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2004

Die richtige Kamera fürs Auto

Auf den Blitz kommts a n .

18 Kameras in der Preisklasse bis 70 Mark wurden getestet. Probleme gab es lediglich ei Nacht, wie der Unterschied zwischen der besten und der schlechtesten Aufnahme beweist. 

Wer eine kompakte Kamera fürs Handschuhfach sucht, der hat's nicht leicht. Geradezu unüberschaubar stellt sich das Angebot von Pocket-, Disc- und Kleinbildkameras dar, die mit kompakten Abmessungen glänzen und somit eine wichtige Voraussetzung für den ständigen Verbleib im Auto erfüllen.
Je nach persönlichem Gusto und Geldbeutel kommen die verschiedensten Modelle in Frage, von der zwanzig Mark-Pocket bis zur eleganten Minox LX für rund 600 DM. Daimler Benz beispielsweise nahm ein Exemplar für runde zwanzig Mark (Hongkong-Fabrikat "Halina") in seinen ansonsten eher mit Elitärem gefüllten Zubehörkatalog. Doch zwischen den beiden Extremen tummelt sich ein "Schwarm" von mehr oder weniger tauglichen Kameras, die COLOR FOTO durch Kriterien abgrenzte, um so das "Idealbild" einer vorbildlichen Autokamera zu entwerfen. Praktische Gesichtspunkte spielten dabei eine Rolle, sowie die Tatsache, daß die Autoversicherungen im Falle eines Diebstahls im Rahmen der Teilkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung maximal 70 Mark für die entwendete Kamera ersetzen. Mehr als 70 Mark durften also die Pocket-, Instamatic- und Kleinbildkameras, die COLOR FOTO auflistete und prüfte, nicht kosten. Es sei denn, man schließt eine zusätzliche Autogepäckversicherung für 30 DM im Jahr pro 1000 DM Versicherungssumme ab.
Die Idealkamera als ständiger Beifahrer muß, auf einen Nenner gebracht, folgende Ansprüche erfüllen: Sie muß kompakt, robust und einfach in der Bedienung sein, möglichst wenig kosten und dabei eine gute Bildqualität bieten, außerdem sollte sie ohne Batterien auskommen. Denn die Energiespender, insbesondere die der Alkali-Mangan-Sorte halten nur sehr begrenzt, überdies nehmen sie extreme Temperaturen übel. Wenn's dann wirklich kracht und die Batterien sind defekt oder gar ausgelaufen, so nützt sie Ihnen auch bei Tag nichts mehr. Kleinbild, Instamatic und Pocket repräsentieren die Vielfalt der Formate in der unteren Kamerapreis-klasse. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Pockets brachten in der Summe ihrer Eigenschaften die besten Ergebnisse: Sie sind klein, handlich, in der Mehrzahl ohne eingebauten Elektronenblitz, der ohnehin keine Vorteile bietet, und leicht zu handhaben. Auch die 20-Mark-Kamera des Hauses Daimler Benz machte zufriedenstellende Aufnahmen, die zwar nicht gerade vor Schärfe strotzten, aber vor Gericht ihren Zweck erfüllen. Feinkörnigere Aufnahmen als die Pockets liefern die Instamatics, durch Fixfokus-Objektive (Ausnahme Balda CLS, die durch hervorragende Schärfeleistung brillierte) einfach zu bedienen und nur durch den 100-ASA- (21 DIN) Film gehandicapt. Die Konkurrenz in Form von Pocket und Kleinbild trat mit 400-ASA- (27 DIN) Material an. Eine höhere Filmempfindlichkeit gönnen die Filmhersteller den seit Jahren im Kauf stagnierenden Instamatics nicht. Grundsätzlich sei die Verwendung von Color-Negativ-Film empfohlen, damit im Beweisfall auch einmal die kompromittierenden "roten Lackspuren" des gegnerischen Fahrers nachweisbar sind.
Die begrenzte Haltbarkeit von Farbfilm veranlaßt sicher viele Leser an dieser Stelle zum Einspruch, denn schließlich kann so eine Autokamera oft jahrelang, mehr oder weniger vergessen - extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt, im Handschuhfach liegen, bevor sie zum Einsatz kommt. Wäre da der wesentlich länger lagerfähige Schwarzweiß-Film nicht die bessere Alternative? Mitnichten. Natürlich treten während der Lagerzeit Farbverschiebungen auf, die aus einem schwarzen Autoreifen einen dunkelgrünen machen, doch dies stellt die Beweiskraft des Fotos nicht in Frage.
Bei Pocket- und Kleinbildkameras sollte man zum 400-ASA-Film (27 DIN) greifen. Er besitzt noch Reserven bei stark bewölkter oder nebliger Witterung und verlängert die Blitzreichweite bei Nachtaufnahmen um knapp zwei Meter. Für die Wahl einer Pocket- oder Instamatic-Kamera spricht noch die leichtere Handhabung des Kassettenfilms. Umständliches Einfädeln und Rückspulen entfällt und damit eine für Ungeübte häufige Fehlerquelle. Wie peinlich, wenn der Film mit den wichtigsten Beweisfotos nicht transportiert wurde oder beim Zurückspulen reißt, nur weil man in der Aufregung vergißt, den Rückspulknopf zu drücken.
Die Kleinbildkameras - mit den drei Vertretern Beroquick, Hanimex und Werlisa - bieten aufgrund des größeren Negativformats eine brillantere Bildwiedergabe als die Pockets. Dieser Vorteil muß aber durch eine kompliziertere Bedienung vor allem bei Blitzaufnahmen erkauft werden. Abgesehen von der Hanimex se, die ein kleines eingebautes Blitzgerät besitzt, müssen Beroquick und Werlisa entweder mit einem heutzutage wegen geringer Nachfrage sündhaft teuren Blitzwürfeladapter (Preis: rund 25 DM mit Batterie) oder einem zum gleichen Preis erhältlichen kleinen Elektronenblitzgerät (z. B. Sunpak SP 140 oder Osram Miniflash)ausgerüstet sein. Letztere sind unbedingt vorzuziehen, weil in der Praxis weniger störanfällig als der Blitzwürfeladapter, der in unserem Test nicht immer zuverlässig arbeitete - beide müssen aber von Batterien gespeist werden. Die Beroquick stellt von allen Kameras die höchsten Ansprüche an die Fotografierkunst des Benutzers. Nicht nur eine diffizil zu bedienende Entfernungseinstellung steht nervösen Gemütern im Wege, es gilt auch noch die exakte Belichtung anhand vielfältiger Symbolik einzustellen. Der Mühe Lohn waren die schärfsten Aufnahmen im Test. Die Kamera lädt eher zu beschaulich-touristischen Aufnahmen am Straßenrand ein, als Auto-Kamera für den Ernstfall eignet sie sich weniger. Noch ein paar Bemerkungen zu den Sets: Sie präsentieren sich gut bis sehr gut ausgestattet, die Auswahl der beiliegenden Kamera folgt strikt den Kriterien von COLOR FOTO. Mit Ausnahme des Porst-Sets, das eine Instamatic-Kamera enthält, die bei Blitzaufnahmen geringfügig schlechter abschnitt. Zu einem guten Autoset gehören Notizblock mit Schreibstift, Fettkreide zum Markieren des Standorts, der Vordruck eines Unfallberichts für wichtige Detailinformationen, die sonst vergessen würden, ein Maßband, möglichst eines von zwei Meter Länge, Blitzwürfel oder Topflash in aus-reichender Menge, ein Film mit zwölf Aufnahmen, der seinen Platz stets in der Kamera haben muß. Das Tönshoff-Set mit der Kodak Ektra 200 besitzt ein Etui, das sich an jeder beliebigen Stelle im Auto ankleben läßt - eine recht nützliche Idee. Die anderen Sets und Kameras können vor dem Glutofen Handschuhfach bewahrt werden, in dem man sie mit Klebeband unter dem Sitz befestigt.

Fazit

So kristallisiert sich zu guter letzt ein "Spitzenquartett" der geeignetsten Auto-Kameras heraus, das COLOR FOTO für besonders geeignet hält, im Falle eines Unfalls den stummen Zeugen zu mimen: Agfa Mini-Autoset, Tönshoff/Kodak Ektra 200, Regula 118 autoset und Revue Autoset. Bleibt nur noch der Wunsch, daß die Kamera an Bord so selbstverständlich wird wie das Reserverad oder der Verbandskasten

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