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Artikel

2004

Test: Contax RTS

Prüfbericht aus dem Foto-Physikalischen Testinstitut - Normtest

Als erste deutschsprachige Fotozeitschrift veröffentlichte Color Foto-Journal in Heft 10/75 einen ausführlichen Bericht über die neue Contax RTS. Der „Borell-Kommentar" hob eine Reihe guter Eigenschaften dieser am Weltmarkt mit Spannung erwarteten Kamera lobend hervor (z. B. Schlitzverschluss, Spiegelschlag, Springblendensteuerung, Belichtungsautomatik, Batterietester, Motor usw.). Er versäumte aber auch nicht, die Schwächen der RTS in aller Härte und Schärfe zu kritisieren. Sachliche Mängelanalyse, gemischt mit den Emotionen eines Enttäuschten, das war genug Diskussionsstoff für eine ganze Branche (siehe hierzu auch Seite 43). An den Feststellungen, dass sich der Auslöser ebenso wenig arretieren lässt wie der Drehknopf für die Verschlusszeiten, dass die Einspiegelung der Blendenwerte und Zeiten im Sucher bei schlechtem Licht oder im Dunkelfeld fast nicht lesbar ist, oder dass beispielsweise die Blitzsynchronisation nur 1/60 sek. zulässt, ist nichts zu rütteln. Wie wichtig diese Kriterien für den Kaufinteressenten sind, muss jeder selbst entscheiden. Der Borell-Kommentar bezog sich im Wesentlichen nur auf Bedienungs- und Funktionselemente. Es lag deshalb nahe, den „Prüfling" Contax RTS dem „Unabhängigen Foto-Physikalischen Testinstitut Normtest" zu übergeben, um im Labor einen Prüfstand- und Messdatentest nach wissenschaftlichen Methoden durchzuführen. Alle Messungen 'werden bei Normtest mehrmals durchgeführt, sie sind von Emotionen frei, durch Kurven, Zahlen und Analysen belegbar. Das Resümee am Schluss des Berichtes wird Ihnen einen guten Überblick über die Eigenschaften der Contax RTS verschaffen, wenngleich auch in diesem Beitrag der Test des Objektivprogrammes fehlt. Zur Zeit des Tests lag uns lediglich das Zeiss Planar 1,4 vor. Wir halten es für sinnvoll, dass bei einem so groß angelegten System mehrere Objektive einem Test unterzogen werden sollten. Wir werden dies bei Gelegenheit nachholen. Red.

Die neue Contax RTS wurde von drei anerkannten Weltfirmen zusammen entwickelt und gestaltet.
Für die Objektivreihe von 17 Objektiven, beginnend mit dem F-Distagon F 2,8 16 mm 180xGradx Bildwinkel über das Standardobjektiv Planar F 1,4 50 mm, dem bemerkenswerten Planar F 1,4 85 mm bis zu 1 m Spiegelobjektiven zeichnet die auf der ganzen Welt berühmte Optische Fabrik Carl Zeiss verantwortlich. Die technische Ausstattung der Kamera entwickelte die japanische Firma Yashica, die bereits auf dem Kamerasektor, insbesondere der Kameraelektronik einen hervorragenden Ruf erwerben konnte.
Die Kameragehäusegestaltung, das Kamera-Design, wurde von der ebenfalls weltbekannten Porsche-Design-Gruppe übernommen (Porsche-Auto).
Allein für die Produktdefinition wurden, wie wir erfahren, bereits Zehntausende von Arbeitsstunden oder in DM ausgedrückt, einige Millionen, aufgewendet. Bei einer derartigen, bisher einmaligen Konzentration von „know how" können, wir, gestützt durch die entsprechende frühzeitig einsetzende Werbung, eine Spitzenkamera erwarten, die sich aber auch gefallen lassen muss, an den bereits auf dem Weltmarkt etablierten Spitzenkameras gemessen zu werden.
Bei einer Systemkamera entscheidet die Qualität und die konstruktive Gestaltung des Kameragehäuses noch vor der lieferbaren Optik und dem Zubehörprogramm. Das Kameragehäuse entscheidet über den Erfolg des ganzen Systems.

Objektivbajonett

Das solide konstruierte Objektivbajonett besteht aus nicht rostendem Stahl. Das Anlagemaß (Abstand Filmebene-Bajonettfrontfläche) beträgt 45,5 mm. Der Bajonett-Innendurchmesser 48 mm. Der Winkel für die Übertragung der Objektivblendenposition 80 pro Blendenstufe. Diese Abmessungen lassen künftige Weiterentwicklung des Objektivprogramms zu und lässt auch so genannten Fremdobjektivherstellern die Chance, durch Adapter ihre Objektive an die Contax RTS anzupassen. Die Übertragung der Blendenwerte des Objektivs auf das Kamera-Belichtungsmesssystem sowie die Steuerung der Objektivblende beim Belichten auf die vorgewählte Arbeitsblende (Springblende) sind hervorragend genau und reproduzierbar. Das richtige Einsetzen des Objektivs wird durch rote Markierungen am Bajonett bzw. dem Objektivbajonett erleichtert. Im Dunkeln sind diese Markierungen leider nicht zu sehen. Das Objektiv lässt sich allerdings nur in einer einzigen Position einrasten. Beschädigungen des Blendenübertragungsmechanismus sind nur bei bösartiger, grober Gewalt möglich.

Der Verschluss

Von entscheidender Bedeutung für die Qualität einer Kamera ist der reproduzierbar, zeitgenau und erschütterungsfrei arbeitende Verschluss.
Der von rechts nach links ablaufende Gummituchverschluss ist, wie die Messwerte und Abb. 1 zeigen, sehr genau und reproduzierbar. Die gerasterten Felder in der Abb. zeigen die Grenzbereiche der maximalen Abweichung entsprechend der Empfehlung der DIN 19016 (Schlitzverschlüsse). Die gemessenen Belichtungszeiten des getesteten Verschlusses halten sich dicht an die Belichtungs-Sollwerte ohne bei irgendeiner Zeiteinstellung die Grenzwerte zu erreichen. Die Abb. zeigt auch die Streuung (senkrechte Balken), die bei den einzelnen Belichtungszeiten festgestellt wurden. Die Belichtungszeitwerte wurden in der Mitte des Bildfeldes gemessen. Die angegebenen Belichtungszeiten sind aus mindestens 10 Messungen bei kleiner Streuung und bis zu 20 Messungen bei großer Streuung der Zeitwerte gemittelt. Die in der Abb. 1 angegebenen Werte sind die korrigierenden Abweichungen in Blendeneinheiten, die erforderlich sind, um eine genaue Soll-Belichtung zu erreichen. Die über der Nulllinie liegende Kurve zeigt, dass der Verschluss wenige Prozent zu langsam ist. 
Die relativ geringe Streuung und die hohe Zeitgenauigkeit bei den kurzen Belichtungszeiten 1/1000 und 1/2000 ist lobend zu erwähnen. Bei längeren Verschlusszeiten ist nur noch eine minimale Streuung der Verschlusszeiten feststellbar. Die Reproduzierbarkeit des Verschlusses ist hervorragend.
Die Temperaturabhängigkeit des Verschlusses ist, wie die Messwerte zeigen, außerordentlich gering. Es ist hervorzuheben, dass der Verschluss auch bei einer Kameratemperatur von -20xGradxC (die DIN 19016 verlangt nur -10xGradxC) ohne besondere Vorkehrungen zeitgenau arbeitet. Eine Veränderung der Belichtungszeit nach „Altern" der Kamera mit zwei Temperaturschleifen mit den Extremwerten von -20xGradxC bis +40xGradxC innerhalb 48 Stunden konnten selbst bei einer 1/1000 sek. nicht festgestellt werden.
Ein besonderes Problem des Schlitzverschlusses ist es, dass die Filmfläche längs des Bildfensters, in Verschlussablaufrichtung, gleichmäßig belichtet wird. Bei dem völlig neu durchkonstruierten Schlitzverschluss der Contax RTS starten der erste und zweite Verschlussvorhang von derselben Ausgangsstellung mit abstandsgleichem Schlitz. Wie die Messwerte, Ungleichmäßigkeit (des Schlitzverschlusses) = r, zeigen, werden selbst bei einer Verschlusszeit von 1/1000 sek. der sehr gute Wert r = 1.19 für die maximale Breite eines Dias (35 mm) erreicht. Der durch die Ungleichmäßigkeit bedingte höhere Belichtungswert von ca. 1/4 Blende kompensiert den durch die Vignettierung des Objektivs gegebenen natürlichen Lichtabfall zum Bildrand hin. Die Ungleichmäßigkeit wird außerdem proportional zur Belichtungszeit kleiner, so dass bei Belichtungszeiten unter 1/500 sek. eine Belichtungsungleichmäßigkeit bedingt durch den Verschluss nicht mehr gegeben ist. Für das mittlere Bildfeld, also die Zone in der im allgemeinen das Hauptmotiv ist, hin zum rechten Bildrand (Bildfenster links entspricht Verschlussablaufende) ist überhaupt keine Ungleichmäßigkeit feststellbar. Das Ergebnis ist hervorragend und beispielgebend. (Die DIN 19016 lässt eine Ungleichmäßigkeit von 1,5 zu.) Die Ablaufzeit des Verschlusses mit 12,9 ms für 35 mm ist etwas reichlich. Daraus resultiert eine relativ lange Verschlusszeit für Blitzlichtaufnahmen. Der Verschluss ist bei 1/60 sek., der angegebenen Blitzverschlusszeit, ganze 3,2 ms respektive 1/310 sek. offen. Der Wert ist für kleine und mittlere Amateurblitzgeräte mit kurzer Leuchtdauer ausreichend. Blitzanlagen für Profis weisen im allgemeinen eine längere Leuchtdauer auf, um einen Farbschwarzschildeffekt zu vermeiden. Die Belichtungszeit von 1/30 sek. ergibt eine Verschlussoffenzeit von 19,5 ms bzw. 1/50 sek., was auf jeden Fall ausreichend ist. Die Contax RTS lässt sich auch über Kabel elektrisch ohne Motor (!) fernauslösen. Die Verzögerung beträgt, gemessen vom Beginn des Auslöseimpulses bis zum völlig offenen Verschluss bei Blitzbetrieb ca. 70 ms bzw. ca. 1/15 sek. Bei arretiertem Spiegel ist der Zeitablauf etwas kürzer, ca. 50 ms (genaue Werte sind der Tab. Messwerte zu entnehmen.) Die oben angeführten Werte beziehen sich auf die horizontal betriebene Kamera. Wird die Kamera vertikal betrieben, so ergeben sich geringfügig andere Ablaufzeiten. Mit Motorkameras anderer Hersteller werden vergleichbare Ablaufzeiten erreicht. Der Zeitvorhalt wie er z. B. bei Sportaufnahmen erforderlich ist, um den zu erwartenden Höhepunkt bildmäßig zu erfassen, ist bei der Contax RTS etwas größer als bei Kameras, die keine interne elektronische Auslösung aufweisen. Dies soll nur erwähnt werden, da der von der Werbung für die Kamera aus der Computertechnik entlehnte Begriff „Real Time" (Echtzeit) im Zusammenhang mit der Contax RTS etwas strapaziert wird.

Verschlussauslösung

Der Verschluss wird durch einen Mikroschalter mit kleinem Hub elektrisch ausgelöst. Die Auslösung ist angenehm weich und ausgesprochen erschütterungsfrei. Da eine Sperre des Auslösers fehlt, kann es zu nicht gewollten Auslösungen kommen. Man kann sich dagegen schützen, wenn man es sich zur Regel macht, den Verschluss nur dann zu spannen, wenn man beabsichtigt, eine Aufnahme zu machen. Die Planlage des Films wird ja dadurch auch verbessert. Ein besonderer Vorzug der Kamera ist die bereits erwähnte Möglichkeit, den Verschluss über Kabel elektrisch auszulösen. (Anschlüsse wie Blitzkabel.) Völlig erschütterungsfrei ausgelöste Stativaufnahmen aus größerer Entfernung werden dadurch möglich.

Sucher

Im Sucher ist das Aufnahmemotiv dank des entspiegelten Dachkantenprismas hell und klar zu sehen. Gezeigt wird im Sucher ein Bild mit der Maskengröße von ca. 22 x 33 mm. (Dia 23 x 35 mm, Film 24 x 36 mm.). Auf der rechten Bildseite, noch innerhalb der Bildfläche befinden sich die Zahlen der Belichtungszeiten sowie ein hellgrüner Zeiger, der die Betriebsart Automatik (A) oder die gewählte Verschlusszeit erkennen lässt. Daneben befindet sich eine 16 Punkt-LED Anzeige (Leuchtdioden), die beim Drücken der Messtaste, die durch das Belichtungsmesssystem ermittelte Belichtungszeit signalisiert. Über dem Bild, im Bildrahmen, ist eine Blendenreihe, in der die maximale Objektivblende und die am Objektiv eingestellte Blende bei aufmerksamer Betrachtung erkannt werden kann. Bei schlechten Lichtverhältnissen oder im Dunkelfeld jedoch fast nicht erkennbar. Die am Objektiv eingestellte Blende wird innerhalb der genannten Blendenreihe mit einem zartgrünen Filter hinterlegt. Eine eventuell eingestellte Belichtungskorrektur wird am unteren linken Bildrand signalisiert. Auch dieses Zeigerchen ist in der Eile leicht zu übersehen. Wir werden auf die kleinen Skalen und zugehörigen Zeigerchen noch zurückkommen.

Belichtungsmessung

Von einer Spitzenkamera erwarten wir auch ein hochwertiges Belichtungsmesssystem.
Die Belichtungsmessung der Contax RTS ist ausgezeichnet, und bis zu sehr kleinen Lichtwerten linear präzise und unübertroffen schnell. Vgl. Abb. 2 (Für die Ermittlung der Messwerte wurden jeweils zwei benachbarte LED-Anzeigen ähnlich einer Lichtwaage - gleiche Helligkeit für beide Anzeigen - zur genauen Belichtungsmesswertfeststellung verwendet.) Die Silizium-Fotodiode als Belichtungsmessempfänger arbeitet in der Messschaltung praktisch trägheitsfrei. Auch bei geringer Lichtstärke lassen sich schnell richtige Belichtungszeit und Blendeneinstellung finden. Besonders einfach und schnell ermittelt werden Kontrastumfangsbestimmungen, da nicht jedes Mal ein langsamer Abgleich des Messergebnisses abgewartet werden muss.
Beim Automatik-Betrieb führt die Kamera in der kurzen Zeitspanne vom Auslösen bis zum Hochschwingen des Spiegels, also in wenigen ms eine Belichtungsmessung aus und speichert den gemessenen Wert für die folgende Verschlussablaufsteuerung. Wie Abb. 3 zeigt, wird die Belichtung mit Schwerpunkt in der Mitte bestimmt. Die Aufnahme des Diagramms mit den Zonen gleicher Messempfindlichkeit im Sucher werden zusammen mit dem Standard-Objektiv Planar F 1,4 50 mm bei Blende 2 durchgeführt. Es fällt auf, dass bei horizontaler Kamera die obere Bildzone nicht zur Bildung des Belichtungsmesswertes beiträgt. Bei Landschaftsaufnahmen mit horizontal gehaltener Kamera werden Wolken, blaues Firmament etc. nicht mitgemessen. Dies ist sicher besonders vorteilhaft im Automatikbetrieb. Bei vertikal gehaltener Kamera, z. B. Porträts im Gegenlicht, können sich jedoch Unterschiede in der Belichtungsmessung bemerkbar machen, je nach dem, von welcher Seite der Hauptlichteinfall gegeben ist. Durch Drehen der Kamera, Sucher links oder rechts, können Sie jedoch jeder Belichtungsmesssituation gerecht werden. Die relative spektrale Empfindlichkeit des Belichtungsmesssystems, gemessen durch das Standardobjektiv, zeigt Abb. 4. Wir erkennen eine dem menschlichen Auge angenäherte spektrale Empfindlichkeit mit einer Verschiebung des Empfindlichkeitsmaximums um ca. 50 nm in Richtung Rot. Die ermittelte relative spektrale Empfindlichkeit ist jedoch keineswegs optimal. Wie auch die DIN 19010 vorschlägt, ist zu wünschen, dass die spektrale Empfindlichkeit des Messempfängers im Bereich von 400 bis 700 nm der spektralen Empfindlichkeit von Filmmaterial entspricht. Dies bedeutet, die spektrale Empfindlichkeit sollte im genannten Empfindlichkeitsbereich konstant sein. Leider ist es bis heute noch nicht gelungen, fotoelektrische Empfänger mit der gewünschten spektralen Empfindlichkeit zu entwickeln, die sich zum Einbau in kleinen Fotokameras eignen würden. Die Kamera- und Belichtungsmesserhersteller sind deshalb gezwungen, Fotoempfänger mit der von der wünschenswerten relativen spektralen Empfindlichkeit abweichenden Kurve zu verwenden und mit geeigneten Farbfilterkombinationen zu verbinden.
Die Kamerahersteller sind gezwungen, einen Kompromiss zwischen der optimalen relativen spektralen Empfindlichkeit und der Grenzempfindlichkeit bei geringen Beleuchtungsintensitäten zu finden.
Die gezeigte spektrale Empfindlichkeit ist ein guter Kompromiss. Bei der Belichtungsmessung muss gegebenenfalls berücksichtigt werden, dass intensiv blaue Bildzonen etwas zu geringe Heiligkeitswerte ergeben. Beim Messen von Mischfarben oder grauen Flächen ergeben sich keine Fehlmessungen.
Die ausgezeichnete Linearität und Empfindlichkeit des Belichtungsmesssystems verführt auch zum Messen bei sehr geringer Lichtintensität. Leider sind die „Zeigerchen" und „Zifferchen" bei geringer Objekthelligkeit im Sucher nicht zu erkennen. Man sieht zwar die Leuchtdioden ausgezeichnet, die sich auch beim Drehen der Blende verändern, kann aber die durch die Leuchtdiode signalisierte Belichtungszeit auf der kleinen Skala nicht ablesen. (Ausnahme, wenn es gelingt, einen hellen Lichtfleck in die rechte Seite des Bildes zu positionieren.) Natürlich kann man es sich auch einfach machen, fixiert die Kamera oder setzt die Kamera auf ein Stativ, schaltet auf Automatik-Betrieb, löst aus und überlässt alles andere der Kamera. Die eben diskutierten Belichtungsmessungen bei geringer Beleuchtungsintensität sind Grenzfälle, die selbst für einen engagierten Amateur sehr selten sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass manch beliebte Fotokamera mit Innenmessung bei den eben besprochenen Beleuchtungsintensitäten nur noch „dunkel" sieht.
Insgesamt ist die genaue, lineare, schnelle und empfindliche Belichtungsmessung und Automatik sehr zu loben. Die eingeschaltete Belichtungskorrektur mit dem Bereich ±2 Blenden bzw. ±1 Blende wird durch einen kleinen Ring am unteren Bildrand im Sucher signalisiert und möglicherweise übersehen. Doch die Skalen für die Belichtungskorrektur am ASA/ DIN-Empfindlichkeitsknopf sind unmittelbar im Blickfeld, wenn auf den Filmbildzähler geblickt wird. Man wird dadurch an die eventuell verstellte Belichtungskorrektur erinnert.

Das „E-Werk"

Das „E-Werk" für die Contax RTS ist eine leistungsfähige Silberoxyd 6 V-Batterie. Ohne Batterie bzw. mit verbrauchter Batterie ist keine einzige Kamerafunktion möglich. Unter normalen Aufnahmebedingungen im Automatik-Betrieb können bis zu 5000 (!) Aufnahmen erzielt werden. Wird jede Aufnahme einer Belichtungskontrollmessung von ca. 10 sek. zugeordnet, so ist immer noch mit einer Aufnahmezahl von 900 Aufnahmen, entsprechend 25 Kleinbildfilmen zu je 36 Aufnahmen zu rechnen. Die Batterieprüftaste mit LED-Anzeige entnimmt der Batterie etwa 150% des normalen Betriebsstromes und ist eine wirkungsvolle Kontrolle der Batteriekapazität. Im Test wurde eine Batterie derartig erschöpft, bis die rote Kontrollanzeige nicht mehr aufleuchtete. Es konnten jedoch trotzdem noch 2 KB-Filme belichtet werden. Die Silberoxydbatterie ist außerordentlich spannungsstabil. Bei niedrigen Temperaturen im Bereich um -20xGradxC und niedriger steigt der Innenwiderstand der Batterie stark an, was besonders bei teilweise verbrauchten Batterien zum Ausfall der Kamerafunktion führen kann. Also, bei extremen Bergtouren eine Ersatzbatterie, die nicht extremen negativen Temperaturen ausgesetzt ist, mitführen. Das kleine „E-Werk" kostet zur Zeit fast DM 16,- (Mallory PX 28, Everready 544).

Motor

Die Contax RTS ist bereits mit elektronischen Anschlüssen und mechanischer Kupplung für das Ansetzen eines Motors ausgerüstet. Die Contax RTS, in Verbindung mit dem so genannten Real-Time-Winder ist eine preisgünstige Kamera mit Motorantrieb. Die maximale Bildfrequenz von ca. 2 Bildern/sek. genügt praktisch allen Aufnahmesituationen. Der Motor ist relativ leicht und klein. Bei längeren Bildserien, aufgenommen auf Filme, die um eine gute Planlage zu erreichen, etwas schwer aus der Filmpatrone ausrollen (z. B. Ilford) ist mit einem Abfall der maximalen Bildzahl/sek. zu rechnen.

Beim gezielten Auslösen der Kamera im Abstand von ca. 0,5 bis 1 sek. ist auch bei längeren Serien von 10-20 Aufnahmen kein störender Abfall der Filmtransportgeschwindigkeit gegeben. Gehen Sie zu Ihrem Fotohändler, und lassen Sie sich die neue Contax RTS zeigen, um sich selbst ein Urteil über die Kamera zu bilden. Sie werden sich freuen, wie angenehm die Kamera, auch mit Motor, in der Hand liegt, wie weich der Verschluss auszulösen ist, wie leise der Verschluss abläuft und wie erschütterungsfrei der pneumatisch gedämpfte Spiegel in seine jeweilige Endposition schwingt.

Resümee

Objektivbajonett

Positiv: Ausgezeichnet präzise.

Negativ: Fühlbare Tastmarke zum Einsetzen des Objektivs fehlt.

Verschluss

Positiv: Hohe Verschlussgeschwindigkeit von 1/2000 sek., sehr gute Zeitgenauigkeit und sehr hohe Reproduzierbarkeit.

Negativ: Ausgesprochen langsamer Verschlussablauf. Zu geringe Verschlussoffenzeit bei 1/60 sek. bei Blitzaufnahmen, daher nur für Amateurblitzgeräte mit kurzer Leuchtzeit zu verwenden. Bei Verwendung professioneller Blitzgeräte nur mit 1/30 sek. synchron.

Verschlussauslösung

Positiv: Weich und erschütterungsfrei. Fernauslösung möglich.

Negativ: Nichtarretierbarer Auslöser.

RTS-System

Positiv: -

Negativ: Zeit vom Auslösen bis zum offenen Verschluss länger als bei bekannten mechanischen Systemen.

Sucher

Positiv: Helles, klares Sucherbild, auswechselbare Sucherscheiben, alle Informationen zur Bildgestaltung vorhanden.

Negativ: Schlecht ablesbare, bei Dunkelheit überhaupt nicht mehr lesbare Skalen.

Belichtungsmessung mit Automatik

Positiv: Sehr schnelle und genaue Belichtungsmessung; auch bei wenig Licht. Halbe Blendenschritte erkennbar. Offenblendmessung. Integralmessung mit Schwerpunkt auf der Bildmitte. Unsymmetrische Messempfindlichkeitsverteilung begünstigt Automatikbetrieb.

Negativ: Relative spektrale Empfindlichkeit entspricht nicht den DIN-Empfehlungen. Zeitenskala bei dunklen Objekten nicht erkennbar, daher Zuordnung der Leuchtdioden zu entsprechender Zeit nicht möglich. Erwünschte Belichtungszeit im Automatikbetrieb nicht arretierbar (kein Memory-Betrieb). Unterschiedliche Messempfindlichkeitsverteilung bei horizontal und vertikal betriebener Kamera kann Fehlergebnisse bringen.

Elektrische Funktion

Positiv: Hochleistungsfähige Batterie mit ca. 5000 Auslösungen (ohne Belichtungsmessung!), in der Praxis ca. 1000. Stabilität der Batterie gewährleistet stets korrekte Belichtungsmessung. Batterietest ermöglicht wirkungsvolle Kontrolle.

Negativ: Bei erschöpfter Batterie keinerlei Kamerafunktion. Bei stark unterkühlter Batterie ebenfalls Totalausfall der Kamera.

Motor

Positiv: Bei Motorbetrieb keinerlei Änderungen an der Kamera erforderlich. Klein, leicht und vergleichsweise preiswert. Filmwechsel bei angesetztem Motor (auch mit Stativ) möglich.

Negativ: Als Folge der Kompaktheit und geringer Batteriezahl muss bei längeren Aufnahmeserien und maximaler Geschwindigkeit mit starkem Abfall der Bildbelichtungen gerechnet werden.

Äußerer Eindruck

Positiv: Modernes Design, Handlichkeit, saubere und präzise Verarbeitung.

Negativ: Kamerabelag nicht griffig, zu kratz- und druckempfindlich.

Nachsatz

Bei der getesteten Contax RTS Nr. 001060 wurden folgende Mängel festgestellt, die im vorstehenden Bericht nicht erwähnt wurden, da es sich hierbei möglicherweise um Ausreißer bei einem Einzelstück handeln kann. Sie müssen also nicht kameratypisch sein.

1. Der X-Synchron-Kontakt zeigte ausgeprägtes Kontaktprellen während der gesamten Kontaktzeit von ca. 3,2 ms.

2. Bei Verschlusszeiten länger und gleich 1!60 sek. wurde wiederholt ein Rückschlag des ersten Verschlussvorhanges in das Bildfenster (ca. 0,5 mm) trotz der werblich herausgestellten Luftdämpfung beobachtet.

3. Wiederholt schlechter Kontakt der Belichtungsmesstaste.

4. Im untersten Messbereich täuscht das Messsystem eine Messung vor, die jedoch nur durch Blendenveränderung entsteht und keine Reaktion auf Lichtintensitätsänderungen zeigt.

5. Ausfall eines Kontaktes vom Real-Time-Winder (Motor) während des Tests. Motor fiel aus.

Schlussbemerkung

Die Kamera wird viele Freunde finden. Die Position der etablierten Kamera wird sie jedoch in ihrer jetzigen Ausführung m. A. nicht angreifen können, auch wenn die Contax RTS viele Vorzüge aufweist und zum Verlieben ist.

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