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Artikel
2004
Oldtimer
Voigtländer Metall-Kamera und andere Raritäten
Als Auftakt zur „Oldtimer" Seite in der photokina Ausgabe eine Super-Rarität: Die erste Ganzmetallkamera der Welt. 1840, ein Jahr nach der Erfindung der Fotografie wurde sie von Voigtländer & Sohn in Wien gebaut. Ihr Objektiv war von Petzval gerechnet und hatte die für damalige Zeiten sensationelle Lichtstärke von 1: 3,7. Die Belichtungszeiten für Portraitaufnahmen wurden damit von 20 auf etwa 2 Minuten verringert. Die Kamera wurde mit einem Tisch-Stativ, einem Objektiv-Deckel zur Belichtung und einer Metallkassette für runde Nassplatten mit 10 cm Durchmesser geliefert. Preis: 120 Gulden - etwa der damalige Wert eines guten Reitpferds. Trotz dieses stolzen Betrags wurden bis 1842 über 600 Stück verkauft. Dann wurde das Petzval Objektiv in verschiedenen Brennweiten auch für andere Kameras geliefert und das Interesse an der Tischkamera mit dem kleinen runden Bildformat nahm rapide ab. Voigtländer selbst ging zu anderen Modellen mit rechteckigem Format über. - Soweit die Vergangenheit. Als Fotosammler sollte man die Voigtländer Metallkamera nicht in seine Wunschliste aufnehmen. Die Chance, eine zu finden, ist etwa gleich klein, wie die Aussicht auf einen 1,5 Millionengewinn im Lotto. Obwohl über 600 dieser Kameras gefertigt wurden, liegt die Zahl der heute bekannten Originale bei etwa einem Dutzend. Der Wert eines Stückes wird hinter vorgehaltener Hand mit DM 30.000 angegeben. Selbst eine der 1956 aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums der Firma Voigtländer gebauten funktionsfähigen 200 Repliken dieser Kamera ist heute nicht für weniger als DM 2500 zu haben.
Da wir gerade bei Raritäten sind: Seltenheitswert hat auch die Ermanox 4,5x6 cm mit dem lichtstarken Ernstar 1,8/85 mm, die Mitte der 20er Jahre die Avantgardisten begeisterte. Ihr Preis Liegt heute zwischen DM 3000 und 4000. Ähnliche Beträge werden für die legendäre Compur-Leica gezahlt, von der weniger als 1500 Exemplare gebaut wurden. Gleichermaßen gefragt sind die Leica 250 und die Leica 18x24 mm. Und die zweiäugige Contaflex von Zeiss-Ikon, die vor rund 35 Jahren für RM 630 verkauft wurde, kletterte im Wert auf immerhin DM 1500. Das sind die Ausnahmen. Sie sollten keinen, der sich für die technische Entwicklung der Fotografie interessiert, davon abhalten, mit dem Sammeln alter Kameras zu beginnen. Eine Ica Ideal Plattenkamera 9x12, zum Beispiel, ist immer noch unter DM 100 zu haben. Box-Kameras, heute bereits ein Gebiet für Spezialisten unter den Sammlern, bekommt man von Bekannten geschenkt oder kann sie beim Trödler für fünf bis zehn Mark kaufen. Hier zählt dann der lückenlose Bestand einer Serie oder eines Herstellers. In diesen Kategorien kann man praktisch „auf Raten" sammeln. Der Wert des Einzelstücks nimmt zu, sobald die Serie oder Marke komplett ist.
Für einen historisch interessierten Sammler - und das sind die meisten - ist der Gesichtspunkt des Wertzuwachses nebensächlich. In erster Linie kommt es ihm darauf an, dass das Stück in seine Sammlung passt, bzw. sie ergänzt. Wer nur Raritäten sammelt, in der Hoffnung, mit der steigenden Nachfrage zu gewinnen, wird zum Geschäftemacher. Natürlich reizt das wachsende Interesse an alten Kameras zur Spekulation. Mit Sammeln jedoch hat das kaum noch etwas zu tun.
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