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2005
KAMERA TEST
EXKLUSIVTEST: PANASONIC DMC-LC5, FUJI FINEPIX F601
Guter Einstieg
Panasonic bläst mit der DMC-LC5 zum Angriff auf die 4-Megapixel-Klasse. Fujis Super-kompakte F601 ist geeignet, die Edelminis mit 3-Megapixel-Chip zu toppen.
Mit Panasonic betritt ein neuer Anbieter den Digitalkamera-Markt. Panasonic gehört zum Matsushita-Konzern, dem großen Gegenspieler von Sony. Als unser Autor Martin Biebel die neue Panasonic Lumix DMC-LC5 in Japan sah, war er so begeistert, dass er den Japanern ein Muster "abschwatzte" und für einen exklusiven Test mit nach Deutschland nehmen durfte. Nicht minder interessant ist die Fujifilm FinePix F601, der neueste Edelmini in der Superkompaktklasse und europaweit hier erstmals im Test.
Fujifilm FinePix F601
Die Kleine 601 fasst sich gut an, ist rund und knuffig, dabei stabil und metallisch. Kein Wunder, ihr Body ist aus Magnesium-Alloy-Legierung und die Gestaltung übernahmen die Designer von Porsche. Die FinePix F601 ist etwas größer als die Vertreter der Scheckkarten-Gilde, hochkant gebaut und angenehm schmal. Eine der besten Hemdentaschenkameras mit hohem Gebrauchswert: Die 750-Euro-Kamera bietet nicht nur zuverlässige Automatiken, sondern auch hervorragende manuelle Einstellmöglichkeiten. Ihre Bedienelemente drängen sich allerdings alle weit außen rechts in Daumennähe. Der Monitor ist, wie in dieser Geräteklasse üblich, sehr klein und zeigt in Innenräumen konstant zu rote Bilder. Die Aufnahmen sind dann jedoch richtig abgestimmt.
Die FinePix F601 Zoom ist mit einem speziellen Fuji-Super-CCD-Sensor ausgestattet, der bei 3,1 Millionen Pixeln eine etwas höhere effektive Auflösung liefert. Unser Messwert liegt im Bereich der 4-Megapixel-Modelle. Die Rechen-Algorithmen bergen aber noch weitere Überraschungen: So wartet die F601 mit einer "Pixel Data Coupling Technology" auf, die ISO- Empfindlichkeiten von 800 bis 1600 möglich macht. Bei den hohen Empfindlichkeiten "verbindet" die Fuji mehrere Pixel zu einem Bildelement, was die Auflösung reduziert, aber die Empfindlichkeit steigert. Die 800- und 1600-ISO-Modi sind dementsprechend nur bei 1 Million Pixel Auflösung möglich. Zudem zeigen besonders die 1600-ISO-Bilder ein derartig starkes Rauschen, dass dieser Modus nur für Notlagen geeignet ist.
Weitere Makel: Ein echter manueller Weißabgleich sowie der Dioptrienausgleich am Sucher fehlen. Ja, und dass das neue poppige Bildschirmmenü immer mit einer lustigen Animation wechselt, ist zwar witzig, verzögert aber die Bedienung etwas. Ebenfalls lästig: Bei der Bildkontrolle fährt bereits nach sechs Sekunden das Objektiv ein und muss beim Wechsel in den Aufnahmemodus stets erst wieder aus seinem Schneckenhaus heraus - womit unsere Kritik bereits beendet wäre.
An der Kamera sind die üblichen Anschlüsse für USB- und Stromanschluss. Noch einfacher geht es mit der Dockingstation für 50 Euro Aufpreis, die ebenfalls sämtliche Anschlüsse einschließlich TV unterstützt. Der Ausklappblitz gefällt, denn er spart das lästige manuelle Einstellen der Blitzunterdrückung, wie es bei so vielen unnötig blitzfreudigen Geräten erforderlich ist. Aufhellblitzen und Langzeit-Blitzsynchronisation sind vorhanden, ebenso wie eine Blitzbelichtungskorrektur, allerdings mit sehr kleinem Einstellbereich (+/-0,6 Blenden). Es gibt nicht nur die Hold-Funktion am Auslöser, Fokus, Zeit und Blende sind genauso manuell einzustellen. Manuelles Justieren erfolgt dank souveräner Zeit-/Blenden-Darstellung auf dem LCD einfach und mit praktischer Menü-Unterstützung. Hervorzuheben ist der Multifunktions-Bedienknopf, der nicht nur oben-unten/rechts-links beweglich ist, sondern zusätzliche diagonale Druckpunkte besitzt. Er ist äußerst bedienfreundlich konstruiert und steuert bei der Wiedergabe eines Bildes auch die Lupenfunktion. Ein Detailbild gezielt und schnell in neun Himmelsrichtungen zu verschieben, das ist neu.
Noch mehr Pluspunkte? Der Winzling aktiviert die verschiebbare Sucherlupe sofort aus der Aufnahme heraus. Eine Belichtungs-Bracketing-Funktion ist vorhanden und für den Fokus können manuell Scharfstellfelder aktiviert werden. Video gibt es im Fernseh-Vollformat von 640 x 480 Pixeln und mit mindestens 15 Bildern. Das macht in Verbindung mit der aktivierbaren Webcam-Funktion dann schon einen halben Internet-Camcorder aus. Ton wird entweder in 30-Sekunden-Häppchen nachträglich zum Bild oder live bis zur Kapazitätsgerenze der SD-Speicherkarte aufgezeichnet. Wichtige Sprechpassagen können markiert und gezielt angesteuert werden. Der kleine eingebaute Lautsprecher allerdings klingt schrecklich.
Panasonic DMC-LC5
Bei der Lumix DMC-LC5 entwickelte Panasonic die Elektronik, von Leica kommt die Objektivrechnung. Klar also, dass demnächst auch eine mit der Panasonic technisch bau-gleiche, aber anders gestylte Leica erscheint - die Digilux 1. Doch die Leica-Konstrukteure haben auch beim Bedienkonzept mitgearbeitet, und so entstand eine geradezu klassisch anmutende Digitale mit sehr guter Ergonomie - ideal für Analogfotografen. Sogar das kleine Fließquartz-Panel auf der Geräteoberseite ist vorhanden. Damit kann die Panasonic auch ohne Monitor über das klare Sucherfenster mit Dioptrienausgleich bedient werden. Schade wäre es allerdings, denn mit dem 2,5-Zoll-Monitor auf der Rückseite steht der größte Kontrollmonitor des Klassements zur Verfügung. Zum Zubehör gehört eine Sonnenblende zum Ausklappen, ähnlich den Lösungen von Mittelformatkameras.
Erster Eindruck: Schwer, wertig, bequem - und ein wenig zu voluminös. Das Aluminium-Alloy-Gehäuse ist extrem stabil, die Griffigkeit und das Handling perfekt. Der Schärfering am Objektiv hat zwar keinen Anschlag, seine Einstellwege sind jedoch angenehm kurz, und ein grüner Punkt zeigt den optimalen Schärfepunkt auch im Monitor an. Eine Entfernungsskala fehlt, so dass gezielte Schärfentiefe-Spielerei kaum möglich ist. Schade, denn hinter dem lichtstarken 2,0-2,5er-Objektiv sitzt eine echte 6-Lamellen-Kreisblende statt der bei Digitalkameras üblichen V-förmigen Schiebeschlitze. Irritierend ist der Monitor: Denn wenn man etwa bei der Zeitenvorwahl zu kürzeren Werten wechselt, verdunkelt sich das Bild. Falls dies eine Gebrauchsblende simulieren sollte, ist es gründlich misslungen. Nach dem Schuss kann das Bild sofort wieder aus dem Speicher gekramt und direkt per Lupe auf Schärfe kontrolliert werden. Noch ein Tastendruck und die Aufnahmebereitschaft ist erneut hergestellt. Weniger perfekt ist der Report der Aufnahmedaten: Das Wiedergabemenü, eigentlich mit großen Schriften sehr übersichtlich und kurz gehalten, zeigt nicht sehr viele Aufnahmedaten an, und ein Histogramm fehlt ganz.
Bei Canon abgespickt haben die Entwickler den Mehrfach-Bedienknopf für Blendenkorrektur, Blitzstärke-Einstellung und Blenden-Bracketing. Das ist legitim, denn es ist eine der praktischsten Bedienweisen für solche Kameras. Mit jedem Klick erscheint im Monitor eine Balkenanzeige der neuen Funktion, die mit den Cursortasten eingestellt wird. Nur hat Panasonic zusätzlich eine Fokus-Bracketing-Funktion integriert, die automatisch Serienaufnahmen mit unter-schiedlichen Entfernungseinstellungen liefert. Das Makro kann sich zu keinem sonderlich großen Nahbereich aufschwingen, tröstlich jedoch, dass der Fotograf schon im Normal-Modus bis auf 20 cm ans Objekt herankommt. Erstaunlich auch, dass der Blitz sogar bei 20 cm bis zu 10 cm Objektentfernung im Makro-Modus noch ohne Überstrahlung mitspielt. Die Belichtungsautomatik neigt zur Unterbelichtung, vor allem der Blitzeinstellung darf man manuell getrost etwas auf die Beine helfen. Enttäuschend war die Auflösung unseres Modells. Die 930 Linien reichen zwar für gute Prints, doch von einem 4-Megapixel-Modell erwarten wir mehr. Nun stand aber auch ein sehr frühes Modell im Labor, und wir werden deswegen möglichst bald eine zweite Kamera messen. Erst anschließend kommt die Lumix in die Bestenliste. Panasonic hat den Sensorchip (CCD) selbst entwickelt und dabei auf möglichst große lichtempfindliche Flächen der einzelnen Pixel geachtet, um das Bildrauschen zu reduzieren. Die 5,5 Punkte sind ein guter, aber kein überragender Wert.
Der Serienbildmodus schafft konkurrenzlose vier Bilder pro Sekunde in höchster Auflösung und sieben hei normaler Kompression. Anschließend wird die Bilderserie in verblüffend kurzer Zeit auf die mitgelieferte 32-MB-SD-Card gespeichert. Allerdings fokussiert die Panasonic während der Serien nicht nach. Ebenfalls herausragend: Die Auslöseverzögerung ist kaum mehr spürbar. Sie schießen, was sie sehen. Dabei hilft eine sehr gut arbeitende Hybrid-Fokussierung, die dank eines Extra-Sensors schon beim Anvisieren ständig Fokusdaten an die Elektronik sendet. Die ständige Fokussierung und der große Monitor treiben allerdings den Stromverbrauch in die Höhe und unseren Testzyklus auf 86 Wattsekunden - gut dass in der Panasonic so ein dicker Lithium-Akku mit reichlich Reserven steckt.
Filmfreunden sei gesagt: Die Kamera zeichnet auch Quicktime-Videos auf, bis die Speicherkarte voll ist. Das Format ist mit zehn Bildern pro Sekunde und einem Format von 320 x 240 Pixel aber nicht sehr prall, zumal der Klang aus dem eingebauten Lautsprecher nur Minimalansprüchen genügt.
FAZIT
MARTIN BIEBEL, DIPL.-ING. MEDIENTECHNIK
Die Fuji F601 gehört zu den Besten unter den Mini-Kameras. Für 750 Euro erhalten Sie ein wertiges Modell mit sehr guter Bildqualität und großem Funktionsumfang. Panasonic gibt mit der DMC-LC5 einen gelungenen Einstieg: Die geringe Auslöseverzögerung und die schnelle Bildfolge, das klassische Handling und die umfangreiche Ausstattung sind echte Pluspunkte. Bleibt die Auflösung als - vorläufiger- Kritikpunkt. Hier muss ein zweites Modell Klarheit bringen.
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