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2005

KAMERAS TEST

ZWEI DIGITALE VON CANON UND SANYO

Paarlauf

Ihre Preise differieren um 30 Euro. Wer bietet mehr: die VPC-AZ1 von Sanyo mit 4 Megapixel oder die Canon S30 mit 3 Millionen Bildpunkten?

Digitalkameras mit 3 bis 4 Mio. Pixel bekommen Sie bereits für 400 bis 500 Euro. Nachdem es im letzten Heft um solche günstigen Kameras ging, wollten wir diesmal wissen, was die doppelt so teuren Canon- und Sanyo-Modelle bringen.

Canon Powershot 530

Das 3-Megapixel-Modell für 870 Euro bietet ein sehr gutes Verhältnis von einfacher Bedienung und manuellen Einstellmöglichkeiten. Obwohl Zeit, Blende, Weißabgleich und sogar Schärfe manuell einstellbar sind, gelingt auch das Bedienen solch anspruchsvoller Funktionen sehr einfach. Zu danken ist dies der geschickten Kombination von Tasten, Wählrad und einem hervorragend gestalteten Menü. Noch gehorcht freilich die Bedienphilosophie dem klassischen Digitalkamera-Konzept. Hätte Canon ein so schickes Shuttlerad wie die neue Sanyo, ginge es womöglich noch einfacher. Entscheidend für die gute Performance ist, dass jedes Ding am richtigen Platz sitzt: Rechts bequem halten, links drücken. Dabei hat Canon der Doppelbelegungs-Philosophie neuen Sinn gegeben: Wer etwa die Belichtung stufenweise verändern möchte, drückt die dafür vorgesehene Taste. Beim zweiten Druck erscheint der Menübalken für diese Funktion. Ein dritter Druck bringt die Bracketing-Funktion, bei der die Schrittweite der Belichtungsserie einstellbar ist. Der vierte Druck schließlich verändert die Blitzstärke. Das liest sich langsamer, als es in der Praxis funktioniert, und es klappt vor allem, ohne lange Menüeinträge studieren zu müssen. Acht AE-Programme auf dem Wählrad der Topseite erleichtern in Fototheorie Unkundigen die Auswahl der richtigen Belichtung und Fokussierung. Zu-dem findet hier auch der Spiegelreflex-Profi seine Einstellungen für die Blenden- und Zeitvorwahl - oder die rein manuelle Einstellung. Die Handhabung ist also tadellos, zumal auch Einschalt- und Auslöseverzögerung angenehm kurz ausfallen.
Nur das Manövrieren durch das Menü könnte schneller klappen. Auch kommt man - von Schnappschüssen abgesehen - kaum ohne Monitoreinsatz aus. Das Menü wird außer für zahlreiche Grundfunktionen vor allem zur Einstellung der Empfindlichkeit und des Bildformates gebraucht. Dabei fällt auf, dass die S30 neben dem JPEG kein Tiff-, sondern ein RAW-Format anbietet. RAW-Formate arbeiten wie Tiff verlustfrei, führen jedoch zu kleineren Dateigrößen. Allerdings sind RAWs nicht standardisiert und lassen sich meist nur mit der speziellen Software des Herstellers öffnen.

Für Stativfotografen ungeeignet ist der auf der Unterseite des Gehäuses angebrachte Akku- sowie CompactFlash-Karten-Einschub: Wer Akku oder Speicherkarte wechseln will, muss die Kamera stets mühselig vom Stativ abschrauben. Zudem fehlt der S30 ein Netzanschluss.
Sehr lobenswert ist die Hold-Funktion: Hauptmotiv anvisieren, Auslöser halb durchdrücken, Haltetaste betätigen - und schon sind Entfernung und Belichtungswert gespeichert. Jetzt kann man in Ruhe Ausschnitt und Belichtung korrigieren, ohne dass man den Finger krampfhaft auf dem halb durchgedrückten Auslöser halten muss.
Derartige Holdfunktionen sind wichtig, wenn das richtig und scharf zu belichtende Objekt nur klein ist oder sich außerhalb der Bildmitte befindet. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Beispiel verdeutlicht, dass mit der S30 auch wirklich knifflige Fotoaufgaben perfekt zu lösen sind - zumal diese Speicherfunktion auch bei Blitzaufnahmen funktioniert.
Nach der Aufnahme zeigt die Lupenfunktion blitzschnell die geschossenen Bilder, "rast" im Zoom durchs Bild und schaltet ebenso schnell in den Aufnahmemodus zurück. Alle Einstellungen für die Aufnahme können in der Wiedergabe zusammen mit einem eingeblendeten Histogramm begutachtet werden. Einzigartig ist die Warnung bei Überbelichtungen. Denn dann blinken die betroffenen weißen Stellen des Bildes unübersehbar in Schwarz auf.
Positiv fällt auf, dass die S30 mit viel Arbeitsspeicher ausgestattet ist. So erklärt sich ihre phantastische Serienbildfunktion. Über das eingebaute Mikrofon können ferner bis zu 60 Sekunden Kommentar zu einzelnen Standbildern aufgezeichnet werden. Der Makrobereich ist hingegen nicht besonders üppig. Für eine 3-Mio.-Pixel-Kamera ist die Bildqualität sehr gut. Zwar beträgt die Auflösung nur 990 Linienpaare pro Bildhöhe, doch ist ein Rauschverhältnis von 51,3 beinahe konkurrenzlos gut. Fazit: Die Powershot S30 bietet zwar keinen günstigen, jedoch einen sehr benutzerfreundlichen Einstieg in die digitale Fotografie - zumindest, wenn man mehr will als knipsen. Die fortschrittliche Technik stammt zum großen Teil vorn nächsthöheren Modell S40 und erlaubt viele kreative Möglichkeiten. Außerdem gelingen auch Schnappschüsse in ausgezeichneter Qualität.

Sanyo VPC-AZ1

Beim Einschalten fällt Sanyos überarbeitetes Bedienkonzept noch nicht ins Auge. Doch beim ersten Blick ins Menü wird schnell klar: Hier haben die Techniker Neues entwickelt. Elegant bewegen sich die Menü-Elemente am linken Bildschirmrand, passend zur Bewegung am großen Jog-/Shuttlering, der als zentrales Bedienelement eine Cursortaste umschließt. Dieses griffige Drehrad zur Optionssteuerung hatte auch schon die Vorläuferin MZ1. Doch erst mit dem neuen Menü kommen die Vorteile dieses Bediensystems zum Tragen. Es spart gleich den ersten Bedienschritt: Statt Display-Einblendungen aufzurufen, reicht das Antippen des Rades, und alle derzeit eingestellten Optionen sind ablesbar. Gezielte Ansteuerung des gewünschten Parameters erfolgt mit einem Dreh, der auch das Überspringen von Zwischeneinträgen im Menü ermöglicht. Das Andern der Parameter erfolgt dann per Klick am Cursorknopf, und per Set-Taste ist der ganze Zauber gleich wieder weggeklickt. Prädikat: schick und sinnig - deshalb gibt's eine hohe COLOR FOTO-Bedienungsnote.
Beim Handling fällt auf, dass der Monitor zu weit rechts sitzt und somit der Daumen der Haltehand häufig unabsichtlich darauftappt. In Gang kommt die AZ 1 relativ zügig; 3,9 Sekunden sind guter Durchschnitt. Dies gilt jedoch nicht für die Autofokuszeit. Der langsame Autofokus führt zu einer ewig lange erscheinenden Auslöseverzögerung von 1,3 Sekunden. Zudem erscheint nach der Aufnahme nicht einmal ein Vorschaubild auf dem Monitor. Auch im Setup-Modus findet sich keine Einstellung für ein regelmäßig erscheinendes Vorschaubild. Per Umschalter wird die Kamera in den Abspielmodus versetzt, und nun kann recht zügig eine schicke Lupenfunktionen zur Schärfekontrolle aktiviert werden.

Nächste Enttäuschung: Nach der Rückstellung in den Aufnahmemodus ist die vorher gewählte Blendenkorrektur bereits wieder Makulatur. Versetzt sich die Kamera nach einigen Minuten der Nichtbenutzung in den Ruhemodus, bleibt das Objektiv ausgefahren. Erst nach erneutem Druck auf die Einschalttaste fährt es ein. Und dann muss der geneigte Knipser noch mal drücken und weitere 3,9 Sekunden warten, bis die Kamera wieder aufnahmebereit ist.
Bei genauerem Blick ins Menü erschließt sich dem Anwender eine kompakte Auswahl an manuellen Funktionen: Blendenvorwahl sowie auch völlige manuelle Einstellung von Verschlusszeit und Blende sind vorhanden. Außer der normalen Blendenreihe (Bracketing) trumpft die Sanyo AZ1 mit einer Blitzbelichtungsreihe auf. Auch der echte manuelle Weißabgleich ist blitzschnell durchgeführt. Nur die Schärfeeinstellung bleibt Sache der Automatik. Zudem fehlt das bei einer 4-Megapixel-Kamera zu erwartende Histogramm samt Einblendung der Aufnahmedaten.
Sanyo-Spezialitäten sind ein Titler für persönliche Foto-Widmungen und ein Bild-im-Bild-Programm, eine Art Mehrfach-Aufnahme mit frei skalierbaren Rahmen.
Ebenfalls überdurchschnittlich ist die Tonaufzeichnung. Wer will, speichert zu jedem Bild kurze, vier Sekunden lange Tonanmerkungen. Darüber hinaus kann man die Kamera auch als Diktiergerät einsetzen und bis zu 15 Minuten Ton aufnehmen, die dann nicht mehr an ein Bild gekoppelt sind. Möchte man Videodaten auf den digitalen Speicherbaustein bannen, so stehen zwei Modi zur Verfügung: eine Auflösung von 320 x 240 Pixeln mit 15 Bildern pro Sekunde oder 30 Bilder pro Sekunde mit geviertelter Bildschirmauflösung.
Mit 1080 Linien pro Bildhöhe verweist die Sanyo die Canon S30 zwar erwartungsgemäß auf die Plätze, liefert allerdings unter den 4-Megapixel-Kollegen auch nur Durchschnittliches. Die Testbilder überzeugen jedoch wie bei der Canon und stellen die kleine Sanyo ohne Wenn und Aber in die Spitzengruppe aktueller Digitalkameras. Für die Bildqualität ist eben längst nicht mehr die Auflösung alleine entscheidend. Es kommt genauso auf Rauschen, Farbgenauigkeit und Objektkontrast an.

Fazit: Sanyos VPC-AZ1 zeigt hervorragende Bedienansätze und ein schickes Design. Aber es fehlt eine manuelle Entfernungseinstellung, und die Auslösezeit ist zu lang. Technisch kann Sanyo als einer der größten Digitalkamerahersteller mit der VPC-AZI jedoch überzeugen. Sc ist die Bildqualität sehr gut, wem auch nicht ganz auf dem Niveau von Topmodellen wie Canon G2, S40 und Nikon Coolpix 5000. 

KOMMENTAR

MARTIN BIEBEL, DIPL.-ING. MEDIENTECHNIK
 Es darf etwas mehr sein Wer die aktuellen Kameras mit denen aus dem letzten Heft vergleicht, stellt drei wesentliche Unterschiede fest.

1. Die Bildqualität der teureren Modelle ist im Schnitt besser, nicht jedoch die Auflösung. Das schließt nicht aus, dass einzelne preiswerte Modelle wie die HP 715 Bildfiles mit vergleichbarer Qualität liefern.

2. Die teuren Modelle bieten wesentlich mehr und bessere Einstellmöglichkeiten. Zu-gleich erleichtern die intelligenten Bedienkonzepte die Nutzung der vielen Möglichkeiten. Wer nicht immer der Automatik vertrauen, sondern experimentieren und selber alles im Griff haben will, sollte die Canon oder Sanyo in seine engere Wahl ziehen.

3. Für 900 Euro bekommen Sie ein wesentlich hochwertigeres Gehäuse, das einen Aufpreis allein schon durch seine Solidität rechtfertigt.

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