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Artikel
2004
TEST&TECHNIK VERGLEICHSTEST
Elf Kompaktkameras mit 35-70-mm-Objektiv
Klein aber leistungsstark
Kompakte Zoomkameras liegen im Trend. Sie sind kleiner, leichter, preiswerter und meist einfacher zu bedienen als SLR-Kameras. Die oft gestellte Frage ist: Bis zu welcher Grenze erfüllen Kompaktkameras die Ansprüche von SLR-Fotografen? Um dies zu beantworten, hat COLOR FOTO in einem umfangreichen Vergleichstest elf Kompaktkameras unter die Lupe genommen. Getestet und bewertet wurden: Schärfe, , Bedienung und die Sucher-Qualität.
Anfangs mitleidig belächelt, haben die kleinen Sucherkameras nun selber gut Lachen. Mit eingebauten Zoom-Objektiven machen sie den SLR-Kameras mächtig Druck. Natürlich haben die Kleinen weder eine 1/4000 Sekunde noch eine Mehrfeldwabenmessung zu bieten. Und echte Makro-Objektive oder lichtstarke Tele-Objektive gibt es für sie schon gar nicht. Aber manchen eingeschworenen SLR-Fotografen lockt der Gedanke, so einen Winzling unterwegs einzusetzen - falls die Qualität der Bilder stimmt. COLOR FOTO hat elf Modelle renommierter Hersteller ausgewählt und getestet. Alle Kameras haben einen ein-gebauten Blitz sowie Zweifach-Zooms mit Brennweiten von ungefähr 35 bis 70 Millimeter. Die Testkandidaten: Canon Prima Zoom Mini, Fuji DL-1000 Zoom, Konica Big Mini Zoom BM 510 Z, Minolta Riva Zoom 70 EX, Nikon Zoom 100, Olympus µ (mju: ) Zoom, Panasonic C-2200 ZM, Pentax Espio Zoom AF, Rollei Prego Zoom AF, Samsung AF Stirn Zoom und Yashica Zoomtec 70. Getestet wurde: Schärfe (Weitwinkel- und Tele-Stellung), (einschließlich Blitzlicht bei zwei Entfernungen), Sucher-Qualität und Bedienung. Zur Bedienung gehören: Handhabung, Tastenanordnung, Tastengestaltung und Zoommotor.
Die Testergebnisse fielen erfreulich gut aus. Sie bescheinigen den Kompakten eine treffsichere und eine ausreichende Schärfe. Deutlich unter SLR-Niveau sind allerdings die meisten Sucher sowie mehrere Dutzend viel zu kleiner Knöpfchen. Einige Tasten sind zudem hoffnungslos überbelegt.
Ausstattung
Gerade Kompaktkameras sollten nur die Features bieten, die man wirklich braucht. Alles übrige ist unnötiger Ballast. Zu den wichtigen Ausstattungsdetails gehören: abschaltbarer Blitz mit Vorblitzfunktion (rote Augen), umfangreiche DX-Kodierung, Unendlicheinstellung, Gegenlichtkorrektur, Belichtungsmeßwert- und AF-Speicher (Motive außerhalb der Bildmitte). Andere Features sind überflüssige Spielereien wie: Panorama, automatische Mehrfachbelichtungen mit mehreren Brennweiten oder Porträtprogramme. Sie führen oft zu Fehlbedienungen und machen die Kameras zu kompliziert (Rollei und Samsung).
Die Tabelle auf den Seiten 48 und 50 zeigt, welche Kameras wie ausgestattet sind. Zwar haben alle Kameras die geforderten Blitzprogramme, doch erfüllen nur Konica, Pentax, Rollei und Samsung die anderen Forderungen vollständig. Keine Kamera zeigt die eingestellte Blende und Belichtungszeit an - eine Selbstverständlichkeit für SLR-Kameras.
Aufregend wirkt keine der Kompakten. Nur die Olympus wirbt mit einem pfiffigen Design um Sympathie. Die meisten sind kompakt konstruiert, aber langweilig gestaltet. Besonders negativ fallen die klobigen Gehäuse von Fuji und Yashica auf. Sie sind im Vergleich zu groß und zu zerklüftet. Den Stand der Entwicklung markieren Kameras wie die Konica oder die Pentax: klein und kompakt, aber auch etwas langweilig.
Bedienung
Wichtiger als der Auftritt ist die Handhabung: Wo liegen welche, hoffentlich griffigen, Knöpfe? Hier schnitten nur die Olympus und die Panasonic gut ab: Sie kommen mit wenigen Knöpfen aus, die eindeutig gekennzeichnet sind und nebeneinander auf der Kamera-Oberseite liegen. Außer dem Rückspulknopf ist keine Olympus-Taste versenkt. Und auch die Panasonic-Tasten sind ohne spitze Nägel erreichbar. Die anderen Hersteller zeigen in vielen Variationen verunglückte Lösungen. Einige Beispiele: Bei Canon sitzt der Ein/Aus-Schalter zu tief, und die Funktionstasten sind zu zahlreich und zu klein. Die Yashica-Variante plaziert die Zoom-Wippe auf die Kamerarückseite, den Ein/Aus-Schieber vorne und den Auslöser oben. So sind die drei wichtigsten Schalter über die gesamte Kamera verstreut. Rollei und Samsung haben ihre Tasten zwar sinnvoll gruppiert, aber mit zu vielen Sonderfunktionen belegt. Und den Nikon-Ingenieuren scheint der Designer ins Handwerk gepfuscht zu haben. Die logisch angeordneten Tasten sind leider kaum bedienbar. Eine unglückliche Materialwahl macht die ver- senkten Gummi-Nippel zur Qual. So gelingt es nur selten, die Zoom- wippe auf Anhieb richtig zu drücken.
Wenig anwenderfreundlich arbeiten auch die meisten Zoom- Motoren. Oft erschweren sie ei- ne exakte Wahl der Brennweite. Eine gute Lösung fanden lediglich Canon, Fuji, Nikon, Panasonic und Yashica. Ihre Modelle zoomen vom Weitwinkel zum Tele gut und arbeiten zurück mit einem ganz leichten Ruckeln beziehungsweise einem minimalen Sprung (Nikon). Bei Canon ist die einwandfreie und die ruckelnde Zoomfahrt vertauscht. So arbeitet sie als einzige vom Tele in den Weitwinkelbereich ohne Mängel. Der Konica-Zoom funktioniert insgesamt unpräzise. Er läuft auch dann noch weiter, wenn man die Zoom-Taste bereits losgelassen hat. Bei allen anderen Kameras funktioniert ausschließlich eine Zoom-Richtung brauchbar (vom Weitwinkel- in die Tele-Stellung). Zurück ist eine exakte Steuerung kaum möglich, da ein sprunghaftes Verhalten die Brennweite unkalkulierbar verstellt. Diese Kritik gilt für Olympus, Pentax, Rollei und Samsung. Etwas anders schaut das Minolta-Problem aus. Hier beginnt der Zoom-Motor (rückwärts) erst nach einer kurzen Pause zu arbeiten.
Insgesamt funktioniert keine einzige Zoom-Steuerung ein-wandfrei. Außer bei Konica betrifft dieses Problem jedoch immer nur eine Zoom-Richtung.
Kompaktkameras sollten robust sein, um in Manteltaschen neben Schlüsseln keinen Schaden zu nehmen. Doch einen sicheren Frontlinsenschutz bieten nur der große Schieber von Olympus und der Konicadeckel. Alle anderen Hersteller setzen auf eine zweigeteilte Schutzblende, die sich für spitze Gegenstände bereitwillig von selbst öffnet. Bei Canon war die Schutzblende am Testende bereits defekt und ließ das Objektiv grundsätzlich offen.
Wenig Freude bereiten auch viele Sucher. Der optimale Sucher ist nach links verschoben, damit die Nase neben der Kamera Platz findet. Er zeigt ein großes, scharfes Bild, ohne Verzeichnung und Einfärbung. Doch leider tauchte dieser Sucher im Test nicht auf. Nur zwei - Canon und Konica - bieten ein großes Sucherbild. Zwei andere Sucher sind wie gewünscht verschoben: Nikon und Olympus. Der einzige auch im Weitwinkelbereich fast verzeichnungsfreie Sucher kommt von Konica. Neben Canon, Konica, Nikon und Olympus ist auch der Minolta-Sucher brauchbar. Alle anderen weisen deutliche Mängel auf: Der Fuji-Sucher zeigt ein zu kleines, am Rand unscharfes Bild. Bei Yashica tritt im Weitwinkelbereich die Objektivfassung ins Sucherbild. Die Sucher von Panasonic und Pentax sind ebenfalls zu klein, zudem blau eingefärbt und gewölbt. Beide zeigen mehr als den exakten Bildausschnitt. Statt des Sucherrandes markiert ein schlecht sichtbarer, heller Streifen den Ausschnitt. Mit den unangenehmsten Suchern warten Rollei und Samsung auf: Sie sind klein und für das Auge so anstrengend, daß es bei längerem Durchblicken schmerzt.
Gerade Kompakt-Kameras sollten diskret auftreten und über-flüssigen Lärm vermeiden. Angesichts der etwas lauten Zoommotoren erfüllen die meisten Testkandidaten diese Forderung nur so gerade. Die Panasonic und die Yashica fallen zudem auch beim Kamera-Einschalten und Auslösen unangenehm auf. So schnarrt der Panasonic Auslöser wie fallende Nähnadeln. Da hilft dann auch der leise Transport nicht weiter.
Ein kompletter Normtest ist mit Kompaktkameras wenig sinnvoll. Entsprechend den Fähigkeiten der Kompakten wurde deshalb ein reduziertes Verfahren entwickelt. Dies schränkt zwar die Vergleichbarkeit mit den SLR-Messungen ein, erlaubt aber wesentlich umfangreichere Testfelder. Selbstverständlich hat auch diese Messungen das Normtest-Institut exklusiv für COLOR FOTO durchgeführt.
Die Kürzungen betreffen in erster Linie die Objektivmessungen. Aus dem Programm fielen Kontrast, Vignettierung und Verzeichnung weg. Übrig blieb die Schärfemessung mit je fünf tangentialen und sagittalen Meßserien in wachsendem Abstand zur Bildmitte. Die Ergebnisse wurden anschließend gewichtet und zu einer Schärfezahl verrechnet (siehe Tabelle). Hinter jeder einzelnen Schärfezahl stecken 100 Meßwerte, die die ganze Bild-diagonale erfassen. So kommen insgesamt weit über 3000 verrechnete Daten zusammen (ohne Eichmessung). Zur Weitwinkel-Einstellung hat Normtest zwei Meßreihen gemacht (offene Blende und Blende 8). In der Tele-Einstellung liegt die Anfangsöffnung der meisten Objektive bereits zwischen 7 und 8, sodaß nur bei offener Blende gemessen wurde. Zusätzlich hat Normtest die Genauigkeit der Belichtung und der Blitzbelichtung überprüft.
Belichtungs- und Schärfe-Test
Die Ergebnisse waren überraschend gut. Die Belichtung keiner Kamera weicht um mehr als eine 2/3 Blendenstufe von dem Idealwert ab. Dies gilt auch für die Blitzbelichtung. Der "Belichtungs-Gewinner" kommt von Nikon mit einem Traumergebnis. Die Abweichungen betragen in Blendenstufen: 0,05, 0,08, 0,17, 0,08. Doch auch die Kameras von Canon, Rollei und Samsung liegen nie mehr als 1/4 Blendenstufe neben dem vorgegebenen Wert. Insgesamt belichten alle Testkandidaten Negativfilme ausreichend genau.
Etwas schlechter ist das Resultat der Schärfemessung. Doch zumindest abgeblendet liefern auch hier alle Objektive ordentliche Bilder. Die Gewinner kommen diesmal von Rollei, Samsung und Nikon. Diese drei machen in beiden Brennweitenbereichen die schärfsten Bilder. Bei aller Kritik an schlechten Suchern und unglücklich verstreuten Knöpfchen - die optische Qualität der getesteten Kompaktkameras ist gut.
Fazit
Zwei Defekte traten während des Tests auf: Zum einen klemmte der Canon Objektiv-Verschluß und blieb auch bei abgeschalteter Kamera offen. Zum zweiten fiel das Samsung-Display aus. Es wäre jedoch falsch, hieraus Rückschlüsse auf die Qualität einzelner Firmen zu ziehen oder Kompaktkameras generell zu mißtrauen. Der Test-Betrieb bei COLOR-FOTO ist härter als die normale Handhabung.
Im rauhen Alltagsleben schützen die wetterfeste Olympus und die Konica ihre Objektive am zuverlässigsten. Wer auf eine besonders einfache Bedienung Wert legt, ist mit einer Panasonic oder Olympus gut beraten. Canon, Fuji, Nikon, Panasonic und Yashica bieten Zoommotoren, die in beiden Richtungen genügend genau arbeiten. Das größte Manko vieler Kompakten ist ihr schlechter Sucher. Wer eine Kompaktkamera kauft, ohne den Sucher sorgfältig zu prüfen, ist selber schuld, wenn die Kamera dann keinen Spaß macht. Im Test erreichten nur die Sucher von Canon, Konica, Minolta, Nikon und Olympus ein befriedigend.
Wenn man Belichtung und Schärfe gemeinsam betrachtet, dann geht diese Runde an Rollei, Samsung und Nikon. Alle drei verbinden eine vorbildliche (Blitz-) Belichtung mit ordentlicher Schärfe. Allerdings belichten auch alle anderen getesteten Kameras aus-reichend genau (Negativ-Filme). Und auch die Abbildungsqualität ihrer Objektive ist abgeblendet in Ordnung. Den Gesamtsieg erringt die Nikon Zoom 100. Sie verbindet korrekte Belichtung und gute optische Qualität mit einer noch akzeptablen Handhabung und einem brauchbaren Sucher.
Die Kameras von Rollei und Samsung verlieren gegenüber der Nikon, trotz sehr guter Testergebnisse, wegen ihrer schlechten Sucher. Doch eine Frage ist damit noch nicht beantwortet: Taugt eine solche Kompaktkamera als Zusatzgehäuse für SLR-Fotografen? Die Antwort lautet "Ja". Die optische Qualität moderner Kompaktkameras kommt nahe genug an SLR-Maßstäbe heran. Natürlich können Kompaktkameras Spiegelreflex-Kameras nicht ersetzen. Das Objektivprogramm und die technischen Möglichkeiten von Kornpaktkameras sind begrenzt. Aber dies ist auch gut so. Eine universelle Kompaktkamera wäre klobig, schwer und komplizier zu bedienen. Wer eine Kompaktkamera kauft, bekommt zumindest mit Negativfilmen ordentliche Bilder. Wer mehr will, mut zur SLR-Kamera greifen. Die größten Mängel der hier getesteten Kameras sind zu kleine, versenkte Knöpfe, ungenaue Zoom Motoren und schlechte Sucher.
Eine sichere Belichtungssteuerung, gute optische Qualität und eine Bedienung ohne gravieren de Mängel machen die Nikkor Zoom 100 zum Testsieger.
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