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Artikel

2005

KAMERA TEST

CANON EOS D60

Siegertyp

Die Canon EOS D60 ist nicht nur im Preis-Leistungs-Verhältnis, sondern auch bei der Auflösung Spitze: 6,29 Millionen Pixel zum Preis von 3300 Euro sind ein unübersehbares Signal. Kann der neue Siegertyp die weitaus teureren Profimodelle das Fürchten lehren?

Auflösung ist wohl nicht alles, für den Käufer einer Digitalkamera aber dennoch ein Wert, um den sein Denken kreist. Die neue Canon D60 gibt sich in diesem Punkt keine Blöße: Ihr 22,7 x 15,1 mm großer CMOS-Sensor hält Bilder mit einer Auflösung von 6,52 Millionen Bildpunkten fest. Nach der Aufnahme bleiben davon 6,29 Millionen oder 3072 x 2048 Pixel übrig, mehr als doppelt so viel wie beim Vorgängermodell D30. Aufgezeichnet werden diese Bilder wahlweise im JPG- oder RAW-Format. JPGs stehen in drei Auflösungen und jeweils zwei Kompressionsstufen zur Verfügung, während der RAW-Modus ein kombiniertes Dateiformat bietet: In der 7,6 MB großen RAW-Datei ist ein JPG-komprimiertes Bild eingebettet, das man auch alleine verwenden kann - und nicht nur zur Darstellung auf dem Kameramonitor oder als Thumbnail im Browser der Kamera-Software. Der Nachteil ist allerdings, dass das JPG wie die RAW-Datei nur über die Herstellereigene Software zugänglich ist. Geöffnet im Bildverarbeitungsprogramm ist eine D60-Datei in höchster Auflösung 18 MB groß; bei Einstellung auf 300 dpi entspricht dies einem rund 17,3 x 26 cm großen Bild.

EOS D60 und 1-D im Vergleich

Um die Leistung der D60 zu bewerten, bietet sich unter anderem ein Vergleich mit der Konkurrenz aus dem eigenen Hause an. Im Unterschied zur D30 (3,11 Mio. Pixel) bietet die Neue eine mehr als doppelt so hohe Auflösung; auch Canons Topmodell EOS 1-D übertrifft sie noch um 1,8 Mio. Pixel. Dabei sollte man allerdings nicht übersehen, dass die EOS 1-D aufgrund ihres größeren Sensors (28,7 x 19,1 mm) einen klaren Praxisvorteil zu verbuchen hat: Der so genannte Brennweiten-Verlängerungsfaktor beträgt bei der EOS 1-D nur 1,3, hei der D60 dagegen 1,6 - in diesem Punkt also kein Fortschritt gegenüber der D30. Das Gehäuse der 1-D wirkt robuster, weil auch die Außenhaut aus Metall besteht. Bei der D60 umhüllt dagegen Kunststoff das Chassis aus Aluminiumdruckguss; dafür besitzt sie aber ein integriertes Blitzgerät mit LZ 12 bei ISO 100/21xGRADx. Externe Blitzgeräte vom Typ Canon Speedlite lassen sich an beiden Kameras im E-TTL-Modus verwenden.
Zu den professionellen Attributen der EOS 1-D gehört ihr Arbeitstempo: Sie kann bis zu acht Bilder pro Sekunde aufnehmen, während die D60 in der gleichen Zeit nur drei Bilder schafft. Die kürzeste Verschlusszeit beträgt beim Topmodell 1/16000 s, bei der D60 "nur" 1/4000 s. Mehr ins Gewicht fällt allerdings, dass der CCD der EOS 1-D bedeutend lichtempfindlicher ist: Er erlaubt ISO-Einstellungen bis 3200, während der CMOS-Sensor der D60 sein Limit bei ISO 1000 hat. Auch beim Autofokus bleibt Canons Flaggschiff zumindest im eigenen Hause ungeschlagen: Im Vergleich zum hoch entwickelten AF-System der 1-D mit 45 Messfeldern ist die Schärfeautomatik der D60 mit drei einzeln anwählbaren Messfeldern mäßig fortschrittlich; Vergleichbares kennt man auch von Canons Consumer-Modell G2. Gegenüber der D30 will Canon allerdings die Empfindlichkeit des AF-Systems (um 1,5 Lichtwerte) verbessert haben. In der gesamten Auslöseverzögerung ist die D60 der 1-D jedenfalls kaum noch unterlegen (0,4 im Vergleich zu 0,3 Sekunden).

Sensationell hohe Bildqualität

Das eigentlich Sensationelle an der D60 aber ist ihre Bildqualität: Mit einer Auflösung von 1340 Linien-paaren übertrifft sie nicht nur das professionelle Schwestermodell, sondern auch alle anderen bisher getesteten Digitalkameras. Nicht weniger überraschend ist das extrem geringe Rauschen bei niedrigster Empfindlichkeit (ISO 100/21xGRADx): Die D60 verbucht dafür satte zehn Punkte, drei Punkte mehr als die EOS 1-D. Bei 400 ISO und 1000 ISO nimmt das Rauschen zwar erkennbar zu, bewegt sich aber immer noch auf einem erstaunlich niedrigen Niveau. Offenbar lassen sich CMOS-Sensoren auch in diesem Punkt nicht mehr lumpen. Bei der Farbwiedergabe ist die D60 ebenfalls besser, wird aber von mancher Consumer-Kamera (einschließlich der G2 aus dem gleichen Hause) überholt. Es dürfte aber wohl kein Problem für Canon sein, die entsprechenden Algorithmen in absehbarer Zeit zu optimieren. Alle Testergebnisse beruhen übrigens auf RAW-Dateien, die mit der dazugehörigen Software geöffnet wurden.

Durchdachte Bedienung auf allen Ebenen

Das von der D30 bekannte Bedienkonzept wurde bei der D60 praktisch unverändert übernommen: Oben links befindet sich das für viele SLR-Kameras typische Programmwahlrad mit Rastpunkten für die insgesamt 11 Belichtungsprogramme. Dazu gehören Blenden- und Zeitautomatik, Voll- und Programmautomatik, verschiedene Motivprogramme und der manuelle Modus.
Alle nötigen Einstellungen nimmt man mit Hilfe des Daten-Displays rechts oben am Gehäuse, den dazugehörigen Funktionstasten und zwei Einstellrädern vor. Das kleinere Rad ist dem Auslöser vorgelagert und mit dem Zeigefinger erreichbar. Das größere sitzt an der Rückseite, wird mit dem Daumen bedient und lässt sich bei Bedarf sperren. Die meisten Aktionen funktionieren nach folgendem Prinzip: Man drückt erst die entsprechende Funktionstaste und verändert dann den Einstellwert mit einem der beiden Räder. Dies gilt beispielsweise für Filmtransport (Einzel-/Serienbild-Modus, Selbstauslöser), AF-Modus (One-Shot, Al Servo), Weißlichtabgleich (7 Optionen), Messmethode (Matrix, Mittenbetonung, Spot) oder Blitzbelichtungskorrektur.
Zum Vorwählen von Blende oder Verschlusszeit im Av- oder Tv-Modus dreht man einfach am oberen Rad, ohne dass man zuerst eine Taste drücken müsste. Für die manuelle Einstellung benutzt man beide Räder: das kleine für die Zeit, das große für die Blende. Einfacher geht' s nicht.
Auch das Korrigieren der Belichtung in den Automatik-Programmen ist eine leichte Übung: Nach dem Antippen des Auslösers korrigiert man die Belichtung einfach
mit dem Einstellrad an der Rückseite. Die Korrektur wird an einer Skala in halben Blendenwerten im Bereich von ±2 Blendenstufen angezeigt. Das obere Einstellrad benutzt man dagegen für den Programm-Shift. Ebenso einfach funktioniert das Korrigieren der Blitzbelichtung: Drückt man die Blitzkorrekturtaste, so lässt sich (ebenfalls mit dem hinteren Einstellrad) die Blitzintensität einstellen und zwar unabhängig von einer eventuell korrigierten Grundbelichtung. Beide Korrekturen sind auf der erwähnten Skala durch Umschalten darstellbar.

Schneller Zugriff auf alle Menüpunkte

Das durchdachte Bedienkonzept der D60 - in diesem Punkt kann die Kamera noch mehr Punkte sammeln als die EOS 1-D - setzt sich bei den für Digitalkameras typischen Funktionen fort. Links neben dem Farbmonitor finden sich vier Funktionstasten und eine weitere Taste zum Einschalten des Monitors nach der Aufnahme. Direkt unter dem Display sitzt die unverzichtbare Papierkorbtaste zum schnellen Löschen von Bildern. Mit dem großen Einstellrad wählt man eine von drei Optionen (Abbrechen, Löschen, Alle). Mit "Löschen" sind Einzelbilder gemeint, die sofort nach Drücken der "Bestätigen"-Taste in der Mitte des Einstellrades aus dem Speicher entfernt werden. Nach Anwählen der Option "Alle" wird man, was sinnvoll ist, zum nochmaligen Bestätigen des Löschvorgangs aufgefordert.
Über die Menütaste hat man Zugriff auf alle drei Einstellebenen und insgesamt 24 Menüpunkte. Alle Menüpunkte sind untereinander aufgelistet, so dass man nicht zwischen verschiedenen Menüseiten blättern muss. Zur besseren Übersicht findet sich rechts am Bildrand eine dreifarbig angelegte Leiste mit 24 Segmenten, bei der die Farben Rot, Grün und Blau den drei Einstellebenen entsprechen. Der angewählte Menüpunkt ist durch intensivere Farbigkeit hervorgehoben. Durch wiederholtes Drücken der "Jump-Taste" springt man jeweils auf den ersten Eintrag jeder Einstellebene, während man mittels Drehen am Einstellrad durch die Menüpunkte scrollt. Angewählt wird ein Eintrag durch Drücken der "Bestätigen"-Taste, Werte verändert man wiederum mit dem Einstellrad. Auf diese Weise ist nach kurzer Eingewöhnung eine intuitive und schnelle Bedienung möglich.
Aufgenommene Bilder lassen sich entweder formatfüllend darstellen oder als Miniaturen in einem Neuner-Tableau. Drückt man im Einzelbildmodus die Info-Taste, so wird das Bild zusammen mit seinen Aufnahmedaten und einem Histogramm mit blinkenden Hochlichtern dargestellt. Eine Bildlupe ist (anders als bei der 1-D) an Bord. Sie erlaubt allerdings nicht mehr als eine Vergrößerungsstufe und lässt sich mit Hilfe des Einstellrades nur abschnittsweise (in neun überlappenden Feldern) über die Bildfläche bewegen.
Zu den im Menü gebotenen Einstellmöglichkeiten gehören unter anderen Kontrast, Schärfe, Farbsättigung und Farbton, wobei neben dem Standardprofil drei weitere abspeicherbar sind. Zudem existieren 14 Individual-Funktionen zum Konfigurieren der Kamera. Dazu gehört beispielsweise die Blitzsynchronisation auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang oder die Wahlmöglichkeit, ob man beim Blitzen mit Blendenvorwahl lieber mit Langzeitsynchronisation oder fest eingestellter Blitzsynchronzeit (1/200 s) arbeiten will. Was unangenehm auffiel: Der Kameramonitor gibt das Bild mit einer Tendenz zum Grünstich wieder. Eine weitere Tendenz: Blitzaufnahmen geraten bei automatischem Weißabgleich zu blau; stellt man den Weißabgleich dagegen auf "Blitz", werden sie eher rotstichig als neutral. Bei Tageslicht arbeitet der Weißabgleich nahezu perfekt.

Lithium-Ionen-Akku mit Familienanschluss

Als Stromquelle verwendet Canon einen Lithium-Ionen-Akku, der über eine verriegelbare Klappe am Kameraboden bequem zugänglich ist. Den gleichen Akku kennt man auch von der Canon G1/G2. Im Gegensatz zu dieser lässt sich der Akku allerdings nicht direkt in der Kamera laden, sondern benötigt das mitgelieferte Akku-Ladegerät. Besonders erfreulich ist, dass Canon auch für den optional erhältlichen Batteriegriff BG-ED3 mit Hochformatauslöser den gleichen Akku-Typ verwendet; dort hausen allerdings gleich zwei dieser Kraftpakete.

Neben einem Videoausgang, umschaltbar von PAL auf NTSC, ist die EOS D60 mit einer USB-Schnittstelle ausgestattet. Dabei handelt es sich um den bisherigen USB-Typ und nicht etwa um den schnelleren (aber noch wenig verbreiteten) Typ USB 2.0. Die dem neuen USB-Port vergleichbar schnelle FireWire-Schnittstelle der EOS 1-D sucht man bei der D30 ebenfalls vergebens - aber Unterschiede müssen wohl sein, damit der Anwender dem großen Preisunterschied wenigstens im Detail noch etwas abgewinnen kann. 1

FAZIT

KARL STECHL

.Die D60 bietet eine unerwartet hohe Bildqualität, bei der auch das professionelle Schwestermodell nicht mithalten kann. Die EOS 1-D bringt unter anderem bei der Empfindlichkeit, bei Serienaufnahmen und bei der Kameratechnik (etwa bei Gehäuse und AF) klare Vorteile. Im Preis-Leistungs-Verhältnis setzt die D60 neue Maßstäbe: Sie soll für rund 3300 Euro in die Läden kommen und ist damit noch günstiger als die D30 bei ihrer Einführung. Sollte das Beispiel der D60 Schule machen, wird man sich fragen müssen, wie lange Preise über 5000 Euro bei Profimodellen eigentlich noch zu rechtfertigen sind.

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