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Artikel

2004

OLDTIMER

Leica-Raritäten

Man kann Kameras aus bestimmten Epochen sammeln, man kann nur ein- oder zweiäugige Kameras sammeln.

Man kann sich aber auch spezialisieren, indem man Kameras von nur einem Hersteller zusammenträgt. Wie reizvoll dies sein kann, beweist die Vielzahl der Leica-Sammler weltweit.

Erfinder und Konstrukteur der Leica war Oskar Barnack (1879 bis 1936). Barnack (Foto) fing im Januar 1911 als Meister für die Versuchsabteilung bei Leitz an. Das Ergebnis seiner Idee, eine kleine Kamera zu bauen, verwirklichte er 1914, als er das erste Versuchsmodell (Ur-Leica) vorstellte. Im selben Jahr wurde sie zum Patent angemeldet. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges verhinderte eine Weiterentwicklung der Konstruktion. Während des Krieges fotografierte Barnack mit der Ur-Leica und sammelte dabei lehrreiche Erkenntnisse. Diese konnte er, als es um die Frage der Fabrikation ging, gut verwerten und in kurzer Zeit ein endgültiges Modell präsentieren. - Die Optik zur Leica schuf Prof. Dr. Max Berek, Leiter der wissenschaftlichen Abteilung der Firma. Dieses Objektiv trug die Bezeichnung Anastigmat, später „Elmax", abgeleitet von den Initialen des Namens Ernst Leitz und Bereks Vornamen.

1923 wurde eine kleine Serie von 31 Kameras von Hand gefertigt. Mit diesen wurde der Markt erforscht. In der Firma bestand z. T. erhebliche Skepsis. Doch es war Ernst Leitz II., der die Entscheidung traf und bestimmte: „Barnacks Kamera wird gebaut". Im Frühjahr 1925 wird die Leica auf der Leipziger Messe der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Ende des Jahres 1925 waren die ersten 1000 Kameras gebaut; im Jahre 1926 wurden fast 2000 gefertigt.

Im selben Jahr erschien die 1. Version der Compur-Leica, eine Kamera für geringere Ansprüche. Die Compur-Leica war eine billige Ausführung der Leica 1. Die Compur war mit 192 RM um 28 RM preiswerter als die Normalausführung. Filmtransport und Aufzug des Verschlusses waren bei dieser Leica nicht gekuppelt, man musste vielmehr beide für sich bedienen. Nach jeder Aufnahme musste man den Sperrknopf drücken; dadurch löste man eine Sperre aus, so dass man den Film weiterdrehen konnte. Die Compur gab es nur mit dem Objektiv „Elmar" 1: 3,5) 50 mm, das nicht auswechselbar war. Ca. 630 Stück dieser 1. Compur-Leica wurden zwischen 1926 bis 1929 gebaut. Sammlerwert: DM 8.000-9.000,-.

Während die 1. Version der Compur-Leica gebaut wurde, bemühte sich der Lieferant der Verschlüsse um eine verbesserte Konstruktion seiner Erzeugnisse. Die Firma Friedrich Deckel, München, war ab 1928 in der Lage, einen neuen Verschluss, den sogenannten „Ring-Compur", mit 1-1/300 sek. zu liefern. Die Firma Leitz nützte diesen Fortschritt der Technik und baute ab 1929 die 2. Version der Compur-Leica. Das nicht auswechselbare „Elmar"-Objektiv wurde weiterhin verwendet. Betrachtete man die Gesamtproduktion aller Leicas über den 3-jährigen Zeitraum, in dem die 2. Version der Compur-Leica gebaut wurde, so entstanden folgende Zahlen: 1929 = 15.000, 1930 = ca. 21.000, 1931 = knapp 18.000 Stück. Davon entfielen nur ca. 800 Stück auf die 2. Ausführung der Compur-Leica. Auf den letzten PhotographicaAuktionen in Deutschland und der Schweiz tauchte dieses Modell zweimal auf. Ich betrachte diese Kamera trotzdem als eine Rarität ersten Ranges, bei deren Anblick das Herz eines Leica-Sammlers höher schlägt.

Sammlerwert: DM 6.500-7.500. Ebenfalls einen „Leckerbissen" für Leica-Spezialisten stellte die 250er Reporter-Leica dar. Dieses Modell besticht durch seine ungewöhnliche Größe im Vergleich zu anderen Kameras. Sie erschien im Jahre 1933, in dem Jahr, als die 100.000. Leica das Werk verließ. Das auffallendste Merkmal dieser Leica 250 waren die vergrößerten Kassettenräume, die 10 m Filmspulen fassten, so dass mit der Kamera 250 Aufnahmen, ohne nachzuladen, gemacht werden konnten. Das mittlere Stück der ersten 250er entsprach dem Modell der Leica III, mit einer Verschlussgeswindigkeit von 1/500 sek. Später wurde die Reporter-Leica auch mit einem Verschluss, der bis 1/1000 sek. ging, hergestellt. Die „Riesen-Leica" blieb bis heute die einzige Leica ohne Rückspuleinrichtung. (1935 baute die Firma Leitz ein Testmodell auch mit vergrößertem Kassettenraum für 75 Aufnahmen. Dieses Modell jedoch ging nie in die Produktion.)

Zwischen 1933 und 1942 wurden in kleinen Serien weniger als 1.000 Stück produziert. Reporter-Leicas mit 1/500 sek. sind seltener als die mit 1/1000 sek. Es ist anzunehmen, dass im Krieg viele Exemplare der Leica 250 vernichtet wurden. Sammlerwert: DM 4.000 - 5.000,-.

1937 erschien ein neues Modell auf dem Markt. Es war die Leica III b. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie die Leica 111 a. Wenn man aber genauer hinsieht, liegen Sucher- und Entfernungsmessereinblick unmittelbar nebeneinander (siehe Foto). Dadurch wurde eine größere Aufnahmebereitschaft erreicht. Zusätzlich fand man neben dem Rückspulknopf einen Hebel für die Korrekturlinse des Entfernungsmessers. Außerdem brachte die Kamera einige technische Verbesserungen, wie z. B. die Verwendung von Kugellagern beim Verschluss- und Transportmechanismus. Geliefert wurde die 111 b wahlweise mit dem Elmar 1: 3,5/50 mm, dem Summitar 1: 2/50 mm und dem Xenon 1: 1,5/50 mm. Im Jahre 1938 war das Modell III b mit 22,5% an der Gesamtproduktion beteiligt.

1939, dem ersten Jahr des Krieges, wurden die Fertigungszahlen aller Modelle mit ca. 35.000 Kameras angegeben. Diese Zahl sank rapide auf 1.500 Stück im Jahre 1943. Von der Leica III b stellte die Firma Leitz ca. 38.000 Stück her.

Je nach Objektivbestückung liegt der Sammlerwert bei DM 350,- bis 450,-.

1952 wurde ein bedeutendes Jahr für die Firma Leitz. Das 100.000. Leica-Objektiv, ein Summarit 1: 1,5/50 mm wurde hergestellt. Eine stolze Zahl. Im selben Jahr erschien die Leica 1 f.

Mit DM 365,- war das Modell 1 f, komplett mit Elmar 1: 3,5/50 mm, die erste vollsynchronisierte Leica. Es gab 2 Versionen der sucherlosen Leica 1 f. Einmal ab Gehäuse-Nr. 562.001 mit schwarzen Kontaktzahlen. Zum anderen ab Gehäuse-Nr. 564.001 mit roten Kontaktzahlen. Beide Ausführungen boten eine Filmmerkscheibe im Aufzugknopf als Neuheit an. Die 1 f mit schwarzen Kontaktzahlen hatte Verschlusszeiten von 1/30-1/500 sek. (siehe Foto). Die 1 f mit roten Kontaktzahlen verfügte über die neu eingeführten, internationalen Verschlusszeiten 1/25-1/500 sek. Der Grund für die Anpassung lag darin, dass die neuen Belichtungsmesser, die in den Handel kamen, diese internationalen Belichtungszeiten anzeigten. Dieses letzte Modell kostete 1953 kompl. mit Spiegelsucher und Elmar 1: 3,5/50 mm DM 330,-. Die Produktionszahlen beider Versionen liegen für die 1 f mit roten Kontaktzahlen bei 13.000 Stück. Bei der mit schwarzen bei nur 2.000.

Sammlerwert: DM 300 - 400,-.

Eine der ausgereiftesten Leicas, die ich kenne, ist die Leica III g. Sie hat nicht nur die altbewährte, bekannte Form, sondern bietet außerdem von der Technik her mehr Komfort, als alle Vorgängermodelle.

Leitz brachte die Leica III g 1957 heraus und löste damit die Modelle II f und III f ab. Die III g unterscheidet sich in vier technischen Einzelheiten vom bisherigen Modell III f. Sie besitzt einen neuen Leuchtrahmensucher mit automatischem Parallaxausgleich. Eine weiße Umrandungslinie zeigt jeweils das Bildfeld des 5-cm-Normalobjektives an. Innerhalb dieses Rahmens sind vier Dreieck-Marken sichtbar. Sie zeigen das Bildfeld für 90-mm-Objektive. Die Verschlusszeiten von 1-1/1000 sek. sind der geometrischen Reihe angeglichen. Die Synchronisierung ist automatisiert. Die Kontaktzahlen werden nicht mehr benötigt. Die Filmmerkscheibe befindet sich jetzt auf der Kamerarückseite.

Die III g wurde mit folgender Objektivbestückung angeboten: Elmar 3,5/50 mm, Summicron 2/5C mm und dem Elmar 2,8/50 mm, das unter weitgehender Verwendung von Lathan-Krongläsern errechnet wurde.

Sammlerwert: DM 600 - 800,-.

Ebenfalls 1957, am 1. November stellte Leitz die Leica 1 g vor Das Modell 1 g löste das bisherige Modell 1 f ab. Die Leica 1 g entspricht in der Ausführung dem Modell III g, verzichtet jedoch auf eingebauten gekuppelten Entfernungsmesser und Selbstauslöser da sie für den gleichen Verwendungszweck - vor allem wissenschaftliche und technische Fotografie - wie die If vorgesehen ist. Dieser gegenüber besitzt sie eine Reihe von Vorzügen: lange Momentzeiten von 1 bis 1/30 sek. Gerade diese längeren Belichtungszeiten werden in der wissenschaftlichen und technischen Fotografie häufig gebraucht. Ein weiterer Vorteil gegenüber der If war die 1/1000 sek. In den beiden Sucherschuhen können der aufsteckbare Entfernungsmesser und die Spezialsucher für die verschiedenen Brennweiten gleichzeitig nebeneinander benutzt werden. Neu war auch die Filmmerkscheibe an der Rückwand. Ab Fabrik-Nr. 887.001 wurde die Ig gefertigt. Insgesamt wurden nur etwa 6.300 Kameras gebaut. Sammlerwert: DM 800-1.000,-.

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