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Normtest
Vivitar XV-1, XV-2, XV-3
Ein respektables Trio
Ein renommierter Objektivhersteller versucht mit drei, auf unterschiedliche Käuferkreise zugeschnittenen Modellen auf dem dichtbesiedelten SLR-Markt Fuß zu fassen. NORMTEST prüfte die Newcomer.
Wenn einer der bekannten Anbieter von Fremdobjektiven sich entschließt, selbst Spiegelreflexkameras auf den Markt zu bringen, ist das ungewöhnlich. Uns interessierten aber nicht die marktpolitischen Motive von Vivitar, sondern das Leistungsvermögen der drei Kameras, die in dem hart umkämpften Spiegelreflex-Markt einen Platz erobern wollen.
Mit der XV-1, einer konventionell mechanischen Kamera mit Nachführmessung, zielt Vivitar auf den Einsteiger mit knapp bemessenem Budget. Die automatischen XV-2 und XV3 mit Blendenvorwahl sind über weite Strecken identisch, die sparsamer ausgestattete XV-2 entspricht der Economy-Klasse, während die mehr Möglichkeiten bietende XV-3 auch fortgeschrittenere Ansprüche befriedigen soll. Allen dreien gemeinsam ist das K-Bajonett als Objektivanschluß.
Belichtungsmessung und -steuerung
Die XV-1 arbeitet mit einem Nachführmeßsystem. Die Belichtungsmessung erfolgt bei allen drei Kameras bei offener Blende, als Meßelement findet bei der XV-1 eine CdS-Zelle Verwendung. Es ist nur eine schwach ausgeprägte Mittenbetonung feststellbar. Das Einschalten der Messung erfolgt mit dem Ausklappen des Transporthebels. Die richtige Kombination von Zeit und Blende ist eingestellt, wenn die Nadel in der Mitte des Klammerausschnittes steht.
XV-2 und 3 messen mit Silizium-Elementen und weisen eine etwas stärkere Mittenbetonung auf. Der Meßbereich von LW-2 und LW 19 ist überraschend groß. Die Messung wird bei beiden Modellen durch Antippen des Auslösers eingeschaltet, bei der XV-2 leuchtet die LED im Sucher solange wie der Auslöser gedrückt bleibt, während die Belichtungsmessung der XV-3 nur bei gespanntem Verschluß angeschaltet werden kann. Dann bleibt sie allerdings etwa 20 Sekunden eingeschaltet, bevor die Messung automatisch abschaltet. Zusätzlich zur automatischen Belichtungssteuerung steht bei der XV-3 noch ein Nachführmeßsystem zur Verfügung. Wenn an dem in Stellung "Auto" verriegelten Verschlußzeitenring eine feste Verschlußzeit eingestellt wird, so leuchtet die zugehörige LED im Sucher auf, während die zur richtigen Belichtung erforderliche Zeit von einer blinkenden LED signalisiert wird. Durch Drehen am Blenden- oder Verschlußzeitenring werden beide zur Deckung gebracht, so daß nur noch eine LED kontinuierlich leuchtet. Während die XV-2 nur Markierungen zur Belichtungskorrektur am Filmempfindlichkeitseinstellring besitzt, kann die XV-3 mit einer Belichtungskorrektureinrichtung von ± 2 LW aufwerten, die auch bei extremen Filmempfindlichkeiten nicht eingeschränkt ist. Die Ergebnisse der Belichtungsmessung bzw. -Automatik liegen bei allen getesteten Kameras voll im Toleranzbereich, die Automatik von XV-2 und XV-3 zeigen mit Ausnahme der zu knappen Belichtung bei 8 sek. einen sehr ausgeglichenen Verlauf.
Sucher und Sucheranzeigen
Die drei Kameras sind mit Mattscheiben mit Fresnellinsen ausgestattet. Die XV-1 hat zusätzlich einen zentralen Mikroprismenfleck, XV-2 und XV-3 besitzen einen zentralen Schnittbildindikator, umgeben von einem Mikroprismenring. In der XV-1 ist links im Sucherbildfeld eine Klammer mit Aussparung und +/- Markierung sowie die Anzeigenadel sichtbar. XV-2 und XV-3 weisen links im Sucherbildfeld die Zeitenskala von 1/looo bis 8 Sekunden und Markierungen für Ober- und Unterbelichtung auf. Im schwarzen Umfeld daneben werden bei eingeschalteter Belichtungsmessung die Leuchtdioden sichtbar. Die XV-3 besitzt eine Blendeneinspiegelung in der Mitte über dem Sucherbild.
Verschluß
XV-1 und XV-2 arbeiten mit senkrecht von unten nach oben ablaufenden Metall-Lamellenverschlüssen. Beim mechanisch gesteuerten der XV-1 reichen die Verschlußzeiten von 1 bis 1/1000 Sekunde, die Steuerung zeigt geringe Streuung zu kürzeren oder längeren Zeiten, die aber deutlich im Toleranzbereich liegt. Die X-Synchronisationszeit von 1/125 S wird Mit 1/127 S Effektivwert sehr genau eingehalten. Für die X-Synchronisationszeit der XV-2 von 1/89 s wird ehrliche 1/85 s und nicht wie vielfach üblich 1/100 s oder gar 1/125 s angegeben. Der elektronisch gesteuerte Verschlußzeitenbereich umfaßt 1/1000 s bis 8 s. Den gleichen Umfang weist auch der Zeitenbereich der XV-3 auf, der aber von einem senkrecht von oben nach unten ablaufenden Seiko Metall-Lamellenverschluß realisiert wird. Die Zeiten werden dabei alle sehr gut eingehalten. Die X-Synchronisationszeit beträgt effektiv 1/84 S, wird aber im Gegensatz zu XV-2 schlechtem Beispiel folgend, mit 1/100 s (Druckfehler in der Bedienungsanleitung:1/looo) angegeben.
Auslöser
Die einfacheren XV-1 und XV-2 besitzen mechanische Auslöser, die XV-3 wird elektromagnetisch ausgelöst. Mechanische Auslösung ist ebenfalls bei 1/100 s möglich. Alle Modelle sind mit einer Auslösesperre versehen. Die Vorlaufzeit der elektronischen Selbstauslöser von XV-2 und XV-31 deren Funktion von einer roten LED an der Vorderseite der Kamera angezeigt wird, beträgt unveränderlich 10 s. Beim mechanischen Selbstauslöser der XV-1 können Vorlaufzeiten zwischen 2 s und 10 s gewählt werden. Der einmal gestartete Vorlauf kann an der XV-1 nicht gestoppt werden, an der XV-2 durch Zurückstellen des Hebels in Grundposition und an der XV-3 etwas umständlich durch Einstellen des Verschlußzeitenringes auf "X".
Abmessungen und Gewichte:
Die drei Gehäuse sind nicht nur im Design einheitlich, sie weisen auch exakt die gleichen Maße 135 x 86 x ^52 mm auf und sind damit kompakter als es auf den ersten Eindruck scheint. Das Gewicht liegt bei allen dreien noch etwas unter der jeweiligen Herstellerangabe (siehe Tabelle).
Objektivanschluß
Auch die neuen Vivitar Kameras sind mit den K-Bajonett ausgestattet. Dieses Bajonett tritt mehr und mehr die Nachfolge des M-42 Gewindes als Universalanschluß an. Daß aber K-Bajonett nicht gleich K-Bajonett ist, wird bei allen drei XV-Kameras leider sehr deutlich. Das Bajonett ist bei allen drei getesteten Kameras schwergängig und wird nach einigen Objektivwechseln so ungeschmeidig, daß Kratzgeräusche auftreten und das Objektiv nur noch mit kräftigem Zupacken gewechselt werden kann.
Nach etwa 50 Objektivwechseln waren in der XV-1 deutliche Abriebspuren des Objektivbajonetts feststellbar. Wie die Überprüfung im Vergleich mit einer Pentax ergab, ist dafür nicht das objektivseitige Bajonett verantwortlich. Die Objektive ließen sich an der Pentax einwandfrei wechseln, während das ebenfalls einwandfrei zu wechselnde Pentax-Objektiv sich nur schwer in die Vivitar-Kameras einsetzen lies. Dieses mangelhafte Finish des Kamerabajonetts, das bei allen drei Gehäusen festzustellen war, mindert den ansonsten ordentlichen Eindruck der Kameras erheblich.
Vivitar XV-1: Plus und Minus
Plus
kurze 1/125 Sekunde
Blitzsynchronisationszeit
Selbstauslöser (beides unter Berücksichtigung der Preisklasse)
Minus
Kameraseitiges Bajonett schwergängig durch schlechtes Finish
sehr schwach ausgeprägte Mittenbetonung
Vivitar XV-2: Plus und Minus
Plus
sehr gleichmäßige Belichtungsautomatik (außer 8 s)
großer Zeitenbereich für Economy-Kamera
einfache Bedienung
Minus
Kameraseitiges Bajonett schwergängig durch schlechtes Finish
keine Blitzautomatik
Vivitar XV-3: Plus und Minus
Plus
sehr gleichmäßige Belichtungsautomatik (außer 8 s)
sehr gute Einhaltung der manuellen Verschlußzeiten
Minus
Kameraseitiges Bajonett schwergängig durch schlechtes Finish
Keine Blitzautomatik
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