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Artikel

2004

Der Alexander Borell-Kommentar

Die Cosina CX-2

Das Kleinchen mit der großen Leistung

Qualitativ hochwertige und zudem sehr einfach zu handhabende Sucherkameras erfreuen sich steigender Beliebtheit. Die Cosina CX-2 ist ein Beispiel für diesen Trend.

Bei dem mir vorliegenden, offensichtlich für Amerikaner in englisch ausgedrucktem Prospekt werden die Damen angesprochen und umworben: die Cosina CX-2 sei so leicht zu tragen, wie ein Lächeln. Auch wird empfohlen, sie wie eine Uhr zu tragen, nämlich am Handgelenk. Ich möchte eigentlich lieber mit einer Kamera fotografieren, statt sie wie ein Lächeln oder eine Uhr herumzutragen. Folglich habe ich mit ihr fotografiert. Das Resultat, auf Kodachrome 64, ist überzeugend: kein Mensch konnte die vier Cosina-Dias, die ich mit acht anderen - von Spitzenkameras stammend - gemischt vorführte, herausfinden. Das sollte uns genügen, vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich hier um eine "Pocket", also um eine echte Taschenkamera handelt, die nur 103 x 66 x 42 mm groß ist und keine hundert Gramm wiegt, dabei aber für normales KB-Format (24 x 36) eingerichtet ist. Was zuerst auffällt, ist das tresorartig abgedeckte Objektiv, das erst zum Vorschein kommt, wenn man die Abdeckung nach rechts dreht und damit zugleich den bis dahin verriegelten Auslöser freigibt. Genial: bei geschlossener Kamera ist auch der Sucher abgedeckt, man kann nicht "in den Deckel" fotografieren, wie bei den meisten Sucherkameras. Sind die zwei Knopfzellen 1,5 Volt eingelegt, ist die Kamera schußbereit.
Beim Blick durch den üblichen Leuchtrahmen-Sucher stellen wir fest, dass der Leuchtrahmen an seiner Ober- und Unterkante leicht tonnenförmig gewölbt ist. Für die Aufnahme spielt das keine Rolle, die ist nicht verzeichnet. Drücken wir sodann den Auslöser leicht ein, erscheint - bei gutem Licht - ein grünes, nicht übersehbares Leuchtsignal, das zweierlei meldet: einmal sind die Batterien in Ordnung, und zum zweiten erfolgt eine Belichtungszeit kürzer als 1/45 Sekunde, also für Freihandaufnahmen noch geeignet. Der gesamte Belichtungsumfang (EV 2-17) reicht für normale Hobbyfotografie aus, der elektronische Verschluss bildet sogar Zeiten von vollen 2 Sekunden bis zur 1/50, Da es sich hier um einen Programm Verschluss handelt, finden Sie nirgendwo die Angabe der Blende, di sich ja automatisch nach der jeweils ebenfalls automatisch gebildete Verschlusszeit einstellt. Eine Beeinflussung ist also nicht möglich, es sei denn über die ASA-Einstellung, die an der Frontseite der Kamera mittel eines kleinen Zahnrades erfolg Reicht das Licht für eine Kurzzeit-Aufnahme nicht aus, leuchtet es im Sucher neben grün auch noch rot. Das bedeutet entweder eine Zeit, di länger ist als 1/45 s bis hin zu de 2 Sekunden, oder dass Sie blitze sollten. Ein Stativgewinde ist im Kameraboden vorhanden, man kann also die Langzeiten mit Stativ durchaus ausnützen: ein 400-ASA-Film und Langzeit bringen da schöne Nachtaufnahmen.
Ein Hebel - für dicke Finger gerade noch zu betätigen - unter dem Objektiv dient der Entfernungseinstellung, die man gleich dreimal a dieser Kamera ablesen kann: direkt am Hebel, dann beim Blick von oben über dem Objektiv, und schließlich noch unten am Sucherbild. Vier Entfernungen sind rastend vorgesehen Porträt, halbe Figur, Gruppe ur Landschaft. Das können Sie il Sucher kontrollieren; wollen Sie E aber genau wissen, finden Sie direkt am Einstellhebel Zahlen: 0,9, 1,5, 3 Meter und unendlich. Der Auslöser, der f die Finger verschiedener Damen etwas zu weit zur Kameramitte liegt, arbeitet so weich und angenehm, die man auch mit diesem Winzling nur verrissene Aufnahmen machen kann Und nach der Aufnahme dreht man die Objektiv-Abdeckung nach oben, und über einen hinreißenden Schlafzimmerblick schließt sich das Äuglein - 2,8/35 mm - dieser rundum um netten Kamera. Sie können E jetzt tatsächlich in fast alle Tasche stecken. Zum Offnen ziehen Sie, H üblich, die Rückspulkurbel hoc legen den Film wie üblich ein, transportieren ihn wie üblich von "S" E "1 " zur ersten Aufnahme.
Wenn's aber in den Langzeitbereich geht, oder es zu dunkel wird, da blitzen Sie. Natürlich mit dem genau ebenso winzigen Blitzer, der seine Energie aus nur einer einzigen Standard-1,5 Volt Batterie empfängt und einige Zeit bis zur Blitzbereitschaft braucht. Ist er dann bereit sagt er ein nettes "Piep" für blinde Fotografen; die sehenden erkennen die Bereitschaft an einem Leuchtsignal. Sie stellen ihn wohl meistens auf "auto", wo er mit seinem Computeräuglein misst: bei "M"-Stellung gibt er seine volle Leistung ab: Leitzahl 12 bei 100 ASA und der Größe einer Streichholzschachtel.
Sie können also Ihre Cosina CX-2 auch noch mit aufgestecktem Blitzgerät CX-11 in die Tasche stecken. Der Selbstauslöser piept übrigens nicht, sondern schnurrt mechanisch. Es gibt zu dieser Cosina CX-2 auch ein Winderleinchen, das ganz im Stil dieser kleinen Kamera gehalten ist, von 2 Batterien AA 1,5 Volt gespeist wird und ein Bild pro Sekunde schafft. Es lässt sich auf "On" und "Off' schalten, wird mittels Knebelschraube im Stativgewinde der Kamera befestigt, die dann immer noch in eine Tasche passt. (Das Ganze ist ca. 105 mm breit und 90 mm hoch!) Sie können aber auch Kamera, Blitz und Winder - falls Sie Amerikanerin sind - an einem Handschläufchen ans Handgelenk hängen, leicht wie ein Lächeln. Die komplette Dreieinigkeit wiegt mit Batterien rund 460 Gramm, die Kamera allein 230 Gramm. Es fragt sich, ob man zu einer so ausgesprochenen Taschenkamera unbedingt einen Winder braucht, der ohnedies nur 1 Bild pro Sekunde durchzieht. Vom Verstand her wird man nein sagen. Aber es wird Ihnen da sicherlich gehen, wie mir: das Habenwollen ist stärker als nüchterner Verstand. So mogelt man sich in der gleichen Richtung weiter: spielen da schon die knapp hundert Mark für den Winder noch eine Rolle? Man bekommt die Cosina CX-2 ja für ca. DM 260,-, das Blitzgerät für DM 65,-, und da sollte man auf das Winderlein verzichten?
Und dann kostet diese ganze Vergnüglichkeit, die tadellose Aufnahmen liefert, eben komplett doch über DM 400,-, und dafür bekommt man schon eine Spiegelreflex.
So kann man natürlich nicht rechnen, denn schließlich ist ein Grabstein auch erheblich billiger, als ein Brillant Top Wesselton von einem Karat. Was also bleibt als Fazit?
Sie werden sich die Cosina CX-2 vermutlich kaufen, als Kamera für "immer dabei", und auf Blitz und Winder verzichten. Am nächsten Morgen gehen Sie zu Ihrem Fotohändler und besorgen auch noch den Blitz dazu: "Schließlich will man sie ja auch bei schlechtem Wetter oder zu Hause benützen". Und dann merken Sie in den nächsten Tagen, dass irgendetwas nicht stimmt, dass Sie nicht ganz glücklich sind, bis Sie den Grund dafür entdecken: es fehlt noch der Winder. Und den kaufen Sie dann auch noch.
Werden Sie glücklich mit dieser kleinen, handlichen, vergnüglichen und obendrein bildtüchtigen Cosina CX-2!
Am befriedigsten dürfte es jedoch sein, wenn Sie diese Kamera komplett Ihrer Frau schenken, um sie sich gelegentlich auszuleihen.

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