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Alexander Borell Kommentar

Leica R4

Der Leisetreter

Schon längere Zeit wurde über eine neue Leica Spiegelreflex spekuliert. Rechtzeitig zur photokina wurde die Katze aus dem Sack gelassen. Was heraus kam, kann sich sehen lassen, ein reinrassiger Mehrfachautomat, auf den die Leica-R-Objektive unverändert passen. Und ein Winder, den man kaum noch hört.

Schon längere Zeit wurde über eine neue Leica Spiegelreflex spekuliert. Rechtzeitig zur photokina wurde die Katze aus dem Sack gelassen. Was heraus kam, kann sich sehen lassen, ein reinrassiger Mehrfachautomat, auf den die Leica-R-Objektive unverändert passen. Und ein Winder, den man kaum noch hört.
Noch am Sonntag, dem 29. Juni '80, beim Abendessen in Wetzlar, hielten die Leitz Herrn über die R 4 so dicht wie die besten Japaner. Am Montag morgen wurde sie dann vorgestellt den deutschen und ein paar ausländischen Fachjournalisten, nach dem die amerikanische Fachpresse schon alles lange Zeit vorher zu sehen bekommen hatte: Rückkehr zur alten Leica-Tradition? Oder halten die Schweizer, die ja nun bei Leitz etabliert sind, mehr vom US-Markt?
Es ist unmöglich, über eine Kamera Aussagen zu machen, die man nur 12 Sekunden lang in der Hand halten, mit ihr aber keinen Film durchfotografieren durfte. Von einigen Tatsachen konnte ich mich aber trotzdem überzeugen:
1.) Die R 4 ist kleiner geworden, ist mit keiner anderen Kamera mehr zu verwechseln, zeigt nicht einmal mehr Ähnlichkeiten.
2.) Sie faßt sich sympathisch an und liegt überaus gut in der Hand. 
3.) Das Sucherbild ist das sauberste und klarste, das ich je gesehen habe, fast noch besser als bei der Leicaflex SL2, und dort war es das beste der Welt.
4.) Sie ist eine hervorragend "aufgeräumte" Kamera, einfach in allen Funktionen.
5.) Sie ist so leise, wie man das von Leitz kennt.
6.) Sie hat den leisesten Winder der Welt, man hört ihn praktisch überhaupt nicht.
7.) Es passen alle Objektive, die bisher zur Leica R 3 gepaßt haben, ohne jede Änderung. 
8.) Sie ist logisch und praxisgerecht in ihren Funktionen: für schnelle Schüsse Blenden- oder(!) Programmautomatik mit integraler Belichtungsmessung; 
Für gezieltes Fotografieren ist die Zeitautomatik mit wahlweise selektiver oder integraler Messung gekuppelt; bei manueller Arbeit wird selektiv gemessen. Jede Selektivmessung läßt sich speichern, jedes Programm ist deutlich im Sucher zu erkennen. Während der Winder (Leitz spricht stets von einem "Motor-Winder", - als ob es einen ohne Motor gäbe!) zwei Bilder pro Sekunde schafft, gibt es auch einen Motor, der das Doppelte leistet.
Eines ist mir schmerzlich aufgefallen: Der Meßumfang reicht nur von EV 3-18, die längste Verschlußzeit ist 1 Sekunde. Das ist, nach dem heutigen Weltangebot, weniger als Mittelmaß, vertretbar höchstens bei einer "Economy"-Kamera. Es gab ja schon einmal eine Leica, bei der die langsamen Zeiten an einem Extraknopf eingestellt werden mußten. Bleiben Zeiten über 1 Sek. womöglich einer R 5 vorbehalten? Mehr festzustellen war mit bisher nicht möglich, und wer mehr berichtet schreibt Werkstext ab. Es kommt nun darauf an, wie man über die R 4 denkt, wenn man einige Dutzend Filme unter verschiedenen Bedingungen (was machen die zwei winzigen Knopfzellen mit je 1,5 Volt, wenn's mal richtig kalt ist?) mit ihr absolviert hat. Ich werde sobald es möglich ist, in einem ausführlichen Kommentar darüber berichten.

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