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2005

KAMERAS TEST

Kodak vorn

10 EINSTEIGER-DIGITALKAMERAS AB 350 EURO

Viele Pixel allein garantieren noch kein gutes Bild. In unserem Test vergleichen wir zehn Einsteigerkameras zu Preisen bis 700 Euro.

Digitalkameras werden nicht mehr als Luxusartikel verstanden. Haben will jeder eine. Doch ein Drittel der Bundesbürger möchte für seine Digitalkamera nicht mehr als 250 Euro ausgeben, ein weiteres Drittel bis zu 500 Euro, so eine Sternumfrage aus 2001. Die Industrie hat verstanden: Attraktive 2-Mio.-Pixel-Modelle bekommen Sie schon für 350 Euro, und Jenoptik bringt gerade die erste 4-Mio.-Pixel-Kamera für 500 Euro auf den Markt. In unserem Test vergleichen wir zehn Modelle von 350 bis 700 Euro mit 2 bis 4 Mio. Bildpunkten. Wir wollen wissen, was die günstigen Kameras leisten und wo Sie als Benutzer Abstriche machen müssen. Im Zentrum des Tests stehen Bildqualität, Ausstattung und Handhabung. Grundsätzlich genügen 2 Mio. Pixel für ordentliche 10x15-Prints, und damit sollte jeder Testkandidat für Urlaubs- und Erinnerungsbilder geeignet sein. Ein kleiner Blitz ist bei allen Geräten bereits eingebaut, genauso wie eine Lupenfunktion zur Bildkontrolle. Auch die USB-Schnittstelle zur schnellen Übertragung der Bilder in den PC gehört mittlerweile zum Standard. Was allen Kandidaten fehlt, ist der Zubehörschuh und - mit einer Ausnahme - der Dioptrienausgleich am Sucher. An echte Schärfe oder Verschlusszeiteinstellung ist in dieser Preis-klasse - mit Ausnahme der Sanyo VPC-MZI - nicht zu denken.

Kameras mit 2 Megapixel

Fujifilm FinePix 2600 Zoom

Die notwendigsten Hilfsmittel, um mit anspruchsvolleren Fotomotiven fertig zu werden, sind vorhanden: Anti-"Rote-Augen"-Blitz, Blendenkorrektur um 1,5 Stufen und Weißabgleichskorrektur mit Festwerten. Der Blitz arbeitet bis drei Meter Entfernung sehr gut, die Verwacklungsgefahr nimmt bei Schwachlichtaufnahmen ohne Blitz aufgrund der festen ISO-Einstellung bei ISO 100/21xGRADx schnell zu. Die Verarbeitung könnte etwas robuster sein. Insbesondere der Objektiv-Schutzdeckel schiebt sich etwas zögerlich auf. Die Bedienung setzt den Einsatz des Monitors voraus. Das Menü mit fünf Piktogrammen spricht optisch an, die Auswahl der Punkte über Cursor und drei seitliche Bedienknöpfe gelingt jedoch nicht so elegant wie bei HP oder Kodak. Sechs Qualitätsstufen stehen zur Auswahl: Statt der gewählten Pixelzahl erscheint als Auflösungsanzeige bloß 1M, 2M und VGA. Ein paar Knöpfchen, um beispielsweise Blitz oder Makro schnell zu schalten, sind praktischer. Sehr schön und eigentlich teureren Modellen vorbehalten ist die Gittereinblendung zur besseren Einrichtung des Motivs. Das eingebaute Makro funktioniert sehr gut, die Videofunktion ist ohne Ton aber nur die halbe Miete. Technisch zeigte die Kamera scharfe Bilder, die vor allem in Innenräumen sehr farbrichtig abgespeichert wurden. Die Vignettierung des mit nur zwei Blendenstufen arbeitenden Objektivs war aber wie bei Kodak und der 4-Megapixel-Kamera von Jenoptik zu hoch.

Fujifilm FinePix 2800 Zoom

Dieses kleine, bullig gedrungene Modell sieht aus wie eine beim Waschen eingegangene Spiegelreflex-Kamera. Das steht ihr gut, doch herausstechend im wahrsten Sinne des Wortes ist das eingebaute Sechsfachzoom. Damit kommen Sie nicht nur "näher ran" an weit entfernte Motiv als mit jeder anderen 3-Millionen-Pixel-Kamera in diesem Preissegment, es erklärt auch die voluminöse Bauform und die Tatsache, dass im Sucher ein zweiter kleiner Monitor sitzt. Eine optische Konstruktion zur Darstellung des Sucherausschnittes beim Zoomen wäre wohl teurer gekommen, hätte aber den zu hohen Stromverbrauch deutlich gesenkt. Zudem ist das Sucherbild recht pixelig, und auch der 2-Zoll-Monitor hätte ein paar Bildpunkte mehr vertragen.
Das Objektiv, ein Highlight der Fuji-Linsenschleifer, hält seine gute Lichtstärke von 2,8 über den gesamten Brennweitenbereich nahezu konstant - bis hin zum 220er-Zoom (umgerechnet in Kleinbildwerte). Die 2800 Zoom hat zwar keine extra Aufnahmelupe zur Schärfekontrolle aber die Umschaltung in die Wiedergabe mit Lupenfunktion und zurück funktioniert sehr schnell.
Das Menü ist ähnlich aufgebaut wie bei der 2600 Zoom: Manuell gibt's den Weißabgleich und die Blendenkorrektur. Multimediaseitig ist eine Videoaufzeichnung und die Aufnahme von Kommentaren zum Bild eingebaut. Leider fehlt zur Ausgabe der Fernsehanschluss. Gut: eine 16-MB-Smart-Media-Karte für immerhin 21 Bilder in bester Auflösung gehört zum Lieferumfang. Gespart wurde am Akku und am Ladegerät.

Fujifilm FinePix 30i

Rein designtechnisch und in punkto Kompaktheit ist die 30i sicherlich Testsieger im Vergleichsfeld. Der schicke 150-Gramm-Quader mit gerade 3 cm Bautiefe passt in die Brusttasche eines Hemdes. Das Konzept macht Sinn: Die 30i ist nicht nur ein 2-Megapixel-Fotoapparat, sondern auch ein MP3-Player und muss als solcher gegen die schicken Musik-Abspieler antreten können. Auf die mitgelieferte 16-MB-SmartMedia-Karte passen zwar nur um die 16 Minuten Musik, doch Spaß hat man mit dem kleinen Gerät allemal. Eine kleine Fernbedienung zur Musiksteuerung und - raffiniert - zur Foto-Fernauslösung liegt gleich bei. Der Winzling nimmt nebenbei auch noch 20 Sekunden Videos auf und funktioniert als Diktiergerät. Dabei kann zwischen der Kurzaufzeichnung von Fotokommentaren oder der speicherkartenfüllenden Daueraufnahme im PC-freundlichen Wave-Format gewählt werden. Nur ein Schminkspiegel ist noch nicht integriert - auch wenn die "ladylike" Frontseite so aussieht. Dafür gibt's eine geräuschabhängige Auslöseautomatik. Ab einem bestimmten Kicherpegel der abzubildenden Partygruppe schießt die Kamera selbstständig los.
In punkto Auflösung ist die kleine Fuji das Schlusslicht des Testfeldes. Dafür ist sie als Fixfokuskamera - also mit fester Entfernungseinstellung ohne Autofokus - sehr schnell am Drücker. 0,6 Sekunden Auslöseverzögerung zwischen Druck und Schuss - das ist ganz besonders schnappschusstauglich. Die kurze Aufnahme-Rückschau zeigt, dass in Standardsituationen recht brauchbare Bilder entstehen, auch mit Blitz im Faschingstrubel.
Die Bedienung ist simpel, das Menü fototechnisch rudimentär und zudem durch die ungeschickte Positionierung der Menü-Bestätigungstaste schwer zugänglich.
Ein Wort noch zur MP3-Wiedergabe: Genapsterte Dateien einfach aufs Kärtchen ziehen, das geht nicht. Es müssen schon ID-kodierte SmartMedia-Karten sein, und auf diesen muss bereits ein spezieller Fuji-Ordner liegen, sonst erkennt die Kamera die Lieder nicht. Das bedeutet: Datenübertragung nur per USB-Kabel und mitgelieferter Software.

Nikon Coolpix 775

"And the Winner is..." - zumindest im 2-Megapixel-Vergleich - die Nikon Coolpix 775. Zunächst ist sie eine der handlichsten unter den hier getesteten Kameras. Daneben ist sie jedoch auch ein ernst zu nehmender Fotoapparat mit einem guten Verhältnis von Automatiken für Anfänger und manuellen Eingriffsmöglichkeiten. Dazu kommt die gute Technik-Wertung und - Nikon-typisch - der geringe Stromverbrauch. Wenn der Monitor aus bleibt, sinkt der Stromverbrauch fast auf Null.
Nikon setzt auf sieben AE-Menüs: Vom Porträt- bis zum Schnee-, Gegenlicht- oder Feuerwerksprogramm findet der Fotofreund praktische Einstellautomatiken, die gute Ergebnisse zeitigen. Ob er sich daran gewöhnt, sie einzusetzen, ist seine Sache. Dazu gibt es das Bestshot-Programm, das aus drei Serienaufnahmen automatisch die schärfste auswählt. Belichtungskorrektur und echter manueller Weißabgleich verstehen sich von selbst, sind aber leider - nicht auf Anhieb auffindbar - im Menü versteckt, das Nikon-typisch nüchtern und ergonomisch nicht sehr günstig ausgefallen ist. Einen Knopf für den automatischen Transfer der Bilder zum angeschlossenen Rechner gibt es ebenfalls. Die zugehörige Software startet wie bei Kodak und HP automatisch, und die Entladung beginnt von selbst. Dreifachzoom, Video- und Netzanschluss am Gerät, außerdem Akkulader und Akkus im Zubehör - was will man mehr. Deshalb: Kauftipp "Preis/ Leistung".

Olympus Camedia C-2

Die C-2 ist mit 3,5 cm sehr flach und mit nur 155 g Leergewicht sehr leicht ausgefallen. Das sind optimale Mitnahmequalitäten. Bei dieser Baubreite hatte allerdings keine Zoomlinse im Gehäuse Platz. Die 5,5-mm-Festbrennweite entspricht bei der Bildwirkung einem 36-mm-Kleinbildobjektiv. Unangenehm fiel die für Olympus-Kameras recht geringe Bildauflösung auf, angenehm dagegen der scharfe und brillante Monitor. Er ist zur Bedienung unverzichtbar. Die wichtigsten Einstellfunktionen wie Makro oder Blitz sind jedoch auch direkt an dem zentralen Bedienelement, dem Cursorrad, abrufbar. Das Menü ist erschreckend hässlich gestaltet und wird in den ersten Wochen wegen seiner schlechten Lesbarkeit sicher eine Herausforderung für den Nutzer bleiben. Auch das umständliche Zappen durch die Einstellungen mittels Vier-Richtungs-Cursorrad ist nicht gerade bedienerfreundlich. Dafür stecken eine Menge Funktionen unter dieser Oberfläche: Im Wiedergabe-Modus sind nachträgliche Formatwahl, 4er- und 16er-Bildsplit, sogar Sepia- und Schwarz-weiß-Bildeffekte möglich. In der Aufnahme gibt es ausführliche Weißabgleich- und Blendenkorrektur-Möglichkeiten, sogar die individuelle Einstellung von Bildkontrast und Schärfe. Panoramaaufnahmen sind bequem mit Displayindikatoren aufnehmbar. Die "2 in 1 "-Funktion, eine Überlagerung zweier nacheinander geschossener Bilder, kann eine echte Doppelbelichtungsfunktion aber nicht ersetzen. Sehr schön: die schnelle Wiedergabekontrolle mittels Doppelklick auf die Displaytaste. Rasch arbeitet auch die Serienschussfunktion, und mit einer Einschaltverzögerung von nur 1,4 Sekunden ist die C-2 recht schnell da. Ein besonderes Lob verdient die neben der Fujifilm FinePix 30i kürzeste Auslöseverzögerung. Prädikat: schnappschusstauglich.

Sanyo VPC-MZ1

Knapp 700 Euro für eine 2,1-Megapixel-Kamera - ein solcher Preis kann schon als stolz gelten. Tatsächlich bietet die Sanyo VPC-MZ1 aber auch einiges mehr als die Kollegen des Vergleichstests: Sie ist die Einzige, die in den Tiefen ihres Menüs manuelle Blenden- und Zeitvorwahl sowie völlige Handeinstellung von Verschlusszeit und Blende bietet. Auch der echte manuelle Weißabgleich ist blitzschnell durchgeführt. Nur die Schärfe ist der Automatik zu überlassen. Bedienungsseitig trumpft die sehr handlich und kompakt geratene Sanyo mit einem Jograd auf, das als zweites Bedienelement um die Cursortaste gelegt ist. Dieses Rad erlaubt in vielen Menüebenen blitzschnelle Einstellungen. Zum Beispiel einen schnellen Bildsuchlauf bei der Wiedergabe. Ein Dreh mit dem Daumen überspringt mehrere Rasterstufen der Ringmechanik und erlaubt so die direkte Einstellung eines bestimmten Wertes, statt der Tipporgie, die bei vielen anderen Geräten nötig ist.
Eigentlich erst in höheren Klassen ist das Info-Menü üblich, das bei Aufnahme und Wiedergabe sehr viele Belichtungs- und Fotowerte der Aufnahme einblendet. Im Menü finden sich ein Titler für persönliche Foto-Widmungen und ein Bild-im-Bild-Programm, eine Art Mehrfach-Aufnahme mit frei skalierbaren Rahmen wird da möglich. Ebenfalls eingebaut: eine Farbtonkorrektur für alle Farbkanäle einzeln. Die Frage, wie wichtig dem Fotografen derartige Bildbearbeitungsfunktionen in der Kamera sind, muss jeder selbst beantworten. Video- und Tonaufzeichnung satt, machen die kleine Kamera auch zum Multimedia-Event. Umso mehr, als die Clips auch gleich in der Kamera beschnitten werden können. Ein Quick-Shot-Modus setzt die Aufnahmeverzögerung außer Kraft, und Bracketing-Serienschussfunktionen bringen Belichtungssicherheit, da Bilderserien mit unter-schiedlicher Belichtung geschossen werden. Was fehlt? Dioptrienausgleich, Filtergewinde und eine schnellere Umschaltung zwischen Wiedergabe und Aufnahme.

Kameras mit 3 Megapixel

Hewlett Packard Photosmart 715

Das stattlich geratene Gerät bietet die lichtstärkste Linse im Testfeld, vor die man erfreulicherweise noch einen Filter oder Vorsatz schrauben kann. Verzeichnungsarme Optik, hohe Auflösung und satte zehn Blenden Kontrastumfang - man sieht's in den Bildern: Klar und scharf präsentierten sich gerade die Aufnahmen von Mischlicht- und beleuchtungsarmen Innenraumsituationen. Im Vergleich liefert die HP die beste Bildqualität. Ebenfalls einzigartig im Testfeld: Dioptrieneinstellung und Fadenkreuz machen aus dem Sucher mehr als nur ein Guckloch für Monitorstromsparer. Außerdem besitzt die 715 eine extra Wiedergabe-Umschalttaste zur Bildkontrolle gerade geschossener Aufnahmen. Doch besonders zügig funktioniert die Kontrolle damit nicht, da zuerst im Menü der gewünschte Vergrößerungsmaßstab ausgewählt werden muss. Zurück zur Aufnahme geht's dann aber flott durch leichtes Drücken des Auslösers. Bedient wird die Kamera aufnahmeseitig mit den drei Knöpfen für Blitz, Bildqualität und Makroeinstellung. Außerdem ist der Selbstauslöser aktivierbar, das war's. Keine Belichtungseinstellung trübt das automatische Aufnahmevergnügen - das damit genau so lange anhält, bis eine Gegenlichtsituation auftaucht: Als einziges Modell bietet die HP 715 nicht einmal eine Belichtungskorrektur. Zudem liegt der Cursor-Button viel zu tief im Gehäuse, was die Menübedienung unnötig schwer macht. Die Überspielung der Bilder aus der 16-MBCompactFlash funktioniert dagegen fast genauso simpel wie bei Kodak. Ist das Gerät verbunden, startet die Software automatisch und beginnt mit dem Entladen.

KOMMENTAR

MARTIN BIEBEL

JENOPTIK, ROLLEI & ALDI

Die Jenoptik JD 4100Z3 und JD 3300Z3 sind echte Knüller für den alteingesessenen deutschen Optikbetrieb aus Jena. In Asien ließ man sich zwei Kameras zusammenbauen, schiffte sie in großen Stückzahlen nach Deutschland und verkaufte sie November/Dezember für sagenhafte 599 beziehungsweise 450 Euro von Vobis über Real nun bis in (fast) jeden Großmarkt. Neben Jenoptik vertreibt auch Rollei den Vier-Megapixelseller als d41 com - seit Januar für 500 Euro. Weitere bauähnliche Muster standen bei Tschibo sowie Aldi in den Regalen -- 408 Euro für das 3-Mio.-Pixel-Modell. Keine Frage, diese Preise sind sehr günstig. Doch entsprechen weder die Auflösung noch die Verarbeitung oder Objektivqualität den Erwartungen an ein Premiumprodukt, das die Markennamen Jenoptik und Rollei suggerieren. Die 808 defekten Pixel bei der Jenoptik JD 3300Z3 sind ein trauriger Rekord. Offensichtlich setzt Jenoptik die Selektionsgrenze bei den CCDs aus Kostengründen sehr niedrig an. Ob Rollei genauso vorgeht, konnten wir nicht testen, da Rollei die erste Lieferung an den Handel weitergeleitet hat, ohne uns ein Testmodell zu schicken. Allerdings hat Rollei bestätigt, dass die d41 com mit der Jenoptik JD 4100Z3 baugleich ist. Von Rollei erhalten wir normalerweise neue Kameras vor dem Handel. Wenn das Modell dann im Laden steht, liegt auch unser Heft mit dem Test am Kiosk. Aber vielleicht hatte Rollei ja einen guten Grund, kein Modell zu schicken. Wesentlich stärker beunruhigt uns ein anderer Punkt: Warum geben Rollei und Jenoptik für preisbrechende Billigprodukte ihre guten Namen her. Die 4-Megapixel-Kamera ist nicht unbrauchbar und das 3-Megapixel-Modell ist für 408 Euro zum Aldi-Preis interessant, aber passt kaum zum Image einer Premiummarke.

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