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Artikel
2005
KAMERAS NEUVORSTELLUNGEN
Canon EOS 300D
Preisoffensive
Sechs Millionen Pixel in einem SLR-Gehäuse für wenig mehr als 1000 Euro: Mit diesem Rezept soll die neue Canon EOS 300D zum Renner im Markt der digitalen Kameras werden. Für 100 Euro mehr gibt's ein neues Standardzoom gleich dazu.
Politiker und Werbestrategen lieben einfache Botschaften. So gesehen hat die Canon EOS 300D das Zeug zum Selbstläufer, denn erstmals rückt eine Spiegelreflexkamera mit sechs Millionen Pixel Auflösung in die Nähe der 1000-Euro-Marke: 1100 Euro soll das Gehäuse zur Markteinführung kosten, 1200 Euro im Set mit dem neuen Standardzoom EF-S 18-55 mm. Zieht man die marktübliche Preisentwicklung eines digitalen Produkts ins Kalkül, wäre ein Setpreis von rund 1000 Euro für das Weihnachtsgeschäft durchaus denkbar. Schon deshalb, weil die neue Canon-SLR dem Markt gewaltig Auftrieb geben soll: "Wir rechnen bis Ende des Jahres mit 400 bis 500 Prozent Stückzahl-Wachstum im Bereich der digitalen Spiegelreflexkameras im Vergleich zu 2002", meint jedenfalls Hiroshi Komatsuzaki, Leiter der Abteilung Consumer Imaging bei Canon Europe. Ebenfalls aus Canon-Kreisen kommt die Prognose, der Anteil des japanischen Herstellers am europäischen SLR-Markt werden sich damit von bisher 40 auf 50 Prozent erhöhen. Und die EOS 300D spiele dabei eine Schlüsselrolle. Dies erscheint realistisch, denn schon immer waren preisgünstige, aber anspruchsvolle SLR-Kameras ein entscheidender Faktor für die hohe Marktpräsenz der Firma Canon - der Bogen spannt sich von der AE-1 des Jahres 1976 über die EOS 500 bis zur heutigen EOS 300.
Das Kamerakonzept
Der Blick auf die technischen Daten der EOS 300D offenbart viele Gemeinsamkeiten zum größeren Schwestermodell EOS 10D. Für die Bildaufzeichnung ist in beiden Fällen ein CMOS-Sensor mit 6,3 Mio. Pixel zuständig, für die Fokussierung ein AF-System mit sieben (auch einzeln anwählbaren) Punkten. Beide Kameras bieten dem Anwender die Wahl zwischen 12 verschiedenen Betriebsarten, darunter Zeit-, Blenden- und Programmautomatik, diverse Motivprogramme sowie die manuelle Einstellung von Zeit und Blende. Die korrekte Belichtung wird wahlweise mit Mehrfeldmessung (35 Messpunkte), mittenbetont oder selektiv ermittelt.
Wichtigster Unterschied: Während Canon beim Gehäuse der EOS 10D Magnesium- und Kunststoffelemente mischt, wird das Gehäuse der EOS 300D ausschließlich aus Kunststoff gefertigt. Es ist dadurch leichter (560 g gegenüber 790 g), aber auch weniger robust. Anwender mit professionellen Ambitionen werden deshalb auch künftig lieber zum fast doppelt so teuren Schwestermodell greifen, das weiterhin im Markt bleibt. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die EOS 10D mehr Bilder in Serie ermöglicht - bis zu neun gegenüber vier bei der EOS 300D. Die maximale Bildfrequenz ist mit drei Bildern pro Sekunde (EOS 300D: 2,5 B/s) aber nur gering höher.
Modifiziert hat Canon das bei den digitalen Schwestermodellen dominierende Bedienkonzept: Anstelle des zentralen Datenrades mit integrierter Bestätigungstaste (Set) findet sich jetzt ein Vierwegschalter, ebenfalls durch eine Set-Taste ergänzt. Den Grund für diesen Gesinnungswandel darf man im Konkurrenzumfeld der EOS 300D suchen, wo ein Vierweg-Schalter eben Standard ist.
Gänzlich verzichtet hat Canon bei der EOS 300D auf Custom-Funktionen, von denen die EOS 10D nicht weniger als 17 zu bieten hat. Viele davon wird man kaum vermissen. Offen bleibt derzeit die Frage, ob und wie sich die neue Kamera beim Blitzen mit Blendenvorwahl (Zeitautomatik) auf Langzeitsynchronisation schalten lässt. Bei der EOS 10D ist dafür beispielsweise die Custom-Funktion 3 zuständig. Erfreulich: Der eingebaute Blitz klappt deutlich weiter aus als bei der EOS 10D; der Reflektor befindet sich fast 90 mm oberhalb der optischen Achse. Dies beugt dem Aufkommen des Rote-Augen-Effekts bei Porträts vor.
Zoom-Objektiv nach Maß
Zeitgleich mit der neuen EOS stellt Canon das Zoom-Objektiv EF-S 3,5-5,6/18-55 mm vor. Gemessen am Bildwinkel-Faktor (1,6) des verwendeten CMOS-Sensors stellt das neue Objektiv Brennweiten von 29 bis 90 mm bereit. Standardzooms dieses Typs, früher die Regel, müssen Besitzer digitaler SLR-Kameras derzeit mit der Lupe suchen. Schade deshalb, dass sich das neue Objektiv nur an der 300D verwenden lässt. Der Grund: Canon hat die Spiegelgröße bei der EOS 300D dem im Vergleich zum KB-Film kleineren Sensor angepasst. Damit ließ sich die Hinterlinse näher an den Bildsensor heranrücken, was die Konstrukteure in die Lage versetzte, ein ebenso kompaktes wie preisgünstiges Zoomobjektiv mit 18 mm Anfangsbrennweite zu realisieren. Ein weißer Indexpunkt am Bajonett unterscheidet das EF-S 18-55 von anderen Systemobjektiven des Canon-Programms mit EF-Bajonett, zu dem die EOS 300D voll kompatibel ist. Für den Fall, dass das neue Ex-S-objektiv versehentlich an einer anderen Kamera angesetzt wird, hat Canon ebenfalls vorgesorgt: Ein gummierter Ring am Hinterglied soll das Verkratzen des Spiegels verhindern. Im übrigen will Canon das EF-S 18-55 ausschließlich im Set mit der EOS 300D anbieten, wohl um Fehlkäufen vorzubeugen.
Fazit
Karl Stecht
Es geht abwärts - glücklicherweise nur mit den Preisen bei digitalen SLR-Kameras. Wer bisher eher lustlos mit einer digitalen Kompaktkamera geliebäugelt hat, weil er sich die Wahl des Objektivs nicht aus der Hand nehmen lassen will, kann in Kürze einsteigen. Bringt die EOS 300D die von der 10D gewohnte Bildqualität, ist sie viel mehr als ein Preiskompromiss, sondern eine bisher nicht dagewesene Alternative. Vielleicht sogar ein weiterer Meilenstein in der noch jungen Geschichte der Digitalfotografie.
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