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Artikel

2004

Der Alexander Borell-Kommentar

Rollei III: 

Der Fortschritt kommt aus Braunschweig

In CoFo 1/81 stellte ich die modernste und interessanteste KB-Kamera der Welt vor, die Rollei SL 2000 F. In CoFo 2/81 kam das Mittelformat an die Reihe, die bewährte SL 66 und die immer noch revolutionäre SLX. Auch diesmal, in dem nicht weniger gewichteten Restprogramm von Rollei, gibt es wieder einige Leckerbissen neben Bewährtem. Fangen wir mit dem Bewährten an: 

Die kleinen von Rollei.

Die winzige Rollei 35 - inzwischen in mehreren Versionen - war über Jahre hinweg das einzige brave Goldeselchen. Diese kleine Sucherkamera mit ihrem besonderen Charme hat sich viele, viele Freunde erworben und über all' die Jahre hin ihre Besitzer mit gestochen scharfen Aufnahmen belohnt. Sie ist auch heute noch, ursprünglich oder modifiziert, der kleine Liebling mancher Hobbyfotografen, die sich niemals von ihr trennen. Auch dann nicht, wenn neben der Kleinen noch eine umfangreiche SLR-Ausrüstung zur Verfügung steht. So gehört sie zu jenen wenigen Kameras, die man so gut wie nie gebraucht erwerben kann. Zugleich ist sie ein beachtliches Beispiel dafür, wie sehr sich Marketing-Abteilungen und Fotohändler irren können: vor der Fabrikation dieser Kamera prophezeiten sie alle einen totalen Misserfolg und rieten ab!
Da der Markt für kleine, einfach zu bedienende, in ihrer Leistung jedoch nicht simple Sucherkameras besser ist denn je, gibt's im Rollei-Programm deren zwei: die interessante Rolleimatic und die Autofokus-Kamera (mit integriertem Blitz!) Rolleimat AF. Die Rolleimatic, die, ohne eine "Pocket" zu sein, noch in jede Tasche passt, wird über die "Multi-Funktions-Schwinge" gesteuert, die zugleich alle empfindlichen Glasteile schützt. (Filmtransport, Verschlussaufzug, Objektivverriegelung und Kameraelektronik.) Das scharf zeichnende Vierlinser-Objektiv ist bei Nichtgebrauch versenkt, Entfernung wird auf Symbole eingestellt, und die Belichtungs-Automatik reicht von 4 Sekunden bei Blende 2,8 bis zu 1/500 Sekunde bei Blende 16. Der Messbereich von LW 1-17 kann sich, verglichen mit mancher Spitzenkamera, sehen lassen! Darüber hinaus: Kurz- und Langzeitkontrolle über LED-Anzeige, Mittenkontakt mit automatischer Umschaltung auf '/30 Sekunde, elektromagnetischer Auslöser (gegen Verwackeln), Selbstauslöser und Filmsortenanzeige.
Die Rolleimat AF ist eine Konstruktion nach den inzwischen bekannten "Autofokus-Kameras", also mit automatischer Scharfstellung und eingebautem Blitzgerät. Sie ist, aufgrund ihrer umfassenden technischen Ausstattung, etwas teurer als die Rolleimatic.
Beide Kameras sind durchaus ernstzunehmende Geräte, man kann sie - ohne sich schämen zu müssen -verschenken, und ebenso nützlich sind sie für den wohlsortierten SLR-Fotografen als Zweitkamera.

Wie's bei Rollei blitzt

Die Rollei-Blitzgeräte haben sich auf dem internationalen Markt längst einen guten Ruf und Platz erobert. Während jedoch manche Blitzgeräte-Hersteller aus der Pleite bei den Super-8-Filmkameras nichts gelernt haben, und noch in der Fabrikation von unsinnigen Computergeräten schwelgen, die soviel können, dass sicher niemand mehr damit blitzen kann, hat man bei Rollei mit den neuen Geräten der Beta-Serie, dem Beta 5 und 6, Geräte geschaffen, die alles bieten, was man zum Blitzen braucht, die aber über digitale Steuerung und Anzeige auch dann noch bedienbar sind, wenn man sie einmal vierzehn Tage nicht in der Hand gehabt hat. Es wurde bei diesen beiden Geräten ebenso wenig hohe praktische Leistung mit totaler Verkomplizierung verwechselt, wie einfache Bedienbarkeit mit simpler Konstruktion. Mir gefällt der Beta 5 (den es auch in einer Ausführung Beta 5 F speziell für die SL 2000 F gibt!) besser als der Beta 6, dessen Griff zwar eine sehr bequeme Führung des "entfesselten" Blitzes erlaubt, mit dem ich aber generelle Transportschwierigkeiten dank seines Griffes habe.
Mit den Leitzahlen 34 (5) und 40 (6) bringen beide Modelle genug Saft auch für größere Vorhaben.
Ein besonderer Leckerbissen: bei beiden Geräten kann der Normal-Reflektor gegen optimal wirkende Weitwinkel- bzw. Telereflektoren mit einem Handgriff ausgewechselt werden!

Die interessanten Dia-Projektoren

Auch auf dem Gebiet der Dia-Projektoren hat Rollei, in einer mehr oder weniger steuerlosen Zeit, einige Irrfahrten hinter sich. Es entsprach einfach nicht dem, was die Welt von Rollei erwartete, billige Projektoren als Massenware zu produzieren. Und auch hier hat man den richtigen Kurs gefunden: Diaprojektoren mit neuen, interessanten Details bei höchster Qualität.
Das fängt mit dem Rollei P 355 autofocus an, einem zwar einfachen Gerät, das jedoch alle Wünsche erfüllt, sofern sie einfache und preiswerte Ausführung betreffen, ohne dabei auf Annehmlichkeiten zu verzichten. Er ist ein Projektor in konventioneller, flacher Bauart, natürlich mit "Autofokus", er stellt sich selber scharf. Alles, was man zur Bedienung braucht, ist sinnvoll auf nur einer Seite angeordnet, ein Timer von 3-30 Sekunden für automatischen Diawechsel trägt ebenso zum Vorführkomfort bei, wie die Möglichkeit, Dia-Rundmagazine ohne Umbau verwenden zu können, und die Fernbedienung über Kabel oder drahtlos per Infrarot.
Noch mehr Dia-Vergnügen - bei natürlich auch etwas höherem Preis - hat man mit dem Spitzenmodell P 360 autofocus-IR. Auch es arbeitet wahlweise mit den üblichen Gemeinschafts-Magazinen und dem geschlossenen Rundmagazin, aus dem keine Dias herausfallen können, auch es stellt sich selber scharf. Der P 360 sieht elegant aus, hat ein über-sichtliches "Steuerpult" für alle Funktionen und bietet nicht nur den Timer zur Regelung der Dia-Standzeit, sondern lässt sich über einen Dimmer in der Helligkeit seiner 24 Volt/250 Watt-Halogenlampe stufenlos regulieren. Kontakte zur Überblendprojektion sind bereits vorhanden. Die kabellose IR-Fernbedienung ist im Steuerpult herausnehmbar integriert. Eine Leuchtplatte für die Vorausbetrachtung von
Dias gehört ebenso dazu, wie das Fach für Ersatzlampen und Lampenzieher, sowie die Möglichkeit, Dias auch einzeln zu betrachten. Er wurde vom "Design Center" in Stuttgart ausgezeichnet und ist ebenso in elegantem Schwarz gehalten, wie die anderen Rollei-Projektoren der neueren Serien auch.

Auch ein Rollei-6x6-Projektor

Nachdem der Wunsch nach bester Bildqualität ständig steigt und mit ihm der Absatz von Mittelformat-Kameras, hat Rollei mit dem 6x6-Projektor P 66 S ein weiteres gutes Pferd im Stall.
Das schwarze Ganzmetall-Gehäuse sieht gut aus, selbstverständlich hat der Projektor "Autofokus"-Scharfstellung, ein übersichtliches Bedienteil mit Timer und stufen-loser Regulierung und Helligkeit. Anschluss für ein Überblendgerät ist vorhanden, und Objektive von 150 mm bis 400 mm, sowie ein Zoom-Objektiv von 100 mm bis 160 mm sorgen für die Möglichkeit professioneller Verwendung.

Rollei und die Überblendung

Für alle Rollei-Projektoren, auch für das 6x6 Gerät, steht ein Überblendgerät zur Verfügung, das nur deshalb schwer verkäuflich sein dürfte, weil sich kein Mensch diesen Namen merken kann: "Rollei Memory Dissolve 216".
Sie sollten trotzdem nicht verzagen, vielleicht versteht Sie der Fotohändler auch, wenn Sie nur nach dem Überblendgerät von Rollei fragen. Dieses Gerät steuert alle Funktionen digital mittels übersichtlicher Drucktasten, alle Kommandos können gespeichert werden. Es stehen dem Vorführer, ob engagierter Hobby-Fotograf oder Profi mit großer Diaschau, zur Verfügung: Vier Überblendzeiten für harte und weiche Überblendung; Einblitzen eines Dias, während das andere Bild steht, mit beiden Projektoren; Projektion von mehreren Dias aus einem Magazin, während ein Bild aus anderen Magazin stehen bleibt (z. B. der Titel); und schließlich lässt sich zusätzlich noch jedes Magazin vor- und rückwärts steuern.

Der Rollei-Zauberprojektor Rollei P 3801 -IR

bietet nahezu ungetrübtes Vergnügen an der Dia-Projektion. Ich kann mich jedoch um eine Aussage hierzu nicht herumdrücken, weil diese meine Aussage in weiten Kreisen der Hobby-Fotografen bekannt ist: Ich habe noch vor einem Jahr jedem Interessenten vom Kauf des Vorgänger-Modells, des Rollei P 3800, abgeraten. Der Hintergrund - neben damaliger Störanfälligkeit - war dieses "nahezu" im ersten Satz, nämlich die Einschränkung, dass man mit diesem Überblend-Projektor - wegen der Parallelität seiner festen optischen Achsen - nur aus einem bestimmten Abstand und nur in einer bestimmten Bildgröße die Dias wirklich voll zur Deckung bringen kann. Das bedeutet eine feste Projektions-breite von ca. 140 cm bei einem Abstand von 3,4 Metern. Mir schien das als so gravierender Nachteil, dass ich eher zu zwei Projektoren riet, die sich aus jeder Entfernung bildgenau zur Deckung bringen lassen.
Inzwischen habe ich mich jedoch eingehend mit dem neuen Modell P 3801-IR monatelang befasst und muss mein Urteil von damals, sofern es sich auf den neuen Projektor bezieht, weitgehend revidieren. Nicht ganz, denn die vorgegebene Relation Abstand/Bildgröße hat sich nicht geändert. Leute, die unter stets wechselnden Bedingungen ihre Dias vorführen, sind auch jetzt noch mit zwei Projektoren besser dran. Wer jedoch nur bei sich zu Hause oder im Freundeskreis projiziert, wird - wie ich - feststellen, dass eine Bildbreite von 140 cm vollauf genügt, und dass auch der Projektor-Abstand von 3,4 Metern überall möglich ist.
Wer diese Einschränkung zu akzeptieren bereit ist, kann sich kaum etwas Praktischeres und Schöneres wünschen, als diesen ebenso einfachen wie intelligenten P 3801-IR, der gekonnte Dia-Schauen mit einigen Finessen höchst vergnüglich auf die Leinwand bringt.
Das fängt damit an, dass man nur ein Magazin benötigt, das leichter zu programmieren, zu bestücken und vorzuführen ist, als deren zwei. Zum weiteren Vergnügen gehört das Steuerpult, das zwar im Projektor sitzt und ihn über Kontakte steuert, das aber auch mit einem Griff herausgenommen und so, komplett mit allen erforderlichen Funktionen, drahtlos (dies geschieht mittels Infrarot!) als Steuer-Handstück verwendet werden kann.
Ich wollte, aus ebenso bösen wie nahe liegenden Gründen, diesem P 3801 -IR einen Kollaps beibringen und fütterte ihn mit Dias aller Art - von Slides bis zu alten Agfa-Glasrahmen und selbstgeklebten Glasdias - durcheinander, wobei ich sämtliche Funktionsknöpfe während der Projektion drückte: er hat das alles klaglos überstanden.
Man ist bereits erfreut, dass dieser Projektor nach Anschluss ans Netz nicht sofort leuchtend losheult: man schaltet ihn extra ein! Will man Licht, drückt man eine weiße Taste. Ein weiterer Knopf namens "Select" fährt den Greifer aus, das Magazin lässt sich an jeder Stelle herausnehmen, bzw. zu jedem Dia einschieben. Nun können Sie, je nach Wunsch, mit der Projektion über zwei weitere Druckschalter beginnen: vor oder zurück. Sie erhalten damit eine rasche Überblendung, ohne Restspur von Dunkelpause. Wenn Sie nun, nach Ihrem Geschmack, über den Timer das Diawechsel-Intervall und über die Druckschalter "Dissolve", zu deutsch "Überblendung", die Zeit des Überblendens programmieren, haben Sie alles getan, um sich und Ihren Gästen einen Diagenuss besonderer Art zu bereiten. Das allein spricht schon für diesen P 3801-IR, aber es kommt noch genialer, und das gibt's sonst auch nirgendwo auf der Welt: Sie können mittels Folie an Ihrem Magazin eine Programmierung vornehmen, die elektronisch abgetastet wird. Das bedeutet, dass Sie einige - oder alle!? - Diamagazine nach dieser einmaligen Programmierung Ihrem P 3801-IR anvertrauen können, er tastet Ihr gewähltes Programm automatisch ab und führt es ebenso automatisch vor. Wenn Sie wollen oder es nötig ist, können Sie jedoch diese Automatik mit dem Kommandogerät unterbrechen und neu starten.
So ist also, alles in allem, mein Leitsatz keine Überstrahlung: "Der Fortschritt kommt diesmal - Gottlob! - aus Braunschweig."

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