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Artikel

2005

KAMERAS NEUVORSTELLUNG

Neues SLR-System

Olympus E-1

Im September startet Olympus mit der E-1-Kamera und zunächst fünf Objektiven sein neues Spiegelreflexsystem für die digitale Fotografie. Das "4/3-System" basiert nicht auf einer älteren Kleinbildlösung, sondern wurde speziell für die digitale Fotografie als offener Standard konzipiert.

Ende Juni präsentierte Olympus erste Prototypen seines neuen E-1-Systems, um dessen Leistungsfähigkeit zu demonstrieren. Das spritzwasserfeste Magnesium-Gehäuse der Olympus E-1 basiert in der Form auf dem schon von E-10 und E-20 her bekannten und bewährten Design. Kernstück ist der neue, von Kodak gefertigte 13,1 x 17,4 mm große 4/3-Sensor mit 5 Megapixel mit einer Diagonale von 21,8 mm. Die Architektur dieses "Full Frame Transfer"-Chips (FFT-CCD) hat Kodak so ausgelegt, dass die Pixel mehr Nutzfläche bekommen, indem die für das Auslesen benötigten Leiterbahnen in eine zweite Ebene gelegt wurden. Das Ziel ist ein höherer Rauschabstand - die E-1 wird Empfindlichkeiten bis ISO 3200/36xGRADx bieten - und eine größere Dynamik, also eine bessere Zeichnung in Schatten und Lichtern. Um Bildstörungen durch die bei Kameras mit Wechselobjektiven immer drohenden Staub- und Fusselpartikel auf der Sensoroberfläche zu vermeiden, hat Olympus die E-1 zudem mit einer Art "Ultraschall-Staubsauger" ausgestattet: Auf dem Sensor sitzt eine Schutzschicht, die bei Bedarf mit Vibrationen im Ultraschallbereich Verschmutzungen nach unten auf eine adhäsive Folie rieseln lässt, wo sie festgehalten werden.
Um die Möglichkeiten des Sensors kompromisslos ausnutzen zu können, besitzt die Olympus E-1 ein im Vergleich zum Sensor besonders großes Bajonett. Das gibt den Objektiventwicklern die nötige Freiheit, ihre Konstruktionen optimal auf die physikalischen Gegebenheiten der CCD-Technik abzustimmen. So setzt Olympus bei den neuen E-1-Systemobjektiven auf "telezentrische" Konstruktionen. Der entscheidende Punkt dabei ist der annähernd parallele Einfall der Lichtstrahlen bis in die Randbereiche des Sensors. Die Verwendung "normaler" Wechselobjektive an Digital-Spiegelreflexkameras führt in der Regel - vor allem bei großen Bildwinkeln und hohen Lichtstärken - dazu, dass die Randstrahlen schräg auf dem lichtempfindlichen Element auftreffen. Beim Film ist das egal, beim Sensor führt dies jedoch zu Abbildungsfehlern.
Als weiteren entscheidenden Punkt nennt Olympus die hohe Auflösung der neuen Objektive, die speziell für die digitale Fotografie gerechnet wurden. In der Tat reicht die Auflösung mancher Kleinbildobjektive nicht für die hohe Pixelzahl der CCDs aus.
Zu einer besseren Bildqualität bei allen Brennweiten trägt schließlich noch ein neuer Kommunikationsstandard bei. Er ermöglicht die Übertragung objektivspezifischer Werte für Vignettierung und Verzeichnung zur E-1. Die Kamera-Elektronik korrigiert die Bildfehler entsprechend, bevor die Bilddateien gespeichert werden.
Mit der E-1 hat Olympus fünf Objektive vorgestellt. Die Zooms 2,8-3,5/14-54 mm und 2,8-3,5/ 50-200 mm sollen zeitgleich mit der neuen Kamera lieferbar sein, ebenso das Makro 2/50 mm und das Super-Tele 2,8/300 mm. Ein Weitwinkelzoom 2,8-3,5/11-22 mm ist für das Jahresende angekündigt. Wer die Brennweitenangaben für das 4/3-System mit KB-Werten vergleichen will, muss sie einfach nur verdoppeln. Theoretisch wären über einen mechanischen Adapter auch alte OM-Zuiko-Objektive an der E-1 verwendbar. Olympus unterstützt diese Lösung jedoch nicht, da nur mit den neuen Objektiven die bestmögliche Bildqualität realisierbar ist.
Zu den weiteren speziellen Charakteristika der E-1 gehören mit USB 2.0 und Firewire (IEEE 1394) zwei schnelle Schnittstellen zur Datenübertragung und ein Verschluss mit einer MTBF (Meantime between failure = durchschnittliche Dauer bis zum Auftreten eines Fehlers) von garantiert mehr als 150 000 Auslösevorgängen. Die Beschränkung hei den Speicherkarten auf CompactFlash Typ 1 und 11 inklusive Microdrive ist allerdings ein kleiner Rückschritt im Vergleich zu E-10/E-20 mit doppeltem Katen-Slot. Ein zweiter Einschub für xD-Karten würde auch der E-1 gut stehen. Mit der Kamera liefert Olympus die völlig neue Viewer-Software, die mit vielfältigen Funktionen die Arbeit unterstützt.
Am professionellen Anspruch orientiert sich auch das neue E-1-Zubehörsystem. Dazu gehören diverse Blitzgeräte sowie alternative Stromversorgungsmöglichkeiten. Bislang hat Olympus nur einen Preis von etwa 2200 Euro für das E-1-Gehäuse genannt. Für die Objektive stehen noch keine Preise fest, aber ein Einstiegs-Set, bestehend aus E-1-Body und 2,8-3,5/ 14-54-mm-Zoom dürfte für knapp 3000 Euro zu haben sein.

Kommentar

Überzeugender Eindruck

Die erste Kamera und die ersten Objektive des E-1-Systems sowie die damit erzielten Ergebnisse hinterlassen einen überzeugenden Eindruck. Doch so gut das System sein mag, mit entscheidend für einen Erfolg des offenen 4/3-Standards wird sein, wer sonst noch außer Olympus dabei wirklich mitmacht und nicht nur sein Interesse daran erklärt. Die digitalen Canon- und Nikon-SLRs haben sich bei den Profis etabliert, und diese Entwicklung dürfte schwerlich rückgängig zu machen oder auch nur umzulenken sein. Eine echte Chance, sich als Alternative zu etablieren, hat das 4/3-System aber nur auf einer breiten Basis. Drücken wir Olympus die Daumen. Das 4/3-System hat eine Chance verdient.

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