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Artikel

2004

TESTLINIE

Alexander Borell Über: 

Canon 110 ED Canon Datematic

Hand aufs Herz: Können Sie von Ihren Aufnahmen - egal ob Farbe oder SW, Dia oder Papierbild - auf Anhieb sagen, wann Sie die betreffende Aufnahme machten? Können Sie überhaupt Ihre Aufnahmen, noch dazu vielleicht nach Jahren, datieren? Nun eines steht fest: Sehr viele Fotografen können es nicht oder wenn, nur mit Schwierigkeiten und mit viel Mühe verbunden. Die Fotoindustrie, laufend auf Fortschritt bedacht, schuf auch hier Abhilfe. Es gibt Kameras, so wie die hier vorgestellten Canon-Modelle, mit Daten-Einbelichtungsmöglichkeit. Dies ist nicht nur für Amateur oder Profi wichtig, sondern ebenso in allen Bereichen angewandter Fotografie (Wissenschaft, Kriminalistik etc.) Red.

Nicht nur ich selber, sondern auch andere Fotojournalisten, haben gelegentlich über das Schicksal von Fotos berichtet. Es gibt Leute, die tatsächlich ihre Fotos in schöne Alben einkleben. Es gibt auch Leute, die guten Willens sind und sich Alben kaufen, aber nicht mehr zum Einkleben kommen. Diese Plapperei wird verschoben: Im Herbst, im Winter, wenn die Abende lang werden ... Dann werden die Abende lang, aber man hat anderes zu tun, und schließlich landen diese Fotos ebenso in Pappschachteln diverser Größe wie bei 78xGradx/o aller Foto-Amateure. (Diese Zahl habe ich einmal bei einer groß angelegten Umfrage ermittelt.) Und dann sitzt man eines Tages, wühlt in den Schachteln, findet sogar bei besonders ordentlichen Leuten das gesuchte Foto, und anschließend beginnt das große Rätselraten: War das nun der Torbogen 1962 in Syrakus oder 1964 auf Mykonos? Offenbar ist dieser Kummer nicht nur weit verbreitet, sondern auch schon seit langer Zeit industriebekannt. So gab es bei der Contarex bereits die Möglichkeit, Fotos mit Signalen zu versehen, Datum oder eine Nummer. Es gibt auch heute zu modernen Kameras (z. B. Olympus OM-1) spezielle Rückwände, mit denen man Aufnahmen registrieren kann, um sie später auch nach längerer Zeit noch sicher in einem Archiv einordnen zu können.
Ich habe Ihnen in den letzten Nummern von Color Foto-Journal öfters versprochen, keine Fabrikprospekte abzuschreiben und sie Ihnen, liebe Leser, als „Information" unterzujubeln. Vielmehr war und bin ich nur bereit, über persönlich gemachte Erfahrungen zu berichten. Im Falle der beiden hier besprochenen Kameras trifft dies im vollem Umfange zu. Aber ich habe mich schon auf der photokina für 2 Kameras von Canon brennend interessiert, weil ich den Eindruck hatte, dass hier ein echtes Problem ganz hervorragend gelöst ist: Die Kennzeichnung der Aufnahmen.

Canon 110 ED

Diese neue Pocket-Kamera von Canon hat einige sehr beachtliche Merkmale. Am beachtlichsten aber erscheint mir ein kleines linksseitiges Räderwerk, das sich auf verschiedene Art einstellen lässt. Das erste Rädchen reicht von 1-31, es ist für die Tage vorgesehen. Mit dem zweiten können Sie von 1-12 einstellen und haben damit die Monate. Das dritte Rädchen hat einen besonderen Pfiff: einmal reicht es von 74 bis 84. Das heißt, Sie können damit bis zum Jahre 1984 die programmierte Jahreszahl in Ihr Foto einspiegeln. Außerdem aber lässt sich dieses Rädchen auch noch von 1-9 einstellen. Zusammen mit den anderen Rädchen können Sie also entweder jedes gewünschte Datum diskret in der rechten unteren Ecke Ihrer Aufnahme einbelichten, oder aber Sie können diese Einrichtung als Zählwerk fortlaufend von 1 bis 999 benützen. Das ergibt z. B. auf einer Reise, aber auch eigentlich im Alltag, mehrere Möglichkeiten. Sie können einmal jeweils das Datum einspiegeln und wissen dann nach Jahren noch genau, wann und wo diese Aufnahme gemacht worden ist. Oder Sie beginnen Ihren Urlaub mit Bild 1 und haben später selbst beim größten Durcheinander, und sogar dann, wenn Sie mit Ihren Freunden die Bilder 20 mal durchgewühlt haben, jederzeit sofort wieder anhand der laufenden Nummer die richtige Ordnung.
Darüber hinaus besitzt diese hübsche Pocket-Kamera nicht nur ein optisch hervorragendes Objektiv, sondern auch das lichtstärkste mir bisher bekannt gewordene für Pockets. Mit 1: 2/26 ist dieses Objektiv durchaus ernst zu nehmen. Die Qualität sehen Sie an den beiden Abbildungen 1 und 2. Der Programmverschluss hat einen enormen Umfang, nämlich von Lichtwert -1 (8 sek. bei Blende 2) bis zu Lichtwert 17 (1/500 sek. bei Blende 16). Sie steuern diesen Verschluss mit Blendenvorwahl, nach Symbolen. Dabei kann es Ihnen nicht passieren, dass Sie eine nach den Lichtverhältnissen zu kleine Blende erwischen, weil Sie dann ein rotes Signal im Sucher sofort auf die Unterbelichtung aufmerksam macht, so dass Sie auf eine größere Blende schalten können - und damit können Sie selber immer einen optimalen Schärfentiefenbereich wählen. Ein weiteres Lichtsignal im Sucher zeigt Ihnen, dass der Verschluss länger als eine 1/30 sek. geöffnet ist. Sie können dann entweder vom Stativ bis zu 8 sek. automatisch belichten, oder aber Sie schieben das unerhört kleine Blitzgerät Canolite ED in den Zubehörschuh mit Mittenkontakt. Und da haben Sie schon wieder etwas Neues an dieser Kamera: Sie arbeitet nicht mehr mit den teuren Blitzwürfeln, sondern mit Elektronenblitz, der ja außerdem noch wesentlich schneller ist, als die Blitzwürfel und so auch geblitzt sehr rasche Bewegungen verkraftet.
Beim Einschieben des Blitzgerätes in den Kameraschuh stellt sich der Verschluss automatisch auf 1/40 sek., die Blende ist dann mit der Entfernungseinstellung so gekuppelt, dass stets eine richtige Belichtung erfolgt. Dass Sie darüber hinaus auch noch einen Batterieprüfknopf haben, wird manche Leute freuen und wenn Sie vorne die Kamera mit einem Schieber verschließen, sind nicht nur die ganzen optischen Flächen gesichert, sondern auch der Auslöser. Die Entfernung lässt sich sowohl über eine Skala mit Meterangaben als auch über Symbole einstellen, wenn Sie es jedoch ganz genau machen wollen, haben Sie sogar einen Mischbild-Entfernungsmesser zur Verfügung. Selbstverständlich und Gott sei Dank besitzt diese Kamera auch ein Stativgewinde, und wenn Sie nun einmal wirklich weder ein Datum, noch eine Nummer haben wollen, können Sie die ganze Einrichtung ausschalten. Auch das wird sich in der Praxis bewähren: Die erste Aufnahme einer bestimmten Serie bekommt das Datum, alle anderen brauchen es dann vielleicht nicht mehr. Wenn Sie Kinder haben und diese auch gelegentlich fotografieren, wird Ihnen sicher klar sein, wie schön es rückblickend ist, zu wissen, wann die Aufnahmen gemacht worden sind.

Canon Datematic

Die Canon Datematic gleicht äußerlich einem der vielen heute bekannten und beliebten Automaten. Sie ist überaus handlich und wäre eigentlich nicht weiter erwähnenswert, wenn sie nicht drei Dinge hätte, die eben doch sehr erwähnenswert sind. Da ist in erster Linie das hervorragende Objektiv, echte Canon-Qualität 2,8/40, ein anspruchsvoller 5-Linser. Zweitens haben Sie auch bei dieser Kamera, wie bei der oben beschriebenen 110 ED, eine Blitz-Automatik: Sie schieben nur den kleinen Elektronenblitzer in den Sucherschuh, und je nach Einstellung der Entfernung stellt sich automatisch die Blende richtig ein. Und als drittes haben Sie auch bei dieser Kamera die Möglichkeit, Datum oder Zahlen in Ihre Fotos einzuspiegeln.
Während Sie jedoch bei der Pocket-Kamera, um keine Einspiegelung zu erhalten, die drei Rädchen in eine Null-Stellung bringen müssen, besitzt die Datematic einen eigenen Schalter für Einbelichtung der Zahlen oder nicht. Auch dieser Leuchtrahmen-Sucher erlaubt die richtige Entfernungs-Einstellung über einen Mischbild-Entfernungsmesser, über Symbole oder über eine Meter-Skala. Die Filmempfindlichkeit, bei der Pocket durch die Kassetten ja bereits vorgegeben, lässt sich bei der Datematic von 25 ASA - 400 ASA einstellen. Ein Leuchtsignal im Sucher zeigt auch hier an, wenn die Belichtungszeit zu lang wird. Die Batterie können Sie testen, den geöffneten Verschluss kontrollieren Sie über ein Licht, der Auslöser arbeitet butterweich, der Verschluss selbst fast unhörbar. Und was mir an dieser Kamera noch recht gut gefällt: Ein rot/weißes Signal auf der Rückseite der Kamera zeigt deutlich an, dass der Film richtig transportiert wird. Was ich mir aber schon längst bei den teuersten Kamera-Modellen wünsche, diese kleine Canon Datematic hat es: Das gleiche rot/ weiße Signal bewegt sich nämlich auch deutlich beim Rückspulen, und sowie es sich nicht mehr bewegt, kann ich die Kamera öffnen und den Film herausnehmen, ohne dass er mir in die Kassette gesaust ist. Warum fällt es eigentlich den Herstellern so schwer, eine solche Vorrichtung auch an ihren Spitzenkameras anzubringen?
Die Aufnahmen 3, 4, 5 und 6 sind mit dieser Datematic gemacht. Sie zeigen nicht nur die Schärfe dieses Objektivs, das bei Vergrößerungen bis zu 24x 30 von einem Weltspitzen-Objektiv nicht zu unterscheiden ist, sondern sie zeigen auch eine der vielen möglichen Verwendungszwecke der einbelichteten Signale.
Ich glaube, dass diese beiden Canon-Kameras vielen Leuten, die, ähnlich wie ich, mit der Ordnung stets ein wenig auf Kriegsfuß stehen, das Leben in manchen Fällen wesentlich erleichtern können. Beide Kameras sind nicht gerade billig. In Anbetracht ihrer Finessen aber und der zusätzlich hohen optischen Qualität, scheinen mir die rund DM 400,-, die Sie für jede dieser Kameras etwa zu bezahlen haben, für durchaus motiviert.

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