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Artikel
2004
Digitale Fotografie: 6 Spiegelreflexkameras
Top-Modelle
Was taugen professionelle, digitale Spiegelreflexkameras? COLOR FOTO veröffentlicht die Ergebnisse einer Diplomarbeit, die sechs Spiegelreflexmodelle vergleicht.
TEST
Das Testurteil (Auflösungsmessung)
Platz 1: Kodak EOS DCS 3c
Platz 2: AP NC 2000c (Kodak)
Platz 3: Fujix DS 505
Platz 4: Kodak EOS DCS 5c
Platz 5: Nikon E2
Platz 6: Kodak DCS 420
Profis arbeiten immer häufiger mit digitalen Spiegelreflexkameras. Gegenüber konventionellen Kameras liefern die digitalen das "schnellere" Bild. Ohne zeitraubende Entwicklung kann der Fotograf sein Bild direkt in die Redaktion senden: Aus der Kamera überträgt er das Foto über eine Telefonleitung in den Redaktionsrechner. Schon wenige Minuten nach der Aufnahme steht das fertige Bild auch an einem entfernten Ort zur Verfügung. Gerade bei Tageszeitungen kann eine halbe Stunde früher oder später darüber entscheiden, ob ein Bild noch in die aktuelle Ausgabe kommt oder nicht. Digitale SLR-Kameras bieten hier also entscheidende Vorteile. Und genau diese Modelle hat Thorsten Zeh in seiner Diplomarbeit*) getestet. COLOR FOTO präsentiert Ihnen die Ergebnisse der Studie in verständlicher Form. Hierbei verzichten wir auf die umfangreichen Meßprotokolle und konzentrieren uns auf die Kernaussagen. Wir bewerten die Meßergebnisse und bestimmen so den Sieger.
Die Testteilnehmer. Zum Testfeld gehören vier Kodak-Kameras, eine Nikon- und eine Fujix-Kamera. Kodak baut professionelle Spiegelreflexmodelle in Digitalkameras um. Derzeit greift Kodak zu Canon-EOS-1N- und Nikon F90X-Gehäusen. Die Amerikaner ersetzen die konventionelle Rückwand durch eine digitale mit Chip und montieren einen digitalen Bildspeicher unter die Kameras. Kodak verwendet in den Reportagemodellen zwei verschiedene Bildaufnahme-Chips: Einen Chip mit 1,3 Millionen Pixeln (Pixel) finden Sie in der EOS DCS 3c (Canon-Gehäuse) und in der Associated Press News Camera 2000c (Nikon-Gehäuse). Der zweite Kodak-Chip hat 1,5 Millionen Pixel und befindet sich in einem Canon-Gehäuse (EOS DCS 5c) und einer Nikon (DCS 420). Nikon und Fujifilm haben darüber hinaus eine gemeinsame Digitalkamera entwickelt, die Nikon E2/ Fujix DS 505. Diese Kamera ist eine Neukonstruktion und basiert auf keinem bekannten SLR-Gehäuse. Beide Ausführungen haben ein Nikon-Bajonett. Obwohl die Nikon und die Fujix baugleich sind, differieren interne Abstimmung und Software.
Die Testmethode. Thorsten Zeh hat in seiner Arbeit Messungen und praktische Erfahrungen kombiniert. Besonders aufschlußreich sind seine Auflösungsmessungen. Hierbei geht es um die dünnste Linie, die die Digitalkamera noch erfassen kann. Dünnere Linien nimmt die Kamera nicht mehr getrennt wahr und gibt sie als matschige Graumuster wieder. In unserer Tabelle "Auflösung" auf Seite 65 geben wir die feinste auflösbare Linienstärke zu allen Kameras an. Dabei unterscheiden wir vertikal und horizontal verlaufende Linien. Zeh hat die Auflösung der Kameras jeweils bei der höchsten und bei der geringstmöglichen Empfindlichkeit bestimmt. Während man bei konventionellen Kameras den Film tauschen muß, um die Empfindlichkeit zu wechseln, schaltet man bei digitalen per Knopfdruck zwischen den Empfindlichkeiten hin und her. In der Regel führt eine höhere Empfindlichkeit zu einer niedrigeren Auflösung. Weitere Aussagen zur Bildqualität der Kameras liefert die visuelle Auswertung von Testfotografien. Digitale Kameras erzeugen eine Reihe von Bildfehlern: Hierzu gehören Farbsäume, feine Linien, die zu farbigen Punkten werden (Moiree), und Blooming. Mit Blooming bezeichnen Fotografen überstrahlende Lichter. Aus einem kleinen Lichtpunkt wird auf dem Bild ein großer, weißer Klecks. Die Auswertung dieser Bildfehler finden Sie in der Tabelle "Visuelle Auswertung der Bildqualität" auf Seite 66. Nach Abschluß der Messungen haben Berufsfotografen die sechs Testmodelle auf ihre Praxistauglichkeit geprüft und ihr Handling bewertet.
Die Testergebnisse. Die beiden Kodak-Kameras mit den 1,3-Millionen-Chips liefern die beste Auflösung (AP News Camera 2000c, EOS DCS 3c). Auf Platz 3 landet die Fujix DS 505. Die Fujix und die Nikon E2 machen einen Unterschied zwischen horizontalen und vertikalen Linien: Beide lösen vertikale Linien besser auf als horizontale (Tabelle "Auflösung", Seite 66). Die Meßwerte der Nikon E2 sind etwas schlechter als die Fujix-DS-505-Meßwerte. Hier handelt es sich offensichtlich um eine Serienstreuung, da die beiden Modelle gemeinsam produziert werden. Bei der visuellen Bewertung der Fehler schneiden Fujix und Nikon am besten ab. Hier haben die Kodak-Kameras das Nachsehen: Stärkere Überstrahleffekte, deutliche Moire-Strukturen und mehr Farbsäume. Möglicherweise hängen die etwas stärkeren Bildfehler der Kodak-Kameras mit der maximal ausgenutzten Chipauflösung zusammen. Eines ist auffällig: Bei Kodak sinkt der Bildkontrast mit kleiner werdenden Bildstrukturen kontinuierlich. Die feinen Strukturen sind nicht mehr schwarz, sondern dunkelgrau. Fujix und Nikon dagegen halten die Bildqualität auch feiner Strukturen sehr hoch, bis die Kennlinie abrupt abbricht. Davor liefern die Kameras einen fast konstant hohen Kontrast.
Beim Handling liegen die Kodak-Kameras vorn. Ihr schmaler Kamerakörper paßt gut in die Hand. Das gilt für die Nikon- als auch für die Canon-Umbauten. Etwas klobiger geriet die Fujix-/Nikon-Kamera. Ihr größter Handlingsvorteil gegenüber Kodak ist der Wechselakku. Für längere Einsätze kann man einen zweiten Akku zum Wechseln mitführen.
Fazit Die Kodak EOS DCS 3c gewinnt den Vergleichstest, da sie die beste Auflösung bietet. Sie liegt sowohl bei den Messungen als auch in der visuellen Bewertung von Kontrast und Schärfe vorn. Insgesamt lösen die Kodak-Kameras etwas besser auf als die Nikon-/Fujix-Modelle. Doch Nikon und Fujix liefern wesentlich weniger Bildfehler, wie z. B. Blooming, Moiree und Farbsäume. Und auch das Bildrauschen steigt bei Nikon und Fujix in der höheren Empfindlichkeitsstufe kaum an. Hier zeigen die Kodak-Kameras größere Schwächen und liefern das inhomogenere Bild. Beim Handling stehen wiederum die Kodak-Modelle vorn. Ihr schmales Gehäuse liegt besser in der Hand. Allerdings fehlt ihnen ein Wechselakku für längere Einsätze, wie ihn Nikon E2 und Fujix DS 505 bieten.
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