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Artikel

2004

Erfahrungsbericht

Agfa Compact und Optima flash

Ungleiche Schwestern

Wie hätten Sie's denn gerne? Lieber mit Motor oder lieber mit Blitz? Agfa bietet für jeden eine neue Sucherkamera.

Mit zwei unterschiedlichen Kameras visiert Agfa den gleichen Interessentenkreis an, Leute, die wenn nötig auch mal mehr als nur knipsen wollen, ohne deswegen ein Wunderwerk an Spiegelreflextechnik mitzuschleppen. Dafür ist eine gut aus-gestattete Kleinbild-Sucherkamera gerade richtig. Und da nicht alle unter "gut" dasselbe verstehen, bietet Agfa mit der Optima flash und der Compact zwei Modelle mit unter-schiedlicher Ausstattung und natürlich entsprechend unterschiedlichen Preisen an. Knapp 300,- DM für die Compact und weniger als 200,- für die Optima flash weisen auf den Unterschied hin. Was erhält man nun für sein Geld?

In den grundsätzlichen technischen Daten sind beide Kameras gar nicht so weit voneinander entfernt. Die Optima flash ist mit dem 4-linsigen Solitar 1:2,8/40 mm ausgestattet, die Compact mit dem ebenfalls 4-linsigen Solinar 1:2,8/39 mm. Der einzige praktische Unterschied liegt im Filterdurchmesser. Während bei der Optima flash die gängigen 49-mm-Einschraubfilter verwendet werden können, sind für die Agfa Compact 32-mm-Aufsteckfilter erforderlich.

Bei beiden Modellen wird die Entfernung geschätzt und dann von Hand am Objektiv eingestellt. Der Unterschied von 10 cm bei der kürzesten Einstellentfernung zwischen 0,9 m bei der Optima und 1 m bei der Compact fällt praktisch nicht ins Gewicht. Bei beiden Objektiven findet sich sowohl eine Meter-Skala wie auch drei Symbole für unendlich, 3 m und 1,5 m. Diese Einstellungen sind bei der Optima mit Rasterstufen versehen. Dabei kann die 3-m-Einstellung als Schnappschußeinstellung angesehen werden, da bei normalem Tageslicht der Schärfentiefebereich ausreichend groß für ein von vorne bis hinten scharfes Bild ist.

Auch in der Art der  sind die beiden äußerlich sehr verschiedenen Schwestern identisch. Sie erfolgt mit einer sogenannten Programmautomatik. Ein elektronischer Blendenverschluß regelt die Belichtung. Das stufenlose Zeit-/Blendenprogramm umfaßt bei der Optima flash die Zeiten von 1/45 s bis 1/1000 s und bei der Compact die Zeiten von 1/45 s bis t/1250 s. Vor Unterbelichtung warnt bei beiden Kameras ein Rot-Signal im Sucher. Die möglichen Filmempfindlichkeitseinstellungen reichen bei der Optima von 15-28, bei der Compact von 15-27 DIN.

Beide Leuchtrahmensucher sind sehr hell und mit Parallexenmarkierungen für Aufnahmen bei kurzen Entfernungen versehen. Auffallend bei der Optima flash ist der große Abbildungsmaßstab des Suchers von 0,8: 1, während der Wert von 0,6: 1 bei der Compact im Rahmen des Üblichen liegt.

Auffallend ist noch eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Modelle, die sie auch noch mit den weiteren Agfa-Kameras teilen, nämlich der große rote Sensor-Auslöser. Das Auslösen geht damit weich und erschütterungsfrei. Darüber hinaus erlaubt ein separates Gewinde den Anschluß von Drahtauslösern.

Die Unterschiede zwischen Agfa Optima flash und Agfa Compact liegen bei den Extras. Bei der Optima flash ist dies ein Blitz, wie es auch schon in der Namensgebung zum Ausdruck kommt. Er ist in dem Aufbau über dem Objektiv versteckt. Der Aufbau ist hochklappbar. Zum Vorschein kommt ein kleines Elektronenblitzgerät der Leitzahl 12 (bei 21 DIN) mit festem Reflektor. Mit dem Aufklappen wird es automatisch ein-geschaltet. Die Blitzautomatik arbeitet über die Filmempfindlichkeitseinstellung und Blenden/Entfernungskupplung. Die Blitzbereitschaft wird an der Rückseite angezeigt. Durch das Aufklappen sind Objektiv und Blitzreflektor relativ weit auseinander, so daß die oft gefürchteten "Rotaugen" vermieden werden. Naturgemäß kann der Arbeitsbereich eines solchen Mini-Blitzes nicht besonders groß sein. Er liegt je nach Filmempfindlichkeit zwischen 3 m bei 15 DIN und 8 m bei 27 DIN.

Beim Aufklappen des Blitzgerätes kommt auf der Oberseite der Kamera noch ein Drehknopf mit einer "R"-Markierung zum Vorschein. Wird er gedrückt und dann gedreht, so wird der Film mit dem Schnelltransporthebel mit den gleichen Schwüngen zurückgespult, mit denen er auch vorwärtstransportiert wurde. Eine gute Alternative zur Dreherei an den oftmals viel zu kleinen Rückspulkurbeln. Auch das Filmeinlegen geht bei der Optima flash dank einer Einspulautomatik schnell und unkompliziert, wie man es manch anderer Kamera - auch Spiegelreflex - nur wünschen könnte. Einfach die Film-lasche in den Schlitz schieben, ein zwei Transporthebelschwünge und dann die Rückwand zuklappen - fertig. Leider ist die Optima flash durch den eingebauten Blitz nicht mehr allzu kompakt. Diese konstruktive Lösung führt doch zu einer beträchtlichen Vergrößerung der äußeren Dimensionen. Mit ihren Abmessungen von 118 x 86 x 59 mm paßt sie nur in größere Taschen.

Diesem Anspruch wird die Agfa-Compact sehr viel mehrgerecht. Hier hat es Agfa geschafft, in ein Gehäuse von 113 mm Breite, 64 mm Höhe und 34 mm Dicke einen Motor zu integrieren. Dieser erfüllt mehrere

Funktionen. Im Ruhezustand ist das Objektiv der Compact versenkt. Bewegt man den Schieber der Sucherabdeckung nach unten, so wird das Objektiv motorisch ausgefahren. Auch der Filmtransport erfolgt motorisch. Die Lasche am Filmanfang wird in den breiten Schlitz der Aufwickelspule geschoben, was nicht ganz so einfach geht wie bei der Optima. Klappt man jetzt die Rückwand zu, so wird der Film bis Bild 1 transportiert, die Kamera ist aufnahmebereit. Wird jetzt ausgelöst, transportiert der Motor den Film um ein Bild weiter, wenn man den Finger sofort wieder vom Auslöser nimmt. Andernfalls erfolgt eine Serienbelichtung mit etwa 1 Bild pro Sekunde. Durch ihren motorischen Filmtransport eignet sich die Compact auch besonders für Schnappschüsse. Ist der Film voll, bewegt man einen Schieber oben auf der Kamera zur Seite und dreht den dann freiwerdenden Knopf um ca. 90 Grad. Sofort wird der Film motorisch zurückgespult. Das geht zwar nicht besonders schnell - auch hier etwa 1 Bild pro Sekunde - ist aber sehr praktisch. Der Film wird dabei nur soweit zurückgespult, daß die Lasche noch herausschaut. Leute, die den Film selbst entwickeln, werden das zu schätzen wissen. Einziger Wermutstropfen an der Agfa Compact, die ansonsten sehr gut zu gefallen wußte, war die Rückwandentriegelung. Der griffige Schieber, der etwas erhaben ist und genau da liegt, wo man beim Halten der Kamera mit dem Daumen hingreift, bringt die Gefahr des versehentlichen Öffnens der Rückwand mit sich, zumal er nur um 2 Millimeter verschoben werden muß, bis die Rückwand aufspringt.

Auch wer mit der Compact fotografiert, braucht auf den Blitz nicht zu verzichten. Mit der Kamera geliefert wird eine seitlich anschraubbare Blitzschiene zur Verwendung von Computerblitzen mit Arbeitsblende 4. Es gibt aber auch von Agfa speziell zur Compact ein kleines Blitzgerät im gleichen Design wie die Kamera. Es wird einfach seitlich angeschnappt und ist mit Leitzahl 12 in der Leistung identisch mit dem der Agfa Optima flash.

Wer von seinen Finanzen her nicht wegen der guten 100 Mark Preisdifferenz in Schwierigkeiten kommt, wird wohl zu der kleineren und insgesamt gefälliger wirkenden Agfa Compact greifen. Wer aber mit einem schmaleren Budget auskommen will oder muß, findet in der Optima flash eine sinnvoll ausgestattete Kamera in einer vielgefragten Preisklasse.

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