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Artikel
2004
Foto-Professional
Praxiserprobte Kamera in neuer Version:
Nikkormat ELW mit Motoraufzug
Man kann nicht immer sachlich sein. Manchmal geschieht es, dass man ein Werkzeug in die Hand nimmt, dass es vom ersten Augenblick an richtig liegt, dass die Finger gleichsam von selbst alle Bedienungselemente finden. Manchmal geschieht es, dass man mit einem Werkzeug das erste Mal arbeitet und doch das Gefühl hat, schon seit langem damit vertraut zu sein. So erging es mir mit der Nikkormat ELW und ihrem motorischen Filmtransport, dem Auto Winder AW-1. Und deshalb bin ich im Folgenden vielleicht nicht ganz sachlich.
Eine wohlvertraute Kamera
Wer wie ich mit der „alten" Nikkormat EL wohlvertraut ist, der kennt auch die neue Nikkormat ELW: An der Kamera ist praktisch nichts verändert worden. Sie ist noch der gleiche, zuverlässige Belichtungsautomat mit Blendenvorwahl, der zur einmal eingestellten Blende die passende Zeit im Bereich von 1/1000 bis zu 4 sek. elektronisch bildet, dabei aber zu jeder Zeit volle Kontrolle über die Belichtung und manuelles Eingreifen erlaubt, eine KB-Spiegelreflex, die die Belichtung bei offener Blende misst und das Messergebnis nach der berühmten Nikon-Methode bewertet: Das Bildzentrum geht mit 60, das gesamte Umfeld mit 40/o in die Wertung ein und wird damit automatisch der Mehrzahl aller praktischen Aufnahmesituationen gerecht. Selbstverständlich erlaubt diese Kamera jederzeit das Umschalten auf manuellen Betrieb und ist für den Automatikbetrieb zusätzlich mit einem Memory Lock ausgestattet, damit man in speziellen Aufnahmesituationen einen bestimmten Messwert festhalten kann, ohne die Automatik abschalten zu müssen. Alle Bedienungselemente finden sich bei der ELW genau an demselben Platz, wo die mit der EL vertrauten Finger sie suchen. Und vergleicht man beide Kameras, so fällt zunächst nur ein kleiner Unterschied ins Auge: Bei der Nikkormat EL umgibt ein starrer Ring den Auslöser, schützt vor unbeabsichtigten Auslösungen und dient dem Auslösefinger gleichzeitig als Abstützung. Bei der Nikkormat ELW ist dieser Ring drehbar und mit einem kleinen Griffhebel versehen, über den man zusätzlich den Belichtungsmesser einschalten kann. Bei nichtmotorischem Betrieb braucht man diesen Schalthebel nicht zu benutzen. Ein- und Ausschalten des Belichtungsmessers geschieht einfach dadurch, dass man den Schnelltransporthebel aus der Ruhe- in die Bereitschaftsstellung bringt oder umgekehrt. Bei Motorbetrieb dagegen erspart diese Schaltung, den Transporthebel auszuschwenken.
Der wirkliche Unterschied zwischen den beiden Kameras, die übrigens auch in ihrem inneren Aufbau nur geringfügig voneinander abweichen, fällt erst auf, wenn man sie umdreht und die Bodenplatten vergleicht. Bei der Nikkormat EL zeigt die Bodenplatte lediglich den Stativanschluss (1/4") und den Freigabeknopf für die Filmrückspulung. Bei der Nikkormat ELW ist darüber hinaus unterhalb der Filmaufwickelspule der schlitzförmige Eingriff für den motorischen Filmtransport offen sichtbar, daneben sieht man noch zwei kleine, elektrische Kontakte. Die „alte" Nikkormat EL war wahlweise in Chromausführung oder profischwarz zu haben und wird auch künftig in beiden Ausführungen geliefert. Die neue Nikkormat ELW dagegen gibt es nur in profischwarz. Eines aber sei an dieser Stelle mit Nachdruck betont: Hier löst keine Kamera die andere ab. Die neue Nikkormat ELW ist ein zusätzliches Mitglied in der großen Familie der Nikon Kleinbild-Spiegelreflex-Kameras. Sie ist für all diejenigen bestimmt, die eine automatische Nikon mit motorischem Filmtransport wünschen.
Gleichartige Pfeile kennzeichnen die Zuordnung der Anschlusselemente von Nikkormat ELW und ihrem Motor, dem Auto Winder AW-1 - von links nach rechts der schlitzförmige Eingriff für den Motorantrieb, dem auf der Winder-Seite federnd gelagerte Eingriffnocken gegenüberstehen, die automatisches Kuppeln gestatten; der Freigabeknopf für die Filmrückspulung und seine Verlängerung durch den Winder; der Stativanschluss und die Anschlussschraube des Winders; die elektrischen Kontakte und die Kontaktnippel für die Transport-Rückmeldung.
Auto Winder AW-1 für motorischen Filmtransport
Ein kleiner, schwarzer Kasten, so lang und tief wie die Kamera und 39 mm hoch, beherbergt zusammen mit seinen Stromquellen den Motor, der bei der Nikkormat ELW den Film transportiert. Nikon betont ausdrücklich, dass es sich dabei lediglich um einen motorischen Filmtransport und nicht um einen Motoransatz im Sinne des vielseitigen Motoransatzes für die Nikon F 2 handelt. Aus diesem Grund hat man ihn auch nur „Auto Winder" und nicht „Motor Drive" genannt.
Seine Abkürzung in der Nikon Nomenklatur ist „AW-1 ". Eingeschaltet, tut der Auto Winder nur eines: Sobald man nach dem Auslösen den Auslöser loslässt, jault er leise auf und transportiert innerhalb von ungefähr einer halben Sekunde den Film. Man kann also bequem ein Bild pro dreiviertel Sekunde schießen. Ich konnte es zwar in der kurzen Zeit, in der mir die Kamera zur Verfügung stand, nicht nachmessen, probierte es aber und gewann den Eindruck, dass die Transportgeschwindigkeit auch durch eine Filmkassette mit sehr engem Maul und entsprechend größerem Filmzug nicht verlangsamt wird.
Der Auto Winder wird über die eingebaute Verbindungsschraube einfach am Stativanschluss der Kamera angeschraubt und kuppelt automatisch. Seine Transportachse ist dazu mit federnd gelagerten Kupplungsnocken versehen. Seine beiden Kontakt-Nippel treffen genau auf die beiden Kontakte in der Kamerabodenseite und dienen der Rückmeldung nach beendetem Transport. Auf der Bodenplatte des Auto Winders ist ein kleiner Druckknopf sichtbar, der so aussieht wie der Freigabeknopf für die Filmrückspulung - und auch genau demselben Zweck dient: Um den Film zurückspulen zu können, braucht man also keinesfalls den Motor abzunehmen.
An der, von vorne gesehenen, rechten Seite befindet sich eine Münzschraube, die den Deckel für das im Auto Winder eingebaute Batteriefach hält. Schraubt man ihn auf, sieht man die halbrunden Aussparungen für 6 Mignon-Zellen ä 1,5 V, die nach festgelegtem Plus-Minus-Schema eingesetzt werden müssen, damit einwandfreies Funktionieren des relativ starken Transportmotors gewährleistet ist.
Schaut man nun von der Rückseite auf den Auto Winder, so sieht man in einer Leiste eine mit dem Wort „Pilot" gekennzeichnete LED, die aufleuchtet, während der Motor in Betrieb ist und so eine zusätzliche Funktionskontrolle gestattet. Daneben ist der Betriebsschalter untergebracht, dessen Ein-/Ausstellungen mit den englischen Worten „on" und „off` gekennzeichnet sind.
Nikkormat ELW mit AW-1 in Aktion
Schalten Sie den Auto Winder an seinem Betriebsschalter ein. Drehen Sie an der Kamera den kleinen Schalter um den Auslöser auf „on". Was Sie in der Hand halten, ist eine vollautomatische Kamera für Action-Shots, eine Kamera, die Ihnen zur vorgewählten Blende automatisch die richtige Zeit wählt, eine Kamera, die ihnen von Schuss zu Schuss automatisch den Film transportiert. Sie brauchen sich nur noch auf das zu konzentrieren, was Sie fotografieren wollen, brauchen es nur noch scharfzustellen. Und wenn Sie zwischendurch das Geräusch des motorischen Filmtransportes nicht haben wollen, dann schalten Sie den Auto Winder einfach aus, bedienen die Kamera über den Schnellschalthebel von Hand. Das funktioniert, ohne dass Sie den Motor abnehmen müssten. Dafür werden Sie etwas anderes feststellen: Die Kamera mit Motor liegt viel besser in der Hand als die Kamera ohne -- auch wenn Sie nur manuell bedienen. Wenn Sie also einmal damit gearbeitet haben, werden Sie den kleinen Auto Winder nicht mehr missen wollen. Sein Preis ist übrigens erstaunlich günstig - er liegt unter DM 400,-. Und auch die Nikkormat ELW, die für den Ansatz des Auto Winders eingerichtete Automatische, kostet nur ungefähr 15xGradx/o mehr als ihr Schwestermodell, die Nikkormat EL in schwarzer Ausführung. Beide Kameras sind heute mit der Einstellscheibe K ausgerüstet, die in ihrem Zentrum, umgeben von einem Mikroprismenring, einen doppelten Schnittbildindikator besitzt und so das blitzschnelle Scharfstellen unter allen nur denkbaren Bedingungen der Praxis gestattet. Die Einstellscheibe K ist hervorragend geeignet für alle Objektive bis zur Lichtstärke 1: 5,6. Und wenn Sie nun ganz zum Schluss mich fragen sollten: Für präzises Fotografieren halte ich einen Auto Winder nicht nur für ausreichend, ich halte ihn sogar in vielen Fällen für besser als einen vollwertigen Motorantrieb mit Serienschaltung. Man kann zwar keine Serien schießen, ist dafür aber auch nicht von der Bildfrequenz des Motors abhängig. Schuss um Schuss löst man die Belichtungen von Hand aus, braucht dabei nie die Kamera vom Auge zu nehmen und ist doch sofort immer wieder schussbereit. Man hat ein Werkzeug Kamera in der Hand, das genau tut, was man will - nichts weiter. Das aber dafür blitzschnell. Und das halte ich für besonders schätzenswert.
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