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Artikel
2004
Erfahrungsbericht
Die neue Fujica AF
Die Kamera mit dem Beam
Wahrhaft spendabel zeigten sich Fujis Techniker, als sie an die Ausstattung ihrer neuesten Kreation gingen: eingebauter Elektronenblitz, Datiereinrichtung, selbsttätiges Scharfstellen durch Autofocus - immerhin, selbst für eine Kleinbild-Sucherkamera der 450-Mark-Klasse eine stolze Datenliste. Doch die Konstrukteure, in diesem Fall vielmehr die Elektroniker des japanischen Konzerns, ließen sich noch einen besonderen Leckerbissen einfallen. Als erste Kamera der Welt verfügt die neue Fujica AF über einen so genannten Beam-Sensor.
„Wie schön", wird so mancher in dieser Hinsicht leidgeprüfte Foto-Enthusiast denken, „wie schön, endlich mal wieder ein neuer Fachbegriff in verständlicher Sprache.” Doch Ironie beiseite: Fujis Beam ist eine interessante Sache.
Erstmals eingebaut: Der Beam
Neben dem Objektiv befindet sich an der Frontseite der Fujica AF eine kaum pfenniggroße Linse, beileibe kein Ersatzobjektiv für Makroaufnahmen, sondern die Vergrößerungslinse für den eingebauten Beam-Sensor. Wird das eingebaute Blitzgerät in Funktion gesetzt und der Auslöser halb niedergedrückt, strahlt aus dieser Linse ein stark gebündelter Lichtkegel, der Beam. Zweck der Übung: an diesem Lichtstrahl orientiert sich das Autofocus-System der Fujica AF bei schwachen Lichtverhältnissen - eben dann, wenn geblitzt werden muss - und ist in der Lage punktgenau scharf zu stellen. Fujis neuer Beam bügelt damit gleichsam eine konstruktionsbedingte Schwäche des weit verbreiteten Visitronic-Systems aus, auf dem bislang sämtliche Autofocus-Kameras, ob für Film oder Foto, basieren; einzige Ausnahme: Polaroids Sonar-Verfahren. Da das Visitronic-System zur Scharfeinstellung einen gewissen Motivkontrast braucht, versagen herkömmliche Visitronic-Kameras bei schwacher Beleuchtung ihren Dienst. In der Dämmerung oder bei Blitzaufnahmen muss die Entfernung von Hand eingestellt werden. Bei der Fujica AF erübrigt sich diese manuelle Tätigkeit, hier dient der Beam als Einstellhilfe. Wir erprobten beim ersten Praxis-Versuch natürlich zuerst diese etwas seltsam anmutende Beam-Geschichte - und waren über die einwandfreien, guten Ergebnisse erstaunt. In einem etwa 5 x 5 m großen und rund 2,50 m hohen Raum wurden bei totaler Dunkelheit Personenporträts gemacht. Das Blitzgerät wurde eingeschaltet, nur mit Hilfe des Lichtstrahls war das Motiv im Sucher zu erkennen. Das Resultat: Gut belichtete und scharfe Aufnahmen. Unangenehm für die Test-Person: der ausgesendete Lichtstrahl ist dermaßen hell, dass es beim Anvisieren der Augen zu Blendungen kommen kann, bei Personenaufnahmen muss man also mit geschlossenen Augen rechnen. Andererseits wird es in der Praxis kaum vorkommen, dass bei völliger Dunkelheit fotografiert wird, bei gering vorhandenem natürlichem oder normalem Raumlicht ist die Blendwirkung des Beams wesentlich geringer. Positiv zu vermerken ist der geringe Stromverbrauch des eingebauten Blitzgerätes und des Beams. Mit frischen Alkali-Mangan-Batterien, zwei Stück sind erforderlich, beträgt die Blitzfolgezeit durchschnittlich 3 bis 4 Sekunden, auch bei häufig benutztem Beam-Sensor bleibt die Nachladezeit des Blitzers erfreulich kurz - wir hörten bei 260 Blitzfotos auf zu zählen.
Reichhaltige Ausstattung: Die Datiereinrichtung der Fujica AF entspricht dem herkömmlichen Muster: Auf der Frontseite befinden sich drei Einstellringe für Tages-, Monats- und Jahreszahl, wobei letztere bis 1995 programmierbar ist. An einem separaten Schalter kann die Datum-Einbelichtung ein- oder ausgeschaltet werden, bei „on"-Stellung wird die Zahlenkombination im Sucher relativ deutlich eingespiegelt. Apropos Sucher: er könnte größer und reflexfreier sein.
Bei Tageslicht kann sich der Fujica AF-Anwender voll auf das Autofocus-System verlassen. Ein Feld im Sucher zeigt die messwirksame Zone an. Als moderne Autofocus-Kamera ist die Fujica AF außerdem mit einer Memory-Schaltung ausgestattet, die das Verlagern des Schärfebereichs durch „Einfrieren" des Autofocus-Ergebnisses ermöglicht - der Auslöser wird dazu halb niedergedrückt. Die Belichtungseinstellung erfolgt vollautomatisch. Fuji spricht vom „EE"-System und will damit andeuten, dass der elektronische Verschluss mittels CdS-Messwerk zwischen 1/8 bis 1/500 sec selbsttätig gesteuert wird. Nicht uninteressant: bei zu starkem Druck auf den Auslöser oder bei Batterie-Leistungsabfall wird der Auslöser automatisch gesperrt. Ebenfalls bemerkenswert: Bei Verwendung von Fuji-Filmen steuert sich die Empfindlichkeit automatisch ein, manuelle Einstellung ist natürlich darüber hinaus möglich.
Fazit: Alles in allem stellt die neue Fujica AF auf dem Markt der gut ausgestatteten Kleinbild-Sucherkameras eine beachtliche, auf jeden Fall eine interessante Bereicherung dar. Mit Sicherheit wird Fuji nicht der einzige Hersteller bleiben, der den Beam-Sensor anbietet - den Premieren-Applaus allerdings kann jetzt jedoch kein anderer Produzent mehr einheimsen.
Technische Daten
Typ: Kleinbild-Sucherkamera 24 x 36 Objektiv: Fujinon 2,8/38 mm, 4 Linsen, Filterfassung E 46 mm Verschluss: elektronisch gesteuert, stufenlose Zeiteinstellung von'/8 bis '/500 sec; automatische Auslöserverriegelung bei Batterie-Leistungsabfall und bei zu starkem Druck auf den Auslöser
Sucher: Leuchtrahmen mit Parallaxmarkierung und Autofocus-Messfeld; Autofocus-Entfernungsanzeige; Langzeit-Warnsignal, Datumanzeige Scharfeinstellung: Visitronic-Autofocus-System mit Memory-Schaltung; Beam-Sensor für Scharfeinstellung bei schwachen Lichtverhältnissen Belichtung: über CdS-Messwerk; Lichtwerte von 6 bis 17 bei 21 DIN; automatische Einstellung der Empfindlichkeit bei Verwendung von Fuji-Filmen von 21 und 27 DIN; manuelle Einstellung möglich
Datum-System: Einbelichtung von Jahr, Monat und Tag, abschaltbar Blitzlicht: Elektronenblitzgerät eingebaut, Reichweite bei 21 DIN von 1 bis 5 Meter; Blitzfolgezeit 3 bis 4 sec; Ausleuchtwinkel 60xGRADx horizontal, 35xGRADx vertikal; automatische Belichtungszeiteinstellung
Batterien: zwei Mignon-Zellen ä 1,5 Volt.
Maße: 132 x 82 x 55 mm
Gewicht: 360 g
Preis: ca. 450 DM
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