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Artikel

2004

Oldtimer

Auch Kameras haben ihre Geschichte. Wir stellen wertvolle Raritäten und Kuriositäten vor.

Für Sammler mit wenig Platz: die feinen Kleinen

Faszinierend sind sie - die Kleinen.

MEC 16 MEC 16 SB

Die Ansprüche gingen aber noch weiter -es sollte eine Kamera entstehen, die gute Leistungen bringt, mit relativ bescheidenem technischem Aufwand. Und natürlich sollte die Relation zwischen Negativformat und Kameragröße auch stimmen. Gar nicht so einfach für damalige Verhältnisse, aber es gelang, und Ende 1957 überraschte eine bis dahin unbekannte Firma „Feinwerktechnik" und brachte die „Mec 16” auf den Markt. Das ansprechende Äußere der Mec 16, deren Größe von 100 x 56 x 34 mm, bei einem Gewicht von 190 g, das alles waren Vorzeichen, dass die Kamera ein „Renner” werden würde. Der mäßige Preis von DM 177,- rundete den bereits positiven Eindruck noch ab. Ein weiterer Vorzug war ihre sog. „Ein-Blick-Anordnung”, was besagte, dass sich alle Einstellungen (Blende, Entfernung, Verschlusszeiten, Zählwerk u. Transporthebel) in einer Ebene befanden. Die technischen Daten: Ganzmetall-Schlitzverschluss (1/25-1/1000), Negativformat 20 x 14 mm für 24 Aufnahmen auf doppels. perfor. 16-mm-Film, Entfernungseinstell. bis 30 cm, Schnellaufzug und synchronisiert.
Der ausziehbare Sucherbügel der Mec 16 verhinderte im eingeschobenen Zustand unfreiwilliges Auslösen und schützte die Optik vor Staub etc. Durch die tiefe Lage der Optik im Innern der Kamera hatte man einen .ausgezeichneten Gegenlichtschutz. Ob Sie eine Mec 16 für Ihre Sammlung suchen, oder ob Sie bereits eine besitzen, wichtig ist zu wissen: Die erste Kamera dieser Art besaß ein nicht näher bezeichnetes Objektiv 1:2,8/20 mm. Erst ab Mai 1958 lieferte man die Mec 16 mit einem 4-linsigen Color-Ennit 1:2,8/20 mm von Enna. Diese Version kostete dann DM 189,-; ohne groß Reklame davon zu machen, änderten die Konstrukteure ab Mitte des Jahres die Verschlusszeiten, so dass die langsamste 1/30 sek betrug. An alle diese Punkte sollte man sich erinnern, wenn man auf die Suche nach einer Mec 16 geht. Auf jeden Fall aber schloss die Mec 16 eine echte Lücke in der damaligen Kameratechnik.
Sammlerwert: DM 100,-. Das Jahr 1959 brachte die „Mec 16 B” und 1960 erschien die „Mec 16 SB”, beiden waren weiterentwickelte Typen der inzwischen populär gewordenen einfachen Mec 16. Die 16 SB erhielt ihre Bezeichnung nach der Simultan-Belichtungsmessung, die Fotozelle. lag nämlich im Strahlengang des Objektivs, unmittelbar vor der Bildebene. Was uns heute selbst-verständlich erscheint - Lichtmessung durch die Optik - war 1960 geradezu sensationell. Das Messwerk lieferte Gossen, das Objektiv fertigte Rodenstock. Es war das 6-linsige (!) Heliogon mit der Lichtstärke von 1:2. Im übrigen wurde die altbewährte Konstruktion beibehalten: Ganzmetall-Schlitzverschluss (1/30-1/1000), ausziehbarer Sucher mit Bildbegrenzung und Parallaxmarkierungen, Blitzkontakt, Schnellschalthebel, Format 10 x 14 mm. Infolge der kurzen Brennweite konnte man die meisten Aufnahmen mit einer „Schnappschusseinstellung” vornehmen, denn bereits bei Blende 5,6 hatte man einen Schärfentiefenbereich von 1,7 m-unendlich. Bei Blende 16 und einer Einstellung auf 1,5 m ergab sich ein Schärfentiefenbereich von 0,6 m - unendlich; im Nahbereich (bis 30 cm) brauchte man keine zusätzlichen optischen Hilfsmittel. Die Mec 16 wurde für DM 285,- in schwarzem Leder geliefert. Sie ist heute relativ schwer zu finden. Für den Kleinstbild-Kamerasammler und auch für den Sammler von Meilensteinen im Kamerabau ist die Mec 16 SB unumgänglich. Sie stellt immerhin die erste Kamera mit Lichtmessung durch die Optik dar.
Sammlerwert: ca. DM 150.-.

GaMi 16

Eine Kleinstbildkamera, die ihrer Zeit weit voraus war: die „GaMi 16". Gefertigt wurde sie zu einer Zeit, als weit und breit kaum Kleinstbildkameras von Präzision (außer der Minox u. Minicord natürlich) zu sehen waren. 1954 wurde die GaMi 16 von ihrer Herstellerin „Officine Galileo di Milano”, Mailand, auf der photokina vorgestellt. Der kleine, nur 290 g wiegende Apparat bekam seinen Namen von der Buchstaben-Kombination Galileo di Milano. Nach vielen Jahren der Entwicklungsarbeit und intensiver praktischer Erprobung, schuf die Firma einen neuartigen Kameratyp von höchster Präzision. Hier seine wesentlichsten Eigenschaften: Die GaMi 16 war leicht, obwohl hauptsächlich aus rostfreiem Stahl, aus Phosphorbronze und nicht oxydierenden Leichtmetall-Legierungen. Sie besaß einen eingebauten Belichtungsmesser, der automatisch die Blenden- und Verschlusseinstellung steuerte. Der Belichtungsmesser konnte entweder für eine vorher bestimmte Blende oder aber auch für eine Belichtungszeit (im Sucher eingespielte Symbole zeigten die jeweiligen Belichtungsdaten) eingestellt werden. Die GaMi 16 wies auch einen Mischbildentfernungsmesser (!) auf; dazu waren der automatische Parallaxenausgleich ebenso wie die Blitzsynchronisierung eingebaut. Ein Spezial-Federwerk transportierte den Film und erlaubte drei aufeinander folgende Aufnahmen einzeln oder in Schnellschuss-Serie vorzunehmen. Eine einzige Federspannung reichte für die 3 Aufnahmen. Das Aufziehen des Federwerks vollzog sich selbständig durch Schließen des Kameradeckels. Eine ingeniöse Konstruktion übrigens, sobald der Deckel geschlossen oder die Kamera nicht geladen war, sicherte eine automatische Verschlusssperre den Auslöser. Im geschlossenen Zustand schützte er den Sucher und das Objektiv. Die optische Ausstattung der GaMi 16 bestand aus einem 6-linsigen ! „Galileo Esamitar” 1:1,9/25 mm.
Ein Ganzmetall-Spezialverschluss ließ Einstellungen von 1/2-1/l000 sek. zu. Das muss man wiederholen: Ein Sechslinser mit der Lichtstärke von 1:1,9 und ein Verschluss bis 1/1000 sek! Und das vor 25 Jahren! Aber es geht noch weiter: Ein eingebauter heller Gelbfilter ließ sich (mittels Hebel) je nach Bedarf ein- und ausschalten. Sobald sich der Filter vor der Optik befand, reagierte automatisch der Belichtungsmesser. Das Negativformat der GaMi 16 betrug 12 x 17 mm, wenn unperforierter 16-mm-Film benutzt wurde. Es betrug 10 x 17 mm, wenn perforierter Film eingelegt war. Damals konnte der Amateur zur GaMi folgendes Zubehör kaufen: Verschiedene Filter, Nahlinse, Augenkorrektur-Linsen, Winkelsucher, orig. Entwicklungsdose, orig. Vergrößerungsgerät, Mikroskopadapter, Filmspuler und ein original Negativ- und Diabetrachter. Ferner gab es ein Reprogerät, Einrichtung für Mikro-Aufnahmen, Spezial-Blitzschiene, Negativalben, Spezial-Diarähmchen. Am interessantesten finde ich zwei Zubehörteile: das eine, zwei verschiedene Tele-Objektiv-Vorsätze mit einem 4 x oder 8 x Vergrößerungsfaktor (4 x abgebildet). Jeder hatte die Lichtstärke von 1:4. Die Vergrößerung vom 4fachen Tele entsprach der eines Teleobjektivs von 200 mm bei einer normalen KB-Kamera 24 x 36. Eine umkippbare Linse, die am Rohr angebracht war, arbeitete in Verbindung mit dem Sucher und vergrößerte das Sucherbild. Den eingebauten Belichtungsmesser verwendete man auch mit dem Tele-Objektiv. Das zweite interessante Zubehör war ein Filmschneidegerät. Obwohl eine große Auswahl an fertigen Filmen zur Verfügung stand, entwickelte man ein solches Gerät für diese Kamera. Hiermit war man in der Lage, aus jedem beliebigen 35-mm-Film die notwendigen 16-mm-Filmstreifen auszuschneiden. Summa summarum, ein hochwertiges und ausgeklügeltes Kamerasystem. Der damalige Preis dieses schönen Sammlerstücks lag bei $ 210,-. Heute findet man nur nach intensivem Suchen und mit einer
Portion Glück ein Exemplar. Kosten wird es dann etwa DM 600 bis 800 DM.

MIKROMA II

Nicht nur die Deutschen und die Italiener konstruierten Kleinstbildkameras - die tschechoslowakische Kameraindustrie probierte auch ihr Glück mit dem Bau einer 16-mm-Kamera „Mikroma II" hieß sie, und ab 1957 wurde sie von der Firma „Meopta” hergestellt.
Diese kleine fotografische Konstruktion war so gelungen, dass ihr auf der „Expo"-Ausstellung 1958 in Brüssel die „Goldene Medaille” verliehen wurde.
Mit der Mikroma II war man in der Lage, 50 Aufnahmen im Format 11,5 x 14,7 auf 16-mm-Film zu fotografieren. Die Kamera war mit einem Schnelltransporthebel ausgestattet, der gleichzeitig den Zentralverschluss für Belichtungszeiten von 1/5-1/400 sek und B spannte. Eine Doppelbelichtungssperre verhindert zweimaliges Belichten.
Optisch bestückt war die Kamera mit einem dreilinsigen Anastigmat „Mirar”, Lichtstärke 1:3,5 und 20 mm Brennweite. Die Entfernungseinstellung umfasste den Bereich von 0,5 m bis Unendlich. Die Mikroma II besaß einen optischen Sucher, und sie war synchronisiert. Die Firma Meopta hatte nicht nur eine einfache Mini-Kamera gebaut, sondern sie dachten auch an den Ausbau der Kamera. Als Zubehör gab es daher u. a. Filter, Vorsatzlinsen, einen eigenen Vergrößerer, Entwicklungsdose, Dia-Projektor, Spezial-Diarähmchen, Betrachtungsgerät und sogar ein Reprogerät für Table-Top-Aufnahmen. Im Jahre 1961 verkaufte Neckermann die Mikroma II für nur DM 98,-. Heute zahlt man zwischen DM 200,- und DM 250,- für sie. Ein hübsches Sammelobjekt in grünbeledertem Gehäuse.

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