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Artikel

2004

TESTLINIE

ALEXANDER BORELL ÜBER:

Agfa Optima 5000 pocket sensor

Schwarz, schlank, handlich und elegant - diese neue pocket ist zum Verlieben! Und wie immer man es betrachtet und Vergleiche mit anderen pockets anstellt: Die Agfa Optima 5000 pocket sensor zählt zur absoluten pocket-Spitze. Elektronikverschluss von 30 sek. bis 1/1000 sek., 1: 2,7 Objektiv, Blitzautomatik, verbesserter Super-Sensor-Auslöser und ein Sucher, der keinen Vergleich scheut, machen diese pocket zu einem Instrument großer Vielseitigkeit. Red.

Schon als Schulbub war mir die Geschichte von David und Goliath eine recht dubiose Angelegenheit. Ich wusste nicht, für wen mein Herz schlug. Da war einmal dieser aufrechte Krieger, in voller Rüstung, der mit offenem Visier einen fairen Kampf( erwartete und der dann von einem Lausbuben mit einer Steinschleuder hinterrücks ins Jenseits befördert wurde. Andererseits war da der pfiffige Junge, der es einem großmäuligen Kerl auf drastische Art zeigte, wo der Bartel den Most holte. Ich kann mich heute noch nicht zwischen beiden entscheiden, und so weiß ich auch jetzt nicht recht, wie ich mit David und Goliath fertig werden soll, nachdem ich für David die Agfa Optima 5000 pocket sensor einsetzte und zum Duell für Goliath die Leicaflex SL 2 auswählte. Ich fürchte, die ganze Sache geht genauso hinterhältig aus wie die in der Bibel: Beide haben etwas für sich. Die Optima 5000 ist nach dem gleichen Prinzip gebaut wie alle Pockets von Agfa, nur ist sie ein wenig größer und schwerer. Dafür leistet ihr elektronischer Verschluss mit Blendensteuerung von der 1/1000 sek. bis zu 30 vollen Sekunden. Beim leichten Antippen des Sensors, eines Auslösesystems, das bisher noch von keinem anderen Kamera-Hersteller an Weichheit erreicht worden ist, leuchtet im Sucher ein deutliches Grünsignal, wenn die Belichtungszeit kürzer als 1/30 sek. ist. Leuchtet ein rotes Signal, dauert die Belichtung länger als 1/30 sek. Das Objektiv, ein Solinar 1: 2,7 schafft Enormes, wie Sie an den Fotos selber sehen können. Durch die weiche Auslösung sind mir selbst Langzeitaufnahmen in Lokalen aus der Hand gelungen.
Sie hat sogar ein Stativgewinde, aber wer nimmt schon zu einer solchen Kamera ein Stativ mit? Ich habe die Bar eines Nachtlokals fotografiert und legte die Optima 5000 dazu quer auf mein Bierglas: Haut hin! Und so ist es überall mit dieser Kamera: Man kann sie gegen einen Türbalken drücken, man kann sie immer auf irgend etwas drauflegen, und man hat das Gefühl, dass man mit diesem kleinen Ding in der Tasche einfach alles kann.
Vielleicht auch fotografieren? - werden Sie fragen.
Man kann. Allerdings gibt es da noch eine Einschränkung, die nichts mit der Kamera zu tun hat: Ich verwendete in der Leicaflex SL 2 einen Ilford FP 4, den ich in Microphen entwickelte.
Den einzigen bisher für Pocket-Kameras erhältlichen Schwarz/weiß-Film, Kodak Verichrome PAN, entwickelte ich ebenfalls selber, wobei er mir infolge seines hohen Silbergehaltes zusoßte. Und trotzdem wage ich es hier, eine verbindliche Aussage zu machen: In Schwarz-Weiß erkennt man bei einer Vergrößerung der Original-Negative auf 9 x 13 cm keinen Unterschied zwischen David und Goliath. Bei stärkerer Vergrößerung tritt er dann allerdings doch zutage, ist aber bis 13 x 18 noch durchaus akzeptabel gering. Der tatsächliche Unterschied wird allerdings gravierend, sobald man mit Farbe fotografiert. Er liegt dann nicht mehr in der Schärfe, sondern einfach darin, dass die Farbsättigung desto besser ist, je größer das Ausgangsformat gewählt wurde. Und genau hier bleibt die Pocket 5000 das, was sie ja auch eigentlich sein will: Die ständige Begleiterin eines Fotografen. Ich wünschte mir, dass es zu dieser Kamera demnächst außer dem Verichrome PAN-Film für Schwarz-Weiß noch eine andere Emulsion gäbe: Hier leistet nämlich die Kamera eindeutig mehr als der Film. Ich habe mich selbst und meine heimliche Liebe zum kleinen Format eines weiteren üblen Tricks bedient: Ich führte Freunden eine Dia-Serie vor, nicht wie sonst bei mir üblich, auf etwa 150 cm Bildbreite, sondern in einem anderen Raum, sozusagen unaufwendig auf eine Breite von 80 cm. Niemand fragte nach der Kamera, aber niemand wollte anschließend auch glauben, dass sie mit der Optima 5000 auf dieses winzige Format 13 x 17 mm gemacht worden waren. Selbstverständlich halten diese Dias einem Vergleich mit Leicaflex-Dias nicht mehr stand. Aber Leicaflex-Dias sind ja auch nicht mehr solche, die mit einer Mamiya RB 67 auf 6x7 gemacht wurden.
Agfa hat sich noch etwas besonders Nettes zu dieser Kamera ausgedacht: Man entfernt mit einem Handgriff die Kette von der Kamera und schiebt stattdessen ein winziges Elektronenblitzgerät ein. Dieses Gerät ist dann automatisch mit der Zeit und die Blende mit der Entfernungseinstellung gekuppelt. Zusätzlich aber kann man an der Optima 5000 auch X-Blitzwürfel verwenden. Mit Elektronenblitz reicht die Ausleuchtung im Raum bis ca. 5 m, mit Blitzwürfel reichlich bis 8 m, je nach Zimmerdecke sogar noch weiter, und mit Blitzwürfel und Elektronenblitz zugleich habe ich einen nächtlichen Verkehrsunfall im Freien aus 7 m Abstand voll ausgeblitzt!
Der David kann Goliath nicht umbringen. Aber die neue Optima 5000 ist, richtig eingesetzt, eine Hinterhältigkeit, die manchem Goliath doch allerhand Feuer unter den Hintern machen kann.
Über den kleinen Elektronenblitzer Optima LUX ist noch einiges zu sagen: Er zündet über einen Mittenkontakt. Aber der Aufsteckschuh passt nicht in eine andere Kamera, und selbst wenn er passte, würde der Blitz bei einer anderen Kamera seitwärts abstrahlen. Kurz: Man kann ihn leider nur an der Optima 5000 verwenden. Ich glaube, wäre dieser Blitz drehbar und somit an jeder anderen Kamera verwendbar, wäre dies für Interessenten an einer hochwertigen Zweitkamera ein zugkräftiges Werbeargument für die Optima 5000 gewesen: Zwei Kameras und nur ein Blitz. Aber bei Agfa denken viele Köpfe, bei mir nur einer, und nach Adam Riese stimmt meine Überlegung nicht. Für die Optima 5000 pocket, komplett mit dem kleinen Blitzgerät in einer ansehnlichen Geschenkpackung, zahlen Sie bei Ihrem Fotohändler weniger als DM 300,-. Suchen Sie mal auf dem Markt zu diesem Preis ein äquivalentes Angebot!

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