahl. So kann sich z. B. beim Experimentieren mit Belichtung oder Schärfentiefe das informative LC-Display mit seinem Belichtungsdatenspeicher für die letzten fünf Aufnahmen als hilfreich erweisen.
Available Light
Die 50-mm-Standard-Objektive mit Lichtstärken von 1:1,8, bei Canon für 130 Euro, und 1:1,4 für 520 Euro werden oft unterschätzt. Sie sind im Grunde die preisgünstigsten lichtstarken Rechnungen für die Available-Light-Fotografie - das Fotografieren mit vorhandenem Licht. Wer lichtstarke andere Brennweiten braucht, muss tiefer ins Portemonnaie greifen. Um die gewohnte Bildqualität auch bei größeren Blendenöffnungen zu gewährleisten, ist hoher Aufwand erforderlich, der sich in der Verwendung von Fluorit-Gläsern mit niedrigem Brechungsindex und geringer Dispersion manifestiert. Teilweise kommen wie beim 1,4/24 mm auch noch geschliffene asphärische Linsen hinzu. Solche Objektive sind, wie alle hier vorgestellten hochlichtstarken, bei Canon mit „L" gekennzeichnet. Dass diese Objektive nur mitnimmt, wer sie wirklich braucht, dafür sorgen neben dem Preis ganz automatisch Größe und Gewicht. Bei den Weitwinkeln mit 35 mm und mit 24 mm bringt Blende 1,4 nicht nur hervorragende Bedingungen für das Fotografieren in Innenräumen unter Erhalt der natürlichen Lichtstimmung. Die für Weitwinkel ungewöhnliche geringe Schärfentiefe gibt zusätzlich gestalterischen Spielraum.
Bei dem Tele wird der Effekt der visuellen Trennung des schart abgebildeten Hauptmotivs von unscharfem Vorder- und Hintergrund durch die große Öffnung auf die Spitze getrieben.
Wesentlicher in der Praxis ist hier aber, dass dank der hohen Lichtstärke die kritische Freihand-Grenze erst später erreicht wird. Bei bewegten Motiven wird dadurch auch die Gefahr von Bewegungsunschärfen verringert.
Sport
Aus den schon bei der AvailableLight-Fotografie genannten Gründen ist auch bei einer auf die Sportfotografie zugeschnittenen Ausrüstung hohe Lichtstärke gefragt. Dies umso mehr, als hier wegen der bei Sportereignissen meist zu überbrückenden räumlichen Distanzen längere Brennweiten gefragt sind, die erhöhte Verwacklungsgefahr mit sich bringen.
Ein 2,8/80-200-mm-Zoom gerät in diesem Einsatzbereich leicht zum Standardobjektiv. Wer optisch aber richtig nah an die Action ran will, benötigt mindestens ein 2,8/300mm-Objektiv, um das sportliche Geschehen dicht gepackt ins Bild zu setzen. Die Grenzen in Richtung noch mehr Brennweite werden dann nur noch vom der Belastungsfähigkeit des eigenen Geldbeutels und der eigenen Schultern definiert.
Wichtig in diesem Einsatzbereich ist natürlich auch, dass der Autofokus möglichst schnell reagiert. Dafür sorgen bei Nikon die durch den Buchstaben „S" im Namen gekennzeichneten Objektive mit Ultraschallmotor.
Auch beim Kameragehäuse empfiehlt sich die Entscheidung für eines der jüngsten und schnellsten Modelle. Das muss nicht unbedingt das Top-Modell sein. Wer schon genügend Geld für Objektive ausgegeben hat, ist etwa bei Nikon mit der F100, dem Testsieger aus Color Foto 11/2001, sehr gut bedient. Ihr AF gehört zu den schnellsten und der Filmtransport schafft Serienbelichtungen von bis zu 4,5 Bilder pro Sekunde. Auch die kürzeste Belichtungszeit von 1/8000 s und die X-Synchronzeit 1/250 s, die sehr genau eingehalten werden, empfehlen die F100 für die Sportfotografie.
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