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Artikel
2004
SERVICE Kaufberatung
Kleinste Kompaktkameras
Partnerberatung
Gerade ihre geringen Abmessungen machen die besondere Attraktivität der "Kompakten" aus, sie begrenzen aber auch Ausstattung und fotografische Möglichkeiten dieser Kameras. So treten die "feinen Kleinen" bei den anspruchsvollen Hobbyfotografen meistens nicht solo, sondern als Ergänzung zur SLR-Ausrüstung auf.
Nur der Hersteller, der das kleine Packmaß schon seit Jahrzehnten souverän beherrscht, wirbt mit dem Slogan der "Immer-dabei-Kamera". Mit einer Durchschnittsgröße, die selbst für die meisten Hemdentaschen nicht zuviel ist, gilt dieser Titel aber wohl für jede der kleinsten Kleinbildsucherkameras. Allen hier ausgewählten Kameras gemein ist die feste Brennweite um 35 Millimeter. Zoomkameras - obgleich in den letzten Jahren ebenfalls immer kleiner geworden - erreichen die geforderten geringen Abmessungen von maximal 119 Millimetern Länge noch nicht. Unser Feld teilt sich in AF- und MF-Kameras. Bereits von weitem zeichnen sich die Manuellen durch ein eigenes "Gesicht" aus: die Minox 35 GSE und die Rollei 35 classic. Die AF-Kompakten weisen mehr Gemeinsamkeiten auf. Dennoch ergeben sich in Handhabung, Design und Spezialisierung recht unterschiedliche Eindrücke.
Ungleiches Paar
Der Kontrast ist kaum größer vorstellbar. Die vollmechanische R6.2 und die Leica Mini geben ein prächtiges Beispiel dafür, wie sich Gegensätze anziehen und unterschiedliche Tugenden gegenseitig ergänzen. Bis auf die TTL-Messung von Umgebungs- und Blitzlicht bietet die R6.2 fast nichts Elektronisches, die Mini außer der Auslösung und dem Filmeinlegen nicht viel Mechanisches. Wie bei allen hier versammelten AF-Kompakten fährt nach dem Einschalten das Objektiv ein kleines Stück aus dem Gehäuse heraus, um den richtigen Abstand zur Filmebene herzustellen. Empfindlichkeitseinstellung und Filmtransport sind vollautomatisiert, die Programmautomatik und das automatisch aktivierte Blitzlicht ermöglichen, was die R6.2 nur dem eingefleischten Fotografen bietet: den "unbeschwerten" Schnappschuß.
Dabei weicht die Mini trotz geringer Größe und Elektronifizierung nicht vollends von der traditionellen Leica-Linie ab. Das Design ist einfach und klar. Die Tasten der Mini haben allesamt einen deutlichen Druckpunkt und lassen sich, verglichen mit den übrigen hier vorgestellten Kameras, am bequemsten bedienen.
Mit dem Schlüssel für brillante Bildergebnisse, dem Objektiv, reiht sich die Mini in den Reigen der hochwertigen Leica-Optiken ein. Sie ist mit dem speziell gerechneten Leica Elmar 1:3,5/ 35 mm bestückt, das zusätzlich mit einem hartvergüteten UVA-Schutzfilter versehenen ist. Damit zählt die Mini mit der Rollei Xenar und der Rollei 35 classic, der Contax T2 und der Yashica T4 zu den Trägern erlesener Objektive in dieser Kameraklasse.
Neben den an allen hier versammelten AF-Kameras üblichen Funktionen wie Selbstauslöser (unterbrechbar), vorzeitiger Filmrücktransport, Belichtungswert- und Schärfespeicher, Aufhellblitz und Blitz-Aus, läßt sich der Autofokus in der Unendlich-Einstellung arretieren. Dadurch werden auch Landschaftsaufnahmen durch Bus- oder Flugzeugfenster und Fotos von Schaufensterauslagen möglich. Der Infrarot-Autofokus würde sonst die Scheibe selbst scharfstellen.
Als preisgünstige Alternative zu den anderen kleinen und recht teuren Edelobjektivträgern hat Yashica die T4 auf den Markt gebracht. Die dort verwendete Objektivkonstruktion, das vierlinsige Tessar von Carl Zeiss, hat eine längere Tradition als beispielsweise das Elmar der Leica Mini. Damit kann sie für die SLR-Besitzer, die einfach einmal alles automatisch haben wollen, aber dennoch auf den Schärfenimbus eines großartigen Objektivs nicht verzichten möchten, durchaus als gelungene Alternative gelten.
Als einzige Kamera unter den kleinsten Kompakten besitzt die Yashica T4 einen Multistrahl-Autofokus, der auch außerhalb der Bildmitte befindliche Objekte sicher erfaßt. Zusätzlich zu den üblichen Blitzfunktionen bietet sie den Vorblitz und, wie die Leica, eine Unendlich-Taste.
Bereits seit Jahren hat sich das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Kauf einer SLR-Kamera umgekehrt. Früher zahlte man viel Geld für Kameras, die die eine oder andere Automatik mehr boten. Heute sind die meisten teuren Kameras solche, die zwar diese Automatiken bieten, die dann aber auch Möglichkeit zur Verfügung stellen, diese Automatiken abschalten zu können. Doch wer schaltet sie tatsächlich ab?
Ruhender Pol
Eine gute Möglichkeit für "pro-grammgeschädigte" Fotografen, hin und wieder ein echtes Manual-Feeling zu genießen, sind die 35er Kameras von Minox, wie zum Beispiel die 35 GSE. Ganz ohne eingebaute Motoren bildet sie den Kontrapunkt zum automatisierten Geschehen der modernen Spiegelreflexkameras.
Die erste wichtige Eigenschaft: Bei geschlossenem Frontdeckel ist der Sucher schwarz. "Fotografieren", ohne die Kamera vorher eingeschaltet zu haben, ist damit so gut wie ausgeschlossen. Nur die .t-1 von Olympus bietet außerdem diesen Vorzug.
Wenn die Frontklappe heruntergestellt ist, bietet die GSE mit ihrer Zeitautomatik die Kontrolle über die Bildgestaltung - eine Eigenschaft, die im Vergleich mit den AF-Kameras dieser Größe tatsächlich ungewöhnlich ist. Die einzelnen Schritte bis zum ersten Bild wollen sorgfältig vollzogen sein: Filmlasche mit Geduld einfädeln, Empfindlichkeit einstellen, Entfernung abschätzen, Blende vorwählen und anhand des Zeigers im Sucher die resultierende Verschlußzeit kontrollieren. Für den Eiligen oder denjenigen, der seinem Augenmaß nicht traut, stellt die GSE eine Grün-Einstellung zur Verfügung. Bei Blende 8 ist von gut zwei Meter bis fast unendlich mit dem vierlinsigen Color Minotar alles scharf. Außerdem gibt es einen Selbstauslöser, einen Batterietest und die Lichtwert-Korrektur von plus einer Blende für Gegenlichtaufnahmen. Schade, daß der Belichtungswertspeicher fehlt. Aber auch für Bulb-Belichtungszeiten oder Langzeitblitzsynchronisation sind eben die vollautomatisierten Spiegeleflex-Partner da, die im übrigen viel mehr Strom brauchen. Die GSE kommt mit zwei 3-Volt-Knopfzellen aus.
Für alle, die auch bei der Kornpaktkamera die Robustheit nicht missen möchten, gibt es seit der photokina 1992 die Minox MDC. Mit einem Leichtmetallgehäuse verschalt und einer widerstandsfähigen Oberfläche versehen, stellt die Kamera eine neue Version aus der 35er Reihe dar. Außerdem bietet die MDC mit einer Programmautomatik und einem rastenden Blendenring etwas mehr Komfort als die GSE und das Minoxar eine verbesserte Abbildungsleistung.
Modischer Schick
Zur eindeutig "schicksten" Kamera dieser Auswahl wurde von der Redaktion die p.-1 von Olympus ernannt. Aussehen und Funktionalität stehen bei der t-1 nicht im Widerspruch. Sie ist unter den Kleinsten auch die Handlichste. Wird die Verschlußkappe zurückgeschoben, bietet die Kamera sehr guten Halt für die rechte Hand, und auch für die zweite Hand ist genügend Platz. Die Kamera kann eine so große Grifffläche bieten, weil Objektiv, AF-Beleuchtung, Sucherfenster und Blitz in der Mitte oberhalb des Objektivs angeordnet sind. Mit den mittlerweile üblichen Blitzmöglichkeiten - Zuschaltautomatik, Aufhellen, Ausschalten und einem "Vorblitz-Gewitter" - ermöglicht die t-1 das schnelle und sichere Foto und scheint dabei mit ihrem auffallenden Erscheinungsbild ein idealer Partner für das ebenso aus-gefallene Äußere der IS-2000- oder IS-3000-Modelle aus gleichem Haus zu sein.
Bestechend schlicht
Wer die kleine Ergänzung zur SLR sucht und dennoch nicht auf Einflußmöglichkeiten verzichten will, für den bietet die Konica Big Mini unter anderem die Möglichkeit zur Belichtungskompensation von plus/minus 1,5 Blenden. Die Big Mini gehört als BM-302 zur dritten Generation der Superkleinen von Konica. Angefangen hatte es mit der A4. Vor etwa zwei Jahren kam die erste Konica Big Mini auf den Markt.
Die Big Mini besticht durch das wohl schlichteste Gehäuse unter den Kandidaten. Alle Seiten sind kompromißlos gerade geschnitten, nur für den rechten Daumen gibt es eine leichte Erhebung. Auf den ersten Blick gibt es lediglich die An/Aus-Taste und den Auslöser, was für bedingungslose Unkompliziertheit spricht. Auf der Rückseite befinden sich jedoch die weiteren Wahltasten. Neben den üblichen Blitzfunktionen und dem Auslöser befinden sich hier die Unendlich-Taste und die Korrekturtaste für plus oder minus 1,5 Blendenstufen stärkere oder schwächere Belichtung. Die Wahltasten sind allerdings sehr klein geraten. Wer jedoch nicht versucht, mit dem Fingernagel zu drücken, sondern wie gewöhnlich die ganze Fingerkuppe benutzt, der kommt auch mit der Big Mini zum Wahlerfolg.
Wer dem kleinen Begleiter noch mehr Einstellungen entlocken will, der kann bei der Rollei Xenar einiges finden. Sie bietet zwar kaum besser zu bedienende Knöpfe als die Big Mini, dafür besticht sie von vornherein durch das renommierte Schneider-Kreuznach-Objektiv. Das vierlinsige Objektiv wurde von Schneider neu gerechnet und mit einer Mehrschichtvergütung versehen, die auch bei schlechten Lichtverhältnissen für brillante Bildergebnisse sorgen soll. Deutlich günstiger gibt es das gleiche Kameragehäuse mit dem etwas weniger leistungsstarken Rolleinar-Objektiv.
Mit einer Blitzzuschaltautomatik, Aufhellen und Blitz-Aus als Optionen für das eingebaute Blitzgerät verzichtet die Rollei Xenar wie die Leica Mini auf die Vorblitzfunktion gegen den "Rote-Augen-Effekt". Dafür bietet sie eine Gegenlichtkorrekturmöglichkeit (auch ohne Blitz-licht), einen Selbstauslöser, der je nach Wunsch auch ein zweites Mal einige Sekunden später auslöst, eine Motorserienfunktion (etwa ein Bild pro Sekunde), einen Intervallometer mit 60 Sekunden, 10 Minuten und 30 Minuten und eine Bulb-Schaltung für Langzeitbelichtungen. Kleiner Wermutstropfen bei all diesen Möglichkeiten: Die Rollei Xenar gehört mit der Samsung-Kamera zu den lautesten "Schnarrern".
Die Außergewöhnlichen
In jeder Beziehung anders als alle anderen kann sich kaum eine Kamera nennen. Für die Rollei 35 classic trifft das in dieser Klasse jedoch zu. Dazu trägt nicht nur der Preis seinen Teil bei, sondern unter anderem auch das Gewicht - die Rollei 35 classic wiegt mehr als das Doppelte ihrer Klassenkolleginnen. Das mag daher rühren, daß die classic ein Revival der 1966 auf den Markt gekommenen Rollei 35 ist. Damals war der Kunststoff noch lange nicht so populär im Kamerabau wie heutzutage. Der Kamerakörper besteht fast vollständig aus Metall. Das einzige elektronische Bauteil an dieser Kamera ist der Belichtungsmesser, dessen Nadel oben an der Kamera mit der richtigen Einstellung abzugleichen ist. Elektronisch funktioniert sonst nur das Blitzgerät, sofern es aufgesteckt ist. Alle Elemente rasten und gleiten mit feinmechanischer Präzision. Empfindlichkeitseinstellung, Blenden- und Verschlußzeitenrad und Belichtungsmesser sind mechanisch miteinander gekoppelt. Der Filmtransport erfolgt über einen Schnellspannhebel und eine griffige Rückspulkurbel. Das Bestechendste an der Rollei 35 classic ist allerdings ihr Objektiv: das fünflinsige Carl Zeiss Sonnar 2,8/40 mm, das mit einer Mehrschichtvergütung versehen wurde.
Ganz ohne Automatik ausgestattet, geht es bei der Rollei 35 classic nicht um den schnellen Schnappschuß. Das verhindert schon die einfache Lichtmeßzelle außen am Gehäuse, die am zuverlässigsten mißt, wenn sie in die unmittelbare Nähe des Objekts gehalten wird. Hier geht es eher um Solidität und Robustheit, die auch professionellen Ansprüchen gerecht wird - und eben das hat sie mit ihrem Partner aus gleichem Hause gemeinsam. Nur die Rolleiflex 3003 ist mit ihren Funktionen, die sonst lediglich Mittelformatkameras zu bieten haben, in der SLR-Klasse ähnlich unvergleichbar.
Die Vielseitige
Eine Kamera, die, weil sie so viel bietet, auf ihre Weise einzigartig ist, ist die T2 von Contax. Ebenfalls mit einer fünflinsigen Sonnar-Konstruktion von Carl Zeiss ausgestattet, gewährleistet sie eine hohe Abbildungsleistung. Der Clou der Kamera ist, daß sie für die Belichtung sowohl eine Programmautomatik als auch eine Zeitautomatik mit Blendenvorwahl, für die Schärfe die Alternative zwischen manuellem Scharfstellen oder Autofokus zur Verfügung stellt. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, die Belichtung bis ±2 Blendenstufen in halben Stufen zu korrigieren. Eine Langzeitbelichtung (Bulb) ist ebenfalls machbar.
Zwar kann auch die Contax T2 mit ihrem 35-mm-Objektiv keine SLR-Kamera ersetzen, sie ist aber so vielseitig verwendbar, daß sie oft auch allein zurechtkommt.
Konkurrenten unter sich
Die AF-Kameras besitzen bis auf die Samsung alle einen Schutz gegen die Unterschreitung der Nahgrenze. Der Auslöser bleibt gesperrt, solange das Objekt sich zu nah vor der Kamera befindet. In dieser Hinsicht fällt die Leica Mini und die T2 von Contax aus
dem Rahmen. Die Leica Mini erlaubt 65 Zentimeter Abstand zum Objekt, die T2 70 Zentimeter, während die meisten anderen AG-Modelle bis auf 35 Zentimeter herankommen. Für Freunde großer Abbildungsmaßstäbe allerdings noch weniger geeignet sind die rein Manuellen: Minox und Rollei können nur auf maximal 90 Zentimeter heran, und die müßte man abmessen. Schlußlicht in dieser Disziplin ist die Samsung-Kamera mit 110 Zentimetern Nahgrenze.
Ein entscheidender Nachteil der kompakten Sucherkameras ohne Autofokus und Meßsucher ist, daß die Entfernung meistens nur geschätzt ist und die resultierende Schärfe - Landschaftsaufnahmen ausgenommen - nur selten "genau auf den Punkt" trifft. Der weitere Nachteil der Manuellen ist, daß das Blitzgerät, um für alle Situationen gerüstet zu sein, gesondert mitgenommen werden muß. Das macht die Kombination schon weit weniger kompakt. Der Vorteil dabei ist aber, daß die hauseigenen externen Blitzgeräte mit Leitzahl 20 im Falle Rollei und 18 oder 26 bei Minox weit über der Durchschnittsleistung eines eingebauten Blitzes mit ungefähr Leitzahl 10 liegen.
Aufgrund ihrer geringen Maße sind alle Kandidaten gut transportabel - doch nur der eingebaute Objektivdeckel macht das Wegstecken der Kamera in irgendeine Tasche wirklich sorgenfrei möglich; die Contax T2, die Minox-Kameras, die Olympus p.-1, die Rollei Prego und die Yashica T4 besitzen einen. Der Objektivdeckel der Rollei classic stellt keine gute Lösung dar - er wird nur locker auf das Objektiv gedrückt und kann somit leicht verloren gehen.
Schärfe
Bei zwanzigfacher Vergrößerung ergab sich, bei gut ausgeleuchteten Motiven, folgende Abbildungsqualität. Beste Ergebnisse erzielte die Rollei 35 classic. Sie zeigte nicht nur exzellente Schärfe in der Totalen und im Nahbereich, sondern auch eine besonders gleichmäßige Ausleuchtung der Bildfläche. Dicht darauf folgten die Leica Mini, die Rollei Prego und die Yashica T4. In der Totalen lag die Leica leicht vorn, fiel aber im Nahbereich hinsichtlich der Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung bei flächigen Objekten stark ab. Bei gleichem und verhältnismäßig großem Abbildungsmaßstab (etwa 1:8) zeigten die Rollei Prego und die Yashica T4 exzellente Schärfe, wobei die Prego leicht zur dunklen Wiedergabe tendiert. Dies fällt jedoch bei der Verwendung von Negativmaterial nicht ins Gewicht. Knapp aufeinander folgten dann Olympus t 1, Minox GSE, Konica Big Mini und Yashica mit Minitex Super. Die Minox bestach durch einwandfrei gleichmäßige Ausleuchtung beim flächigen Motiv. Die anderen drei tendierten, ähnlich wie die Rollei Prego, leicht zur dunklen Wiedergabe. Contax T2, Minolta Riga Mini und Samsung AF-SLR waren nicht rechtzeitig verfügbar und konnten so bei der Überpüfung der Abbildungsleistung nicht berücksichtigt werden.
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