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Normtest
Contax 139 Quartz
Präzise wie eine Quartzuhr
Mit der Einführung der Contax RTS hat Yashica in Zusammenarbeit mit Zeiss einen traditionsreichen Namen mit neuem Leben versehen. Es war nicht immer ganz leicht, diesen damit verbundenen Anspruch gerecht zu werden. Mit der Contax 139 Quartz ist die zweite Generation angetreten. Damit soll eine Kamera mit hohem Qualitätsniveau zu einem Preis angeboten werden, der mehr Fotografen anspricht, als von der exklusiven RTS erreicht wurden. Die Yashica-Konstrukteure verbanden dazu das Angenehme mit dem Nützlichen, d. h., sie verwendeten in zunehmendem Maße kostensparende elektronische Bauelemente, darunter erstmal seinen Quartz-Oszillator zur Steuerung aller Funktionen, die mit der Zeit zusammenhängen. Das Ergebnis ist eine kompaktere, leichtere und preisgünstigere Kamera. Wie es mit der Qualität im Detail aussieht, zeigen unsere Messungen.
Die Quartz zeigt die von der RTS bekannte Silhouette, nur in verkleinerten Ausmaßen. Die nur in schwarzem Finish erhältliche Kamera macht auf Anhieb einen gediegenen Eindruck.
Die Funktionen
Mit der Contax 139 stehen vier Belichtungsfunktionen zur Verfügung. Sie werden an dem um die Rückspulkurbel plazierten Einstellring gewählt. Die Standardeinstellung ist "Auto". Der Einstellring ist in dieser Position arretiert. Entsprechend der vorgewählten Blende steuert die Kamera die Belichtungszeit stufenlos im Bereich von 1/1000 bis 11 Sekunden. Konzentrisch um den Auslöseknopf, wie üblich kombiniert mit der Filmempfindlichkeitseinstellung, liegt der Belichtungskorrekturring. Er ermöglicht Ober- und Unterbelichtung in ganzen Stufen von je zwei Lichtwerten und ist in Normalposition verriegelt. Bei Empfindlichkeiten unter 50 ASA ist die Belichtungszeitverlängerung, über 1600 ASA die Verkürzung eingeschränkt. Der Memory- oder Meßwertspeicher-Hebel ist kombiniert mit dem Einschaltknopf für die Belichtungsmessung. Solange der Hebel gedrückt wird, ist der zuletzt gemessene Wert gespeichert.
Nachführmessung
Alternativ zur automatischen Belichtungssteuerung ist mit der 139 Quartz eine Nachführmessung möglich. Das kreuzgekuppelte System erlaubt die Vorwahl von Zeit oder Blende. Die Genauigkeit in der Einhaltung der manuell eingestellten Zeiten ist praktisch kaum mehr zu überbieten, die Meßkurve ist fast ein gerader Strich. Das ist sicher ein wesentlicher Verdienst der Quartzsteuerung, aber nur realisiert mit erstklassiger Verschlußmechanik. Der Verschlußzeitenbereich bei Nachführmessung reicht von 1/1000 bis 1 Sekunde.
X: Diese Einstellung findet beim Fotografieren mit anderen Blitzgeräten als dem systemeigenen Contax TLA 20 Verwendung. Die Synchronisationszeit beträgt dabei effektiv 1/92 Sekunde.
B: Für Zeitaufnahmen länger als 1 Sekunde dient "B".
Belichtungsmessung
Die Contax 139 weist eine sehr deutliche mittenbetonte Integralmessung auf. Der Schwerpunkt ist leicht in die untere Bildfeldhälfte verschoben. Die Messung selbst geschieht über Silizium-Fotodioden. Der Meßbereich reicht von Lichtwert 0 bis Lichtwert 18 (bei 100 ASA mit 1,4-Objektiv). Das Einschalten der Belichtungsmessung erfolgt über einen eigenen Druckknopf an der Frontseite der Kamera, rechts vom Objektivträger. Diese Lösung ist umständlicher als das verbreitete Einschalten über Antippen oder Drücken des Auslösers, weil sie einen Bedienungsgang mehr gefordert. Nach Druck auf den Einschaltknopf bleiben die Belichtungsmessung und die LED-Anzeige für 1 0 Sekunden eingeschaltet. Das dient sicher der Batterieschonung, wird aber in der Praxis doch des öfteren als recht kurz empfunden, besonders bei der Nachführmessung.
Eine interne Okularabdeckung zur Vermeidung von Störlichteinfall, der die automatische Belichtungsmessung vor allem bei Stativ und Selbstauslöser-Aufnahmen unerwünscht beeinflussen kann, fehlt. In der recht ausführlichen Bedienungsanleitung findet sich allerdings ein Hinweis, wie dieses Problem mit dem Memory-Hebel umgangen werden kann.
Sucher und Sucheranzeigen
Die 139 Quartz ist mit einer fest eingebauten kombinierten Schnittbild/Mikroprismen-Einstellscheibe ausgestattet. Am rechten Rand im Bildfeld liegt die Verschlußzeitenskala mit den Werten von 1/1000 bis 1 Sekunde sowie den Positionen "Over, LT (für Langzeiten von 2 bis 11 Sekunden) und B". Daneben im schwarzen Umfeld die Reihe roter Leuchtdioden. Eine grüne LED in Form eines Blitzes zeigt in Verbindung mit dem Contax TLA 20 die Blitzbereitschaft an. In der Mitte über dem Sucherbild wird die eingestellte Blende angezeigt. Das Fenster der Blendenanzeige wird bei eingestelltem Korrekturfaktor zur Erinnerung orangefarbig unterlegt, ein Anachronismus bei einer Kamera mit soviel Elektronik wie der Contax. Eine LED wäre sicher nicht teurer und besser sichtbar.
Bei Automatikbetrieb werden die Verschlußzeiten stufenlos gesteuert. Die der effektiven Zeit am nächsten kommende Verschlußzeit wird dann nach Druck auf den Belichtungsprüfknopf angezeigt. Liegt die Zeit in der Mitte zwischen zwei Werten, so leuchten beide LEDs auf. Bei Gefahr der Überbelichtung blinkt die "Over"-LED. Wird der Meßwertspeicherhebel betätigt, so bleibt die gespeicherte Zeit im Sucher angezeigt. Die Funktion der eingeschalteten Meßwertspeicherung wird durch das Blinken der jeweiligen Zeiten-LED signalisiert. Wird die Belichtung manuell über Nachführmessung gesteuert, so zeigt eine blinkende Leuchtdiode die am Verschlußzeitenknopf eingestellte Zeit an. Die für die richtige Belichtung erforderliche Zeit wird von einer, oder wenn ein Zwischenwert vorliegt, von zwei kontinuierlich leuchtenden LEDs angegeben. Die richtige Abstimmung wird dann vorgenommen, indem die eingestellte Zeit verändert wird. Dabei wandert im Sucher die blinkende LED, bis sie mit der kontinuierlich leuchtenden übereinstimmt.
Dann blinkt nur noch diese eine LED Bei der anderen Möglichkeit, de Veränderung der Blende, bewegt sich die dauernd leuchtende LED, bis sie die Position der blinkenden erreicht hat. Auch dann blinkt nur noch diese eine Leuchtdiode.
Verschluß
Der Copal-Metall-Lamellenschlitzverschluß der Contax läuft senkrecht von unten nach oben ab. Seine Mechanik ist ausgezeichnet, so daß sich die theoretisch dank der Quartzsteuerung mögliche Genauigkeit auch real bemerkbar macht.
Auslöser
Da bei der 139 Quartz nicht nur die Verschlußzeiten elektronisch gesteuert werden, sondern auch die Auslösung auf elektromagnetischem Wege geschieht, ist eine rein mechanische Auslösung ohne Stromversorgung nicht möglich.
Der Selbstauslöser besitzt eine Vorlaufzeit von genau 1 0 Sekunden, die ebenfalls vom Quartz der Kamera gesteuert wird. Der Ablauf wird von einer intermittierend blinkenden LED an der Vorderseite der Kamera angezeigt. Die letzten zwei Sekunden vor der Auslösung blinkt die LED schneller.
Energieversorgung und -verbrauch
Zwei Silberoxid-Batterien mit einer Spannung von je 1,5 V versorgen die Contax 139 mit der nötigen Energie. Die Batteriekontrolle erfolgt automatisch. Wenn die Spannung unter den für die einwandfreie Funktion erforderlichen Wert sinkt, fängt die leuchtende Verschlußzeiten-LED bei eingeschalteter Belichtungsmessung in "Auto"-Stellung an zu blinken. Der Schaltpunkt für die Batteriekontrolle liegt bei 2,76 V und ist damit relativ hoch. Die effektive Betriebsspannungsgrenze liegt bei 2,65 V.
Weitere Ausstattung
Komplettiert wird die 139 Quartz durch eine Reihe weiterer Ausstattungsdetails. Eine Abblendtaste zur visuellen Kontrolle der Schärfentiefe ist ebenso vorhanden wie ein Mehrfachbelichtungshebel. Er wird in Richtung Kamera-Frontseite geschoben und festgehalten, während dann der Filmtransporthebel betätigt wird. Die Rückwand der Kamera ist gegen ein Datenrückteil auswechselbar.
An die schon erwähnte Anschlußbuchse für den Kabelauslöser können auch noch andere Fernbedienungselemente angeschlossen werden, so z. B. ein drahtloser Infrarot-Fernauslöser oder ein Netz-Steuerungsgerät. Die gleiche Anschlußbuchse findet auch bei Einsatz des Automatik-Balgengerätes PC und des großen Elektronenblitzgerätes RTF 540 Verwendung.
Blitzen
Ober Kabel- oder Mittenkontakt können alle handelsüblichen Elektronenblitzgeräte angeschlossen werden. Dazu ist die Betriebsarteneinstellung auf "X" zu stellen. Der Mittenkontaktschuh der 139 verfügt über zwei Kontakte. Sie dienen dem Einsatz des speziell zur Contax 139 konstruierten automatischen Elektronenblitzgeräts TLA20. Dieses Gerät ist bei Automatikeinstellung mit allen Blendeneinstellungen des verwendeten Objektivs gekuppelt. In dieser Betriebsart erfolgt die Blitzdosierung durch die TTL-Lichtmessung in der Filmebene. Sobald das Gerät blitzbereit ist, wird die Verschlußzeit der Kamera automatisch synchronisiert und die Blitzbereitschaft im Sucher über einen aufleuchtenden grünen Blitz und die 1/125-LED angezeigt. Das Aufleuchten der Blitzbereitschaftskontrolle nach der Aufnahme bestätigt die richtige Blitzbelichtung. Falls bei Tageslicht mit Blitzaufhellung fotografiert wird, warnt die "Over"-LED auch vor einer möglichen Überbelichtung. Zwei manuelle Einstellmöglichkeiten für den Blitz erweitern die Einsatzmöglichkeiten.
Winder-Betrieb
Als spezielles Zubehör ist zur 139 Quartz ein Winder erhältlich. Die angegebene Bildfrequenz von 2 Bildern pro Sekunde wird mit vollen Batterien gut eingehalten. Der Winder wird mit 4 Alkali-Mangan-Batterien mit je 1,5 V betrieben. NC-Akkus können auch verwendet werden. Das Batteriefach, insbesondere seine Verriegelung, kann im Gegensatz zu verschiedenen anderen Konstruktionen als vorbildlich gelten. Als zweckmäßig bei Hochformataufnahmen erweist sich der zusätzliche Auslöseknopf am Winder selbst. Bei Querformataufnahmen wird wie gewohnt mit dem Auslöser an der Kamera gearbeitet. Der Winder ist für Serienbelichtungen ausgelegt, eine Einzelbildumschaltung ist nicht vorhanden, man muß dann nur schnell genug den Finger vom Auslöser nehmen. In der Stärke seiner Geräuschentwicklung unterscheidet sich der Winder 139 nicht von anderen, allerdings wirkt das Geräusch vom Klang her etwas "nervend". Die Fernauslösung mit Winder erfolgt auch über die entsprechende Anschlußbuchse am Kameragehäuse.
Abmessungen und Gewicht
Nach den technischen Daten ist die Contax 139 Quartz bei den Kompakt-Kameras einzuordnen. Auch mit Winder verliert sie nicht an Handlichkeit.
Plus und Minus
Plus
sehr gute Belichtungsautomatik
extreme Verschlußzeitgenauigkeit
hoher Bedienungskomfort durch runde Ausstattung
handlicher Winder
Minus
Einschalten der Belichtungsmessung gewöhnungsbedürftig
kurze Meßdauer (10 s)
penetrantes Winder-Geräusch
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