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Alexander Borell Kommentar
Chinon CE-4
Die Kamera der Vernunft
Preiswert ist sie und die Technik stimmt auch: eine Zeitautomatik-Spiegelreflex mit dem zukunftssicheren K-Bajonett und einer Ausstattung, die nichts vermissen läßt.
Zweitausend superfleißige Japaner, die noch nicht lieber an die Dreißigstundenwoche als an Ihre Arbeit denken, haben der Firma Chinon in Suwa 1979 runde 200 Mio. eingebracht. Neben Film- und Sucherkameras befinden sich 150.000 SLR-Kameras darunter. Zigtausende davon wurden von Foto-Quelle unter dem Namen "Revue" verkauft. Seit Jahren erzählen mir Revue-Besitzer, daß sie mit ihren Kameras zufrieden sind, auch wenn sie bis vor kurzem ihre Objektive einschrauben mußten. Man kann also ruhig davon ausgehen, daß Chinon weiß, wie man Kameras baut und das auch kann.
Zu dem gleichen Eindruck kommt man auch ohne Vorgeschichte, wenn man ein Dutzend Filme mit der neuen Chinon CE-4 unter allen möglichen Bedingungen belichtet hat. Sie unterscheiden sich nicht sichtbar von Filmen, die aus Kameras mit illustren Namen stammen.
Je länger ich mit dieser Kamera gearbeitet habe, desto mehr hatte ich das Gefühl, hier sei einmal etwas recht Vernünftiges geschehen: Herr Chinon muß sich von allen Kameras des Weltmarktes eine besorgt und seinen Konstrukteuren gesagt haben: "Nehmt von jeder das Brauchbarste und baut mir aus alledem eine neue Kamera".
So fiel vor allem das bisherige M42 weg, die Objektive haben ihr Bajonett. Nicht irgendeins, zu dem kein anderes paßt, sondern das Bajonett der Vernunft, das K-Bajonett. Das bedeutet, daß man an der CE-4 sämtliche Chinon-Objektive ebenso gut wie alle Pentax-Linsen verwenden kann, wobei es obendrein noch Fremdobjektive in jeder Menge gibt. Mit dem unbedarften Zeigerlein im Sucher hat man auch gebrochen: Leuchtdioden zeigen nach Blendenvorwahl die Verschlußzeiten von 1/1000 bis 8 Sekunden an, die deutlich mittenbetont von Silizium-Zellen gemessen werden. Damit stimmt de Langzeitenbereich auch. Die Einstellung der Filmempfindlichkeit ist verriegelt; das Verschlußzeitenrad schlägt bei "Off" an, die nächste Einstellung ist "Automatik", bei manueller Einstellung der Verschlußzeit blinkt und leuchtet es doppelt: es leuchtet, was richtig ist, und es blinkt, was Sie eingestellt haben. So ist ein Vergleich und gewollter Abgleich möglich. Ebenso möglich ist das Speichern der Verschlußzeit, wofür es einen eigenen, sehr "ergonomisch` angebrachten Druckschalter gibt, den Sie bequem mit dem linken Zeigefinger bedienen können: Im Sucher blinkt die festgehaltene Zeit. Die Abblendtaste, eine Notwendigkeit bei gezielter Fotografie, ist für den rechten Zeigefinger bestimmt und stammt von der Leica R3 ebenso griffig und betätigungsfreundlich. Man braucht keine Anleitung zu studieren, um zu lernen, wie man das machen muß. Für Mehrfachbelichtungen steht ein kleiner Extrahebel zur Verfügung; der elektronische Selbstauslöser fehlt ebenso wenig wie die Merklasche an der Kamerarückwand für den verwendeten Film. Es fehlt einfach gar nichts an dieser Kamera, was man von manchen "Spitzenmodell" nicht so eindeutig sagen kann.
Der Winder mit Griff läßt die Kamera noch besser in der Hand liegen, wenngleich er dann den Zugang zur Abblendtaste etwas erschwert, zum Selbstauslöser unmöglich macht. Der Winder, von vier Batterien angetrieben, meldet seine Tätigkeit nach vorn über eine rote Diode, nach hinten signalisiert er ebenso rot, daß er eingeschaltet ist und entweder auf "S" für Einzelbild, oder auf "C" für Serie steht. So macht es viel Vergnügen, mit dieser so gut durchdachten Kamera zu fotografieren. Bei einem Preis von höchstens DM 600,- für die Kamera mit dem 1,7 Standard-Chinon-Objektiv nimmt man in Kauf, daß die Blitzsynchronisation des elektromagnetischen Metallverschlusses nur bei 1/60 möglich ist.
Selbstverständlich gibt es zur CE-4, wie heute zu allen neuen Kameras, ein in die Automatik integriertes Blitzgerät, das über die Kontakte im Sucherschuh kuppelt. Wer angibt, heißt es, hat mehr vom Leben. Aber nicht alle Hobbyfotografen bekommen mehr Fotografie für ihr Geld, wenn sie mit einem der stolzen Namen auf ihrer Kamera angeben. Noch glauben viele, man halte sie für die besten Fotografen, weil ein Name sie in die Nähe der Profis rückt. Das aber glauben eigentlich nur die Dummen, und die bezahlen ja auch dafür. "Chinon" klingt in unseren bundesdeutschen Ohren noch ein wenig nach einem Mittel zum Gurgeln gegen Halsweh. Die CE-4 wird dazu beitragen, daß sich das in Kürze ändert, und der deutsche Chinon-Vertrieb in Nürnberg, Postfach 170352 - von dem Sie Druckschriften anfordern können - ist gut beraten, wenn er in dieser Richtung ein wenig nachhilft.
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