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2004
Oldtimer
(1) Mit dem Werbeslogan „die kleinste Kamera der Welt" wurde im Juni 1932 die „Mini-Fex" der Fa. Fotofex-Kameras, Berlin W 62 vorgestellt (Bild 1). Das Attribut „kleinste" erhielt sie wegen ihres für die damalige Zeit revolutionierenden Negativformates 13 x 18 mm. Gerade hatte man sich an das Kleinbildformat 24 x 36 mm gewöhnt, schon wurden immer kleinere Kameras auf dem Markt angeboten. Die Filmmaterialien waren insoweit verbessert worden, dass sie nun auch den höheren Ansprüchen an Feinkörnigkeit gerecht werden konnten. Sicherlich war es diese Verbesserung der Aufnahmematerialien gewesen, die den Kamerakonstrukteur Fritz Kaftanski ermutigte, eine solch kleine Kamera zu bauen. 1932 war die Mini-Fex die „kleinste der Kleinen". Sie war für 36 Aufnahmen auf 16-mm-Schmalfilm vorgesehen. In einer speziellen Konfektionierung wurde äußerst feinkörniger Mimosa-Film( auf Spezialspulen gewickelt. Der Film war unterteilt: man konnte nach Belichten von 18 Bildern den halben Film herausnehmen, entwickeln lassen und nun die andere Hälfte (18 Aufnahmen) weiter belichten.
(2) Bald wurden auch schon Gerätschaften zur Selbstentwicklung der Filme vorgestellt. Eine „Spezial-Minifex-Entwicklungsröhre" für 40 ccm Entwicklungsflüssigkeit ermöglichte die preiswerte Selbstverarbeitung der Filme. Gleichfalls wurde auch ein eigens für Minifex-Negative hergestelltes Vergrößerungsgerät angeboten. Die normale Ausführung der „Minifex" war mit einem Objektiv aus der Kinobranche ausgerüstet, einem Meyer-Trioplan. Dieses Objektiv war in Vario-, Pronto- oder Compur-Verschluss lieferbar. Das einfachste Modell mit Lichtstärke 1: 4,5 war für RM 45,- zu haben (Bild 2). Einige Monate nach der Vorstellung des Normalmodells war auch eine Art Profi-Variante erhältlich, die sich hauptsächlich durch die Lichtstärkere Optik mit Astro-Kino-Astrar 1: 2,7 oder Pan-Tachar 1: 1,8 auszeichnete. Besonders letztere Ausführung ist heute ein äußerst rares Sammlerstück.
(3) Die „Mini-Fex" war nicht die erste „Kleine unter den Kleinen". Schon gut 40 Jahre früher hatte man sich mit gleichen Konstruktionsgedanken befasst und Kameras gebaut, die für ihre Zeit als Miniaturkameras gelten konnten. Als echte Kleinstkamera - verglichen mit den normalen 9 x 12-Apparaten - konnte man die 1889 bei Anton Tischler in München hergestellte Mignon-Kamera bezeichnen (Bild 3). Sie war für Glasplatten im Format 3,5 x 4 cm eingerichtet, die in einer Kassette hinten in das Holzgehäuse der Kamera eingeschoben werden konnten. Der Verschluss bestand aus einer Werkstoffscheibe, die durch einen Federzug bewegt wurde und damit die Objektivöffnung für die Belichtung freigab. Der Sucher war abnehmbar. Ein fast gleiches Modell wurde 1893 unter dem Namen „Colibri" von Heinemann und Dreßler in München vertrieben. Einziger Unterschied: bei der Colibri ist der Brillantsucher im Gehäuse eingebaut.
(4) Beide Modelle - Colibri wie Mignon - sind sehr seltene Sammlerstücke. Eine der ersten Kleinstbildkameras für Rollfilm war die „Kombi" (Bild 4). Sie machte 25 Bilder von 2,5 cm Durchmesser. Der Spezial-Rollfilm wurde bei der Eastman-Kodak-Comp. in Rochester hergestellt. Der Konstrukteur war William Esmond, hergestellt wurde sie von Alfred C. Kemper, beide in Chicago. 1893 wurde die Kombi auf einer Ausstellung in Amerika erstmalig vorgestellt. Sie trug den Beinamen „A Combined Camera and Graphoscope", der darauf hinwies, dass man den Hauptteil der Kamera als Sucher benutzten konnte. Ihr Preis lag bei 3 Dollar und trug wesentlich dazu bei, dass sie ein voller Verkaufserfolg wurde. Im Jahre 1896 wurden allein 50.000 Stück verkauft. Für den Sammler bleibt sie trotz der hohen Auflage ein liebenswertes Sammelstück.
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