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Normtest

Drei Minis

Um den Film herumgebaut

Kompaktheit ist Trumpf. Die Belastung durch eine umfangreiche Spiegelreflex-Ausrüstung ist oft größer als der erzielte Nutzen. Und wer nur gelegentlich "knipst', will erst recht nicht viel mitschleppen. Hier ist der Markt, auf den die "Minis" zielen. Was sie leisten, und was nicht, sagt dieser ausführliche Test.

Die Forderung nach "So viel Format wie möglich, so wenig Kamera wie nötig", ist schon lange eine Herausforderung für die Kamerahersteller. Wie die Entwicklung gezeigt hat, bieten 24 x 36 mm Sucherkameras beste Voraussetzungen zur Erfüllung, dieser Forderung. Ein wesentlicher Schritt wurde seinerzeit von Rollei mit der "35" getan. Da zur unbeschwerten Fotografie - die automatische Belichtungssteuerung gehört, wurden diesmal die Minox 35 GL, die Olympus XA und die Ricoh FF-1 geprüft, die bekanntesten kleinsten automatischen 24 x 36 mm-Kameras. 

Minox GL

Die Kamera ist aufnahmebereit, wenn der Schutzdeckel heruntergeklappt ist. Mit dem Aufklappen des Deckels schiebt sich das 2,8/35 mm-Objektiv aus seiner Versenkung in Aufnahmeposition. Gleichzeitig wird dabei die Belichtungsmessung eingeschaltet, wenn der Verschluß gespannt ist. Die Minox besitzt keinen Entfernungsmesser, die Entfernung kann nur geschätzt werden. Die Einstellung erfolgt am vorderen Objektivring.
Dieses Verfahren ist nur möglich dank der relativ großen Schärfentiefe des 35-mm-Objektivs. Bei Aufnahmen mit größter Öffnung ist erhöhte Sorgfalt bei der Entfernungseinstellung angebracht. Die Minox besitzt als einzige der Kameras eine Schärfentiefenskala.
Im Sucher zeigt ein Leuchtrahmen den Bildausschnitt. Rechts im Sucher zeigt der über eine separate CdS-Zelle gesteuerte Zeiger die Belichtungszeit an. Gekennzeichnet sind 1/500, 1/125 und 1/30 Sekunde sowie Überbelichtungs- und Langzeitwarnung.
Das Filmeinlegen bei der 35 GL ist nach wie vor etwas umständlich. Auch ist das dazu erforderliche Abnehmen der Rückwand nicht die optimale Lösung.
Die Belichtungsautomatik zeigt einen recht ausgeglichenen Verlauf mit einer Tendenz zu etwas reichlicher Belichtung bei den niedrigen und höheren Lichtwerten. Diese liegen aber noch im Rahmen der zulässigen Toleranzen. Ein zusätzlicher Schalter erlaubt die Verdoppelung der Belichtungszeit bei Gegenlichtaufnahmen. Das Auflösungsvermögen des Objektivs ist im großen und ganzen untadelig, lediglich bei größeren Öffnungen wird ein Leistungsabfall im äußeren Randbereich deutlich. Die gemessene relative Öffnung beträgt nur 1:3, 23, das sind - 12% und liegt außerhalb der DIN-Toleranz von ± 5%.
Der Auslöser der Minox ist extrem leichtgängig, so daß es beim Hantieren mit der Kamera leicht zu unbeabsichtigten Auslösungen kommt. Als letztes ist noch kritisch zu vermerken, daß der Schalter für die automatische Blitzsynchronisation seine Funktion nur erfüllt, wenn das Minox- oder jedes andere Mittenkontakt-Blitzgerät fest am vorderen Anschlag des Blitzschuhs sitzt. Der Schaltweg beträgt nur 0,8 mm. Hat sich der Blitz nur um dieses Stückchen nach hinten verschoben, so wird mit der normal gemessenen Automatik-Zeit belichtet.

Plus und Minus

Noch gutes Auflösungsvermögen über die gesamte Bildbreite bei voller Blendenöffnung, gut bis sehr gut bei Abblendung auf f 15,6. Bei kleineren Blendenöffnungen bis f/11 noch weitere Steigerung. Deutlich erkennbar bei größter Öffnung ist der Schärfeabfall in den Bildfeldecken. Auch der Kontrast wird bei Abblendung deutlich gesteigert. Er erreicht bis f/5,6 gute und bei f/11 fast sehr gute Werte.
Die Zeitautomatik funktioniert gut. Außer bei den kürzesten Zeiten liegt der Belichtungsfehler innerhalb einer dritten Blendenstufe. Ober den gesamten Bereich bleiben die ermittelten Wette innerhalb der DIN-Empfehlungen.

PLUS

kleinste 24x36-mm-Kamera
unkompliziert, handlich
Schärfentiefeskala
Gegenlicht-Korrekturmöglichkeit

MINUS

Filmeinlegen umständlich
Größte Blendenöffnung über DIN-Toleranz hinaus kleiner als angegeben
automatische Blitzsynchronisation nicht sicher

Olympus XA

Die XA ist nach der 35 GL die zweitkleinste Kamera des Tests. Der Funktionsschalter ist ebenfalls mit der Gehäuseabdeckung gekoppelt, die aber seitlich über das Gehäuse geschoben wird. Die geöffnete Abdeckung zeigt, daß die XA die am reichhaltigsten ausgestattete Kamera ist. Sie besitzt als einzige einen Mischbild-Entfernungmesser und einen Selbstauslöser, dessen elektronisch ablaufende Funktion durch eine blinkende Leuchtdiode und einen Piepton signalisiert wird. Dieses "mehr" an Ausstattung macht die Kamera allerdings etwas verwirrender, zumal Blenden- und Entfernungseinstellung nicht direkt am Objektiv, sondern rechts bzw. unten an der Frontseite erfolgen.
Die Olympus bietet die umfassendste Sucherinformation. Außer den bildfeldbegrenzenden Leuchtrahmen mit Parallaxen-Markierung werden alle Zeiten von 1 bis 1/500 Sekunde, Unterbelichtung so wie die richtige Entfernungseinstellung angezeigt.
Auch bei der XA erfordert das Filmeinlegen eine gewisse Übung. Auffallend bei geöffneter Rückwand die schmale Filmandruckplatte. Auch die XA erlaubt die Filmempfindlichkeitseinstellung in einzelnen DIN/ASA-Stufen. Der Filmtransport geschieht bei der XA über ein etwas wackeliges geriffeltes Rad. Hier bieten die beiden Konkurrenten bessere Lösungen.
Getrübt wird der gute Eindruck der Olympus leider auch durch die Leistung der Belichtungsautomatik. Bei 8 Sekunden ist die Belichtung zu knapp. Sie steigt dann ziemlich kontinuierlich an bis zu einer knapp außerhalb der Toleranz liegenden Überbelichtung bei 1/250 und 1/500 Sekunde. Der Energieverbrauch der Olympus ist sowohl bei der Belichtungsmessung wie auch bei der Batteriekontrolle trotz LED und Signalton sehr gering.
In der optischen Leistung sind die Olympus und Minox praktisch gleichwertig, der Schärfeverlust zum Rand hin ist bei der XA bei radialen Strukturen etwas geringer.
Blitzen ist bei der XA im Gegensatz zu den beiden anderen Kameras nur mit einem Spezialblitzgerät möglich. Dafür bietet das All von Olympus den Vorteil einer Blitzautomatik.

Plus und Minus

sind in den Bildfeldecken Unschärfen erkennbar, die aber bei f/5,6 deutlich verringert werden. Die radiale Auflösung ist dabei schon sehr gut. Bei weiterer Abblendung ist praktisch keine Steigerung mehr feststellbar. Die Olympus wies bei größter Öffnung den besten Kontrast auf, der sich bei weiterer Abblendung kaum noch steigert.
Die Belichtungsgenauigkeit bewegt sich bei den Zeiten von 1/4 bis 1/125 Sekunde in einer Toleranz von + 1/2 Blendenstufe. Außerhalb dieses Zeitenbereiches werden die Grenzen der DIN 19 0 10 geringfügig überschritten. Insgesamt ein zufriedenstellendes Ergebnis.

PLUS

meiste Information im Sucher
Gegenlichtkorrekturmöglichkeit
Entfernungsmesser
Selbstauslöser
geringer Stromverbrauch

MINUS

Filmtransport unpraktisch
Blenden- und Entfernungseinstellung gewöhnungsbedürftig
Belichtungszeit bei 1/500, 1/250 und 8 s außer Toleranz

Ricoh FF-1

Die Ricoh ist die größte unter den drei Zwergen, dank ihrer Programmautomatik aber auch einfachsten zu bedienende. Im Aufbau gleicht die FF-1 der Minox. Nach dem Öffnen der Frontklappe ist die Kamera funktionsbereit. Die unkomplizierte Handhabung macht sich auch durch sparsame Sucheranzeige bemerkbar. Neben dem Leuchtrahmen zur Bildfeldbegrenzung warnt nur eine rote Leuchtdiode vor Belichtungszeiten länger als 1/60 Sekunde. Neben dem Sucherokular leuchtet bei jedem Druck auf den Auslöser bei einwandfreiem Batteriezustand eine grüne LED. Der Fotograf erhält keine Information über Verschlußzeit und Blende, die auch nicht manuell beeinflußbar sind.
Dadurch kann in bestimmten Fällen die einfache Bedienung zu einem Verlust an fotografischen Möglichkeiten führen. So ist z. B. auch keine Gegenlichtkorrektureinrichtung vorhanden. Die Filmempfindlichkeitseinstellung ist nur in ganzen Blendenstufen möglich (25, 50, 100, 200 und 400 ASA). Daher muß zum Teil näherungsweise eingestellt werden. Filmeinlegen und Filmtransport gehen bei der Ricoh ebenfalls am einfachsten vonstatten.
Sehr eigenwilligen Verlauf zeigt die Meßkurve der Programmautomatik des Prüfmusters. Sie liegt in Teilbereichen außerhalb der zulässigen DIN-Toleranzen. Zudem schwankt die Belichtung bei gleicher Helligkeit von Fall zu Fall. Außerdem weist die FF-1 bei der Belichtungsmessung mit 45 mA einen sehr hohen Stromverbrauch auf.
Die optische Leistung der Ricoh liegt trotz hoher Auflösung in der Bildmitte unter der der Mitbewerber. Der Mittenkontakt-Blitzschuh ist mit einem Schalter zur automatischen Einstellung der Blitzsynchronisationszeit ausgestattet. Es können alle handelsüblichen Elektronenblitzgeräte verwendet worden.

Plus und Minus

Trotz sehr hoher Auflösung in der Bildmitte sind deutliche Schwächen radialer Strukturen bei der halben Bilddiagonale und in den Bildfeldecken erkennbar. Eine solche Charakteristik ist außergewöhnlich. Der Kontrast ist bei offener Blende nur zufriedenstellend. Durch Abblenden auf f/5,6 wird der Kontrast fast sehr gut Der Gewinn an Bildqualität wird durch Abblenden größer, als der Kurvenverlauf ausdrückt.
Die Programmautomatik arbeitet von LW 9 abwärts immer mit offener Blende und verändert nur die Zeit. Dabei kommt es mit geringer werdender Motivhelligkeit zu wachsender Unterbelichtung. Kombinierte Zeit-/Blendensteuerung ab LW 10 uneinheitlich, aber in der Toleranz.

PLUS

einfachste Handhabung
Filmeinlegen problemlos
Filmtransport sehr zügig

MINUS

Programmautomatik ungenau
keine Beeinflussungsmöglichkeit von Zeit oder Blende
grobe Filmempfindlichkeitseinstellung
hoher Stromverbrauch

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