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Artikel
2004
Der Alexander Borell-Kommentar
Agfa family - eine neue Laufbild-Philosophie
Ginge es nur ums Filmen, würde ich auf unsere Schwester-Zeitschrift "FILM & VIDEO" Fotografieren zugleich. Viele Hobby-Fotografen filmen auch. Nicht um anspruchsvolle Filme unwiederholbare Abschnitte aus ihrem Leben dokumentarisch festzuhalten. verweisen. Es geht jedoch um ein völlig neues, überaus praxisgerechtes Filmen und mit einem ungeeigneten Mittel und großem Aufwand zu produzieren, sondern um einmalige Für sie ist die neue Laufbild-Fotografie mit der Agfa family eine Offenbarung.
D er 8-mm-Film für den Amateur wurde in dem Augenblick mit dem Bazillus der tödlichen Schwindsucht infiziert, als der Umstieg von Doppel-8-Film auf "Super-8" erfolgte. Statt damals zu erkennen, dass sich das Qualitätsbewusstsein der Verbraucher auf allen Gebieten steigern würde, dass sie zunehmend Vergleichsmöglichkeiten mit einem scharfen Fernsehbild vor Augen haben würden, und statt damals weltweit den 16-mm-Film zum Hobby-Film zu machen, setzte man auf Super-8, dessen winziges Filmbildchen mit seinen 3x4 Millimetern einfach nicht geben konnte und kann, was der Filmer sich wünscht. Dafür hat man die Kameras so perfektioniert, dass schließlich niemand mehr damit seine Kinder filmen konnte, ohne vorher drei Tage lang die Bedienungsanleitung zu studieren. Der deutliche Rückgang des Amateurfilmens war die Quittung für diese Fehlplanung, die man heute durch einfache Kameras stoppen möchte.
Ein zweiter Faktor kommt hinzu: Es gibt tausende von Liebhabern der Modell-Eisenbahn. Sie spielen damit zu ihrer Freude, aber auf keinen Fall, um damit Personen oder Güter zu transportieren. Die Amateurfilm-Werbung hingegen hat jahrelang den Filmern vorgelogen, sie könnten mit Super-8 und einer komplizierten und kostspieligen Kamera "professionelle" Filme drehen. Auch dieser Unfug rächt sich heute in allgemeiner Unlust zu filmen.
In dieser Situation hat Agfa nicht nur geschaltet, sondern richtig geschaltet und den Super-8-Film wieder zu dem gemacht, was er eigentlich nur sein kann: ein echtes Vergnügen, ein Familienspaß für Jung und Alt. Und obendrein noch die Schaffung eines unersetzlichen Wertes: die dokumentarische Erinnerung an Lebens-Abschnitte, die durch Sektorenblende, Zeitraffer und anderen Mätzchen nicht wertvoller wird.
So hat also Agfa zunächst eine Filmkamera geschaffen, die einfach zu bedienen ist, zugleich allerdings dem Familienoberhaupt den Nimbus großen Könnens raubt. Man drückt auf eine schwarze Taste und bekommt einen Film, dessen Einzelbild auch nur 3x4 mm groß ist. Dafür hat man jede Szene längst im Kasten, bis der "ernsthafte" Filmer die Hälfte von dem eingestellt hat, was er einstellen muss. Das hat's allerdings früher auch schon gegeben. Daher gibt's bei Agfa einen besonderen Gag: Man drückt auf eine rote Taste, und die Kamera macht Einzelbilder, also Fotos! Damit hat der Film-Fotograf z. B. folgende Möglichkeit: 10 Sekunden Schwenk über den Marcusplatz, Einzelbild von Taube, taubenfütternde Familie, Details vom Dom, Details von . . . nun, jede Menge von Details auf nur wenigen Zentimetern Film. Freude und Dokumentation, bisher für viel Geld in drei Minuten abgespult, können nun in einer Vorführung bis zu zwanzig Minuten dauern. Hinzu kommt noch der Genuss, diese oder jene Einzelheit in aller Ruhe betrachten und erklären zu können, was beim Filmen allein bisher erheblich ins Geld lief.
Was wäre aber ein solcher Foto-Film, müsste man sich zum Betrachten jedes Mal die gleiche Crux antun, die ebenfalls schon manchen Filmer mut- und lustlos gemacht hat: das Aufbauen von Projektoren und Leinwand. Auch hier hat Agfa richtig gedacht es wird zur Kamera gleich ein Projektor - Monitor genannt - geliefert. Er ist nicht viel größer als ein Tonbandgerät der kleinen Sorte, man spult den Film ein - bis zu 130 Meter Länge - und drückt auf einen Knopf. Dann sieht man seinen Film auf dem Bildschirm, um den sich bis zu sechs Personen lässig gruppieren können.
Plötzlich bleibt der Film, bzw. das ruhige, scharfe Bild stehen - ohne Bildstrich, ohne Verdunkelung, ohne Schärfeverlust - und das ist dann ein "fotografiertes" Einzelbild! Der Monitor sucht sie sich also bei der Wiedergabe selber aus. Abgesehen davon können Sie auch den laufenden Film mit Stehbild unterbrechen, wenn Sie etwas genau betrachten wollen. Die Projektion der Einzelbilder kann auf Knopfdruck weitergeschaltet oder mittels Timer programmiert werden. (Wer spielen will und für Theorie was übrig hat, kann mit der "family" auf einen Film weit über 3000 Aufnahmen machen und - betrachten!)
Das allein, Kamera und Monitor, sind eine geradezu erlösende Tat für den Filmer, der nichts anderes will als . . . siehe oben.
Ein Drittes kommt aber noch hinzu: Man kann das Fach zur Aufbewahrung (links am Monitor angelenkt) abnehmen und gegen ein anders Teil austauschen. Dieses Teil hat einen Hebel. Lässt man nun den Film stehen, oder hat man ein Einzelbild auf dem Schirm, drückt man den Hebel nach unten und bekommt sekundenschnell ein - Sofortbild von dieser Szene. (Nach dem Kodak-Sofortbildverfahren.) Das kann man dann einkleben, verschenken oder in der Brieftasche mitnehmen.
Damit ist, wie ich meine, der wahre Sinn des 8-mm-Films optimal erfüllt. Bei einem Preis von ca. DM 500,- für Kamera und (!) Monitor wird diese Agfa family von jedem, der sie erlebt hat, mit Begeisterung aufgenommen. Die einzigen, die hin und wieder anderer Meinung sind, dürften - wie man hört - einige deutsche Fotohändler sein: die haben sich gegenseitig ihre Verdienstspanne schon wieder total versaut. Was letztlich uns zugute kommt!
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