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Artikel
2005
CeBit NEWS 2003
Besser & billiger
Canon EOS 10D
Mit der EOS 10D justiert Canon die Messlatte für digitale SLR-Kameras neu: Der Nachfolgerat der EOS D60 kommt - mit Magnesiumgehäuse und schnellem Autofokus, kostet aber nur noch 2200 Euro - eine starke Konkurrenz also auch für die anderen Kameras aus dem Hause Canon.
Vor weniger als einem Jahr kam die Canon EOS D60 zum Preis von 3300 Euro auf den Markt. Für 1100 Euro weniger soll jetzt die EOS 10D über die Ladentheke gehen; das entspricht einem Preisrutsch von rund 33 Prozent! Ein Sparmodell? Genau das Gegenteil: Die Gehäuseschale der EOS 10D besteht aus Magnesium mit Kunststoffelementen, wozu etwa der Boden, das Oberteil des aus-klappbaren Blitzgeräts und die Abdeckung des Speicherkartenschachts gehören. Nimmt man die Kamera in die Hand, fühlt sie sich sehr griffig und deutlich massiver an als ihre Vorgängerin D60, deren Gehäuse man beim festen Zupacken schon mal ein leichtes Knarzen entlocken konnte. Kurzum: Ein SLR-Gehäuse der hier gebotenen Qualität ist ein Novum in dieser Preiskategorie. Für die Bildaufzeichnung zuständig ist der 22,7 x 15,1 mm große CMOS, mit dem sich die D60 zum Testsieger in der 6-Millionen-Pixel-Klasse aufschwingen konnte. Für Messungen stand das Vorserienmodell der EOS 10D allerdings noch nicht zur Verfügung. Ein ausgiebiger Test folgt, sobald ein Serienmodell greifbar ist.
Fortschritt zum Tiefpreis
Die wohl wichtigste Verbesserung ist das offenbar von der EOS 30 übernommene AF-System mit sieben Messfeldern. Dem zentralen Kreuzsensor assistieren je zwei Messfelder links und rechts von der Mitte und je ein Sensor ober- und unterhalb. Welche der insgesamt sieben Felder jeweils aktiv sind, entscheidet der Kamerarechner in Abhängigkeit vom Motiv. Alternativ kann man eines der Felder für die automatische Scharfstellung manuell anwählen. Bei den ersten Praxistests glänzte das neue AF-System durch schnelle und zuverlässige Reaktion. Man darf deshalb gespannt sein, ob es auch in messtechnischer Hinsicht neue Maßstäbe setzen kann.
Sehr umfassend ist das On-Board-Farbmanagement der EOS 10D.
Im Parameter-Menü ist neben "Standard" (sRGB) der Adobe-RGB-Farbraum dazugekommen. Während der Adobe-RGB-Farbraum als Preset nicht weiter verändert werden kann, sind eigene Abstimmungen auf Basis des "Standard" (sRGB) möglich. Hierzu wechselt man zum Punkt "Einstellungen", wo sich ein Untermenü mit vier einstellbaren Parametern öffnet. Die ersten drei gab es bereits bei der D60 (Kontrast, Schärfe und Farbsättigung), neu hinzugekommen ist "Farbton". Alle Parameter lassen sich, ausgehend von einem Mittelwert, um jeweils zwei Stufen in Richtung Minus oder Plus verstellen. Ebenfalls neu: Für den Weißabgleich gibt es eine Reihenbelichtungsfunktion (Bracketing). Einen deutlichen Fortschritt markiert auch die Lupenfunktion, vertreten durch zwei Tasten, die in Reichweite des Daumens angesiedelt sind. Jedes Drücken auf die Plus-Taste vergrößert das Bild um eine Stufe, wobei 15 Stufen von 1,5- bis 10fach möglich sind. Bei aktivierter Lupenfunktion wird ein Navigatorfeld in das Monitorbild eingeblendet; ein Rechteck, bei stark vergrößerter Darstellung nur noch als Punkt wahrnehmbar, markiert den gewählten Ausschnitt. Zum Verschieben des Ausschnitts benutzt man das hintere Einstellrad; mit einer weiteren Taste links neben dem Monitor schaltet man die Bewegungsrichtung zwischen horizontal und vertikal um.
Dateiformate
Die EOS 10D speichert Bilder parallel als JPEG- und RAW-Dateien ab. Öffnen und bearbeiten lassen sich beide Formate allerdings nur mit der dazugehörigen Software. Schade, dass sich Canons RAW-Dateien von der Windowseigenen Bildanzeige nicht wenigstens als Miniatur anzeigen lassen, wie dies mit RAW-Dateien aus der Nikon D100 möglich ist. Sehr positiv sind aber die kurzen Speicherzeiten bereits des Vorserienmodells bei RAW-Formaten: Etwas weniger als 15 Sekunden signalisierte die Status-LED an der EOS 10D zum Abspeichern des Testmotivs auf eine Compact-Flash-Karte (SanDisk, Standardtyp, 128 MB). Hier sind wir auf die Werte des Serienmusters gespannt. Zum Vergleich: Die Nikon D100 braucht für das gleiche Motiv rund 45 Sekunden. Wie schon die D60 bietet auch die 10D ein Histogramm. Wer das Histogramm oft zur Bildbeurteilung heranzieht, schaltet im "Rückschau"-Menü auf "Ein (Info)". Dann erscheint die Bildminiatur samt Histogramm gleich nach der Aufnahme. Als Rückschauzeit kann man 2, 4 und 8 Sekunden sowie "Halten" einstellen. Im zuletzt genannten Fall bleibt die Anzeige aktiv, bis man beispielsweise wieder den Auslöser drückt.
Bedienkonzept
Im Bedienkonzept gibt es eindeutige Anleihen bei der D60, aber auch Unterschiede im Detail. Das beleuchtbare Daten-Display rechts oben an der Kamera ist länglicher als bei der D60, und die dazugehörigen Funktionstasten haben ihren Platz gewechselt. Ein kleines Einstellrad sitzt in Nachbarschaft des Auslösers und wird mit dem Zeigefinger bedient, während das große Rad an der Gehäuserückseite mit integrierter Bestätigungstaste vom Daumen gedreht wird.
Die meisten Aktionen laufen so ab: Man drückt erst eine Funktionstaste und verändert dann den Einstellwert mit einem der beiden Räder. Dies gilt beispielsweise für Filmtransport (Einzel-/Serienbild-Modus, Selbstauslöser), AF-Modus (One-Shot, AI Focus, AI Servo), Weißlichtabgleich oder Messmethode (Matrix, Mittenbetonung, Spot). Zum Vorwählen von Blende oder Verschlusszeit im Av- oder Tv-Modus dreht man einfach am oberen Rad, ohne dass man zuerst eine Taste drücken müsste. Für die manuelle Einstellung benutzt man beide Räder - das kleine für die Zeit, das große für die Blende.
Gut gelöst ist auch die Belichtungskorrektur: Nach Antippen des Auslösers korrigiert man die Belichtung mit dem Einstellrad an der Rückseite. Die Korrektur wird an einer Balkenskala in halben Blendenwerten, alternativ in Drittelstufen, über ± 2 Blendenstufen angezeigt. Das obere Einstellrad benutzt man dagegen für den Programm-Shift. Ebenso einfach funktioniert das Korrigieren der Blitzbelichtung: Blitzkorrekturtaste drücken und mit dem hinteren Einstellrad an der Balkenskala Korrekturwert einstellen. Wie die anderen Kameras der D-Serie besitzt die EOS 10D nicht den üblichen 4-Weg-Schalter, auch Pfeil- oder Cursor-Taste genannt. Stattdessen navigiert man innerhalb der Menüs mit dem großen Drehrad an der Rückseite und den Bedientasten "Menü" und "Select" links neben dem Monitor: Durch Drücken der Select-Taste und gleichzeitiges Drehen am Einstellrad wählen Sie Menüeinträge aus oder verändern Werte. Mit dem Loslassen der Select-Taste bestätigen Sie den Eintrag. Mit 27 Einträgen auf einer Ebene präsentiert sich das über den Monitor aufzurufende Menü recht übersichtlich. Weitere 17 Einträge finden sich unter den Individualfunktionen, darunter die Option zur festen Einstellung der Blitzsynchronisationszeit auf 1/200 s bei Blendenvorwahl. Andernfalls ist die Kamera auf Langzeitsynchronisation gestellt und wählt auch beim Blitzen die zur Blende passende Belichtungszeit.
Gehobene Ausstattung
Zur Ausstattung der 10D gehören neben dem bereits erwähnten 7-Feld-Autofokus ein Belichtungs-Messsystem mit 35 Sensoren, vier Messmodi (Matrix, selektiv, mittenbetont/integral) und 12 Belichtungsprogramme, darunter Blenden- und Zeitautomatik, Voll- und Programmautomatik, diverse Motivprogramme und der manuelle Modus. Zum Anwählen der Belichtungsprogramme besitzt die 10D das für viele SLR-Kameras typische Programmwahlrad mit Rastpositionen. Der Verschluss erlaubt Belichtungszeiten von 1/4000 bis 30 s. Die Empfindlichkeit des Chips lässt sich zwischen 100 und 1600 ISO variieren, bei Bedarf sogar bis 3200 ISO ausdehnen. Ein ausklappbares Blitzgerät mit Leitzahl 12 bei ISO 100 ist eingebaut. Leider erhebt sich der Reflektor beim Ausschwenken nur etwa 2 cm über die Vorderkante des Gehäuses, so dass es häufig zu roten Augen bei Porträts kommt. Positiv andererseits, dass sich alle Canon-Systemblitzgeräte der Speedlite-Serie in E-TTL-Technik und mit vollem Funktionsumfang verwenden lassen. Die Belichtungssicherheit beim Blitzen ist hoch; zu den Canon-typischen Features gehört außerdem der manuell auszulösende Vorblitz mit anschließender Speicherung des Messwerts.
Für die Stromversorgung ist bei der EOS 10D ein Lithium-lonen-Block mit 1100 mAh zuständig, der für mehr als 600 Aufnahmen ohne Blitzzündung gut sein soll. Im optional erhältlichen Handgriff mit Hochformatauslöser findet sich der gleiche Akkutyp sogar im Doppelpack. Das ist praktisch, weil man einen Ersatzakku zur Verfügung hat, wenn der Handgriff nicht benötigt wird.
Fazit
Karl Stecht
Die Canon EOS 10D ist eine grundsolide SLR-Digitalkamera mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis, was auch Profis ins Grübeln bringen wird. Der hohe Aufpreis für das Topmodell Dl s lässt sich nur rechtfertigen, wenn man neben der höheren Auflösung und dem Spritzwasserschutz auch den Vollformat-Chip tatsächlich benötigt - also bei der extremen Weitwinkelfotografie.
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