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Artikel

2004

PRÜFSTANDTEST

Test-Stenogramm Petri FT-EE

1. Beurteilung der technischen Eigenschaften

Die Petri FT-EE ist eine Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit automatischer Blendensteuerung bei Vorwahl der Verschlusszeit. Die Blendensteuerung arbeitet rein mechanisch. Der, vom Messzeiger angezeigte Blendenwert wird durch mechanische Obertragung in einen bestimmten Hubweg auf einen Druckstift am Objektiv übertragen (Abb. Objektiv). Durch mehr oder weniger tiefes Eindrücken dieses Stiftes wird die Blende vorprogrammiert. Im Augenblick der Auslösung wird diese vorprogrammierte Blende durch einen, seitlich verschiebbaren, Blendensteuerhebel eingestellt. Dieses System ist sehr einfach in seinem Aufbau und daher auch sicherlich wenig störanfällig. Allerdings müssen alle Steuerkräfte durch den Auslösefinger aufgebracht werden. Der Auslösedruck ist demnach auch recht hoch. Es ist daher gut, dass der Auslöser an der Kamerafront in einem Winkel von ca. 45xGradx angebracht ist. So werden die erheblichen Druckkräfte besser verteilt. Trotzdem ist es nicht ganz einfach, die Kamera erschütterungsfrei auszulösen.
Die Belichtungsmessung erfolgt selbstverständlich durch das Objektiv. Bei Verwendung von Petri-Objektiven mit automatischer Blendensteuerung, wird bei offener Blende gemessen. Die beiden CdS-Fotowiderstände befinden sich rechts und links vom Sucherokular. Sie messen das Licht in der Einstellebene integral. Die Messanzeige ist mit der Verschlusszeit gekuppelt. Der Zeigerausschlag gibt also direkt den Blendenwert an. Bei Gebrauchsblendenmessung (bei allen PetriObjektiven ohne Blendensteuerautomatik) wird der Messzeiger (mit Verschlusszeit oder Blende) auf eine blaue Marke abgeglichen. Die Anzeige befindet sich am rechten Rand des Sucherbildes noch innerhalb des Bildfeldes.
Der weitere Aufbau der Kamera ist konventionell. Der Schlitzverschluss zeigt einen ausgezeichneten Zeitenablauf. Die ganze Kamera macht .einen sauberen Eindruck. Sie ist nicht die leiseste und auch die Auslöseerschütterung liegt etwas über dem Durchschnitt. Allerdings erreicht keiner dieser Werte einen kritischen Punkt. Die Petri FT-EE hat ein Spezial-Bajonett durch das das Objektiv beim Einsetzen nicht gedreht werden muss. Es wird mit einem kameraseitigen Drehring verriegelt. Mir gefällt dieses Bajonett recht gut. Leider ist der Anschluss fremder Objektive kaum möglich.

2. Beurteilung der Handhabung 

Die Petri FT-EE ist weder groß noch schwer. Sie liegt recht gut in der Hand und ist gut zu bedienen. Zunächst sucht man unwillkürlich nach dem Auslöser. Sehr schnell begreift man aber, dass er sich besser mit dem Mittelfinger betätigen lässt. Hat man diesen Trick erst einmal heraus, kann man mit der Kamera sehr schnell fotografieren. Der Schnellschalthebel liegt günstig, hat jedoch einen etwas langen Weg. Das rechteckige Sucherokular ist für Brillenträger gerade eben noch geeignet. Die Rückwand der Kamera wird nicht durch Hochziehen der Rückspulkurbel, so wie das heute allgemein üblich ist, geöffnet. Sie hat einen kleinen Riegel, den man mit dem Fingernagel betätigen muss. Ich habe zwar keine Bedenken bezüglich der Sicherheit (gegen ungewolltes Öffnen), jedoch Bedenken, wenn der Benutzer nicht gerade kräftige Fingernägel hat. Das Filmeinlegen ist durch eine 4-fach geschlitzte Aufwickelspule geringfügig erleichtert. Zur Blitzsynchronisation gibt es etwas zu sagen. Elektronenblitze lassen sich bis zur Verschlusszeiteneinstellung „X" (1/45 sek.) synchronisieren. Es gibt einen Kabelkontakt und einen Mittenkontakt im Geräteschuh. Den, in der Gebrauchsanleitung erwähnten „FP"-Kontakt habe ich allerdings vergeblich gesucht. Beide Kontakte (Kabel- und Mittenkontakt) zünden ohne zeitlichen Vorlauf, also sind es „X"-Kontakte. Irgendein verstecktes Umschalthebelchen konnte ich auch nicht entdecken. Ich erwähne dies nur der Ordnung halber. In der Praxis ist der FP-Kontakt heute absolut nicht mehr so wichtig.

3. Beurteilung der messtechnischen Prüfung

Verschluss: Der Schlitzverschluss ist über den ganzen Zeitenbereich sehr genau. Auch bei den schnellen Zeiten gibt es kaum Abweichungen. Der Auslösedruck beträgt bei der getesteten Kamera ca. 1300 Gramm! 

Belichtungsmesser: Messung integral in Einstellebene. Die Messwerte liegen im Durchschnitt um 1/2 Blende zu knapp. Da aber das Gesamtergebnis wiederum sehr gleichmäßig ist, kann man sich gut auf das Messergebnis, das man eventuell bei Verwendung von Negativfilmen durch Einstellung auf einen etwas niedrigeren DIN-Wert (1 bis 2 DIN) korrigieren sollte, verlassen. Bei Dia-Filmen dürfte es ohne Korrektur gut sein. Dies ist aber eine Eigenschaft dieser getesteten Kamera. Es muss also nicht bei allen Petri FT-EE gleich sein.

Geräusch und Erschütterung: Sie liegen ca. 10% über dem Durchschnitt. Also absolut nicht im kritischen Bereich. 

Objektiv: Das getestete Petri EE Auto 1:1,8/55 mm, Nr. 99300 ist ein recht gutes Objektiv. Dies geht auch aus den BAS-Objektivkennlinien hervor. Die Brennweite (gemessen 55,65 mm) wird gut eingehalten, die Öffnung (gemessen 1,95) ebenfalls.

Reflexe: Das Objektiv zeigt eine sehr mäßige Neigung zu Reflexen und Streulicht. Es ist in diesem Bereich sehr guter Durchschnitt.

Farbe: Die Farbwiedergabe ist neutral, die UV-Durchlässigkeit gering.

Objektivaufbau: 6 Linsen in 4 Gruppen.

4. Gesamtbeurteilung

Die Petri FT-EE ist eine gute, einfach aufgebaute KleinbildSpiegelreflexkamera. Ihre Hersteller haben sie mit viel Sorgfalt gebaut und sie macht einen sauberen Eindruck. Da auch die Blendensteuerautomatik mechanisch arbeitet, kommt der Belichtungsmesser mit einer 1,3 Volt Batterie aus. Da sich der Belichtungsmesser nach dem Auslösen der Kamera (unabhängig von der Stellung des Schnellschalthebels) automatisch abschaltet und sich bei gespanntem Verschluss ebenso automatisch einschaltet, ist es empfehlenswert, den Filmtransport erst kurz vor der Aufnahme vorzunehmen.
Den hohen Auslösedruck sollten sich die Petri-Ingenieure noch mal gründlich „aufs Korn" nehmen. Er ist wirklich etwas unangenehm.
Abgesehen von der Tatsache, dass sich der Käufer dieser Kamera auf die, sicherlich guten, Petri-Objektive festgenagelt sieht, ist die Petri FT-EE eine gute Amateurkamera.

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