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2004
BERATUNG MARKTÜBERSICHT ALLWETTERKAMERAS
Acht, die Wind und Wetter trotzen
Moderne Freizeit-Sportarten wie Segeln, Surfen, Radfahren, Tauchen und Bergsteigen haben die Anforderungen an Robustheit und Widerstandsfähigkeit von Kameras spürbar erhöht. Die klassische Spiegelreflex erweist sich bei härterem Einsatz als zu empfindlich gegen Nässe, Staub, Sand und Stoß. Eine Zweitkamera, die allerhand einstecken kann, muß also her, damit Bilder vom Abenteuer Diamagazin und Fotoalbum krönen. Acht Allwetterkameras werben um die Gunst der Freizeitsportler.
Schon früh kamen die Taucher darauf, eine Kamera speziell für ihren Einsatzzweck zu konstruieren, damit sie die geheimnisvolle Unterwasserwelt in faszinierenden Bildern festhalten können. Hans Hass baute zusammen mit den Rollei-Konstrukteuren das Rolleimarin Unterwassergehäuse für die Rolleiflex 3,5 F und machte sich einen berühmten Namen mit seinen Fotos von Meeresgrund und Korallenriffen.
Jacques Cousteau, der französische Meeresforscher mit populärwissenschaftlichen Ambitionen, ging sogar den entscheidenden Schritt weiter.
Anfang der sechziger Jahre entwarf der hagere Taucher und Meeresfilmer eine spezielle Unterwasserkamera für das Kleinbildformat, die ohne ein schweres, schützendes Unterwassergehäuse quasi allein dichthielt. Er nannte sie Calypso nach seinem Forschungsschiff. Nippon Kogaku KK in Japan realisierte die Cousteau-Kamera, die Calypso-Nikkor war geboren. Später hieß die Kamera dann Nikonos. Der jüngste Sproß der maritimen Kamerafamilie ist auch in diesem Vergleich zu finden. Es ist die Nikonos V.
Nur für Profis - Nikonos V
Sie setzt auch heute noch Maßstäbe. Als einzige spezielle Unterwasserkamera kann sie
mit fünf Wechselobjektiven von 15-80 mm Brennweite aufwarten, davon sind vier unter-wassertauglich.
Sucherzubehör, Nahaufnahmevorsätze und ein leistungsfähiges Unterwasserblitzgerät, das Nikon SB 102, welches bestens mit der TTL-Blitzsteuerung der Nikonos V harmoniert, stehen dem ambitionierten Taucher zur Verfügung.
Von den acht wetterfesten Kameras dieser Übersicht kann die Nikonos den Sporttaucher am meisten überzeugen. Das bis zu einer Wassertiefe von 50 Metern druckfeste Gehäuse aus einer Aluminium-Kupfer-Legierung, die hochwertigen Nikkor-Objektive und das hervorragende Finish im Detail machen den Zeitautomaten zur ersten Wahl. Leider trifft ein Superlativ der Nikonos V auch auf den Preis zu. Mit rund 1200 Mark in der Grundausstattung ist die wahlweise in leuchtend orange oder moosgrün erhältliche Kamera die bei weitem teuerste der Vergleichsgruppe. Das Auslösegeräusch wird ob seiner dumpfen Lautlosigkeit selbst Leica-Fans verblüffen, weil das massive Gehäuse wie ein Schallschlucker wirkt, und bei Automatikbetrieb zeigt die Schlitzverschluß-Kamera die Verschlußzeit im großen, über-sichtlichen Sucher an, der auch mit Taucherbrille davor noch überblickt werden kann.
Unterwasser - eine andere Fotowelt
Die Fotowelt unter Wasser ist eine gänzlich andere als die gewohnte an Land. Der mit dem Faktor 1,33 höhere Brechungsindex - zum Vergleich Luft hat den Faktor 1 - läßt die Motive aus der gleichen Entfernung größer und näher erscheinen. Die bei den Wetterfesten häufig verwendeten leichten Weitwinkelobjektive mit 35 mm Brennweiten werden unter Wasser deshalb aufgrund des Bildwinkels zu Standardobjektiven.
Erscheinen im sonnendurchfluteten Bereich bis zwei Meter unter der Wasseroberfläche die Farben von Korallen, Fischen und Felsen noch frisch und natürlich, macht sich bei zunehmender Tiefe ein Blaustich bemerkbar, der alles überzieht und einhergeht mit großem Lichtverlust. Blitzen tut in größeren Tiefen also Not und dazu reichen bei der dort vorherrschenden Dunkelheit die ein-gebauten Miniflashs aller Konkurrenzmodelle der Nikonos nicht aus. Lediglich die Hanimex Amphibian, der zweite Tauchprofi unter den acht Kandidaten, hält es bis 45 m Tiefe aus, das eingebaute Blitzgerät hat hier allerdings nur noch dekorativen Charakter, der kräftige Zubehörblitz meistert allerdings auch da unten noch die richtige Ausleuchtung von Rotfeuerfisch und Zacken-barsch in bis zu zwei Metern Entfernung. Weitwinkelvorsatz und Nahlinse ermöglichen bei der Amphibian auch bildgestalterische Ansprüche.
Ernsthafte Unterwasserfotografie nur mit Nikonos und Hanimex
Dennoch gibt sich die Amphibian vom Charakter her ganz anders als die souveräne Nikonos. Die Form, der motorische Filmtransport und der eingebaute Miniblitz erinnern an eine gewöhnliche Kompaktkamera, die man in ein dickbauchiges Kunststoffgehäuse eingebettet hat. Dank großzügig dimensionierter und günstig plazierter Bedienungsknöpfe für Auslöser, Blende - die Amphibian ist ein Zwitter zwischen Zeit- und Programmautomat - und Entfernung läßt sich die Amphibian auch mit Taucherhandschuhen leicht und sicher bedienen. Schade, daß nur drei Filmempfindlichkeiten zur Verfügung stehen: 100, 200 und 400 ASA. Ein Sportsucher macht das Anvisieren des Motivs auch mit Taucherbrille leicht.
Neben den zwei Profis tummeln sich noch fünf Amateure unter der Wasseroberfläche, von denen am ehesten die Canon AS-6 noch professionelle Züge aufweist. Nicht nur ihr markiges Äußeres mit der Signalfarbe Ocker macht sie unter Wasser auffällig, auch ihre Schwimmfähigkeit läßt sie im feuchten Element nicht verlorengehen.
Daß sich die Canon AS-6 im Wasser so wohlfühlt wie der Fisch, dafür ist ihre Tauchfähigkeit von bis zu zehn Metern ebenso ein Beweis wie das umfangreiche, auf Fotografiersituationen im Wasser zugeschnittene Zubehör, das der Fotograf gleich komplett mit der Kamera im Set erwirbt. Technisch gibt sich die Unterwasser Snappy betont simpel. Ein Fixfokus-Objektiv macht Entfernungseinstellen über-flüssig, die DX-Abtastung kann nur zwischen 100er und 400er Filmen entscheiden. Dies macht die Aqua Snappy nicht unbedingt zu einem Favoriten für anspruchsvolle Fotografen, die auch bei ihrer Zweitkamera das Besondere suchen.
Jener wählerischen Klientel sei die Nikon L 35 AW AF wärmstens empfohlen. Die stilistisch besonders in marineblau ungemein attraktive und mit zahlreichen Komfortmerkmalen wie abschaltbarer Autofokus für Unterwasseraufnahmen, lichtstarkes Objektiv, umfassende Sucherinformation und leiser Betrieb gesegnete Nikon kann als echte Allwetterkamera rundweg überzeugen. Sie läßt sich schon ab 70 cm fokussieren und bis auf drei Meter Tiefe zum Schnorcheln mitnehmen. Dabei ist die Nikon noch nicht einmal besonders klobig. Auf einen brauchbaren Kompromiß zwischen Tauchfähigkeit und Allround-Tauglichkeit als anspruchsvolle Zweitkamera laufen auch die Fuji HD-M und die Vivitar Trek 50 hinaus. Wobei den Vorgängermodellen der Fuji die Palme gebührt, den Allwetter-Trend bereits in den späten siebziger Jahren kreiert zu haben. Dies muß allerdings kein Nachteil sein, der Kamera merkt man die Reife im Detail deutlich an. Zu überzeugen vermag bei der Fuji neben der kompakten Größe die griffige Entfernungseinstellung. Taucherbrillenträgers kommt der Sucher mit seiner "High-Eyepoint"-Charakteristik entgegen. Keine Schärfenprobleme sind bei dem 5,6/35 mm-Objektiv der Vivitar zu befürchten, das einerseits für einen großen Schärfentiefenbereich sorgt, andererseits kann die Trek 50 aber auch einen hoch-empfindlichen Film gut vertragen. Grundsätzlich sei den Benutzern wetterfester Kameras zu den hochempfindlichen Farbnegativfilmen geraten,
um gute Resultate bei schlechtem Wetter oder im kühlen Naß zu erzielen. Mit Diafilm gab es bei den Probeaufnahmen Probleme, weil alle Kandidaten bis auf die Nikonos V zur Überbelichtung neigten. Am wenigsten noch die Nikon L35AWAF und die Fuji HD-M. Die Vivitar Trek fängt per Umschalttaste Nahaufnahmen bis 90 cm Entfernung ein, bei der Fuji HD-M, die nur bis zwei Meter wasserdicht ist, muß der Fotograf auf eine DX-Abtastung verzichten, die auch sonst sehr sympathische Vivitar Trek 50 tut dies dafür sehr differenziert., nämlich von 100 bis 1600 ASA.
Zwei Außenseiter runden das variantenreiche Bild der Wetterfesten ab. Die Chinon mit dem lautmalerischen Namen Splash macht zwar an Land dank Autofokus und einem gelungenen Design auch bei Regen eine gute Figur, fürs Tauchen ist sie jedoch nicht geeignet, allenfalls fürs Schnorcheln dicht unter der Wasseroberfläche.
Trotz des bemerkenswerten Schnappverschlusses der mit satten Klack die Rückwand einrasten läßt und eine hohe Dichtigkeit verspricht. An Land belegt die Chinon in der Summe der Eigenschaften hinter Nikon und Fuji den dritten Platz - unter Wasser fällt sie leider aus der Wertung, schon weil sich ihr Autofokus nicht abschalten läßt.
Gerade unter Wasser bis zu fünf Metern Tauchtiefe fühlt sich die Minolta Weathermatic A wohl. Im Gegensatz zur Konkurrenz, die vereint mit Kleinbild operiert, stammt die Weathermatic A noch aus einer Epoche, in der das Pocketformat noch eine große Rolle spielte. Die Minolta kann neben ihrer ausgeprägten Wasserdichtheit als bemerkenswerten Trumpf ihr exzellentes Sucherbild ausspielen. Auch die griffigen Bedienungselemente und die professionelle Ausstattung charakterisieren die Weathermatic A als ernsthafte Taucherkamera trotz des kleinen Bildformats von 13x17 mm. Vom Preis her ist sie die günstigste, und wer die Allwetterkamera unter dem Aspekt der Drittkamera sieht, kann durchaus glücklich mit dem zitronengelben Apparat werden, zumal auch die Pocketfilme von der neuen High Resolution-Emulsionstechnik profitieren.
Fazit
Selten war eine Vergleichsgruppe in sich so verschieden, wie es diese acht wetterfesten Kandidaten der Marktübersicht sind. Deshalb muß bei der Endwertung auf zwei Zielgruppen Rücksicht genommen werden. Für Sporttaucher stellt sich die Reihenfolge der Favoriten so dar
1. Nikonos V,
2. Hanimex Amphibian,
3. Canon AS-6,
4. VivitarTrek 50,
5. Minolta Weathermatic A,
6. Nikon L35AWAF,
7. Fuji HD-M,
8. Chinon Splash.
Für Freizeitsportler, die eine robuste Allroundkamera suchen, sieht die Reihenfolge der besten anders aus und zwar so
1. Nikon L35AWAF,
2. Fuji HD-M,
3. Chinon Splash gleichauf mit Vivitar Trek 50,
5. Minolta Weathermatic A,
6. Canon AS-6,
7. Hanimex Amphibian,
8. Nikonos V
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