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Artikel
2004
Motor & Winder
Canon A-1 contra Canon F-1: Superautomat im Vergleich mit dem Profi-Modell
Ich habe lange, lange nachgedacht, ehe ich mich zu dieser Headline entschloss. Aus gutem Grund. Es ist ein riskantes Unterfangen, zwei von der Konstruktion her so verschiedene Kamera-Modelle wie die Canon A-1 und die Canon F-1 einem Vergleich zu unterziehen. Auch dann, wenn es sich bei beiden um Top-Modelle des Weltfotomarktes handelt. Praktisch um zwei Kameragenerationen, von denen die ältere sich bereits seit 1971 im Handel befindet. Trotzdem bin ich sicher, dass der „Oldtimer" der beiden, die Canon F-1, auch weiterhin ihren Spitzenplatz bei den Profis aus aller Welt behaupten wird. Ein Widerspruch? Nur scheinbar. Aber wenn ich mich gleichzeitig wiederum daran erinnere, dass mir ein Angehöriger des Produktmanagements eines bedeutenden Kamerawerkes einmal sagte, dass ein Kamera-Modell schon verdammt gut sein müsse, wenn es sich auch nur für fünf Jahre auf dem Markt behaupten wolle, dann scheinen die Dinge für die Canon F-1 nicht sonderlich gut zu stehen, denn sie ist bereits acht Jahre auf dem Markt. Trotzdem versicherte man mir bei Canon auf der photokina, dass die F-1 auch weiterhin das Top-Modell der Produktion bleiben werde.
Vergleich zwischen dem Superautomaten und „Oldtimer"
Um diesen scheinbaren Widerspruch zu klären, wage ich den Vergleich zwischen dem nahezu perfekten Superautomaten Canon A-1 und dem bewährten „Oldtimer" Canon F-1.
Ich meine, dass das die beste Methode ist, rasch gebildete Vorurteile gegen Nichtvoll- und Mehrfachautomaten abzubauen, andererseits jedoch die Neuentwicklungen und ihre bedeutenden Vorteile gegenüber herkömmlicher Kameratechnik klar aufzuzeigen.
Lassen Sie es mich an dieser Stelle gleich sagen: Über die Canon A-1 und F-1 ist schon so viel publiziert worden, zu Recht. Ihre Features sind bekannt, und es kann nicht Aufgabe dieses Berichtes sein, das alles noch einmal aufzuwärmen. Auch eine neuerliche Aufzählung des Canon-Zubehörsystems gehört nicht in diesen Bericht. Mein Anliegen ist ein gänzlich anderes: aufzuzeigen, wo die verschiedenen Vorteile, aber auch, wo die verschiedenen Nachteile beider Kamera-Modelle in Verbindung mit dem motorischen Filmtransport liegen. Es wird sich dabei zeigen, dass auch ein Superautomat wie die Canon A-1 trotz ihrer ausgefeilten Technik, trotz ihrer überaus vielen und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten gegenüber der Canon F-1 noch ein paar Handicaps hat. Noch - das sei an dieser Stelle ausdrücklich betont, denn die Entwicklung, die technische Perfektion wird weitergehen. Am besten ist es, bei der Betrachtung der Canon A-1 und der Canon F-1 systematisch vorzugehen, nur so wird sich ein klares Bild ergeben.
Grundsätzliches - Gemeinsamkeiten der Canon A-1 und der Canon F-1: Beiden Kameras steht das weltweit bekannte Zubehörsystem ihrer Herstellerfirma zur Verfügung. Wo es Einschränkungen bei der Canon A-1 in dieser Hinsicht gibt, sind sie die Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Im Zusammenhang mit dem motorischen Filmtransport ist folgendes beachtlich, weil äußerst verbraucherfreundlich und weil es die Vielseitigkeit dieser beiden Modelle bedeutend erhöht: Für beide Kameras, also sowohl für die Canon A-1 als auch für die Canon F-1, ist als motorischer Filmtransport sowohl ein Winder als auch ein echter Motor-Drive erhältlich. An der Canon A-1 kann neben dem Motor-Drive MA auch der schon seit langem durch die Canon AE-1 und AT-1 bekannte und bewährte Power-Winder A verwendet werden. Er ist handlich, wiegt ganze dreihundert Gramm und kostet nicht viel. Wer sich also die Canon A-1 kauft, ist nicht auf den erheblich teureren Motorantrieb MA angewiesen. Und immerhin liefert der Power-Winder A eine maximale Bildfrequenz von 2 B/sec, der Motor-Antrieb MA hingegen max. 5 B/sec. An der Canon F-1 kann neben dem altbewährten und bekannten Motor-Antrieb MF, der max. 3,5 B/sec liefert, seit der photokina 1978 auch der eigens für die Canon F-1 neukonstruierte Power-Winder F verwendet werden. Auch er liefert eine max. Bildfrequenz von 2 B/sec, hat einen integrierten Handgriff und zwei zusätzliche Auslöser für Hoch- und Querformat. Am Filmende ertönt ein akustisches Warnsignal, praktischer vielleicht als eine Kontroll-Lampe. Nur vier Mignonzellen von 1,5 Volt reichen aus, um bei Normaltemperatur 20 Filme ä 36 Aufnahmen zu transportieren. Und mit Batterien wiegt der Power-Winder F nur ganze 400 Gramm.
Ich behandle den Power-Winder F schon an dieser Stelle so ausführlich, weil es über ihn zum Zeitpunkt, an dem dieser Bericht geschrieben wurde, noch keine Presseunterlagen gab, leider auch keine Fotos. Er wird später separat in COLOR FOTO vorgestellt werden.
Weiterhin gemeinsam sind beiden Kamera-Modellen auswechselbare Einstellscheiben. Aber schon hier scheiden sich die Geister, und das erste Handicap der Canon A-1 gegenüber dem Profi-Top-Modell Canon F-1 wird sichtbar. Denn erstens stehen für die Canon A-1 neben der Standard-Einstellscheibe mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring „nur" sechs weitere Einstellscheiben zur Verfügung (bei der Canon F-1 sind es zusätzlich zur Standard-Einstellscheibe acht), zweitens können die Einstellscheiben der Canon A-1 nur jeweils durch den Kundendienst ausgewechselt werden (bei der Canon F-1 kann das jeder Amateur selber tun, auch wenn er nicht sonderlich geschickt in solchen Dingen ist!). Wer aber einmal erfahren hat,
wie wichtig bei bestimmten Aufnahmebereichen das Auswechseln der gerade benötigten Einstellscheibe sein kann, der weiß, warum ich unter den oben genannten Umständen die zusätzlichen Einstellscheiben der Canon A-1 als fragwürdig empfinden muss. Beispiel: Bei großen Telebrennweiten mit verhältnismäßig geringer Lichtstärke dunkelt sich der Schnittbildindikator der Standard-Einstellscheibe ab, sie ist nicht mehr zu verwenden, sondern muss ersetzt werden entweder durch eine Vollmattscheibe oder eine solche mit Mikroprismenfleck gröberer Struktur. Und wenn sich der Amateur noch mit der Lösung des Auswechselns bei der Canon A-1 zufrieden geben kann - der Profi bestimmt nicht!
Auch für den Mehrfachautomaten gilt das Zubehör der F-1
Als weitere Gemeinsamkeiten sind bei der Canon A-1 und der Canon F-1 anzuführen, dass beide per Fernsteuerung ausgelöst werden können, dass bei beiden externe Stromversorgung der Motorantriebe und auch zumindest des an der Canon A-1 verwendbaren Power-Winders A möglich ist, dass bei beiden Modellen der Anschluss von Intervall-Timern möglich ist, dass die Canon A-1 ins Zubehörprogramm ihrer älteren Schwester integriert wurde. Wo aber der Canon F-1 neben dem Standard-Prismensucher noch vier weitere Sucher zur Verfügung stehen (vom einfachen Lichtschachtsucher bis hin zum raffinierten Servosucher EE, der die Canon F-1 in einen Blendenautomaten zu verwandeln vermag), da ist der Sucher bei der Canon A-1 überhaupt nicht auswechselbar. Auch hier wieder: Vielen Profis wird diese Lösung nicht genügen. Denn die Gemeinsamkeiten der auswechselbaren Einstellscheiben langt hier nicht!
Wiederum ein Handicap für die Canon A-1? Vom Standpunkt des Profis aus vielleicht, vom Amateur her gesehen, der nicht so sehr gezwungen ist, sich zu spezialisieren, nicht unbedingt. Denn dafür bietet ihm die Canon A-1 die aus vielen Veröffentlichungen bekannten und auch bestaunten Vorteile ihrer Fünffach-Automatik. Aber bleiben wir beim eigentlichen Anliegen dieses Beitrags - dem motorischen Filmtransport in Verbindung mit den beiden Canon-Modellen A-1 und F-1!
Der Motorantrieb MA der Canon A-1: Ohne Energieteil erinnert er im ersten Moment in seiner überaus flachen Bauweise an den Motor-Drive der Asahi Pentax MX (COLOR FOTO Heft 8/78). Hält man ihn in der Hand, glaubt man im ersten Augen-Blick gar nicht, dass in diesem hand-griffähnlichen Bauteil tatsächlich ein Mikromotor Platz hat, der 5 Bilder in der Sekunde schafft, und nicht nur das, sondern der diese Frequenz auch mühelos durchhält. Grundsätzlich andere konstruktive Wege als Asahi Pentax ging man bei Canon jedoch in der Art, wie das Energieteil an diesem Motor Drive befestigt wird. Der Motor selbst wird mittels einer Knebelschraube an den Kameraboden angeschraubt, nachdem am A-1-Boden die Abdeckplatte über der Transportkupplung entfernt wurde. Das Energieteil jedoch - gleich, ob das Batterieteil MA oder das NC-Teil MA, dessen Akkus sich mittels eines Ladegerätes mühelos wieder aufladen lassen - wird mittels Klinkensteckern am Motor befestigt. Eine einfache und sehr schnelle Sache: Klinkenstecker nach Lösung des Hebels für die Sicherheitsarretierung eindrücken, den Hebel für die Sicherheitsverriegelung, der in der Freigabestellung ebenfalls arretiert war, mittels Druck auf den Entriegelungsknopf vorschnappen lassen. Fertig - das Energieversorgungsteil sitzt bombenfest, es kann auch unabsichtlich nicht mehr gelöst werden. Gleichzeitig sind alle Versorgungskontakte geschlossen, die Kamera ist betriebsbereit. Das Batterieteil benötigt 12 Mignonzellen ä 1,5 Volt, die kaum falsch einzulegen sind, denn das leicht herausnehmbare Batterie-flach ist ausgezeichnet hinsichtlich der Polung markiert. Das Batteriefach MA ist sehr griffig, die Kamera liegt ausgezeichnet in der Hand, weil der Schwerpunkt durch das Batterie-flach MA sehr günstig beeinflusst wird. Etwas verwundert war ich, beim Batteriefach, und zwar unter dem Handgriff, den Bildfrequenzwähler zu finden. Das erschien mir umständlich, zumal er drei Einstellungen H = 5 B/sec, L = 3,5 B/sec, S = Einzelbildschaltung und die Stellung Off = Aus, enthält. Ein Rändelrad, das leicht verstellbar ist, aber eben überhaupt nicht praxisgerecht platziert wurde. Ich konnte nicht glauben, dass Canon so einen Bock zu schießen vermag - und dem ist auch nicht so.
Mit Motor hat die A-1 drei Auslöser
Im Gegenteil, eine ganz raffinierte Einrichtung macht diese verwirrende Platzierung des Frequenzwählers wieder wett. Seitlich am Batterieteil gibt es neben den beiden arretierbaren separaten Auslösern für Hoch- und Querformat noch einen Druckschalter. Im Unterschied zu den andern - arretierbar ist er auch - ist er nicht schwarz, sondern weiß. Hat man den Frequenzwähler auf Single gestellt, also auf S = Einzelbildschaltung, und betätigt die weiße Drucktaste (sie heißt High-Speed-Direktschalter), dann wechselt die Kamera von der Einzelbildschaltung zur Höchstfrequenz auf 5 B/sec! Aber man muss den High-Speed-Direktschalter zusammen mit einem der drei vorhandenen Auslöser (zwei am Motor, einer direkt am Kameragehäuse) betätigen. Eine wirklich gute Sache, meine ich, denn wie oft kommt es vor, dass man plötzlich während der Aufnahme gerne die Frequenz erhöhen möchte. Und ich sage voraus, dass dies künftig auch stufenlos möglich sein wird, also nicht an eine Frequenz gebunden, was noch praktikabler wäre!
Nützliche Kleinigkeiten fehlen dem Battery-Pack MA
Noch ein Hinweis an dieser Stelle: Man muss den nicht sonderlich gut zu erreichenden Frequenzwähler am Batterieteil MA nicht unbedingt auf Off stellen, denn der Hauptschalter der Kamera legt auf der Stellung L = Lock die gesamte Stromversorgung der Kamera lahm. Man kann dann nicht mehr auslösen, weder motorisch noch manuell. Ist der Film zu Ende, leuchtet auf der Rückseite des Batterieteils MA eine Warnlampe auf. Sie befindet sich direkt unter dem Rückspulhebel, dessen winzigen Arretierknopf ich als etwas unglücklich empfand, weil er mit kurzgeschnittenen Fingernägeln nur schlecht einzudrücken ist. Man muss ihn aber betätigen, weil sich der Film sonst nicht rückspulen lässt, was übrigens nur von Hand und nicht motorisch zu bewerkstelligen ist. Ein eigenes Zählwerk hat der Motorantrieb MA nicht, aber dafür zählt das Zählwerk der Kamera vor und zurück. Günstig auch beim Zurückspulen des Films, denn wenn das Zählwerk auf S steht, dann kann man die Rückwand gefahrlos öffnen und zieht nicht erst den Filmanfang in die Patrone hinein. Eine Möglichkeit, die Batterien auf ihren Zustand hin zu prüfen, fehlt, das würde ich mir aber bei meinem Motorantrieb wie diesem unbedingt wünschen, etwa wie beim Motorantrieb MF der Canon F-1, wo man eine sehr praktikable Batteriekontrolle oben im Handgriff unterbrachte! Unter der roten Warnlampe, hinten am Batterieteil MA, befindet sich noch die Buchse für Fernauslöseranschluss und den Anschluss von Intervalltimern und ähnlichem Spezialgerät. Der Motorantrieb der Canon A-1 arbeitet leise und exakt. Er zieht kräftig durch - Probleme gab es nicht.
Motorantrieb plus Belichtungsautomatik - ein Non-plus-ultra der Motorfotografie: Ich habe mit der Canon A-1 und ihrem Motor-Drive bei Tag wie bei Dunkelheit fotografiert. Gleich welchen Automatikbereich man wählte, ob die Programmautomatik, ob die Blenden- oder Zeitautomatik, um nur drei der fünf Möglichkeiten zu nennen, die sofort ablesbare Digitalanzeige im Sucher leistete immer hervorragende Dienste. Denn im Zusammenhang mit dem Objektiv, das ich benutzte, wusste ich immer ganz genau, ob die Aufnahme noch möglich war oder nicht. Und darin liegt der große Vorteil der Canon A-1 in Verbindung 'mit motorischem Filmtransport: Die Information des Sucher-Kontrollzentrums, einmalig bisher im Kamerabau, lässt schnelle und schnellste Serien auch unter schwierigsten Bedingungen zu, denn die optische Meldung ist leicht ablesbar und wird vom Fotografen nicht übersehen. Hat er aber auf Programmautomatik geschaltet, dann nimmt ihm die Kamera noch eine Arbeit ab - sie wählt bei schnellen Serien und wechselnden Lichtverhältnissen das ideale Verschlusszeit-/Blendenverhältnis selbst. Und da ist die Canon A-1 ihrer älteren Schwester gegenüber sehr im Vorteil! Hier ist der Fortschritt unverkennbar nützlich und erweitert die fotografischen Möglichkeiten mit einer Kamera wie der Canon A-1 in Verbindung mit motorischem Filmtransport. Die Stärke der guten alten Canon F-1 liegt ganz woanders: neben einigem für Profis unerlässlichem Zubehör, bietet sie eine Robustheit, die schon fast zur Legende geworden ist. Selbst unter extremen klimatischen Bedingungen versagt die Canon F-1 nicht, das hat sie oft genug auf Expeditionen unter Beweis gestellt. In dieser Hinsicht ist so ein hochgezüchteter Mehrfachautomat voller Elektronik wie die A-1 wohl anfälliger - sie wird das Gegenteil erst noch beweisen müssen.
Der Motorantrieb funktioniert bei allen Verschlussarten
Am Rande versteht sich, dass der Motorantrieb der Canon A-1 bei allen Verschlusszeiten eingesetzt werden kann. Schnelle Serien werden von der Belichtungsautomatik reduziert, wenn die Lichtverhältnisse das erforderlich machen. Nicht so bei der Canon F-1 - bei ihr benötigt die Maximalfrequenz eine Mindestverschlusszeit von'/60 sec, die Einzelbildschaltung reicht von 1 sec bis'/2000 sec. Übrigens: ein Pluspunkt für die Canon F-1 -während die Verschlusszeiten der Canon A-1 „nur" bis zu '/1000 sec reichen, hat die Canon F-1 den sehr oft erforderlichen Spielraum bis zur 1/2000.
Der Motorantrieb MF der Canon F-1: Es erübrigt sich, ihn an dieser Stelle in allen Einzelheiten zu schildern, denn er ist ein guter alter Bekannter vieler Fotografen. Er ist im Aufbau sehr einfach - jedenfalls äußerlich. Befestigungsrändelrad, Serienwahlschalter mit den Positionen S = Einzelbildschaltung, C = Reihenaufnahmen, Off = Aus. Im Gegensatz zum Motorantrieb der Canon A-1 hat er ein eigenes, subtraktiv und auf Einzelserien vorprogrammierbares Bildzählwerk mit Nullstopp. Das Einstellen des Bildzählwerkes erfolgt mit einem gut bedienbaren Rändelrad. Auch beim Motorantrieb MF muss der Film nach Betätigung des Rückspulhebels von Hand zurückgespult werden. Anders als beim Motorantrieb der Canon A-1 dient hier der mittels einer Münzschlitzschraube montierte Handgriff auch als externe Stromversorgung, wenn er demontiert und über ein Kabel mit dem Motorantrieb verbunden wird. Der Auslöser am Handgriff fungiert dabei als Fernauslöser. Außerdem ist diese Möglichkeit bei niedrigen Temperaturen wichtig, weil der Handgriff zugleich die zehn Mignonzellen ä 1,5 Volt enthält und auf diese Weise am Körper getragen werden kann. Ein Nachteil: Man muss den Motorantrieb MF auf Off = Aus setzen, denn der Auslöser am Handgriff lässt sich nicht arretieren. Da er sehr leichtgängig ist - an sich gut - wären unbeabsichtigte Auslösungen durchaus möglich. Außerdem verfügt der MF-Motorantrieb noch über zwei Versorgungsbuchsen. Die eine sitzt an seiner Vorderseite, die andere rechts hinter dem Handgriff. Die erstere dient zur Aufnahme des Anschlusskabels für den Servosucher EE, durch den die Canon F-1 in einen Blendenautomaten umfunktioniert werden kann (ganz wichtig bei schnellen Serien!), die andere ist der Anschluss für den Fernauslöser 60 MF, der mit einem zehn Meter langen Verlängerungskabel betrieben werden kann. Wichtig für Atelieraufnahmen, Tierfotografie und ähnliche Aufgabenbereiche. Außerdem kann dieselbe Buchse eine Zeitschaltuhr (Typ L) aufnehmen, die außer der Maximalfrequenz von 3,5 B/sec auch Aufnahmeintervalle pro Bild von 0,5 bis 180 sec erlaubt, oder es kann an diese Buchse auch der Empfänger einer Infrarot-Fernsteuerung angeschlossen werden, mit einer Reichweite von 1000 Meter.
Der MF hat zwei Motoren für Filmtransport und Verschluss
Der Motorantrieb MF ist mit zwei Motoren ausgerüstet. Einer besorgt den Filmtransport, der andere steuert den Verschluss. Die Konstruktion ist ein Grund für die schon sprichwörtliche Unverwüstlichkeit des Motorantriebs plus Kamera Canon F-1. Und um allen Profi-Ansprüchen gerecht zu werden, gibt es zur Canon F-1 auch noch ein Großraummagazin für 250 Aufnahmen. Wer schnelle Serien schießt, weiß, wie nützlich ein solches Magazin ist. Die Canon A-1 kann an dieses Großraummagazin nicht angeschlossen werden. Es besitzt einen eigenen Motor zum Transportieren des Films, der aber von den Batterien des Handgriffs mit dem notwendigen Strom versorgt wird.
Auch Simultanbetrieb mehrerer Motor-F-1-Kameras über den Infrarotfernauslöser ist möglich. Und zwar in den verschiedensten Aufnahmebereichen. Gerade in Zusammenhang mit dem Großraummagazin ist das wichtig, denn auf diese Weise können in Wissenschaft und Technik „vor Ort", ohne dass ein Mensch sich in der Nähe der Kameras befinden muss, Großserien geschossen werden. Ein letztes Zubehör soll erwähnt werden, weil es die Möglichkeiten dieser Profi-Motor-Kamera aufzeigt: An den Motorantrieb MF kann der Canon Timelapse Programmer angeschlossen werden. Aufnahmeintervalle von 2 sec bis rund 60 min. sind möglich, wobei eine eingebaute Digital-Präzisionsuhr für genaueste Einhaltung aller programmierten Aufnahmeintervalle Gewähr bietet.
Übrigens kann der Canon Timlapse Programmer auch in Verbindung mit der Canon A-1 plus Motorantrieb eingesetzt werden.
Fazit: Wenn bei diesen beiden hervorragenden Spitzenkameras überhaupt ein Vergleich zulässig ist, so fällt er meiner Meinung nach noch nicht zuungunsten der älteren, aber in vielen Jahren unter härtesten Bedingungen erprobten Canon F-1 aus. Und wenn ich noch nicht sage, dann deswegen, weil ich glaube, dass die Entwicklung auf dem Kamerasektor stürmisch weitergehen wird. Es lässt sich heute gar nicht sagen oder abschätzen, wie lange ein bestehendes Kamerasystem praktikabel und allen Profi- und Amateuransprüchen gerecht bleiben kann. Die Mikroprozessoren werden weiter und weiter in den Kamerabau vordringen, das ist sicher. Mechanik wird durch Elektronik weiter und weiter ersetzt werden. Aber ein wenig weh tut diese Erkenntnis - wenigstens mir - schon, denn eine Kamera wie die Canon F-1, deren mechanische Robustheit sie so ungeheuer zuverlässig macht, darf nicht einfach Vergangenheit werden. Es wird immer fotografische Aufgabenbereiche geben, wo man solche „Büffel" wie die Canon F-1 und ihr klagloses Funktionieren braucht. Wenn man sie in die Hand nimmt, spürt man ihr beruhigendes Gewicht: Mit Motor-Drive MF plus Batterien, die für 80 Filmpatronen ä 36 Aufnahmen gut sind, plus Canon-Objektiv FD 85 mm/1:1,2 rund 1700 Gramm. Ein ganz schöner Brocken, aber einer, der durchaus einen gehörigen Puffer vertragen kann. Das meine ich, wenn ich dieser älteren Kamerageneration das Wort rede.
Natürlich, eine Kamera wie die Canon A-1 bietet eine Menge Ausstattungsdetails, die die F-1 nicht haben kann. Es ist faszinierend, die Integralanzeige zu beobachten, während man das nächtliche Florenz mit dem FD 85 mm/1:1,2 fotografiert. Die Programmautomatik reagiert absolut sicher und souverän, und die Canon A-1 liefert wirklich hervorragende Aufnahmen.
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