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Artikel
2005
KAMERAS TEST
Kodak DCS-Pro 14n
Der Coup
Die Überraschung war gelungen: Auf der letzten photokina präsentierte Kodak mit der DCS-Pro 14n die erste Digitalkamera auf Kleinbildbasis mit 14 Mio. Pixel - bei einem Preis von nur 6950 Euro. Wir haben sie getestet.
Kodak setzt neue Maßstäbe bei digitalen Spiegelreflexkameras und bringt das erste Modell auf Kleinbildbasis mit 14 Mio. Bildpunkten. Die DCS-Pro 14n hat nur eine ernsthafte Konkurrentin: die Canon EOS 1Ds mit knapp 11 Megapixel Auflösung. Beide verwenden CMOS-Bildsensoren im vollen Kleinbildformat. Dennoch kostet die Canon EOS 1Ds brutto knapp 3000 Euro mehr als das 14-Megapixel-Modell von Kodak, das mit 6950 Euro zu Buche schlägt. Der metalllegierte Body auf Nikon-F80-Basis ist stabil und wiegt dennoch nur gut 900 Gramm. Das sind 25% weniger als bei der Canon EOS 1Ds, die ebenfalls das Kunststoff-/Metall-Mischkonzept verfolgt.
Das Feeling
Die Nikon F80 gilt seit jeher als einfach bedienbar, und dieses Konzept kommt der Kodak zugute. Das übersichtliche Menü ist in fünf einfach wählbare, schwarz auf weiß geschriebene Kapitel untergliedert, die der "Sorglos-Fotograf" aber nicht braucht. Er stellt die Kamera auf Programm-Modus, schaltet das Menü auf Basic und hat es dann einfacher als der Benutzer digitaler Kompaktkameras. Nur noch Empfindlichkeit, Weißabgleich und die dreistufige Auflösung sind als Kamerafunktionen wählbar. Die Einstellungen aus dem erweiterten Modus bleiben allerdings erhalten. Dessen 36 Einträge samt Auswahl-Untermenüs werden in Klarschrift wie bei einer Computerhilfe erklärt. Sie erscheint in der Statusanzeige unterhalb des 2,5-Zoll-Displays, dessen Aufgabe sonst die permanente Darstellung der Aufnahmedaten ist. Auf diese Werte kann auch per Knopfdruck direkt zugegriffen werden, eine rasant schnelle Lösung zur Änderung der Bildparameter. Das LCD-Display neben dem Auslöser zeigt dagegen nur die aktuellen Aufnahmeeinstellungen an. An Übersicht fehlt es also nicht, auch deshalb, weil die wenigen Bedienelemente sehr durchdacht angeordnet sind. Sogar der zweite Auslöser für die Hochkantaufnahmen fehlt nicht. Nur wäre dann konsequenterweise auch das Einstellrad in doppelter Ausführung sinnvoll, wie es beispielsweise die Contax N digital vorführt. Dafür hat die Kodak 14n einen Lagesensor, der Hochkantfotos entsprechend markiert, um im Monitor und am Rechner immer eine optimale Kontrolle zu gewährleisten. Dabei unterscheidet die Kamera auch, ob links- oder rechtsherum gedreht wurde. Benutzerprofile gibt es keine, dafür einen Hotkey. Dieser Knopf neben dem Display
erlaubt dem Nutzer, individuell seine fünf Lieblingsfunktionen in den Schnellzugriff zu verlegen. Fassen lässt sich die Kodak hervorragend, und wegen des geringen Gewichts ist auch bei stundenlangen Shootings kein Krampf in der Hand zu befürchten.
Der Auslöser ist sehr leise, der Akku lädt schnell und reicht durchschnittlich zum "Befüllen" eines Gigabyte-Microdrives. Das sind um die 60 Fotos im RAW-Modus. Statt des Akkus passt auch ein mitgelieferter Netzadapter in den Schacht. Der wird mit dem Ladegerät verbunden, und schon hängt die Kamera am Netz. Noch besser wäre ein Lader, der gleichzeitig Akkus lädt und die Kamera mit Strom versorgt.
Im Arbeitseinsatz
Wie die Canon EOS 1Ds setzt auch die Kodak 14n auf einen CMOS-Chip im Kleinbildformat. Damit sind die Nikon-Objektive der AF-Serie ohne Umrechnung der Brenn-weiten voll einsetzbar. Jedenfalls theoretisch. Das sehr gute AF-Nikkor 1,8/50 mm führte im Programmmodus zu überbelichteten Bildern, sodass wir die Belichtung in der Software korrigieren mussten. Andere Objektive wie das Micro-Nikkor AF 2,8/60 mm D arbeiteten dagegen einwandfrei mit der Kodak zusammen. Grundsätzlich sollte man an der 14n nur Top-Objektive mit besonders hoher Auflösung einsetzen, da sonst die Optik die Bildqualität limitiert.
Das Abspeichern der Bilder geht recht schnell, JPEGs brauchen etwa zehn Sekunden und damit doppelt so lange wie die ebenfalls möglichen RAW-Dateien, bei Kodak DCR-RAW genannt. TIFF gibt's nicht. Der Speicher schafft bis zu sechs vollformatige Bilder in Serie mit einem Aufnahmeabstand von knapp zwei Bildern pro Sekunde. Im Basic-Modus macht die Kamera nur RAW-Bilder, normale JPEGs und die nachträglich korrigierbaren ERI-JPEGs gibt's zusätzlich im Experten-Modus. Die ERI-JPEGs bieten wie die RAW-Dateien den Zugriff auf von der Kamerasoftware unbearbeitete Originaldaten, sodass nachträgliche Korrekturen ohne Qualitätsverluste möglich sind. Bei den ERI-JPEGs hat lediglich eine Komprimierung stattgefunden. Großer Malus: Die 4- oder 16-fache Wiedergabelupe steht nicht für JPEG-Bilder zur Verfügung. Wer die Schärfe kontrollieren will, ist auf RAW-Daten angewiesen. Eine RAW-Datei hat 14 MB und kann nur über die mitgelieferte DCS-Photodesk-Software geöffnet werden. Dafür bietet sie viele Korrekturmöglichkeiten wie Rauschunterdrückung und Schärfekorrektur. Die kanalweise 12-Bit-Signalverarbeitung sorgt bei der typischen 8-Bit-Photoshop-Weitergabe für einen großen qualitätsunschädlichen Belichtungskorrekturspielraum. Das ist praktisch, denn die Automatik neigt zu Überbelichtung. Der Weißabgleich stimmt ebenfalls nicht immer, es sei denn, er wird mittels eines Pipettensymbols im Menü auf einen intern vorliegenden Graukeil abgeglichen. Das ist etwas umständlich - muss doch der eigene Graukeil erst mit dem Motiv mitfotografiert werden -, aber sehr effektiv.
Der Bildlook bis hin zur Retro-Sepia-Anmutung kann ebenfalls in
Photo-Desk mittels spezieller Kodak-Schablonen geändert werden. Für die ERI-JPEGs liefert Kodak ein ganz ähnlich gestaltetes Programm als Photoshop-Plugin, das ebenfalls die hei der Aufnahme definierten Parameter nachträglich anpassen kann, nur eben mit dem Unterschied, dass hier bereits komprimiertes Material bearbeitet wird.
Wer eine Aufnahme zugleich als JPEG- und RAW-File speichern möchte, kann dies tun und die Daten entweder auf eine Karte packen oder auf zwei verteilen. Schließlich bietet die Kodak neben dem CompactFlash- auch einen SD-Card-Slot. Unter den Kamerafunktionen stehen viele Individualanpassungen der Belichtung und Fokussierung zur Verfügung, Bracketing gibt es für Blende und Blitzbelichtung. Zum Blitzsynchronanschluss gehört ein intelligenter Blitzschuh und darüber hinaus ein Aufklappblitz mit Leitzahl 12. Belichtung und Schärfe können gemeinsam oder getrennt per Extrataste vor dem Auslösen gespeichert werden. Im Vergleich zur Canon EOS 1Ds bietet die Kodak allerdings eine niedrigere Blitzsynchronzeit von 1/125 Sekunde sowie einen Sucher, der nur 92% des Bildfeldes zeigt (EOS 1Ds: ca. 100%).
Es stehen fünf Autofokusmessfelder zur Verfügung. Die Spiegelvorauslösung wird in einigen Monaten als Software-Update allen Kunden gratis zur Verfügung gestellt.
Die Bildqualität
Die Fakten zur Bildqualität aus unserem Messlabor sprechen eine deutliche Sprache. Gab es im Vorfeld manch kritische Stimme, beweisen unsere Testergebnisse die Spitzenstellung der Kodak DCS Pro 14n - wenn der Fotograf Objektive mit äqivalenter, sehr hoher Auflösung nutzt. Mit 2470 Linienpaaren pro Bildhöhe steht die DCS-14n auf Platz eins. Auch der Rauschabstand ist ausgezeichnet; er liegt bei 86 S/N. Voraussetzung zum Erreichen dieser Top-Performance ist allerdings ein eingestellter 1SO-Wert von 80/20xGRADx oder 100/21xGRADx. Bei ISO 400/27xGRADx steigt das Rauschen, liegt aber immer noch bei sehr guten 55,9 S/N. Gleichzeitig sinkt der Kontrastumfang.
In der Praxis arbeitet die Scharfeinstellung hochgradig zuverlässig. Auch lässig in der Automatik mitfotografierte Bilder waren knack-scharf, und auch wenn die Belichtung nach der Übertragung in den RAW-Konverter fast stets einer Korrektur bedarf - der Bildeindruck stimmte. Vergrößerungen auf 100% in Photoshop zeigten ein sehr detailreiches Bild, das bei den getesteten hochklassigen Objektiven nur an den äußersten Rändern leichte Aberrationen erkennen ließ. Bei Aufnahmen ab ISO 250 zeigte die 100%-Darstellung jedoch eine spezielle Digitalkörnigkeit, und auch der flachere Kontrast wurde sichtbar. Andererseits soll ja auch bei konventionellem Film mit ISO 400/27xGRADx schon mal eine gewisse Körnigkeit aufgetreten sein.
Fazit
Martin Biebel, Dipl.-Ing. Medientechnik
Satte 103 Punkte bei ISO 80 machen Kodaks 14n zur Spitzenreiterin der COLORFOTO-Bestenliste. Zur überragenden Bildqualität kommt eine gute Bedienbarkeit hinzu - trotz einiger kleiner Schwächen wie einem fehlenden zweiten Einstellrad für Hochformataufnahmen. Grundsätzlich empfehlen wir bei der Kodak 14n RAW-Daten, der schnelle JPEG-Schuss kann in der Kamera weder kontrolliert noch belichtungsseitig optimiert werden.
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