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Artikel

2003

Kameras Test

Pentax *ist

*ist Spitze

Analoge SLR-Kameras der Consumer-Klasse werden immer zierlicher: Die „*ist" von Pentax treibt den Trend zur Miniaturisierung jetzt auf die Spitze. Bleibt da noch Platz für anspruchsvolle Technik?

Man könnte sie fast für eine Digitalkamera halten: Ist das nicht ein TFT-Monitor an der Rückseite der Pentax *ist? Mitnichten. Man merkt es schnell, wenn man die Kamera aktiviert: Der vermeintliche Mini-Fernseher ist ein monochromes Daten-Display, das wegen seiner Größe von 23 x 30 mm sehr informativ ausfällt. Auch die Position des Displays lernt man schnell schätzen: Man muss die Kamera beim Fotografieren nur wenig vom Auge entfernen, wenn man einen Blick auf die Anzeige werfen will. Befindet sich das Display dagegen, wie sonst üblich, an der Gehäuseoberseite, so muss man die Kamera zusätzlich kippen, um die Werte ablesen zu können.

Outfit & Bedienung

Je kleiner ein Kameragehäuse, desto größer die Gefahr, dass die Ergonomie und der Bedienkomfort leiden. Bei der Pentax allerdings nicht: Der an der rechten Gehäuseseite angesetzte gummierte Handgriff ermöglicht ein sicheres Greifen. Vorne schließt der Griff mit einer etwas scharfen Kante ab, die man bei einer schweren Kamera als unangenehm empfinden könnte. Angesichts des geringen Gewichts von etwas mehr als 500 g mit Standardzoom stellt das bei der Pentax *ist kein Problem dar. Optional ist der Handgriff BG20 erhältlich, der vier Mignon-Batterien aufnimmt, größeren Händen mehr Grifffläche bietet und einen Hochformatauslöser bereitstellt. Die Bedienelemente sind bei der Pentax *ist angenehm übersichtlich angeordnet und komfortabel im Zugriff. Links oben auf dem Gehäuse findet sich das Programmwahlrad mit insgesamt 13 Rastpositionen. Neben Zeit- und Blendenautomatik (Av bzw. Tv) gibt es das so genannte Standardprogramm, der Programmautomatik anderer Kameras vergleichbar (allerdings ohne Shift-Funktion), und fünf Motivprogramme. Eine Besonderheit stellt die Motivprogrammautomatik dar. Wenn aktiviert, wählt die Kamera von selbst zwischen den Programmen Standard, Porträt, Landschaft, Makro und Aktion. Maßgeblich für die Wahl des Belichtungsprogramms sind der Kamera-Motiv-Abstand und die Bildvergrößerung. Die gewählte Betriebsart wird im Sucher durch ein Symbol angezeigt. Und das gewählte Symbol ist zusätzlich auf dem Programmwahlrad hinterleuchtet, auch bei manueller Anwahl des Belichtungsprogramms. Nur bei Zeit- und Blendenautomatik (Av bzw. Tv) sowie für den manuellen Modus (M) hat man sich das Hinterleuchten der Symbole gespart. Zeit oder Blende bei Blende- oder Zeitautomatik wählt man mit dem kleinen Rad rechts neben dem Prisma vor. Im manuellen Modus benutzt man das Rad für das Einstellen der Belichtungszeit, während man für die Blende zusätzlich die Av-Taste drückt.

Belichtungsmessung

Die Pentax *ist verfügt über drei Messmethoden: Bei der Mehrfeldmessung sind 16 Messfelder in Aktion; möglich ist die Messung von LWO bis LW21 bei ISO 100 mit Objektiv 1,4/50 mm. Bei Bedarf lässt sich eine mittenbetonte Messung einstellen oder die Spotmessung, die sich auf einen Kreis in der Suchermitte bezieht. Der Messwinkel beträgt etwa fünf Grad bei einem 50-mm-Objektiv.

Man kann auf unterschiedliche Weise auf die Belichtung Einfluss nehmen. Für manuelle Belichtungskorrekturen drückt man die Plus-/ Minustaste, um anschließend mit dem Daumenrad einen Korrekturwert zwischen ± 3 EV-Werten einzustellen. Der gewählte Wert wird in einer Auflösung von 0,5 EV-Werten an einer Balkenskala im LC-Display angezeigt. Eine andere Möglichkeit ist die Belichtungsspeichertaste, die vor allem in Verbindung mit der Spotmessung Sinn macht: Nach dem Drücken der Taste bleiben die aktuellen Belichtungswerte 20 Sekunden lang gespeichert - ausreichend Zeit, um nach dem Speichern den Bildausschnitt endgültig festzulegen. Will man den Speicherinhalt vorzeitig löschen, genügt ein erneuter Tastendruck. Die Filmempfindlichkeit wird bei DX-codiertem Film automatisch zwischen ISO 25 und 5000 eingestellt; darüber hinaus ist das manuelle Einstellen von ISO 6 bis 6400 in Schritten von '/3 EV möglich. Auf diesem Weg ergibt sich eine globale Belichtungskorrektur, die z. B. sinnvoll ist, wenn ein 400-ISO-Film für die spätere Push-Entwicklung wie ISO 800 belichtet werden soll. Wie kaum anders zu erwarten, beherrscht die Pentax *ist auch die Belichtungsreihenautomatik. Variieren lassen sich dabei sowohl die Belichtungsstufen (± 0,3 EV, ± 0,5 EV, ± 1 EV) als auch die Abfolge von Unter-, Über- und Standardbelichtung. Die Kamera steuert Belichtungszeiten stufenlos zwischen 1130 und 1/0000 s. Die gleiche Bandbreite steht auch bei manueller Nachführmessung bereit, allerdings nur in Stufen von 1/2 s. Auch auf die B-Einstellung - der Verschluss bleibt offen, solange der Auslöser gedrückt wird - muss man bei der Pentax nicht verzichten.

Autofokus

Der Autofokus der Pentax *ist arbeitet mit 11 Messfeldern: Der zentrale Kreuzsensor wird von acht Kreuzsensoren mit T- und L-Charakteristik flankiert, die zusammen ein Rechteck bilden. Außerhalb dieses Rechtecks ergänzen zwei vertikal ausgerichtete Sensoren das Messsystem, das von LW -1 bis 18 arbeitet. Mit dem Autofokus kommt auch der praktische Vierwegeschalter an der Rückseite der Kamera ins Spiel. Den Vierwegeschalter umgibt ein in drei Stufen rastender Einstellring, mit dem man die Messfelder für die Fokussierung folgendermaßen wählen kann: In Position 1 sind alle Messfelder im Spiel, und die Kamera wählt das jeweils geeignetste aus. In mittlerer Stellung kann man ein beliebiges Messfeld mit dem Vierwegeschalter anwählen, während in der dritten Position immer das zentrale Messfeld aktiv ist. Das aktuelle Messfeld wird durch ein rotes Licht markiert - eine Funktion, die man in den Individualfunktionen auch abschalten kann. Der Autofokus arbeitet wahlweise im Einzelbild-Modus oder kontinuierlich. Der dazugehörige Schiebeschalter erlaubt auch das Abschalten des Autofokussystems, um das Objektiv manuell zu fokussieren. Die Schärfespeicherung setzt ein, wenn man den Auslöser halb durchgedrückt hat. In den Individualfunktionen kann man diese Funktion aber auch der Belichtungsspeichertaste zuweisen.

Blitzaufnahmen

Das eingebaute Blitzgerät mit Leitzahl 11 arbeitet in TTL-Technik und lässt sich bis 1/ 125 s synchronisieren. Je nach gewähltem Belichtungsprogramm wird der Blitz automatisch zugeschaltet oder muss manuell aktiviert werden. Ein Vorblitz zur Reduzierung roter Augen bei Porträts lässt sich bei Bedarf zuschalten. Im Av-Modus (Blendenvorwahl) variiert die Kamera die Belichtungszeiten automatisch zwischen 1/125 und längeren Zeiten - beim verwendeten Zoomobjektiv 28-80 z. b. zwischen 1/125 und 1/30 s. Im Nachtszenenprogramm werden auch noch längere Zeiten bis 1 s gewählt. Extreme Langzeiten lassen sich im Tv-Modus (Zeitvorwahl = Blendenautomatik) oder bei manueller Einstellung erzielen. Optional ist von Pentax das Blitzgerät AF-360 FGZ (Leitzahl 36 bei ISO 100 und 85 mm) erhältlich, das auf dem Blitzschuh montiert oder kabellos über das eingebaute Blitzgerät ausgelöst werden kann. An der Kamera wird dazu die Betriebsart „w" für „wireless" gewählt. Auch die Highspeed-Synchronisation bis 1/4000 s ist auf diese Weise möglich.

Extras & Objektive

Bei der neuen Pentax ist ein Datenmodul an Bord. Es umfasst eine digitale Uhr samt automatischem Kalender und erlaubt das Einbelichten von Jahr, Monat, Tag, Stunde und Minute. Über 17 Custom-Funktionen lässt sich die Kamera vom Anwender individuell konfigurieren. Hier kann man unter anderem einstellen, wie die Display-Beleuchtung zugeschaltet wird. Normalerweise benutzt man dafür den Hauptschalter, der über die On-Position hinaus nach links gedrückt wird. Die gleiche Aktion veranlasst die Kamera aber auch, zur Schärfentiefenkontrolle auf Arbeitsblende zu schalten. Sollte diese Zwangskoppelung unerwünscht sein, kann man die Display-Beleuchtung in der Custom-Funktion 15 entweder ab- oder auf Automatik schalten - dann geht dem LC-Display in der Dämmerstunde automatisch ein Licht auf. Passend zur *ist hat Pentax zwei neue Zoomobjektive entwickelt: Das SMC Pentax FA J 3,5-5,6/28-80 mm AL und das SMC Pentax FA J 4,5-5,8/75-300 mm AL harmonieren prächtig mit dem kleinen Schmuckstück. Ein sehr breiter gummierter Einstellring für die Zoom-Mechanik sorgt auch hier dafür, dass die kompakten Maße nicht auf Kosten der Bedienbarkeit gehen. Wer seinen Gestaltungsspielraum erweitern will, findet in den Objektivreihen F/FA von Pentax auch extremere Brennweiten von Fisheye bis Supertele und diverses Systemzubehör wie etwa Konverter. Schließlich sollte man wissen, dass es die Pentax *ist bald auch in einer Digitalversion geben wird. In diesem Markt dürfte sie mit ihrem betont kompakten SLR-Konzept ebenfalls für Furore sorgen - wenn Bildqualität und Preis stimmen.

Fazit

Karl Stechl

Spieglein, Spieglein an der Wand: Welche SLR ist die kleinste im Land? Unter den Modellen für Kleinbild-Film jetzt wohl die Pentax *ist. Trotz Miniaturisierung muss man auf Komplettaustattung und gute Bedienbarkeit aber nicht verzichten. Hübscher verpackt war gehobene SLR-Technik selten. Ein Tipp für Männer: Schenken Sie die Kamera Ihrer Frau. Vielleicht dürfen Sie dann gelegentlich damit fotografieren.

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