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Artikel

2004

Kameras

SECHS 2- UND 3-MIO.-PIXEL-MODELLE

Die Siegertypen

Wer hat in der 3-Mio.-Pixel-Klasse die Nase vorn? Unser Test vergleicht DREI NEUE CEBIT-MODELLE mit zwei bewährten Klassikern. Ebenfalls im Test: die kompakte Sony P50 mit 2 Mio. Pixeln für nur 1300 Mark.

Viele der im Frühjahr auf den beiden großen Messen PMA und CeBit angekündigten Digitalkameras sind immer noch nicht lieferbar. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die ersten Modelle trotzdem schon testen zu können.

Canon PowerShot G1

Die Canon G1 ist eine Digitalkamera mit Familienanschluss: Wer von einer konventionellen Kamera ä la EOS umsteigt, findet sich auf Anhieb zurecht. Und er bekommt viel geboten: ein rundes Dutzend Belichtungsprogramme, Spotmessung, manuelle Fokussierung, automatische Belichtungsreihen, Serienbildfunktion und einen Blitzschuh, der für Canon-Blitzgeräte der EX-Serie im E-TTL-Modus ausgelegt ist. Neben dem zentralen Programmwahlrad findet man am Gehäuse weitere Tasten, über die man wichtige Funktionen direkt per Knopfdruck erreicht, z. B. für das Löschen von Einzelbildern oder für Belichtungskorrekturen, auch beim Blitzen.
Erfreulich: Der Monitor der Kamera lässt sich in fast alle Richtungen schwenken - besonders praktisch beim Arbeiten mit Stativ. Rund sieben Sekunden nach dem Einschalten signalisiert die Kamera Betriebsbereitschaft - kein Rekord, aber akzeptabel, weil andere elementare Aktionen (wie das Umschalten von Bild zu Bild oder von Play auf Record) in rund zwei Sekunden erledigt sind. Man hat somit nie das Gefühl, dass die G1 die Geduld des Anwenders auf die Probe stellen will, wie das zum Teil auch bei deutlich teureren Digitalkameras der Fall ist.
Ein dickes Lob verdient die Stromversorgung: Bei der Gl wird ein Lithiumakku mitgeliefert. Und der ist mit einer Ladung für mehr als 100 Aufnahmen gut, selbst bei mehrmaligem Monitorbetrieb. Aufgeladen wird der Akku direkt in der Kamera, das dazugehörige Netzteil versorgt die Kamera bei Bedarf mit Betriebsstrom. So kann man auch bei entladenem Akku in Reichweite einer Steckdose fotografieren - wichtig für ausgedehnte Studio-Sessions.
Zu den Nachteilen der GI gehört, dass ihr Gehäuse etwas plump wirkt und den Fingern keinen optimalen Halt bietet. Der optische Sucher lässt sich gut überblicken, verzeichnet aber tonnenförmig und ist bei Nahaufnahmen aufgrund der ausgeprägten Sucherparallaxe (s. Lexikon) kaum noch verwendbar - ein typisches Problem zahlreicher Digitalkameras. Die Bildqualität ist bei Einstellung auf ISO 50/18xGRADx gut; das Rauschen nimmt aber bereits bei ISO 100/21xGRADx merkbar zu. An schwarzen Kanten werden bisweilen Farbsäume sichtbar.

Casio QV-3500EX

Casio-Kameras sind für ihre Funktionsvielfalt bekannt, und die QV-3500EX setzt diese Linie fort: Videofunktion, Panoramamodus oder manuelle Einstellmöglichkeiten für Belichtung, Blende, Fokus und Weißabgleich gehören zur Ausstattung. Neu ist die Best-Shot-Funktion, die dem Fotografen anhand von gespeicherten Beispielfotos das passende Aufnahmeprogramm (Porträt, Landschaft, Sportaufnahme...) anbietet. Sobald man sich für eine von insgesamt 28 Möglichkeiten entschieden hat, wählt die Kamera automatisch die optimalen Einstellungen für die jeweilige Situation. Wie schon das Vorgängermodell QV-3000EX überzeugt auch die QV-3500EX bei den Messungen mit guten Ergebnissen. Besonders die natürliche Farbwiedergabe und das geringe Rauschen fallen positiv auf. 
Schwächen gibt es dagegen beim Bildumfang und Objektkontrast. Das Bedienkonzept hat sich - leider - etwas geändert. Statt an einem gut zugänglichen Rad bestimmt man nun den Aufnahmemodus im LCD-Menü und wählt dort zwischen verschiedenen Programmen und manuellen Einstellmöglichkeiten. Für Aufnahmefunktionen wie Selbstauslöser, manueller Fokus oder Blendenkorrektur und für Wiedergabefunktionen wie Löschen, Vergrößern oder nachträgliches Komprimieren stehen nach wie vor separate Knöpfe zur Verfügung.
Ein brillantes Display zeigt die aufgenommenen Fotos entweder einzeln oder auf einem übersichtlichen Tableau an. Per Zoom-Taste kann man einen beliebigen Ausschnitt herausvergrößern. Wenn man viele Aufnahmen als TIFF oder hochauflösende JPEGs ablegt und damit den Speicher zu stark strapaziert, lassen sich die Bilder nachträglich komprimieren. Platzmangel dürfte bei der QX-3500EX jedoch nicht so schnell herrschen, denn der Kamera liegt ein IBM Microdrive (s. Lexikon) bei, das 340 MB Bilddaten packt - ein dicker Pluspunkt. Weniger erfreulich ist dagegen, dass dieses Mini-Laufwerk sehr viel Strom verbraucht und die Batterien deutlich schneller leert als CompactFlash-Karten, die sich alternativ in den Kartenslot einsetzen lassen. Casio empfiehlt Duracell-Ultra-Akkus, mit denen das Microdrive länger laufen soll.

JVC GC-X3

Bei der JVC GC-X3 handelt es sich um eine verbesserte GC-Xl. Äußerlich zeigen beide Modelle fast keine Unterschiede, doch die interne Bildaufbereitung liefert nun wesentlich bessere Ergebnisse. So erhielt die GC-X1 im letzten Jahr nur 46 funkte bei der Bildqualität, während die GC-X3 jetzt 52,5 Punkte erzielt. Zu den Pluspunkten gehört ein deutlich niedrigeres Rauschen. Damit ist ein wesentlicher Kritikpunkt aus dem GC-X1-Test beseitigt.
Zugleich hat JVC die hoch interessante Pixel-Shift-Technik beibehalten: Im Normalfall arbeitet die JVC GC-X3 mit 3 Mio. Pixeln. Doch bei unbewegten Objekten können Sie auf sechs Millionen Pixel umschalten: Die Kamera macht dann zunächst eine erste Aufnahme. Anschließend verschiebt sie innerhalb eines Sekundenbruchteils per Pixel-Shift-Technik den CCD um eine Bildpunktreihe und schießt eine zweite Belichtung hinterher. Sind die beiden Bilder im "Kasten", kombiniert die JVC die Einzelfotos zu einem Bild mit - vom Hersteller versprochener - verdoppelter Auflösung. In der Praxis beträgt das Plus allerdings keine zehn Prozent: aus 30,5 Auflösungspunkten werden 32 Punkte.
Ebenfalls mehrmals belichtet die Kamera im DR-Pro-Still Modus: Sie nimmt zwei Fotos mit unterschiedlichen Belichtungen auf und setzt aus der helleren und der dunkleren Aufnahme eine neue mit wesentlich größerem Bildumfang zusammen. Von dieser Funktion raten wir jedoch ab, da sie keine sichtbaren Vorteile bringt, sondern nur den Bildumfang reduziert. Ein echter Treffer ist dagegen der NR-Modus (Noice-Reduction). Hier verrechnet die JVC die Bilddaten von acht Einzelaufnahmen und verbessert so den Objektumfang um 0,5 Punkte und das Rauschen um 2 Punkte. Unter dem Strich steigt damit die Bildqualität von 52,5 auf 55 Punkte. In der Bewertung und in der Bestenliste berücksichtigen wir nur den Normalmodus, da die anderen drei Modi ausschließlich bei unbewegten Motiven funktionieren. Schließlich muss die JVC für Mehrfachbelichtungen den Verschluss mehrmals hintereinander öffnen. Doch im Studio oder um Dias abzufotografieren kann der NR-Modus sinnvoll sein.
Die JVC ist sehr kompakt gebaut, auch wenn einige Details gewöhnungsbedürftig sind. Hierzu gehört die nicht ganz einfache Entriegelung des Programmwählrads, das zugleich als Ein/Aus-Schalter dient.

Nikon Coolpix 880

Sehr gute Auflösung, hervorragender Weißabgleich und geringes Rauschen bescheren der Nikon Coolpix 880 die beste Benotung in unserem Messtest und dem Fotografen hochwertige Aufnahmen. In der Kritik steht hier allerdings die Farbwiedergabe: Denn die Nikon hebt die Farbsättigung automatisch an. Dieser Effekt ist nicht bei allen Motiven erwünscht, zumal die verstärkten Farben bei der Bildbearbeitung stören. Optimal wäre deswegen eine zusätzlich Funktion im Menü, um die interne Farbmanipulation auszuschalten. Selbstverständlich richtet sich dieser Wunsch längst nicht nur an Nikon - auch andere Hersteller verwenden die automatische Farbsättigung oder gar die selbstständige Empfindlichkeitswahl.
Die zuverlässige Automatik verhilft auch ungeübten Fotografen zu guten Ergebnissen. Wer aber sein fotografisches Können unter Beweis stellen möchte, kann Belichtung und Schärfe auch von Hand einstellen. Dank zahlreicher Variationsmöglichkeiten bei Weißabgleich und Belichtungsmessung können Sie mit Effekten spielen, Belichtungsreihen machen oder Ihre Aufnahmen gezielt mit Farbstichen aufpeppen. Sehr bequem ist der Quick-Play-Knopf, neben dem Damit lässt sich eine Aufnahme sofort nach dem Auslösen kontrollieren, und die Kamera bleibt weiterhin aufnahmebereit. Leider arbeitet die Coolpix 880 mit teuren Lithium-2CR5-Batterien. Eine Alternative ist der Spezialakku, für den man aber auch noch ein Ladegerät erwerben muss. Das schlägt zusammen mit 270 Mark zu Buche und relativiert den günstigen Preis von 1800 Mark.
Zur Nikon gibt es wie zur Canon Cl Vorsatzobjektive, um den Brennweitenbereich zu erweitern.

Sony DSC-S75

Mit besonderem Stolz verweist Sony bei seiner DSC-S75 auf das Objektiv. Zu Recht, denn das Zeiss Vario-Sonnar und der hochauflösende CCD sind für die Schärfe der Aufnahmen verantwortlich. Wer beim Schärfeeindruck zusätzlich noch etwas drauflegen möchte, kann seine Aufnahmen von der Kamera-Software automatisch nachberechnen lassen; sie werden dann entweder noch knackiger oder erhalten einen leichten Weichzeichner-Effekt. Unter dem Strich erreicht die DSC-S75 bei der Bildqualität aber nicht ganz die Nikon- und Canon-Werte.
Menü und Handhabung sind sonytypisch aufgebaut. lm Vergleich zum zweiten Sony-Modell dieses Tests, der P50 bietet die S75 zudem robustere Tasten. Dies gilt besonders für den Wippschalter, der sich wesentlich besser bedienen lässt.
Für komfortables Arbeiten stehen außerdem verschiedene Belichtungsprogramme und manuelle Einstellmöglichkeiten zur Verfügung. Dabei ist es besonders erfreulich, dass man die Funktionen über gut zugängliche Knöpfe wählen kann und sich nicht erst durchs LCD-Menü blättern muss. Lediglich Sonderprogramme wie Videoaufzeichnung, Tonaufnahmen oder die schnelle Bildfolge mit zwei Fotos pro Sekunde muss man übers Menü aktivieren. Die Länge der Videos ist nur durch die Kapazität des eingelegten Memory Sticks begrenzt.
Die Aufnahmen lassen sich als TIFFs, JPEGs oder im E-Mail-Modus abspeichern, so dass man für verschiedene Anforderungen die passende Größe wählen kann. Allerdings beträgt die Speicherkapazität des mitgelieferten Memory-Sticks nur 8 MB, und das reicht nicht mal für eine TIFF-Aufnahme. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Geschwindigkeit beim Einschalten der Kamera: Das Gerät braucht geschlagene sieben Sekunden, bis es für die erste Aufnahme bereit ist.

Sony DSC-P50

Die P50 arbeitet mit zwei statt drei Millionen Pixeln und wird deswegen mit den anderen Kameras dieses Tests nicht verglichen. Wir stellen Ihnen die kleine Sony hier trotzdem vor, da sie das äußerst erfolgreiche Pl-Konzept in der 2-Mio.-Pixel-Klasse fortsetzen soll. Das sehr kompakte Modell eignet sich für schmalstes Urlaubsgepäck und ist mit 1300 Mark für eine Zoomkamera sogar recht günstig. Zu ihren Pluspunkten gehören das gelungene Design und die einfache Bedienung.
Negativ fällt die Funktionstaste auf: Die Navigation mit den vier Pfeilen ist zwar leicht verständlich. Doch um eine Einstellung auszuwählen oder zu bestätigen, müssen Sie die wackelige Wipptaste genau in der Mitte treffen, was selbst mit kleinen Fingern nicht immer auf Anhieb gelingt. Außerdem sollte die Verarbeitung etwas besser sein.
Da die Sony DSC-P50 eher eine Schnappschusskamera ist, beschränken sich die Kreativ-Funktionen auf einen manuellen Weißabgleich und ein Aufnahmeprogramm für die Dämmerung. Eine manuelle Belichtung suchen Sie hier vergebens. Doch für Schnappschüsse ist die fixe Kleine gut geeignet, denn nach dem Einschalten ist sie ruck, zuck startklar und schießt das erste Bild wesentlich schneller als die meisten Konkurrenten. Zudem kennt die DSC-P50 im Gegensatz zur DSC-Pl keine zeitliche Begrenzung für Videoclips - außer dem verfügbaren Speicher. Und der ist angesichts mitgelieferter 4 MB nicht gerade üppig. Aber immerhin passen Clips mit bis zu 165 Sekunden Länge drauf.
Obwohl die Schärfewerte im Test gut ausfallen, könnte alles andere etwas besser sein, wenn man die Sony mit den zehn 2-Mio.-Pixel-Kameras in COLORFOTO 4/2001 vergleicht. 1

FAZIT

Canon behält dank der umfangreichen Ausstattung knapp die Nase vorn. Allerdings liegt die Nikon bei der Bildqualität vor Canon, und Casio lockt mit dem Microdrive: Zum 1900-Mark-Paket gehört eine 340-MB-Speicherplatte im Wert von 700 Mark.

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