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Normtest

Chinon CE-4/Revueflex AC-2

Wenn zwei das gleiche tun ...

In letzter Zeit kann es dem aufmerksamen Betrachter der Schaufenster im Fotogeschäft, von Anzeigen und Prospekten auffallen, daß einzelne Kameramodelle verschiedener Markenbezeichnungen verblüffende Ähnlichkeiten aufweisen. So z. B. bei der Chinon CE-4 und der Revueflex AC-2. Uns interessierte, wie weit die Gemeinsamkeiten gehen. Stimmt nur die äußere Hülle, von kosmetischen Korrekturen einmal abgesehen, überein oder sind auch die Funktionen identisch, und wie sieht's schließlich mit der Leistung aus?

Äußere Unterschiede

Im konkreten Fall sind beide Modelle so ähnlich, daß man sich an die Suchbilder in lllustrierten "Finden Sie die 10 Unterschiede" erinnert sieht. Wo die Markierungen bei der Chinon grün unterlegt sind, hat die Revue rote. Die Filmempfindlichkeit ist bei der Revue in DIN angegeben, bei der Chinon in ASA-Werten. Letztere hat eine längsgeriffelte Abblendtaste, erstere eine quergeriffelte. Und dem eher glatten, nichtsdestotrotz griffigen Bezug der Chinon hält die Revue eine rauhe Oberflächenstruktur entgegen. Bis auf ein geringfügig anderes Styling des Prismengehäuses ist die Übereinstimmung sonst komplett. Beide Modelle verfügen über die gleichen Bedienungselemente, alle am gleichen Platz. Die CE-4 und die AC-2 sind nicht nur äußerlich in allen Funktionen und Möglichkeiten identisch.

Funktionen

Die CE-4/AC-2 ist eine Kamera mit Blendenvorwahl und Zeitautomatik. Darüber hinaus kann die Automatik abgeschaltet werden und die Belichtung über Nachführmessung bestimmt werden. Als Ergänzung zur Belichtungsautomatik ist eine Belichtungskorrektur über eine Veränderung der Filmempfindlichkeitseingabe und eine Meßwertspeicherung möglich. Mit dem entsprechenden Systemblitzgerät erfolgt in Automatikeinstellung die Anzeige der automatisch eingestellten Blitzsynchronisationszeit und de Blitzbereitschaft. Zusätzlich ist noch die 1/60 s rot markiert als X-Synchronisationszeit für normale Blitzgeräte Die "B"-Einstellung schließlich ermöglicht Langzeitbelichtungen.

Belichtungsmessung

Das Einschalten erfolgt durch Antippen des 2-stufigen Auslösers. Beide Modelle weisen grundsätzlich eine mittenbetonte Integralmessung auf. Dabei ist die Mittenbetonung der Chinon CE-4 etwas stärker als die der Revue AC-2, bei der zudem der Meßschwerpunkt etwas oberhalb der Bildfeldmitte lag. Der Meßbereich umfaßt LW -2 bis LW 19 und damit etwas größer als bei den meisten Kameras gleicher oder sogar höherer Preisklasse. Die Belichtungsmessung erfolgt bei beiden Modellen über zwei Silizium-Fotodioden. Der Filmempfindlichkeitsbereich von 25 bis 3200 ASA liegt im Bereich des Üblichen und genügt normalerweise für eine Amateurkamera vollauf. Die Belichtungskorrekturmöglichkeit ist bei den hohen und niedrigen Filmempfindlichkeiten eingeschränkt.

Zeitautomatik

Bei Einstellung auf "Auto" werden die Zeiten stufenlos im Bereich von 1/1000 bis 8 s elektronisch gesteuert. Die Automatik der Chinon CE-4 arbeitet sehr gleichmäßig über den gesamten Bereich, allerdings war die Testkamera generell etwa 1/4 LW-Stufe zu reichlich eingestellt. Die Automatik der Revueflex AC-2 zeigt einen etwas weniger gleichmäßigen Verlauf und ist ebenfalls etwas hoch eingestellt, so daß die Werte für 2, 4 und 8 s an der oberen Grenze des DIN-Toleranzfeldes liegen. Der Belichtungsfehler beider Kameras nimmt bei größeren Blendenöffnungen zu, bei kleineren ab. Bei K=2 beträgt der Fehler der Chinon etwa + 0,3 LW, bei der Revue +O,5 LW gegenüber den bei K=5,6 gemessenen Werten.

Da die Mittenbetonung der Messung nicht sehr ausgeprägt ist, empfiehlt sich bei sehr kontrastreichen Motiven die Verwendung der Meßwertspeichertaste zur Nahmessung. Diese ist sehr einfach zu handhaben, bequemer als die Belichtungskorrektur über die Veränderung der eingestellten Filmempfindlichkeit.

Nachführmessung

Bei der Nachführmessung steht der Arbeitsbereich von 1/1000 bis 4 s zur Verfügung. Die Zeitensteuerung erfolgt dann nicht mehr stufenlos, sondern in den angegebenen Festzeiten. Diese werden von beiden Kameras sehr gut eingehalten. Die Abweichung bei Automatikbetrieb sind also nicht verschlußbedingt, sondern vom Meßsystem verursacht.

Andere Einstellungen

Die Einstellung für 1/60 s als Blitzsynchronisationszeit ist rot unterlegt. Diese Zeit wird mit 1/64 s auch sehr gut eingehalten. Die "B"-Einstellung ist ebenso wie die 1/60 s elektronisch gesteuert. Batterieunabhängige Einstellungen sind nicht vorhanden.

Sucher und Sucheranzeige

Der Sucher mit seiner kombinierten Schnittbild/Mikroprismeneinstellscheibe erinnert sehr stark an die Pentax ME. Die im Bildfeld stehende Verschlußzeitenreihe reicht von 1/1000 bis 8 s. Oben und unten sind die Über- und Unterbelichtungsanzeigen. Alle Anzeigen erfolgen über rote LEDs. Bei manueller Messung blinkt die LED der eingestellten Verschlußzeit, während die zur gewählten Blende passende dauernd leuchtet. Werden beide zur Deckung gebracht, so hört das Blinken auf, die richtige Kombination von Zeit und Blende ist eingestellt. Die Blitzbereitschaft wird im Sucher bei aufgesetztem Systemblitzgerät angezeigt durch das Blinken der Diode für 1/60s, die automatisch bei Blitzbereitschaft gesteuert wird. Die Verschlußzeit, mit der die Kamera ohne Blitz arbeiten würde, ist ebenfalls angezeigt.

Auslöser/Filmtransport

Die elektromagnetischen Auslöser lassen sich weich und geschmeidig auslösen. Allerdings vermißten wir einen klaren Druckpunkt. Außerdem ist der Auslöseknopf nicht versenkt, so daß ein versehentliches Auslösen leicht möglich ist. Der Filmtransport macht einen soliden Eindruck und ist griffgerecht zu betätigen. Bei beiden Kameras ist ein Winderanschluß möglich. Ober den Mehrfachbelichtungsknopf läßt sich der Filmtransport vom Verschlußspannen entkoppeln. Weder Transportwalze noch Aufwickelspule bewegen sich.

Objektivanschluß

Die Kameras sind mit dem von Pentax bekannten K-Bajonett ausgestattet und erschließen damit ein breites Objektiv- und Zubehörangebot. Sowohl bei der CE-4 wie auch bei der AC-2 waren nach wenigen Objektivwechseln Abriebspuren am Bajonett feststellbar. Daher funktionierte das Bajonett bei der Chinon nicht mehr so geschmeidig, bei der Revueflex wurde es merklich schwergängiger. Ob auf die Dauer abgeriebene Metallpartikelchen zu einer praktischen Beeinträchtigung, z. B. durch Kratzspuren auf dem Film, führen, muß sich in der Praxis erweisen.

Plus und Minus

Plus

Gleichmäßige Automatik, besonders bei CE-4
Sehr genaue Einhaltung der Verschlußzeiten
Umfangreiche Detailausstattung

Minus

Schwache Mittenbetonung der Messung
Bajonett zeigt Abriebspuren nach einigen Objektivwechseln

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