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Artikel
2004
Oldtimer
Kameras mit fest eingebautem Tele-, WW-, Super-WW- und Panorama-Objektiven
Diesen Monat beschäftigen wir uns mit einem Sammelgebiet, das sehr reizvoll sein kann. Es handelt sich um Kameras mit fest eingebauten Tele-, Weitwinkel-, Super-Weitwinkel- oder Panorama-Objektiven. Für den Sammler ein überschaubares Feld. Fangen wir gleich mit einem ausgefallenen Modell aus Japan an. Es ist die Nikkorex Zoom 35 (in den USA hieß sie Nikkor Zoom 35). Eine Kamera-Sensation des Jahres 1962/63, wenn man die Presse-Veröffentlichungen liest. Wichtigstes Teil an der Zoom 35 war natürlich das Objektiv. Das Nikkor Auto Zoom-Objektiv mit der Lichtstärke 1: 3,5 und der Brennweite von 43 bis 86 mm war nämlich fest eingebaut. Darüber hinaus bot die Nikkorex einen Schnittbildentfernungsmesser und einen gekuppelten Belichtungsmesser. Die Produktion der Nikkorex lief zwischen Oktober 1962 und August 1965 mit einer Gesamtauflage von ca. 15.000 Stück vom Band. Diese „Rarität von morgen" hat einen Sammlerwert z. Z. von ca. DM 150,- bis 200,- (also recht preisgünstig!).
ZWEIÄUGIGE SPIEGELREFLEXKAMERA MIT TELE-OBJEKTIV
In Deutschland brachte die Fa. Franke & Heidecke Ende 1959 eine Spiegelreflexkamera mit langer Brennweite heraus. Es war die Tele-Rolleiflex. In Konstruktion, Aufnahmetechnik und Verwendbarkeit des Zubehörs entsprach die Tele-Rollei im wesentlichen dem Schwestermodell 2,8 E. Die äußeren Merkmale der Tele-Rollei sind: Nur wenig (3 cm) vorspringendes Doppel-Objektiv, gedrungene Baulänge der Kamera und bemerkenswert gute Schwerpunktlage. Diese Voraussetzungen konnte nur ein Objektiv-System mit ausgesprochen kurzer Schnittweite erfüllen. Die Firma Carl Zeiss in Oberkochen hatte es geschafft, eigens für dieser Zweck im Sonnar 1: 4/135 mm (6 x E cm) ein Objektiv von damals höchstes Bildleistung zu entwickeln. Das Sonnar 1: 4/135 wurde für da: Format 6 x 6 neu errechnet (es gab zu der Zeit auch ein Sonnar 1: 4/13t für das Format 24 x 36 mm) und es bestand aus 5 Linsen, die in 3 Gliedern zusammengefasst waren. Be einem Bildwinkel von 32xGRADx - gegenüber 55xGRADx bei 75 mm Brennweite - ist der Abbildungsmaßstab 1,75fach gegenüber dem Standardobjektiv Sammlerwert: ca. DM 600,-.
DAS SCHWESTER-MODELL MIT WEITWINKEL-BRENNWEITE
Wenn man die Tele-Rollei nennt, sollte man nicht ihre Schwester, die Weitwinkel-Rolleiflex, vergessen. Sie ist immerhin die zweiäugige Rollei mit dem größten Bildfeld. Mit ihrem Weitwinkelobjektiv Distagon 1: 4/55 mm hatte sie zwischen Mai 1961 bis 1967 der Rollei-Fotografie einen neuen Ausgangspunkt verschafft. Dieser Siebenlinser wurde von Carl Zeiss, Oberkochen, eigens für die Rollei und ihr Format 6 x 6 entwickelt. Das Ergebnis war eine hervorragende Bildschärfe (auch bei offener Blende). Für eine maximale Schärfenauswertung hielt eine Planglas-Einrichtung den Film in vollflächiger, plattengleicher Lage. 71xGRADx, statt normal 56xGRADx Rollei-Bildwinkel, das bedeutete ein um 1/3 breiteres und höheres Objektfeld. Es hieß aber auch: Weitesten Spielraum in der Wahl des Ausschnitts. Die WW-Rollei gehörte zur Modellserie E der Rolleiflex und es gab sie in 2 Ausführungen: Mit und ohne Zweibereich-Belichtungsmesser, der auch nachträglich eingebaut werden konnte. Weitere Technik: SynchroCompur-Verschluss bis 1/500 sek., abschaltbare Zeit-Blende-Kupplung, abnehmbarer Lichtschacht. Sammlerwert: ca. DM 400,-.
VERIWIDE 100-ROLLFILMKAMERA MIT SUPER-WEITWINKEL
Betrachten wir uns jetzt eine Super-Weitwinkel-Kamera. Die Veriwide 100 ist bei vielen Sammlern völlig unbekannt. Wahrscheinlich deshalb unbekannt, weil nur ca. 2.000 Exemplare gefertigt wurden. Die Veriwide 100 war eine Erfindung von Goetz Schrader, dem Chef der Firma Plaubel in Frankfurt/M. Nach ihrer Präsentation auf der photokina im Jahre 1960, wurde die Kamera nur ca. 3 Jahre lang produziert. Die Firma rüstete die Veriwide 100 optisch mit einem Schneider Super-Angulon 1: 8/47 mm aus, das einen Bildwinkel von 100 Grad ermöglichte. Als Verschluss diente ein Synchro-Compur mit Zeiten von 1 bis 1/500 sek.+ B, der MXV- synchronisiert war. Bemerkenswert an dieser Super-Weitwinkel-Kamera war das Negativformat. Auf einem ganz gewöhnlichen 120er Rollfilm machte die Veriwide 100 sieben Aufnahmen im Format 56 x 93 mm. Der Verkaufspreis der Veriwide 100 betrug damals DM 960,-. Ich bin fest davon überzeugt, dass aufgrund der relativ niedrigen Produktionsziffer diese Kamera einmal „eine Rarität der Zukunft" sein wird. Ihren Sammlerwert schätze ich z. Z. auf DM 300,- bis DM 400,-.
FÜR PANORAMA-AUFNAHMEN MIT KLEINBILD-FILM
Machen wir weiter mit noch einer Super-Weitwinkel-Kamera. Sie heißt Widelux FV und wurde von der Firma Panon Camera Skoko Company in Tokio hergestellt. Die Firma Panon sammelte bereits zu Anfang der 50er Jahre mit einer Super-Weitwinkel-Kamera für 120er Rollfilm viel Erfahrung. Ihre Widelux FV von 1959 (Foto) war allerdings für die handelsübliche Kleinbildpatrone gedacht.
Die Kamera machte 11 Aufnahmen im Format 24 x 58 mm auf einem 20er Kleinbildfilm. Man konnte zwischen den Verschlusszeiten von 1/10, 1/100 und 1/300 sek. wählen. (Eine andere Version der Widelux bot 1/„1/,ü, 1/200 in Schlitzverschluss.) Das Objektiv bewegte sich während der Aufnahme von links nach rechts, der Schlitzverschluss von rechts nach links. Und so entstand das langgezogene Bild im „Handtuchformat". Horizontal betrug der Bildwinkel 140 Grad und vertikal 55 Grad. Optisch war die Kamera mit einem „Lux" Objektiv 1: 2,8/26 mm mit Fix-Focus-Fassung ausgestattet. Diese 890 Gramm schwere Super-Weitwinkel-Kamera sollte 1959/60 einen speziellen Kreis von Fotografen ansprechen, nämlich Reporter, Architekten, Geologen etc. Wahrscheinlich aber war der Preis von DM 1.350,- (als Vergleich: Eine Leica kostete nur DM 750,-) ausschlaggebend dafür, dass sich die Widelux FV nur kurze Zeit auf dem Markt befand. Da anzunehmen ist, dass also nur wenige Exemplare hier in Deutschland einen Käufer fanden, wird es nicht leicht sein, diese Kamera zu finden. Sammlerwert: DM 250,- bis 300,-.
OLDTIMER-PANORAMAKAMERAS SIND „IM KOMMEN"
Sicher kennen Sie das „Klick" und „Zisch" beim Auslösen einer Kamera. Ganz besonders faszinierend jedoch hört und sieht sich das bei einer Panorama-Kamera mit ihrem schwenkbaren Objektiv an. Aus diesem Grund befindet sich in vielen Sammlungen wenigstens eine Panorama-Kamera. Und in mancher ruhigen Stunde dient sie als willkommenes Spielzeug.
Auch die Firma Taiyo Koki aus Japan fertigte im Jahre 1961 eine Panorama-Kamera und nannte sie Viscawide 16 ST-D. In technischer Hinsicht unterschied sie sich von der Widelux FV in folgenden Punkten: Erst einmal war sie mit ihren 520 Gramm etwas leichter, dann nahm sie einen 16-mm-Film auf und ferner unterschied sie sich durch das kleine Negativformat von nur 10 x 52 mm. Allerdings musste man sich bei der Viscawide 16 ST-D mit einem einfachen Rahmensucher zufrieden geben (die Widelux besaß einen eingebauten optischen Sucher). Einmal ausgelöst, schwenkte das Objektiv und nahm ein Motivfeld von 120 Grad auf. Zwei Verschlusszeiten standen zur Wahl, nämlich 1/60 und 1/300 sek.
Das Objektiv war ein Lausar 1: 3,5/ 25 mm. Auch an das Zubehör dachten die japanischen Hersteller. Sie boten zur Kamera ein UV- und ein Infrarotfilter an.
Das Hauptabsatzgebiet dieser Kamera waren die USA. Deshalb ist der Seltenheitsgrad der Viscawide 16 ST-D in Europa mitbestimmend für ihren Preis jetzt und in der Zukunft. In den USA wurde sie für 40 Dollar verkauft. Der Sammlerwert liegt derzeit zwischen DM 100,- bis 150,-.
PANORAMA-KAMERAS - HEUTE FAST VERGESSEN ...
Panorama-Kameras können wir zurückverfolgen bis zum Jahre 1860, als der Engländer Sutton mit seiner gleichnamigen (inzwischen berühmt gewordenen) Kamera einen Absatzmarkt zu finden versuchte. Populär aber wurden Panorama-Kameras in den 90er Jahren. Die meistgekauften unter allen solchen Apparaten waren einwandfrei die Panorama-Kodaks aus den USA. Sie konnten aber den Markt nur erobern, weil inzwischen der Rollfilm erfunden war. Welche Modelle gab es nun und wie lange waren sie auf dem Markt? Zuerst erschien die No. 4 Panoram Kodak (1899-Nov. 1900) und im Laufe der Jahre folgende Versionen davon: No. 4 Panoram Modell B (Nov. 1900-1903), No. 4 Modell C (1903-1907), No. 4 Modell D (1907 bis 1914; siehe Foto), No. 4 Modell D patentiert 18. 6. 1914 und lieferbar zwischen 1914 bis Juni 1924. Alle vorgenannten Modelle hatten die Negativgröße von ca. 8,9 x 30,5 cm und machten auf dem Film - mit der Bezeichnung 103-fünf Aufnahmen. Dieser Film wurde endgültig im März 1949 aus dem Kodak-Programm genommen. Das einzige Modell ohne Objektiv-Schutzklappe war das allererste Modell (1899 bis 1900). Bis 1902 wurden alle No. 4 Panoram-Kodaks mit Rapid-Rectilinear Objektiven ausgerüstet. Danach mit Meniscus-Objektiven. Mit einem Objektivschwenk erfasste das 12-mm-Objektiv einen Winkel von 142 Grad. Der jahrelange Verkaufspreis der No. 4 Panoram Kodak war 20 Dollar. Ihr Sammlerwert liegt etwa zwischen DM 300,- und 400,-.
AL-VISTA- PANORAMAKAMERAS FÜR MEHRERE FILMFORMATE
Obwohl die Panoram-Kodaks den größten Marktanteil der Panorama-Kameras um die Jahrhundertwende ausmachten, gab es trotzdem eine echte Konkurrenz. Eine Konkurrenz in Form der AL-Vista. Dieser amerikanische Panorama-Apparat wurde bereits im Jahre 1896 patentiert. Sein Hersteller war Tue Multiscope + Film Company in Burlingthon, Wisconsin. Die AL-Vista war die früheste amerikanische Panoramakamera, die man vom Preis her als „Volkskamera" bezeichnen konnte, und sie besaß einige Verbesserungen gegenüber den Panoram Kodaks, wie z. B. die Möglichkeit, Bilder in verschiedenen Größen aufzunehmen.
Zuerst gab es das Modell 4 B. Mit ihm konnte man entweder ca. 10 x10, 10 x 15,2, 10 x 20,3, 10 x 25,4 oder 10 x 30,5 cm große Bilder festhalten. Ferner gab es das Modell 5 B. Auch hier war die Möglichkeit vorhanden, folgende Negativgrößen zu machen: 10 x 12,7, 15,2 x 12,7, 20,3 x 12,7, 25,4 x 12,7 oder 30,5 x 12,7 cm. Der schwenkbare Aplanat der AL-Vista erfasste fast 180 Grad und belichtete dabei den Film, der hinter einem gebogenen Rahmen eingespannt war. Wie bei Kodak, bot auch die Multiscope + Film Company mehrere Modelle an: Abgebildet ist die„ Baby AL-Vista", die Aufnahmen in der Größe 5,7 x 17,8 cm ermöglichte. Der Sammlerwert liegt bei DM 350,- bis 450,-
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