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Normtest

Nikon F3

Nikons neues Flaggschiff

Der Name Nikon ist für viele gleichbedeutend mit "Profikamera". Nachdem die letzte neue Nikon EM sicher nicht dazu zählt, wurde die F3 mit um so größerer Aufmerksamkeit erwartet.

Die F3 ist mit dem von Nikon selbst formulierten Anspruch vorgestellt worden, die neue Profikamera der 80er Jahre zu sein. In dieser Funktion soll sie die F2 ablösen, die diesen Anspruch für die 70er Jahre erfüllte. Kennzeichnend für die F3 wie für praktisch alle Kameras dieser Generation ist der weitgehende Einsatz elektronischer Bauelemente. Dadurch unterscheidet sich die F3 wesentlich von der voll mechanischen Vorgängerin F2. Dies wird sicher von einigen Fotografen mit Skepsis beobachtet. Es ist nun an der F3, diese Skeptiker zu widerlegen.
Obwohl es an der klassischen Form der Kleinbild-Spiegelreflex nicht viel zu verbessern gibt, legte Nikon viel Wert auf das Äußere. So ließ man das Erscheinungsbild von einem bekannten italienischen Automobildesigner entwerfen. Das Ergebnis macht insgesamt einen gefälligen Eindruck. Ober einen roten Ralley-Streifen an der Frontseite der Kamera kann man streiten. Wichtiger ist unseres Erachtens, daß alle Bedienungselemente praxisgerecht plaziert und gut zu bedienen sind.

Die Funktionen

Die Nikon F3 wurde in ihren Funktionen gegenüber der F2 wesentlich erweitert. Sie bietet eine automatische Belichtungssteuerung über Zeitautomatik mit Blendenvorwahl, Nachführmessung, eine Blitzautomatik bei Verwendung der entsprechenden Nikon-Blitzgeräte sowie die Einstellungen "X" für die Fotografie mit normalen Elektronenblitzgeräten sowie "B" und "T" für Langzeitbelichtungen. Die Einstellung erfolgt über einen Verschlußzeitenring rechts vom Sucherprisma oben auf der Kamera. Er ist in Automatikstellung arretiert.

Die Belichtungsmessung

Die Meßcharakteristik der Nikon F3 ist sehr stark mittenbetont. Der von Nikon angegebene Wert von ca. 80% Konzentration auf einen Zentralkreis von 12 mm Durchmesser (auf der serienmäßig gelieferten Schnittbild/Mikroprismeneinstellscheibe markiert) wurde durch die NORMTEST-Messung bestätigt. Die Messung erfolgt über eine im Boden des Spiegelkastens gelegene Silizium-Fotodiode. Dadurch, daß das Meßsystem nunmehr völlig in der Kamera untergebracht ist, und nicht mehr wie früher in einem Sucheraufsatz, funktioniert die Belichtungsmessung mit allen 4 Wechselsuchern. Der Meßbereich von Lichtwert 1 - 18 liegt im Rahmen des Üblichen (f/1,4 und 100 ASA). Der Verschlußzeitenbereich von 1/2000 bis 8 s umfaßt alle in der Praxis benötigten Zeiten. Die Filmempfindlichkeitseinstellung von 12-6400 ASA reicht auch für extreme Ansprüche. Die Belichtungsmessung wird durch Druck auf den Auslöser für 16 Sekunden eingeschaltet. Das mit der Kamera gelieferte Standard-Sucherprisma besitzt eine eingebaute Okularabdeckung.

Die Zeitautomatik

In "Automatik"-Stellung werden die Zeiten stufenlos elektronisch zwischen 1/2000 und 8 s gesteuert. Eine Belichtungskorrektur ist in 1/3 LW-Stufen bis zu ±2 Lichtwerten möglich. Zusätzlich besitzt die F3 eine Meßwertspeichertaste, mit der die gemessene Verschlußzeit bis zur Auslösung gespeichert werden kann.
Die Zeitautomatik funktioniert, wie die Meßkurve zeigt, über den gesamten Arbeitsbereich sehr gleichmäßig. Die geringfügigen Abweichungen sind in der praktischen Fotografie nicht feststellbar. In Verbindung mit der stark ausgeprägten Mittenbetonung stellt die Zeitautomatik der Nikon F3 auch für den professionellen Anwender einen erheblichen Gewinn an Arbeitskomfort dar.

Nachführmessung

Wahlweise Vorbestimmung von Zeit oder Blende ist beim Fotografieren mit Nachführmessung möglich. Der zur Verfügung stehende Zeitenbereich reicht wie mit Automatik von 1/2000 bis 8 s. Die Steuerung der manuell eingestellten Zeiten einschließlich "X" erfolgt über einen Quarz-Oszillator. Sie ist von 8 s bis 1/60 s mustergültig genau. Die bei den kürzeren Zeiten auftretenden Abweichungen maximal 1/6 Blendenstufe liegen weit innerhalb der zulässigen Grenzen und sind praktisch völlig bedeutungslos.

Zusätzlich zur Automatik und den Zeiten weist die F3 noch drei weitere Einstellungen auf. Die "X"-Einstellung dient zur Synchronisation bei Aufnahmen mit anderen Blitzgeräten als den speziellen Geräten SB-1 1 und SB-1 2 von Nikon. Die effektive Synchronisationszeit beträgt dabei 1/71 s. Bei der Einstellung auf "B" erfolgt die Belichtung solange, wie der Auslöser gedrückt wird. In Ergänzung dazu besitzt die F3 auch noch eine "T"-Einstellung. Diese früher selbstverständliche Einstellung ist inzwischen recht selten anzutreffen. Der Verschluß öffnet sich beim Auslösen. Er wird bei der F3 wieder geschlossen durch Drehen des Verschlußzeitenknopfes auf die benachbarten "X" oder "B"-Positionen. Dadurch besteht natürlich Verwacklungsgefahr. Ein zweiter Druck auf den Auslöser zum Schließen des Verschlusses wäre sinnvoller gewesen.
Die "T"-Belichtung funktioniert auch mechanisch bei Batterieausfall. Das gilt auch für 1/60 s. Dafür gibt es keine besondere Einstellung am Verschlußzeitenknopf, sondern einen speziellen "Hebel zur Sonderauslösung", wie Nikon ihn nennt. Dieser liegt, kombiniert mit der Memorytaste, rechts neben dem Objektivträger auf der Frontseite der Kamera.

Sucher und Sucheranzeige

Die F3 gestattet Sucher- und Mattscheibenwechsel. Sie wird serienmäßig mit einem Prismensucher DE-2 und der Einstellscheibe K mit kombiniertem Schnittbild/Mikroprismen-Indikator geliefert. Der Sucherwechsel funktioniert schnell und unkompliziert. Zum Abnehmen werden nur zwei federnde Schieber rechts und links am Sucher nach hinten geschoben. Zum Einsetzen wird der Sucheraufsatz einfach in die Führung gedrückt und klinkt dann selbsttätig ein. Um die Funktion der LCDs auch bei extrem niedrigeren Temperaturen (um minus l0xGRADxC) sicherzustellen, empfiehlt es sich, die Kamera mit dem Motor und, darin eingesetzt, dem Nikon NiCd-Akku zu betreiben. Dieser versorgt dann auch die LCD mit Strom.
Noch einfacher ist der Austausch der in einen eigenen Rahmen gefaßten Einstellscheiben. Bei abgenommenem Sucher kann die Scheibe einfach nach oben aus der Halterung gehoben bzw. in diese eingelegt werden, Bemerkenswert die fast 100%ige Übereinstimmung von Sucherbild und Filmfenster.
Eine Besonderheit der Nikon F3 ist es, daß bei allen verwendeten Suchern sämtliche Anzeigen sichtbar sind. Angezeigt werden Zeit und Blende sowie bei Einsatz der Nikon Spezialblitzgeräte die automatisch eingestellte Synchronisationszeit sowie die Blitzbereitschaft. Die Blendenanzeige wird, wie vielfach üblich, über ein kleines Prisma direkt vom Blendenring des Objektivs abgelesen. Neue Wege geht Nikon mit der F3 bei der Anzeige der Verschlußzeiten. Hier finden erstmals in einer Kamera LCDs (Liquid Crystal Display = Flüssigkristallanzeige) Verwendung, wie sie bisher von Quarzuhren und Taschenrechnern bekannt sind. LCDs haben gegenüber LEDs den Vorteil des erheblich geringeren Stromverbrauchs. Da die LCDs aber bei Dunkelheit nicht mehr ablesbar sind, besitzt die F3 eine zusätzliche Beleuchtungseinrichtung, die allerdings bei Benutzung wieder mehr Energie verbraucht. Der Sucherwechsel ist gegenüber der F2 erheblich vereinfacht, durch die Art der Entriegelung und den Wegfall des Zeitenknopfes am Sucher.
Bei Automatikeinstellung wird die Zeitenstufe angezeigt, die dem effektiven stufenlos gesteuerten Wert am nächsten kommt, bei Überbelichtungsgefahr erscheint "+2000", bei Unterbelichtung "-8-". Bei Nachführmessung wird die manuell eingestellte Zeit angezeigt, bei zu knapper Belichtung "M-", bei zu reichlicher Belichtung "M+". Ist die Zeit/Blendenkombination richtig, so wird vor dem Zeitenwert "M+-" sichtbar. Die Anzeige der Blitzbereitschaft erfolgt über eine rote LED. Leider wird ein eventuell eingegebener Belichtungskorrekturfaktor nicht angezeigt.

Verschluß/Auslöser

Der Rollo-Schlitzverschluß mit Vorhängen aus Titanfolie läuft horizontal von rechts nach links ab. Er ist so ausgelegt, daß er eine Bildfrequenz bis zu 6 Bilder pro Sekunde bei Verwendung des Motor-Drive MD-4 aushält. Die Auslösung erfolgt elektromagnetisch. Ohne Batterien kann über einen speziellen Auslösehebel der Verschluß mit einer Festzeit von 1/60 s ausgelöst werden. Der Selbstauslöser ist quarzgesteuert und hat 10 s Vorlaufzeit. Seine Funktion wird durch eine blinkende rote LED an der Kameravorderseite angezeigt.

Energieversorgung

Die Kamera wird von zwei 1,5-V-Silberoxidbatterien versorgt. Batteriekontrolle erfolgt automatisch. Wenn die Spannung unter 2,4 V fällt, funktioniert die LCD-Anzeige nicht mehr. Wird die F3 mit Motor betrieben, so erfolgt die Energieversorgung über die Batterien des Motors.

Sonstige Ausstattung

Vervollständigt wird die technische Ausstattung der F3 durch eine Abblendtaste zur Schärfentiefekontrolle sowie eine Spiegelarretierung. Darüber hinaus verfügt die Kamera über einen Mehrfachbelichtungshebel und eine auswechselbare Rückwand mit Memo-Halter. Die Gummi-Umrandung des Sucherokulars beim Standardprisma wird von Brillenträgern als angenehm empfunden.

Blitzen

Die F3 besitzt den speziellen Nikon-Blitzschuh. Er ist links auf dem Gehäuse bei der Rückspulkurbel angebracht. Ober diesen Anschluß wird das SB-12 verwendet. Damit erfolgt die Blitzbelichtungsmessung durch das Objektiv (TTL). Die Messung selbst geschieht in der Filmebene. Das leistungsstärkere SB-1 1 bietet diese Möglichkeiten ebenfalls, der Anschluß erfolgt über Kabel. Geräte mit dem normalen Mittenkontakt-Anschluß können angeschlossen werden, natürlich unter Wegfall der Spezialfunktionen. Sicher wird es auch hierfür einmal einen Adapter geben.

Motorbetrieb

Speziell zur F3 liefert Nikon den neuen MD-4. Er besteht im Gegensatz zu früheren Modellen aus einem Stück, das Batteriefach ist integriert. Die Energieversorgung erfolgt über acht Mignon-Zellen (12 V). Sie sitzen in einem praktischen Halter, der einfach ins Batteriefach geschoben wird. Der MD-4 bietet wahlweise Einzel- oder Serienbelichtung. Die maximale Bildfrequenz, sowohl mit Batterien wie auch mit handelsüblichen NC-Akkus, betrug im Test 4,5 B/s. Nikon gibt für seinen als Sonderzubehör erhältlichen NC-Akku (der bei diesem Test noch nicht verfügbar war) 6 B/s an, wenn mit arretiertem Spiegel fotografiert wird. Das Zurückspulen des Films kann mit dem MD-4 ebenfalls motorisch erfolgen. Anschlüsse für externe Auslösung und Energieversorgung sind vorhanden.

Plus und Minus

Plus
sehr genaue Zeitautomatik
80%ige Mittenbetonung
gut ablesbare Sucheranzeigen

universelle Systemkamera
sehr genaue Zeitautomatik
80%ige Mittenbetonung
gut ablesbare Sucheranzeigen

Minus

keine Sucheranzeige für eingegebenen Korrekturfaktor
normale Blitzgeräte nur über Adapter verwendbar

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