← Zurück
Artikel
Neu auf dem Markt
Nikon F3
Schnell in die 80er Jahre
Bewährtes wurde beibehalten, Elektronik löste einen Teil der Mechanik ab. Dabei wird Systempflege großgeschrieben. Wichtigstes Detail ist die Belichtungsautomatik, die mit allen Suchereinsätzen funktioniert. Ein robustes Handwerkszeug für den Berufsfotografen und den anspruchsvollen Hobbyfotografen.
Anfang der 60er Jahre begründete Nikon mit der schon fast legendären Nikon F seinen weltweiten Ruf. Darauf aufbauend erschien die F2 als Profikamera der 70er. Jetzt, rechtzeitig zum Beginn des neuen Jahrzehnts, präsentiert Nikon seine neue F3 dem Publikum. Sie soll die Rolle der F2 als Mittelpunkt des umfassenden Systems in Zukunft übernehmen. Auf die NASA der Vereinigten Staaten machte die F3 bereits einen so überzeugenden Eindruck, daß sie diese Kamera zum Einsatz in der Raumfähre Space Shuttle 1981 vorgesehen hat.
Die F3, deren Auslieferung voraussichtlich in diesen Tagen auf dem deutschen Markt erfolgen wird, verbindet bewährtes mit neuen Technologien. Beibehalten wird der Qualitätsstandard in der Auswahl der Materialien und der Sorgfalt der Fertigung. Beibehalten wird unverändert das Nikon Al-Objektivbajonett, so daß die Kamera in jede vorhandene Nikon-Ausrüstung problemlos integrierbar ist. Neu ist der umfassende Einzug der Elektronik, das gemeinsame Merkmal wohl aller neuen Kameras.
Diese Tatsache äußert sich bei der F3 außer in den kompakten Abmessungen von 48,5 x 96,5 x 65,5 mm und dem verringerten Gewicht von etwa 700 g am auffälligsten erst einmal in der Tatsache, daß diese Profikamera eine automatische Belichtungszeitensteuerung nach Blendenvorwahl besitzt. Damit wird bestätigt, daß Belichtungsautomatik mehr als eine Hilfe für unbedarfte Hobbyfotografen ist, sondern eine echte Arbeitserleichterung darstellt, die manchen Schuß erst möglich macht. Professionelle Qualität gewinnt die Zeitautomatik der F3 zum einen durch ihren großen Zeitenbereichvon8Sekundenbis 1/2000 Sekunde, in dem die Verschlußzeit stufenlos gesteuert wird. Der Meßbereich des Belichtungsmeßsystems selbst reicht von Lichtwert 1 - 18 bei 100 ASA und Lichtstärke f/1,4. Der Filmernpfindlichkeitsbereich von 12 bis 6400 ASA läßt genügend Spielraum für die verschiedensten Aufnahmesituationen. Die Art der Belichtungsmessung der F3 ist das zweite professionelle "Bonbon". Sie stellt eine Weiterentwicklung der bewährten Mittenbetonung dar. Der vom Zentralkreis mit 12mm Durchmesser im Sucher markierte Motivbereich wird bei der Messung mit 80% berücksichtigt. Komplettiert wird die Automatik von einem Belichtungskorrekturring, der konzentrisch um die Rückspulkurbel angebracht und mit der Filmempfindlichkeitseinstellung gekoppelt ist. Er erlaubt Korrekturen von ± 2 LW und wird vorwiegend bei Aufnahmeserien mit Motor Verwendung finden, während der Memory-Knopf zur Lichtwertspeicherung für Einzelaufnahmen ideal ist. Er ist leicht mit dem Mittel- oder Ringfinger der rechten Hand, die die Kamera hält, zu betätigen. Etwas darüber, ebenfalls rechts vom Objektivträger, ist der Abblendknopf zur Schärfentiefekontrolle, der wiederum vom Hebel für die Spiegelarretierung umgeben ist. Alternativ zur automatischen Belichtungssteuerung bietet die F3 die bekannte Nachführmessung. Neu bei der Steuerung der Fixzeiten von 8 Sekunden bis 1/2000 Sekunde ist der Quarz-Oszillator, der das herkömmliche Räderwerk ersetzt. Er ist genauer als dieses und natürlich frei von mechanischen Fehlerquellen. Konstante Präzision ist auch bei Temperatur- und Spannungsänderungen gewährleistet. Die X-Synchronisationszeit von 1/80 Sekunde wird ebenfalls über Quarz gesteuert. Zusätzlich sind noch Einstellungen für "B" und "T" vorhanden. Unabhängig von der gesamten Elektronik funktionieren "T" und 1/60 Sekunde auch ohne Batterien.
Die nach der Belichtungsautomatik auffallendsten und wichtigsten Neuerungen betreffen die Sucheranzeige der Belichtungsdaten. Völlig neu und bisher einzigartig ist die Anzeige der Belichtungszeiten über Flüssigkristalle, wie wir sie bisher nur von Rechnern oder Uhren kennen. Die drei Buchstaben "LCD" wird man sich als Fotograf nun ebenfalls merken müssen. Sie stehen für "Liquid Cristal Display", d. h. auf altdeutsch "Flüssigkristallanzeige" und werden wohl in der Zukunft öfter in Fotoprospekten und -Beschreibungen auftauchen. Die LCDs haben gegenüber den bisher vielfach verwendeten LEDs den Vorteil eines erheblich geringeren Batterieverbrauchs. Er beträgt nur ca. 20-25% einer vergleichbaren LED-Anzeige. Eine zusätzliche Beleuchtungseinrichtung im Prismensucher, wie sie die F3 aufweist, um die schlechtere Ablesbarkeit der LCDs unter ungünstigen Lichtverhältnissen wettzumachen, schlägt dabei kaum negativ zu Buche.
Angezeigt über Flüssigkristalle wird im Sucher der Nikon F3 in Automatikstellung die der stufenlos gesteuerten Verschlußzeit am nächsten kommende Festzeit. Bei Überbelichtung erscheint "+ 2000" und bei Unterbelichtung "- 8 -". Bei manueller Belichtungssteuerung erscheint zusätzlich zur gewählten Verschlußzeit der Buchstabe "M" für "manuell" und, wenn die eingestellte Kombination von Zeit und Blende eine Unterbelichtung ergibt, ein "-" oder aber im Fall der Überbelichtung ein "+". Sind Zeit und Blende richtig eingestellt, so sind "+-" sichtbar. Die Blendenanzeige im Sucher erfolgt immer konventionell über Einspiegelung der Blendenzahl vom Blendenring des Objektivs.
Die wichtigste Neuerung der Sucheranzeige bei der F3 gegenüber dem Vorgängermodell ist aber, daß sämtliche Anzeigen fest in das Kameragehäuse integriert sind, so daß sie unabhängig vom verwendeten Wechselsucher in jedem Fall erhalten bleiben. Das kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Jeder Praktiker weiß, wie oft er gerne einen Lichtschacht oder Sportsucher verwendet hätte, mangels Belichtungsmessung aber darauf verzichten mußte. Zusätzlich zu den beiden erwähnten steht für die F3 auch noch ein Vergrößerungssucher mit 6-facher Vergrößerung zur Verfügung. Das Auswechseln der Sucher erfolgt schnell und unkompliziert über eine Schnappvorrichtung. Unübertroffen ist die Nikon F3 auch in der Vielfalt der für sie angebotenen Einstellscheiben. Ohne jemand zu nahe treten zu wollen, kann man wohl sagen: Wer unter 20 verschiedenen Einstellscheiben nicht die richtige findet, ist selber Schuld. Bei sämtlichen Sucheraufsätzen und Einstellscheiben sind fast 100% des Filmbildes zu übersehen.
An Kleinigkeiten wird deutlich, daß die Konstrukteure der F3 mit viel Liebe zum Detail vorgegangen sind. Von der griffgerechten Halteleiste rechts am Kameragehäuse über den Mehrfachbelichtungshebel und den leichtgängigen magnetischen Auslöser, der gleichzeitig zum Einschalten des Belichtungsmeßsystems dient, das sich wiederum nach 16 Sekunden automatisch zur Batterieersparnis abschaltet, bis zum elektronischen Selbstauslöser mit blinkendem LED-Signal fehlt praktisch nichts, was dem Fotografen heute lieb und modern ist. Dazu gehört natürlich auch eine Blitzautomatik. Unter der Bezeichnung Nikon Speedlight SB-1 2 und SB-11 gibt es zur F3 zwei neue Blitzgeräte. Das SB-12 mit Leitzahl 25 bei 100 ASA wird, wie schon bei den früheren Nikon-Kameras, in den Spezial-Kontaktschuh über die Rückspulkurbel geschoben. Das mit Leitzahl 36 leistungsstärkere und umfassendere Möglichkeiten bietende SB-11 wird über eine Halteschiene an der Kamera befestigt und mit einem Kabel verbunden. Drei von vier vorhandenen Kontakten an der Kamera sind belegt und dienen der Lichtmessung durch das Objektiv auch beim Blitzen, der Blitzbereitschaftskontrolle und der Anzeige der automatisch erfolgten Verschlußzeitensynchronisation im Sucher. Die Lichtmessung beim Blitzen erfolgt in der Filmebene und steuert so unmittelbar die Lichtabgabe des Gerätes.
Ein Kapitel für sich ist der neue Motorantrieb MD-4 (andere sind an der F3 nicht verwendbar). Beim MD-4 sind jetzt Batteriefach und Motor zu einer Einheit zusammengeschlossen. Als Energieversorgung kommen 8 Batterien des Typs AA oder der NC-Akku MN-2 in Frage. Bei angesetztem Motor wird die Stromversorgung der Kamera von der Energiequelle des Motors mit übernommen. Das ist wichtig zu wissen beim Fotografieren unter niedrigen Temperaturen. Mit NC-Akkus ist die Funktion bis etwa -10xGRADx garantiert. Bei tieferen Temperaturen versagt dann auch die LCD-Anzeige ihre Dienste.
Mit dem Akku beträgt die maximale Serienbildfrequenz bei hochgeklapptem Spiegel bis zu 6 Aufnahmen pro Sekunde. Mit Alkali-Mangan-Batterien sind es etwa 4 Bilder, vorausgesetzt, die Belichtungszeit ist nicht länger als 1/125 Sekunde. Auch die Rückspulung des Films erfolgt automatisch mit dem MD-4. Zum Betrieb wird der Motor einfach unter die Kamera geschraubt. Der Auslöser liegt oben auf dem praktischen Handgriff, umgeben vom Schalter für Einzelbild- oder Serienbelichtung. Leuchtdioden an der Rückseite des Motorantriebs informieren über die Funktion des Motors, Filmende und den Ladezustand der Batterien. Das Bildzählwerk erlaubt die Vorprogrammierung einer bestimmten Zahl von Aufnahmen bei Serienbelichtung. Anschlüsse für Fernauslösung und externe Energieversorgung sind ebenso vorhanden wie die Verbindung zu einem in Vorbereitung befindlichen Langfilmmagazin für 250 Aufnahmen zur F3. Weiteres Motorzubehör wie Fernauslösung über Funk mittels moduliertem Licht oder Intervallgeber ist ebenfalls geplant. Der MD-4 ist der derzeit schnellste in Großserie gefertigte Motor.
Zusammenfassend läßt sich auf Grund dieser vielen Details festhalten, daß Nikons Anspruch, die Profikamera der 80er Jahre zu präsentieren, nicht ganz unbegründet ist. Bleibt abzuwarten, was die Mitbewerber im Markt der Spitzenmodelle dieser neuen Herausforderung entgegenzusetzen haben werden, man darf gespannt sein.
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}